Nur nicht fackeln!

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Marco-Polo-Jagd auf dem Dach der Welt, im Pamir. Auszüge aus dem neuen Buch von Kai-Uwe Denker „Aus großen Höhen“. Darin beschreibt er seine Reisen nach Tadschikistan, Kirgisien und Kasachstan auf Marco Polo und Steinbock.

Von Kai-Uwe Denker

 

Da diese großartige Jagd zu einem erheblichen Teil von Missstimmungen begleitet wurde, möchte ich mich hier ein wenig mit den Hintergründen und Ursachen eines Aspektes befassen, der meine Reisen in die asiatischen Hochgebirge stets begleiten sollte. Für denjenigen, dem es lediglich darum geht, diese so prestigeträchtigen Trophäen asiatischen Bergwildes an die eigene Wand zu nageln, mag der zwischenmenschliche Aspekt unwichtig sein. Er mag darüber lächeln oder die Achseln zucken, wenn es zu Reibereien kommt, wer nicht viel Wert auf jagdliche Aspekte legt, mag sie glatt umgehen.
Zum einen liegen die Ursachen ganz sicher in der völlig verschiedenen Mentalität eines innerasiatischen Reitervolkes einerseits und eines kühlen, aber romantisch veranlagten europäischen Fußwanderers andererseits. Im feurigen „Hals-über-Kopf“ einerseits und im weitausgreifenden Schritt und dem schweifenden Auge andererseits.
Solche Gegensätzlichkeiten jedoch müssen beileibe nicht zu Reibereien führen, wenn gegenseitige Achtung besteht. Zudem sind die Übergänge dieser Wesensarten gewiss gleitend. Doch was neu für mich war, war ein merkwürdiger – ich möchte sagen engstirniger – Stolz, der nichts anderes neben sich gelten ließ und der mitunter von einem Schuss Verschlagenheit durchmischt war. Jene fünf Tage, die ich schließlich im Hohen Pamir, auf dem sagenumwobenen „Dach der Welt” verbracht habe, sind eingerahmt in eine langwierige Anreise nach tagelangen, hinhaltenden Verzögerungen, bis das überbuchte Jagdcamp frei wurde und eine hektische Abreise, die es der nächsten Gruppe wiederum ermöglichte, das Camp zu beziehen.
Fünf Tage, in denen ein großartiges Abenteuer abzurollen hatte, fünf Tage aber auch unter den gewiss extremen Bedingungen dieses weltentrückten Hochlandes. Fünf Tage, in denen ein langgehegter Lebenstraum Wirklichkeit werden sollte, fünf knappe Tage des Schnupperns am Sein und Wesen eines über alle Maßen großartigen Wildes.
Auf unserer Fahrt in die Pamir-Hochebene hinein überqueren wir eine Geländestufe, dahinter senkt sich die Landschaft zu einer weiten Mulde, hinter der sich nun große und bizarre Gebirge erheben, und so langsam bekommt das „Dach der Welt” nun sein eigenes, herbes Gepräge. Wir passieren ausgetrocknete Salzseen, deren weißlicher Boden der öden Landschaft einen neuen Kontrast verleiht, und einen noch gefüllten See, dessen blaue Wasserfläche, in dem sich die fernen Bergzüge spiegeln, die Hochgebirgswüste erfrischt. Wir beziehen nun unsere makellos sauberen, mit Furnierholz getäfelten und Teppichböden belegten Zimmer. Jeder von uns Dreien hat ein eigenes – ein für einen Eigenbrötler wie mich äußerst wichtiger Aspekt. Schließlich treffen wir uns zum Abendessen im Aufenthaltsraum, in dem sich bei unserem Eintreffen die gesamte Campbelegschaft gebannt um den flimmernden Bildschirm versammelt hatte, sich jedoch dezent zurückzieht – allerdings ohne den störenden Flimmerkasten abzuschalten.Erst auf unsere Bitten hin wird der Fernseher abgeschaltet.

