UKRAINE – Jagdsituation und Perspektiven

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Diese Prognose hat sich keineswegs erfüllt. Heute, 2001, müssen wir uns fragen, was los ist mit der Ukraine, ob damals nicht unrealistische Erwartungen gestellt wurden oder ob es an der grassierenden Wilderei liegt, dass so mancher Karpatentraum zerplatzt ist.
Jede Reise gleicht einem Spiel; immer gibt es dabei Gewinne und Verluste, und meist kommen sie von der unerwarteten Seite“, formulierte treffend schon der reiseerfahrene Goethe. Genauso fühlen sich heutige Ukraine-Jäger. Der eine begibt sich auf die Reise in ein nur wenig bekanntes Land, erlebt dort viel, sieht viel, macht gute Strecke — der Gewinn ist auf seiner Seite.
Ein anderer dagegen muß sich eingestehen, dass seine Erwartungen nicht erfüllt worden sind. Er erlebt dabei oft auch einen finanziellen Verlust und wird sich fragen, was ihn denn eigentlich zur Jagd gerade in der Ukraine bewogen hat.
 
Im Schatten der Hirschjagd

Nach Auskunft der größten westlichen Jagdagenturen bezogen sich die meisten Ukraine-Anfragen auf Rothirsche mit hohen Geweihgewichten (also über 10 Kilogramm, eher über 12). Mehr als 50 Prozent der Gastjäger haben bisher in der Tat eine Hirschjagd gebucht.

Der Grund ist ganz einfach: Hirsche mit schweren Geweihen sind hier ganz besonders günstig. Während in Ungarn ein Elf-Kilo-Hirsch 15.750 Mark kostet, ist er in der Ukraine für nur etwa die Hälfte (8.000 Mark) zu haben.
Bei einem Geweihgewicht von zwölf Kilogramm verlangen die ungarischen Forstverwaltungen 22.550 Mark, die ukrainischen dagegen nur 9.350 Mark, bei einem Recken mit 14 Kilogramm Geweihgewicht ist das ungleiche Verhältnis 36.150 Mark (Ungarn) zu 12.650 Mark (Ukraine). Somit stand und steht immer noch der gesamte Gästejagd in der Ukraine im Schatten der Rothirschjagd [Preisvergleich Ukraine/ Polen/ Ungarn/ Bulgarien].
Zu Beginn der 90er Jahre fielen in der Ukraine in der Tat ein paar Spitzenhirsche mit Geweihgewichten zwischen zwölf und 14,7 Kilogramm. So entstand der Eindruck, dass es dort viele dieser Hirsche gibt. Da sie sehr günstig (ich möchte fast sagen: zu billig) waren, verwundert die hohe Nachfrage überhaupt nicht.
Gut informierte Hirschjäger wissen, dass auch im traditionellen Jagdland Ungarn, das einen hohen und trophäenmässig hochwertigen Rotwildbestand hat, nur ein bis zwei Spitzenhirsche um 14 Kilogramm Trophäengewicht und über 240 CIC-Punkte pro Jagdsaison zur Strecke kommen.
In der Ukraine ist das nicht anders, nur dass der Bestand und die Wilddichte des Rotwildes viel geringer sind als in Ungarn.
Im Augenblick ist die Rotwildsituation (wegen der verstärkten Wilderei und zu geringer Wilddichte) aber derart kritisch, dass einige westliche Agenturen keine Jagd mehr auf Hirsche mit hohen Geweihgewichten in der Ukraine empfehlen.
Natürlich gibt es immer noch gute bis sehr gute Hirschreviere in der Ukraine.

Realistisch gesehen sind hier allerdings lediglich Geweihgewichte zwischen sieben und zehn Kilogramm zu erwarten, alles darüber ist nur Glücksache.

