Afrika Wild Afrika Der Schuss auf den Elefanten

Der Schuss auf den Elefanten

Wie keine andere Jagd ist die auf Elefanten in Jägerkreisen umstritten. Wie bei keinem anderen Wild neigt der Mensch zu Sentimentalitäten. Bei keinem anderen Wild gibt es eine solche breite Kluft zwischen einer miserablen und einer guten Jagd.

Herz-/ Lungenbereich des Elefanten: Den Schuss direkt hinter die vordere Säule in Körpermitte antragen (s. Text).
Von Kai Uwe Denker
Man mag das Gefühl haben, dass es das Allergrößte ist, nachdem man einen alten Elefantenbullen kunstvoll ausgefährtet hat, ihm meilenweit unter sengender Sonne gefolgt ist, den Bullen schließlich geschickt bis auf wenige Meter angepirscht und mit einem sauberen Gehirnschuss zur Strecke gebracht hat.
Oder es mag einem kotzübel sein, wenn man mit dem Auto durch das Jagdgebiet gefahren war, bis man eines Elefanten ansichtig wurde, um den schlecht hörenden und noch schlechter sehenden Koloss dann auf große Entfernung mit einer Kanonade von Schüssen niederzumachen.
Zwischen diesen beiden Extremen, positiv wie negativ, kann sich Elefantenjagd abspielen.
Zu einer guten Elefantenjagd gehört aber zweifellos ein sauberer Abschluß. Der Herz-Lungen-Schuss wird bei den meisten Elefantenjagden bevorzugt und von den Berufsjägern dem Gast empfohlen.
Für mich ist das jedoch keine ordentliche Jagd. Für mich muß das Ziel einer jeden Elefantenjagd sein, den Bullen so geschickt auf eine so kurze Distanz anzupirschen, dass ein sicherer Gehirnschuss möglich ist.
Dazu ist es natürlich erforderlich, dass der Schütze genau weiß, wo er hinschießen muß. Zusätzlich darf der Berufsjäger selbstverständlich nicht ebenso nervös und gar ängstlich sein, wie eventuell der Gast.
Grundsätzlich muß sich jeder Jäger, der eine Elefantenjagd plant, eingehend mit der Anatomie des Elefantenkopfes vertraut machen. Dabei ist es wichtiger, dass man weiß, wo das Gehirn innerhalb des Hauptes liegt, als dass man sich an Haltepunkten an der Außenseite des Kopfes orientiert.
Ebenso wie ein erfahrener Jäger in der Lage ist, aus fast jedem Schusswinkel in die Kammer eines Stückes Schalenwild zu schießen, muß ein Elefantenjäger in der Lage sein, aus jedem Winkel, außer natürlich spitz von hinten, in das Gehirn eines Elefanten zu schießen.
Das Gehirn des Elefanten hat in seitlicher Sicht etwa die Form und die Größe eines Brotlaibes. Aus frontaler Sicht ist es, weil man nun beide Gehirnhälften nebeneinander liegen hat, doppelt so breit.
Das Gehirn liegt weit im Hinterkopf des Elefanten. Zur Orientierung sind zwei Merkmale notwendig: Der Ohrschlitz des Elefanten (der Gehörgang selbst ist nicht zu erkennen, er liegt jedoch in der Mitte des Ohrschlitzes) und ein auffallender Knochen, das Jochbein, an der Seite des Kopfes (siehe Bild im Anschluss).
Bei frontalen Schüssen sind zur Zentrierung des Schusses außerdem die Augen hilfreich. Alle anderen Merkmale, wie beispielsweise Rüsselfalten und ähnliches, die man in der Literatur findet, stiften nur Verwirrung, weil sie zum einen bei verschiedenen Elefanten verschieden ausgeprägt sind, andererseits von der jeweiligen Haltung des Kopfes abhängen.
Wer sich mit dem Gehirnschuss vertraut machen will, orientiere sich zunächst nur an dem Ohrschlitz und am Jochbeinknochen und vergesse alles andere. Außerdem muß das Geschoss in die Mitte des Hinterkopfes des Elefanten gelangen. Nahe des Auges, etwas unterhalb desselben, beginnt der erwähnte auffallende Knochen (das Jochbein), der in Richtung Ohrschlitz des Elefanten verläuft.
Etwa wo Ohrschlitz und dieser Knochen einen Winkel bilden, befindet sich in der Mitte des Hinterkopfes das Atlasgelenk, an dem das armdicke Rückenmark in das Gehirn übergeht.
Diese Stelle (das Atlasgelenk) ist deshalb für eine schnelle und sichere Orientierung so hilfreich, weil sie gleichzeitig die Achse ist, in der der Kopf des Elefanten bewegt wird und deshalb unabhängig von der Haltung des Kopfes.
Der Jochbeinknochen ist sowohl frontal als auch bei seitlicher Stellung des Elefanten deutlich zu erkennen. Ein Schuß in den Winkel von Ohrschlitz und Knochen trifft das, im Verhältnis zum Kopf, sehr kleine Gehirn.
Bei frontalen Schüssen ist der Ohrschlitz selbst nicht sichtbar, jedoch aufgrund eines Knorpelwulstes am Ohr sehr leicht zu orten. Auf den Skizzen sind Knorpelwulst, Ohrschlitz, Jochbeinknochen und Augen deutlich zu erkennen.