 

Höhenkrankheit

 

An diesem ersten Abend im Pamir-Hochland horchen wir bei Abendbrot und anschließendem Tee mit Zitrone zunächst einmal in uns; wie werden wir die Höhe verkraften, zeigen sich bereits erste Anzeichen der Höhenkrankheit? Axel hat sich durch die Einnahme von Diamox vorbeugend gegen die Höhenkrankheit abgesichert, und ich habe mich in Kirgisien zehn Tage lang auf einer Höhe von mehr als 3.000 Meter vorbereitet. Stefan, obendrein der bei Weitem Älteste in unserer Gruppe, hofft auch so mit der Höhe zurechtzukommen – eine Hoffnung, die sich leider nicht erfüllt.
Kurze Zeit später werden wir nach draußen gerufen. Auf dem Grat des Bergrückens westlich des Camps ist ein ganzes Rudel von Marco-Polo-Schafen gegen den Horizont sichtbar. Im Windschatten gegen die Hauswand geschmiegt, betrachten wir fasziniert die Wildschafe durch unsere Ferngläser. Es handelt sich überwiegend um Schafe und Lämmer, doch 2 oder 3 kastenförmige Widder sind ebenfalls darunter. Mit hoch vorgerecktem Windfang marschieren die massigen Widder in Imponierhaltung zwischen den Schafen hin und her. Der zottige Vorschlag und die runde Wölbung der Schnecken sind auch auf die große Entfernung deutlich zu erkennen.
Mein sehnlicher Wunsch besteht darin, einen Marco-Polo-Widder auf weidgerechte Art und Weise anzupirschen und mit einem sauberen Schuss ohne Zielfernrohr auf vertretbare Entfernung zu strecken. Gewiss bin ich kein Zauderer und der Letzte, der nicht das Wagnis eingehen würde, einmal hinzuhalten und einen weiten Schuss zu riskieren, wenn es denn sein muss. Aber dies soll nicht der Ausgangspunkt der Jagd sein – und all das hatte ich im Vorfeld lang und breit mit dem Vermittler besprochen.
Wir hatten ausdrücklich darum gebeten, es am ersten Tag ruhig angehen zu lassen, so dass wir ein klein wenig Gelegenheit hätten, uns an die Höhe anzupassen. Doch was bedeutet Akklimatisation schon für jemanden, der sein Leben lang auf einer Höhe von über 4.000 Metern verbracht und nichts anderes von der Welt gesehen hat? Roma schreitet unerbittlich bergan, und da mein Stolz es mir nicht zulässt, etwas zu sagen, beiße ich die Zähne zusammen und halte mit. Doch es ist verrückt. Ich tue etwas, wovor ich ausdrücklich gewarnt wurde, nämlich mich auf Anhieb zu verausgaben. Ich halte alle 50 Meter kurz an, um wenigstens etwas zu verschnaufen. Und ich gerate so richtig in Rage. Die Bedingungen bei eisiger Kälte und großer Höhe sind extrem. Ich verfluche den Jagdführer in die Hölle. Als wir nach diesem Sturmaufstieg den Bergrücken auf 4.553 Meter erreicht haben, wendet Roma sich um, legt mir die Hände auf die Schulter und lobt mich überschwenglich – und mein ganzer Ärger ist verflogen.
Nirgends ist ein Stück Wild zu sehen, und so gehen wir vorsichtig auf dem Bergrücken entlang, um immer wieder anzuhalten und das Gelände abzuglasen. Erst am späten Nachmittag entdecken wir zunächst ein größeres Rudel Marco-Polo-Schafe und dann nach und nach noch andere Grüppchen der begehrten Wildschafe; alle weit entfernt bei jenen schneegepuderten Bergen und nur als winzige, sich gemächlich bewegende Pünktchen.
 