Ein Hirschjäger kann leichter einen Maral mit 13 oder 14 Kilogramm Geweihgewicht auf einer reinen Wildnisjagd in Kasachstan erlegen, als einen Rothirsch dieser Klasse in der Ukraine.
Zu diesen guten Hirschrevieren gehören leider auch die ukrainischen Karpaten nicht mehr. Traditionell und unter dem Einfluss der umfangreichen historischen Karpatenliteratur zählten die ukrainischen Transkarpaten zu den beliebtesten Zielen der Hirschjäger in den letzten Jahren.
Die Wild- und Jagdsituation vor Ort war aber anders als erwartet. Die Gastjäger stürmten sozusagen ein historisches Gebiet, das noch nicht in der Lage war, einen solchen Ansturm auszuhalten.
Die Gäste hatten wenig Anblick, und viele von ihnen waren nicht darauf vorbereitet, in der Bergwildnis der Karpaten auf heimliche Urwaldhirsche zu jagen. Der Jagderfolg blieb bei den meisten Jägern aus. Es gab viele Reklamationen, was zusammen mit der viel zu hohen Wilderei und der geringen Wilddichte das Ukrainische Forstministerium in Kiew dazu bewog, die Karpaten für die Jagdsaison 1998 zu sperren.
Es sind also vor allem zwei Gründe, warum zur Zeit der gesamte Jagdtourismus in der Ukraine nur wegen der erfolglosen Rothirschjagden zu kippen droht. Auf der einen Seite haben potentielle Jagdgäste nur die günstigen Preise für die starken Hirsche im Kopf. Und sie wollen die ernsten Warnungen wegen der geringen Wilddichte und unzureichender Professionalität des ukrainischen Jagdpersonals nicht hören.
So jagten sie in den meisten Fällen auf starke Hirsche, die es dort gar nicht mehr gab, und kehrten enttäuscht nach Hause zurück. Dadurch geriet das ganze Land natürlich sofort in einen äußerst bedenklichen Ruf.
Solche Meldungen und Berichte überschatteten dann auch die teilweise sehr erfolgreichen Jagden auf Rehbock, Sikahirsch, Keiler und Wisent in den guten Revieren, so dass sich potentiell interessierte Gastjäger immer noch nur schwer für diese Jagden entscheiden.
Auf der anderen Seite ist auch die geringe Wilddichte des Schalenwildes in den meisten ukrainischen Revieren an den mageren Jagderfolgen der Jagdgäste schuld. Nach Ansicht eines der größten Ukraine-Anbieters wäre eine der möglichen Lösungen, die Jagd in Gebieten mit geringer Wilddichte bei verstärktem Schutz vor Wilderei für fünf Jahre zu sperren, damit sich die Schalenwildbestände erholen könnten [Jagdzeiten in der Ukraine].
Da der Westen mit seinen eigenen Problemen beschäftigt ist, sind im deutschsprachigen Bereich die Folgen der andauernden Wirtschaftskrise in der Ukraine gar nicht bekannt. Ich bin oft mehrmals im Jahr mit verschiedenen Jägergruppen in der Ukraine und konnte beobachten, wie verwundert die Gastjäger auf die dort vorgefundene wirtschaftliche Situation reagieren.

