Für viele Jäger bedeutet Jagen die Begegnung mit dem wilden Tier und das Erlebnis der herrlichen Wildnis. Ein solches Jagen pur ist sicher die Bärenjagd, egal ob in Nordamerika, Osteuropa oder Russland. Dieser Bericht informiert über die Jagd auf verschiedene Bärenarten (Stand Juni 2002).
Es ist ein großer Unterschied sowohl im Preis als auch in der Trophäen-Qualität, ob der Jäger auf einen europäischen Braunbären, auf den riesigen Küstenbraunbären in Alaska oder auf den kanadischen Schwarzbären jagt.
Europa
In mehreren Ländern Ost- und Südosteuropas gibt es relativ große und stabile Braunbär-Bestände, nur ist nicht aus allen diesen Ländern die Trophäen-Einfuhr in die EU-Staaten erlaubt.
Nur wenn die Braunen in der Slowakei, Bulgarien, Rumänien, Estland, Slowenien und Russland zur Strecke kommen, kann der Jäger sie in einen EU-Staat einführen. Vorausgesetzt natürlich, dass entsprechende CITES-Dokumente und eine Einfuhr-Genehmigung vorliegen.
Im Vergleich zum starken Küstenbraunbären Nordamerikas ist der europäische Bär nur mittelstark. Im Herbst wiegt ein ausgewachsener Brauner etwa 150 bis 300 Kilogramm, selten mehr, und weist eine Deckenlänge von 170 bis 190 Zentimetern, bei ganz starken Exemplaren aber auch über 200 bis 220 cm auf. Die Färbung der Decke variiert in der Regel zwischen hell- und dunkelbraun.
Wer an einem wirklich starken Braunbären interessiert ist, der jagt in Rumänien oder Russland. Aber auch eine Bärenjagd in der Slowakei hat ihre Reize, vor allem preislicher Natur.
Denn während die Jagd auf einen starken Bär in Rumänien oder Bulgarien leicht 5.000 bis 9.000 Euro kosten kann, muss man im Osten der Slowakei nur ein Drittel zahlen: je nach Körpergewicht 2.000 bis 3.500 Euro.
Das sind keine starken Bären, weil die meisten nur 130 bis 200 Kilogramm wiegen und 300 CIC-Punkte nur selten überschreiten. Im Frühjahr oder im Herbst werden reife Bären am Luderplatz gejagt. Das ist zwar in Osteuropa eine traditionelle und sichere Jagdmethode auf einen bestätigten Bären, eine Garantiejagd ist es jedoch nicht.
Neben der Frühjahrsjagd am Luderplatz kann der Braunbär in Bulgarien auch im Herbst während einer Treibjagd mit Balkanbracken zur Strecke kommem. Die Abschuss-Gebühren werden in bulgarischen Bärenrevieren nach CIC-Punkten berechnet. Ein 300 CIC-Punkte-Bär kostet 3.000 Euro, mit 350 CIC-Punkten ist er 5.500 Euro wert, mit 400 CIC-Punkten kostet er sogar 8.500 Euro.
In den rumänischen Karpaten sind die stärksten Braunbären beheimatet. Ein Spitzenbär aus Rumänien kann zwischen 200 und 350 Kilogramm wiegen und erreicht 500 bis 680 CIC-Punkte. Diese rumänischen Bären sind vom Eindruck fast so stark wie die aus Nordamerika.
Auch in Rumänien wird der Bär hauptsächlich im Frühjahr (April) am Luderplatz bejagt. Vor Jagdbeginn werden an jedem Ansitzplatz Bären bestätigt, so dass der Jäger auf den Bär mit der gewünschten Stärke gezielt jagen kann.
Je nach Trophäenstärke kostet die Abschussgebühr 5.000 bis 15.000 Euro, bei den Bären der Rekordklasse auch mehr.
Auch im Herbst (Oktober) ist die Bärenjagd möglich, aber nicht vom Ansitz, sondern auf den großangelegten Bärentreibjagden in den Buchen- und Eichenwäldern. Für kleinere Gruppen von sechs bis acht Jägern rechnet man damit, dass in drei Jagdtagen jeder Schütze einen Bären zur Strecke bringt.
Zu dieser Zeit erwartet man keine starken Bären, sondern eher die in der mittleren Klasse bis etwa 350 CIC-Punkte.
Russland
In Russland hat die Bärenjagd viele Gesichter. Sie variiert mit den Regionen und zeigt damit ihre Jahrhunderte alte Tradition. Überall in Russland ist der Bär zu finden, nicht nur im europäischen Teil des Landes. Er wird von West nach Ost immer stärker. Er lebt nicht nur am Baikalsee, im Altai, in der west- und ostsibirischen Taiga, sondern auch an den lachsreichen Flüssen Kamtschatkas, dort, wo Russland an den Pazifik stößt.
Die häufigste Jagdmethode auf den Braunbären im europäischen Teil Russlands ist der Ansitz am Haferfeld im August und September. Dabei kommen mittelstarke Bären mit einer Deckenlänge von 180 bis 220 Zentimetern zur Strecke; die Trophäengebühren liegen um 3.200 US-Dollar.
Ähnlich günstig und in vergleichbarer Trophäenqualität kann er auch in Zentral- und Südsibirien (Baikal, Jakutien, Alatai, Sajanen) bejagt werden.
Auf Kamtschatka, im russischen Fernen Osten, werden jedes Jahr im Frühjahr die Jagden auf die stärksten, aber auch die teuersten Braunbären Asiens veranstaltet (7.500 bis 9.000 US-Dollar). Diese Braunbären sind genauso stark wie die Alaska- oder Kodiak-Bären, mit dem einzigen Unterschied, dass die Jagden nicht so viel kosten, wie die auf ihre nordamerikanischen Verwandten.
Ein starker Kamtschatka-Bär kann leicht 400 bis 500 Kilogramm wiegen, in wenigen Ausnahmen sogar um 600 Kilogramm, und eine Deckenlänge von neun bis zehn Fuß erreichen. Starke Bären messen 270 Zentimeter, außergewöhnlich starke Exemplare auch 300 Zentimeter.
In den Regionen Chabarowsk und Primorje (Ussurien) im russischen Fernen Osten findet man das nordöstlichste Vorkommen des Kragenbären (Selenarctos thibetanus ussuricus). Seine Decke ist pechschwarz gefärbt und weist an der Brust eine charakteristische weiße, wie ein V geformte Zeichnung auf.
Nach Angaben russischer Wildbiologen hat es in den vergangenen 15 Jahren einen bedeutenden Bestandszuwachs beim Kragenbären gegeben, so dass er seit ein paar Jahren in Russland zum Preis von 4.500 US-Dollar bejagt werden kann.
Zur Zeit besteht aber ein Einfuhrverbot für Kragenbären in die Staaten der EU, und es bleibt zu hoffen, dass russische Behörden ihr Versprechen einlösen und bald eine Einfuhr in die EU erreichen können.
Die Bären-Jagd in der Slowakei kostet deutlich weniger als in Rumänien. |
Folgeseiten:
[Küsten-Braunbär & Grizzly]
[Schwarzbär & Eisbär]
Fotos: Milija Mickic-Gorsky, Jörn Klotten