Zum ersten Mal verspüre ich nun, während wir mit dem Abstieg beginnen, einen Hauch jener weltfernen Faszination, die dieses abgelegene Hochland einst so legendär gemacht hat. Was mag es für ein Gefühl gewesen sein, als die frühen Marco-Polo-Jäger den Hohen Pamir eroberten, ohne die Hilfe von Fahrzeugen ihre Widder erarbeiten muss ten? Oder gar erst Marco Polo selbst, der im 12. Jahrhundert als 1. Europäer das „Dach der Welt” erstiegen hatte.
Noch bei Dunkelheit frühstücken wir und sind mit Hellwerden unterwegs. Diesmal verlassen auch Roma und ich das Camp zunächst im Jeep. Ich bin heute total matt, jeder Schritt bergauf wird zur Qual, und die Energie, die ich gestern Nachmittag noch aufbringen konnte, fehlt mir heute völlig. Schwerfällig schleppe ich mich bergan, ich habe Schmerzen in der Brust, die eisige Kälte setzt mir zu. Als wir den Höhenrücken auf 4.600 Metern erreichen, sehen wir vor uns überall Schafe bergan ziehen. Offenbar war das Wild während der Nacht aus den verschneiten Regionen zum Äsen talwärts gezogen und wechselt nun wieder zurück in die Tageseinstände.
Im Gegenlicht der grell-gelblich über die Kämme flutenden Sonnenstrahlen ziehen drei Widder gelassen auf dem gegenüberliegenden Grat entlang – eindrucksvolle, hochläufige Gestalten mit einem kastenförmigen Wildkörper. Die Rückenlinie setzt sich vor dem etwas erhöhten Widerrist gradlinig in Nacken und Haupt fort. Sie tragen den rund vorgewölbten Nasenrücken hoch vorgereckt – fast in der Manier eines sichernden Büffels.
Gegen Mittag entdecken wir dann eine Gruppe von 10 bis 12 Widdern, darunter einen, den die Guides auf die weite Entfernung als stark ansprechen. Wir beginnen nun also wieder einen langwierigen Aufstieg, der sich zunächst über eine sanft ansteigende Bodenwelle hinzieht. Trotz der geringen Steigung schleppe ich mich mühsam und kraftlos voran. Ich fühle mich wie in einem jener Träume, wo man irgendetwas ausführen möchte, aber nicht von der Stelle kommt.
 