Wilderei und Vetternwirtschaft
Eine der direkten Folgen der allgemeinen Krise ist die explodierende Wilderei, die mit zum größten Problem der ukrainischen Jagd- und Forstverwaltungen zählt. In einigen Gebieten des Landes ist die Wilderei vor allem des Schalenwildes so stark, dass die Wilddichte dort sehr gering bis katastrophal ist. Die Wilderei ist nicht nur zur Zeit sehr groß, sondern nimmt sogar in einigen Gebieten des Landes immer drastischer zu.
Ukrainische Bürger spüren die Folgen der Krise sehr deutlich. Sie erhalten oft monatelang kein Gehalt. Das Geld fehlt also, und gleichzeitig wird alles teurer. Trotzdem müssen die Menschen irgendwie überleben. So ist es naheliegend, dass der Wald und sein Wild als Selbstbedienungsladen betrachtet werden.
Der Wilderei kann man zur Zeit nicht Herr werden, weil dem Staat die Geldmittel für Jagdinspektionen fehlen. Es gibt nicht genug Wildschutzpersonal, es fehlen Fahrzeuge, Ersatzteile und Benzin für Einsätze. Die Not der Bevölkerung ist so groß, dass die Wilddiebe immer dreister werden und nicht selten auf kontrollierende Beamte sogar das Feuer eröffnen.
In einer solchen Situation, in der nicht einmal hohe Beamte des Forstministeriums von ihren Gehältern leben können, verwundert es nicht, dass sich diese am Geschäft mit dem Jagdtourismus zu beteiligen versuchen.
An seriöse Jagdagenturen aus dem Westen muß deshalb appelliert werden, sich von korrupten Beamten nicht erpressen zu lassen; sie allein können durch ihre Autorität diese in ihre Schranken weisen.
Die Korruption und das Wirtschaften in die eigene Tasche auf Kosten der Gemeinschaft (denn das Wild gehört nicht den Jagd- und Forstverwaltungen, sondern der Gemeinschaft, also allen Bürgern des Staates) ist leider in solchen Krisenzeiten sehr hoch. Es wird eine Zeit dauern, bis sich die Lage stabilisiert und normalisiert hat.
Trotzdem wäre es falsch, die Ukraine zu meiden. Es gibt immer noch genug Reviere, die unter größter Anstrengung des Personals vorbildlich gehegt werden und in denen die Wilderei energisch bekämpft wird.
Viel Schaden in der Ukraine, wie in allen neuen Jagdländern, haben aber auch unseriöse Jagdagenten aus dem Westen angerichtet. Einem solchen österreichischen Betrüger, der sich im deutschsprachigen Bereich sogar als Jagdautor betätigt und als solcher bekannt ist, bin ich schon öfters in den Ländern Osteuropas auf die Spur gekommen.
Sobald ein neues Jagdland erschlossen wird, ist er dort unterwegs, gibt sich als Jagdagent und Jagdjournalist aus und „testet“ Jagdreviere. Im Klartext: Er nutzt die Unerfahrenheit der örtlichen Jagdchefs aus, verspricht ihnen für die Zukunft viele Gäste und jagt und lebt dabei vor Ort umsonst.
Am Ende seines Aufenthaltes (wie zum Beispiel in den ukrainischen Karpaten vor ein paar Jahren) schimpft er in der Regel fürchterlich über die angeblich schlechte Organisation und Unprofessionalität der Förster. Dann packt er seine Trophäen zusammen, verlässt das Land.
Die Leute vor Ort schüchtert er aber mit Drohungen ein, sie dürften kein Geld für seine Jagd verlangen, dafür würde er im Westen nicht erzählen, wie schlecht die Jagd dort sei.
Wenn dann seriöse Vermittler und Gäste kommen, wundern die sich, warum sie von ihren Gastgebern so misstrauisch behandelt werden. Wenn man das alles weiß, kann man vor Ort vieles besser verstehen und als Gast dazu beitragen, Misstrauen abzubauen und faire bis freundschaftliche Beziehungen aufzubauen, so wie das die Jagd verdient.

Jagdliche Highlights
Die bisherige kritische Beleuchtung der Schattenseiten des ukrainischen Jagdtourismus bedeutet aber nicht das Ende der Ukraine als Jagdland. Das wäre eine falsche und völlig übertriebene Schlussfolgerung. Die Ukraine ist nach wie vor jagdlich nur zu einem kleinen Teil erschlossen, und wir sind mit der Auslotung ihrer Jagdmöglichkeiten immer noch nicht sehr weit gekommen.
Das, was sich in unserer Einstellung zur Ukraine zu ändern hat, sind die jagdlichen Schwerpunkte. Wir müssen vom Bild der Ukraine als billiges Hirschland abrücken und uns daran gewöhnen, dass wir in Zukunft hier ganz anders und auf andere Wildarten jagen werden.
Noch vor zwei oder drei Jahren hätte keiner von uns sich träumen lassen, dass die Ukraine eines Tages ein Land der Spitzenböcke und weltstärksten Sikahirsche werden würde.
Viele Jahre lobten wir das vorbildliche Wildmanagement und den persönlichen Einsatz der Jäger und ihres Chefs Vladimir Ostanin aus dem westsibirischen Kurgan. Nach dem Niedergang des Kurgan in den vergangenen Jahren haben wir Reviere in der Ukraine entdeckt, die viel besser verwaltet und gehegt werden. In denen sogar jedes Jahr Trophäen der Rekordklasse fallen.
Nicht im russischen Kurgan oder im kasachischen Karaganda befindet sich das wohl am besten gemanagte Revier der ganzen GUS, sondern eben in der Ukraine! Wegen der starken Konkurrenz der Ukraine-Anbieter wird das leider geheim gehalten, und die Buchungen für solche Spitzenreviere laufen außerhalb der Katalogangebote. Unter Jagdfreunden werden diese Jagden auf stärkste Trophäen für die besten Geheimtipps auf dem Markt überhaupt gehalten.
Die größte Überraschung bereitete in der letzten Jagdsaison die Rehbockstrecke, und zwar nicht hinsichtlich der Menge, sondern in bezug auf die hervorragende Trophäenqualität der Böcke. Neben der Westukraine haben sich vor allem Bockreviere in der Zentralukraine bewährt, in denen im August 1998 sogar ein Rekordbock von einem Jagdgast erlegt wurde.
Mit seinen 630 Gramm, wuchtigen Stangen und langen Enden belegt dieser Bock jetzt mit 66 SCI-Punkten den Platz 1 des SCI. Im Winter darauf habe ich bei einer Hirschjagd dieses Revier besucht, und der örtliche Jagdchef hat mir berichtet, dass ein noch stärkerer Bock bestätigt worden ist. Hier ist die Rehwilddichte sehr hoch, Auf meiner Jagd habe ich jeden Tag 15 bis 45 Stück Rehwild gesehen — für die weitläufigen ukrainischen Reviere eigentlich ziemlich viel.
Für passionierte Sikajäger ist schon ein Hirsch mit einem Geweihgewicht von vier Kilogramm eine Traumtrophäe. Im vergangenen Winter sind aber in der Ukraine mehrere Hirsche der größten Sika-Unterart (Ussuri- oder Dybowski-Sika, Cervus nippon hortulorum) mit Geweihgewichten zwischen 4,5 und 5,8 Kilogramm erlegt worden, darunter auch der neue inoffizielle SCI-Weltrekord.
Wer einen Goldmedaillenwisent in freier Wildbahn erlegen will, ist hier goldrichtig, er muß aber damit rechnen, hart jagen zu müssen. Einen alten Bullen ohne Schnee und Ausfährten zu überlisten, ist fast unmöglich.