Treibjagd wider Willen

 
Schließlich erreichen wir den Kamm der Wölbung, die dem weiten Gebirgskessel vorgelagert ist und kauern uns in die Deckung einiger Steine. Etwa 600 Meter entfernt ziehen die Widder gemächlich äsend bergan, um sich schließlich einer nach dem anderen in den mit kleinen Schneefeldern durchsetzten steinigen Hang wiederkäuend niederzutun, wobei sie alle mit hoch erhobenem Haupt in das Tal herabsichern. Wir ziehen uns hinter die Wölbung zurück und gehen zum Jeep hinab, um den Bergrücken zu umfahren.
Hier machen wir zunächst einmal Brotzeit und steigen schließlich bergan. Der zweite Guide bleibt beim Fahrzeug. Erst später wird mir klar, dass nun eine Treibjagd geplant ist. Ich habe auf einmal wieder Luft und das Gefühl, dass meine Kräfte zurückkehren. Unten in der Ebene setzt sich das Fahrzeug mit dem Hilfsguide in Bewegung. Als ich Roma befrage, bedeutet er mir mit Gesten, dass der Jeep den Bergrücken wieder umfahren würde, um uns die Schafe entgegenzutreiben. Dies ist überhaupt nicht nach meinem Geschmack, doch ändern kann ich an diesem Plan nun nichts mehr. Schließlich haben wir den Bergrücken in Höhe von 4.936 Meter erreicht.
Nachdem ich meine Waffe geladen habe, pirschen wir mit äußerster Vorsicht voran, um in den Hang auf der anderen Seite sehen zu können. Immer wieder halten wir an und spähen durch unsere Ferngläser. Doch die Widder liegen offenbar in einer Mulde verdeckt. Und dann entsteht plötzlich Hektik. Die Schafe kommen nämlich in voller Flucht über die Wölbung. Dichtgedrängt flüchten sie auf etwa 150 Meter vor uns entlang, ihre Hufe rauschen knirschend im Schnee, während Roma immer wieder ruft: „Shoot, shoot!“ Doch an einen sauberen Schuss ist überhaupt nicht zu denken. In dem Gedränge grau-weißer Wildkörper, zottiger Vorschläge und wippender Schnecken können wir nichts ansprechen – und soll ich etwa in den Pulk hineinschießen? Dann ist der Spuk verschwunden. Als ich am Abend höflich über Anton bitten lasse, dass ich gerne einen Marco-Polo-Widder erpirschen und nicht auf getriebene Schafe schießen möchte, reagiert der Hauptjagdführer und Campmanager sehr unwirsch. Er lässt ausrichten, dass wir nicht in Afrika wären und dass die Jagdführer das Drücken des Wildes am Nachmittag für die beste Möglichkeit gehalten hätten.
Schade, dass die Jagdführer auf dem „Dach der Welt” nicht genug Selbstbewusstsein besitzen, gelassen mit einem jagderfahrenen Kollegen umzugehen. Gerade die kollegiale Verbundenheit hatte damals in Kasachstan ein besonders gutes Auskommen mit Jumatai bewirkt, und wir hatten wunderbar zusammen gejagt. Wenn man einander jedoch mit Komplexen begegnet, ist das Auskommen von vornherein getrübt.
Am nächsten Tag beobachten wir, wie eine große Gruppe von sicher 50 Schafen über eine Wölbung verschwindet. Bei diesem Rudel befinden sich etwa 12 bis 15 Widder. Wir steigen in den Hang. Als wir schwer atmend eine entsprechende Position erreicht haben, entdecken wir die Widder auf dem Plateau eines kleinen, flachen Hügels ruhend und von einer eindrucksvollen Kulisse aus Gletschern und mit kleinen Schneefeldern durchsetzten schwarzen Bergen umgeben.
Noch am Morgen habe ich erlebt, wie vorsichtig und geschickt die Marco-Polo-Schafe sich stets positionieren, wie sie Geländebeschaffenheiten, die einem Feind Deckung bieten könnten, nach Möglichkeit weiträumig umgehen. Nimmt man die extremen Bedingungen ihres Lebensraumes hinzu, so wird deutlich, dass die faire Bejagung eines Marco-Polo-Widders in der Tat eine extreme Herausforderung darstellt. Doch jeder erfahrene Jäger weiß auch, dass irgendwann immer eine überraschend günstige Gelegenheit entsteht, wenn man nur lange genug dranbleibt.

Keine Verständigung über Jagdstrategie

„Nur nicht fackeln,“ geht es mir durch den Kopf, als ich den Buckel fast erreicht habe, „schau dich noch einmal um, wenn die Zeit es erlaubt, aber richte dich schon einmal nach links hin ein.“ Mir fehlen vielleicht noch zwei Meter, und ich weiß bis heute nicht, was passiert ist. Ich vermute, dass der zurückgebliebene Hilfsguide sich hinter uns aufgerichtet hat, um die Aktion verfolgen zu können. Denn plötzlich rauscht es hinter dem Buckel im Schnee, als die Schafe aufspringen und flüchten. Während ich mich hastig aufsetze und die Ellenbogen im Anschlag auf den angewinkelten Knien abstütze, schießt es mir noch einmal in wilder Entschlossenheit durch den Kopf: „Nur nicht fackeln!“
Vor mir flüchten die Widder in einem dichten Pulk aus der Mulde. An Ansprechen ist nun schon gar nicht mehr zu denken, und in den Pulk im vorderen Bereich kann ich unmöglich hineinschießen. Doch im hinteren Bereich der Gruppe befindet sich eine kleine Lücke, und bevor sich wieder drei oder vier Wildkörper ineinander verschieben, flüchtet ein hochläufiger, schwerer, kastenförmiger Widder frei von den übrigen Stücken. Ohne dass ich die Schnecken aus der seitlichen Ansicht ansprechen kann – dies auch gar nicht versuche – , erfasst mein Korn den Wildkörper, und ich drücke ab.
Im dumpfen Kugelschlag kommt der Widder aus dem Tritt und fällt sofort hinter die Gruppe zurück, während Roma, der in der rasenden Hektik des Augenblicks nicht dazu gekommen war, mir das obligatorische „shoot, shoot“ in die Ohren zu schreien, nun einen anerkennend zufriedenen Ruf ausstößt. Der kranke Widder war bald in ein langsames Ziehen übergegangen und hatte sich von dem Rudel abgesondert.
Durch unsere Ferngläser erkennen wir nun, dass der Schuss auf den halbspitz flüchtenden Widder etwas zu tief hinter der letzten Rippe eingeschlagen ist. Auch bestätigt sich nun, was ich aufgrund des wuchtigen Wildkörpers im Schuss angenommen habe – dass es sich um einen reifen Widder mit einem weit nach außen schweifenden Gehörn handelt. Das kranke Stück schleppt sich nun noch ein klein wenig in den Hang und geht dort ins Wundbett. Während die eisige Kälte mir nun langsam wieder in das Bewusstsein dringt, breiten sich in meinem Inneren zwei sehr gegensätzliche Gefühle aus.
Schon in dem Moment, als der Widder nach dem dumpfen Kugelschlag sofort langsamer geworden und schließlich ins Wundbett gegangen ist, habe ich die triumphale Gewissheit gespürt, dass der Widder mir nicht mehr entkommen würde. Sie dringt nun als tiefe Befriedigung in alle Fasern meines Seins – ich habe auf dem „Dach der Welt” einen starken Marco-Polo-Widder erbeutet. Ich wäre gerne hinübergegangen, um ihn zu erlösen, doch alle Regeln der Jagd und des Verstandes geboten, das Wild richtig krank werden zu lassen und es vor allem nicht wieder aufzumüden. Wir haben keinerlei Deckung und können uns über die Hochfläche hinweg nicht unbemerkt nähern.
 