Das Wild der Könige
Die Ukraine hat den größten freilebenden Wisentbestand Europas. Wo die Jagd auf normalerweise überalterte Bullen durchgeführt wird, sind in der Regel mehrere alte Bullen bestätigt. Kein Jäger fährt nach Hause, bevor er einen alten Bullen erlegt hat. Ob er aber ein paar Tage mehr dafür braucht, dafür gibt es keine Garantie. Mit etwas Geduld und jagdlichem Können bekommt aber jeder Jäger seinen Wisent.

Bockjagd: Klasse statt Masse
In den riesigen Bockrevieren von 15 000 und mehr Hektar werden jährlich nur 20 Böcke geschossen. Kein weibliches Rehwild oder junge Stücke. Deswegen ist die Zahl der Jagdgäste unvergleichbar gering. Die Ukraine ist nicht Polen und wird auch in Zukunft nur wenige Jagdgäste aufnehmen können.
Der ukrainische Forstminister ist am erfolgreichen Jagdtourismus sehr interessiert (er hat sogar die Dortmunder Jagdmesse persönlich besucht), und er entzog in der letzten Saison allen Revieren die Lizenz zur Durchführung der Jagden für ausländische Gäste, die schlechte Ergebnisse vorwiesen.
Da die Bockjagden im Mai unter Auslandsjägern sehr beliebt sind, hat auch die Ukraine auf Initiative des größten westlichen Anbieters in der Saison 1998 die Bockjagd zum 1. Mai eröffnet. Bockreviere sind ungewöhnlich groß, und die Wilddichte ist gering.
Es ist nicht leicht, einen guten Bock zu finden und zu strecken. Die Bockjagd in der Ukraine ist nichts für ungarn- und streckenverwöhnte Bockjäger, sondern eher für sportliche, geduldige Jäger, die landschaftlich schöne Reviere und Pirsch wie in alten Tagen mögen.
Die Gehörngewichte liegen im Schnitt zwischen 350 und 450 Gramm, starke über 500, in Ausnahmefällen aber auch über 600 Gramm. Das aber, was in Ungarn oder der Wojwodina oft die Tagesstrecke ist, ist in der Ukraine die Strecke einer Woche. Dazwischen liegen aber in einem ukrainischen Revier viel Spannung, Jagdpassion und sogar Abenteuer.
Nicht jedermanns Sache also, denn nicht jeder Jäger ist mit der ukrainischen Ausbeute von zwei bis drei Böcken (die hier relativ günstig sind) pro Woche zufrieden.