Warten auf den richtigen Moment

 
Und so gehen wir weiter auf und ab und schlagen mit den Armen um uns, um nicht zu erfrieren. Ich mag kein falsches Mitgefühl vortäuschen, und als Jäger mit offenen Augen hat man gelernt, dass Schmerz und Qual in der Natur allgegenwärtig sind und dem wachsenden Bewusstsein des Lebens an sich zugrundeliegen müssen. Um keinen Preis hätte ich den Widder wieder hergegeben und dennoch quält mich die Not des gepeinigten Tieres inmitten dieser lebensfeindlichen Welt.
Schließlich gehen wir hinüber, und als wir nur noch wenige Meter entfernt sind, hebt der Widder noch einmal das Haupt, und ich schieße ihm auf den Stich. Roma kniet sich nun vor den Widder auf den Boden und nimmt dessen Kopf in beide Hände, und während seine Lippen jene des verendenden Widders fast berühren, nimmt er den aushauchenden Atem des Marco-Polo-Widders in sich auf und murmelt beschwörende Worte. Dann steht er auf, berührt den Widder an der Stirn und sich selbst an der Brust. Ich habe dem Ritual ergriffen zugeschaut. Auch als der Fahrer und der Hilfsguide später herankommen, berühren sie zunächst den Widder an der Stirn und führen sich die Hand dann in einer dem Bekreuzigen ähnlichen Geste zu beiden Schultern.
Gerne hätte ich den Hintergrund und den Sinn dieses Rituals erfahren, doch als ich Anton am Abend bat, die Tadjiken hierzu zu befragen, wichen sie verlegen aus und sagten nur, dass sie sich gefreut hätten, dass wir den Widder erbeutet haben. Ich will nicht in sie dringen und beließ es dabei. Doch die Hingabe, mit der Roma sich vor den Widder gekniet und das Ritual durchgeführt hat, zeigt mir, dass die Jäger auf dem Hohen Pamir dem Marco-Polo-Widder offenbar eine tiefe Verehrung entgegenbringen.
Einmal mehr bedauere ich, in einen derartig kommerzialisierten Vorgang gepresst zu sein. Leidenschaftlich wünsche ich mir Zeit und Gelegenheit, mich auf dem Hohen Pamir zu akklimatisieren, das Vertrauen eines örtlichen Jägers wie Roma zu gewinnen und etwas über die Gedanken und Gebräuche der Einheimischen zu erfahren, um schließlich einen starken Widder zu erjagen.
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