Geheimtipp Sikahirsch
Der Leser erinnert sich sicher noch an unseren gemeinsam mit dem österreichischen Sika-Experten Josef Bertagnoli erarbeiteten Bericht über die Jagd auf den Sikahirsch (JAGEN WELTWEIT 4/1995). Damals wußten wir nichts über die wohl einmaligen Jagdmöglichkeiten auf ungewöhnlich starke Sikahirsche in der Ukraine.
Die drei weltstärksten „typischen“ und zwei weltbesten „nicht-typischen“ Sikahirsche (SCI-Rekordbuch von 1997) stammen alle aus Sawidowo, dem Revier des russischen Präsidenten Jelzin in der Nähe von Moskau. Sawidowo ist in jeder Hinsicht wohl das exklusivste und wildreichste Revier der gesamten GUS.
Allein die Grundkosten (für Bearbeitungsgebühr, Einladung und Waffenpermit) betragen hier 800 Dollar, pro Tag zahlt man sogar 400 Dollar und für einen Sikahirsch ganze 3 700 Dollar. Die Trophäenqualität der Sikahirsche ist mit Geweihgewichten von bis über fünf Kilogramm und Stangenlängen bis 32/34 Inch in Sawidowo wirklich herausragend und ich habe nicht gedacht, dass sie übertroffen werden kann.
Was für eine Überraschung war es für mich, als ich dann die gewaltigen Sikahirsche aus den west- und zentralukrainischen Revieren gesehen habe. Sie erreichten nicht nur die Stärke der Sawidowo-Hirsche, sondern übertrafen sie sogar. Mit einem großen Unterschied: In der Ukraine jagt der Jäger auf Sikahirsche der absoluten Weltklasse, zahlt aber pro Tag nur 200 Mark und für den starken Sikahirsch gerade mal 2 800 Mark!
Das ist immer noch ein Geheimtip, der in der letzten Jagdsaison sogar mehrere amerikanische Hirschjäger dazu bewogen hat, die lange Anreise in Kauf zu nehmen, um auf so starke Sikahirsche zu jagen.

Winterkeiler
„Nirgendwo sind momentan die Chancen größer, einmal im Jägerleben ein wahres Hauptschwein zu erlegen, als in den weiten Revieren der Ukraine.“ Mit Recht wirbt mit diesem Slogan einer der größten Ukraine-Anbieter. Der Saujäger kann nur in wenigen Revieren Kanzeln und Kirrungen (die weniger effektiv sind, weil sie dann auch Wilderer anziehen) erwarten, sondern wird auf kleinen Treibjagden mit Hunden, auf der Fußpirsch oder einer winterlichen Pirschfahrt mit Pferdeschlitten starke Keiler bejagen.
In der Ukraine beeindruckt die gewaltige Masse der Keiler, die nicht selten bis 300 Kilogramm auf die Waage bringen können. Ihre Waffen stehen leider nicht immer im Verhältnis zum hohen Körpergewicht. Auch 200-Kilo-Keiler mit nur 18 Zentimeter langen Gewehren wurden gestreckt. Sonst ist die Regel 18 bis 23 Zentimeter, oft mit sehr breiten Waffen.

Keine „Garantie-Jagden“
Zu jeder Reise — und ganz besonders zur Jagd und Jagdreise – gehört das Ungewisse, das Ärgerliche und das Abenteuerliche. Die Agenturen aber, die sogenannte „Garantie“- oder „Qualitäts“-Jagden anbieten, erwecken bei den Jägern nur den falschen Eindruck, dass es etwas Sicheres und Garantiertes auf der Jagd geben könnte.
Eine im Katalog angebotene Jagd ist keine schön verpackte Seife, die man in jedem Geschäft in gleicher Qualität und zu festem Preis kaufen kann. Die Jagd ist kein „Produkt“ und verdient deshalb eine Sonderstellung.
In die Ukraine sollten nur Jäger reisen, die sich überraschen lassen wollen. Die wissen, dass zu jeder Reise das Unbequeme, das Lästige und Unsichere gehört. Stefan Zweig schrieb darüber nicht umsonst folgende Zeilen: „Nur da, wo wir mit Ärger, Unannehmlichkeiten, Irrtum uns einen Eindruck erkaufen, bleibt die Erinnerung besonders leuchtkräftig und stark, an nichts denkt man lieber als an die kleinen Mühseligkeiten, die Verlegenheiten, die Irrungen und Wirrungen einer Reise.“
 
Toma Ivanovic

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