Diese Merkmale muß ein Elefantenjäger instinktiv erfassen und kombinieren; so ist er in der Lage, einen sicheren Gehirnschuss anzubringen.
Bei einer direkt seitlichen Ansicht muß der Schuß fünf bis zehn Zentimeter vor der Mitte des Ohrschlitzes in dem Winkel zwischen Ohrschlitz und Jochbeinknochen sitzen.
Am einfachsten sind leicht spitze Schüsse von vorn oder hinten. Dabei zieht man in Gedanken eine Linie von der Mitte des Ohrschlitzes nach vorn (bei frontalen Schüssen – umgekehrt bei Schüssen halbspitz von hinten) und eine weitere, vom höchsten Punkt des Hinterkopfes nach unten und schießt den Elefanten am Schnittpunkt beider Linien ins Gehirn.
Bei halbspitzen und frontalen Schüssen ist es wichtig, den Verlauf der Stoßzähne zu beachten. Der innerhalb des Kopfes befindliche Teil des Stoßzahnes ragt bis über die Höhe der Augen hinauf, und der Abstand zwischen den beiden Stoßzähnen beträgt am höchsten Punkt nur etwa zehn Zentimeter.
Bei einem halbspitzen Schusswinkel von 45 Grad schießt man mitten durch einen Stoßzahn, und deshalb sind nur leicht spitze Schüsse angebracht, bei denen man hinter dem Stoßzahn entlang schießen kann.
Frontale Gehirnschüsse sind eigentlich recht einfach. Doch spielen die Nerven dem Schützen bei diesem Schusswinkel häufig einen Streich. Grundsätzlich bleibt man oberhalb des auslaufenden Jochbeinknochens und unterhalb des Knorpelwulstes, der den Ohrschlitz anzeigt und schießt genau in die Mitte des Kopfes (Augen beachten).
Je nachdem, wie der Elefant den Kopf hält, variiert dabei der Haltepunkt stark. Ich werde auf ein paar wahrscheinliche Situationen eingehen.
Haltung des Kopfes beachten!
Trifft man den Elefanten um die Mittagszeit an, wenn er im Schatten döst, so hängt der Kopf normalerweise entspannt herab. In diesem Fall ist der Haltepunkt zwischen dem Jochbeinknochen und dem Knorpelwulst des Ohres mindestens 30 Zentimeter oberhalb der Augen.
Ist der Elefant aufmerksam, so wird er wahrscheinlich mit erhobenem Kopf in Richtung des Schützen sichern. Das ist eine klassische Situation, und der Schusswinkel liegt zwischen Jochbeinknochen und Körperwulst, genau zwischen den Augen.
Ein nervöser Elefant wird den Kopf häufig extrem hoch erheben und ein paar Schritte näher kommen. Das ist eine beeindruckende, aber noch immer ungefährliche Situation. Nur mit einem sehr durchschlagkräftigen Kaliber wird man bei diesem Schuß, der etwas unterhalb der Augen zu platzieren ist, das Gehirn erreichen, weil das Geschoss zunächst den Rüsselansatz durchschlagen muß, bevor es die Knochenmasse erreicht, die das Gehirn umschließt.
Bei einem großen Steppenelefanten ist der Rüsselansatz so dick, dass ein großer Mann ihn mit ausgestreckten Armen nicht umfassen kann. Die wenigsten Patronen haben genügend Energie, das Gehirn auf diesem Wege sicher zu erreichen.
Es ist ratsam, einen Moment zu warten, bis der Elefant den Kopf etwas senkt. Ein wirklich angreifender Elefant senkt den Kopf, und der Haltepunkt befindet sich nun etwas oberhalb der Augen.
Die Schussentfernung für einen Gehirnschuss sollte 30 Meter oder weniger betragen. Man sollte sich dazu nicht verleiten lassen, einfach auf den Elefantenkopf zu schießen, in der Hoffnung, dass der Elefant schon umfallen wird.
Die in mancher Jagdliteratur gemachte Aussage, dass ein mit einem schweren Kaliber beschossener Elefant bei frontalen Kopfschüssen zunächst grundsätzlich zu Boden geht, ist falsch. Nur wenn das Geschoss in die unmittelbare Nähe des Gehirns gelangt, geht der Elefant zu Boden. Andernfalls wendet der Bulle und verschwindet auf Nimmerwiedersehen.
Sollte das Anpirschen des Elefanten eine für einen Gehirnschuss unsichere Situation entstehen lassen und ein hastiger Schuß notwendig werden, sollte vorsichtshalber auf den Herz-Lungen-Bereich geschossen werden.
Jeder Schuß auf eine Entfernung von deutlich mehr als 40 Meter muß bei der Elefantenjagd als unwaidmännisch gelten. Auf diese kurze Distanz darf es kein Problem sein, den riesigen Herz-Lungen-Bereich sicher zu treffen. Dass trotzdem krankgeschossene Elefanten verlorengehen, kann nur mit der schlechten nervlichen Verfassung sowohl des Jagdgastes als auch des Berufsjägers erklärt werden.
Die Organe Herz und Lunge sowie die großen Gefäße liegen bei einem Elefanten ähnlich im Wildkörper wie bei anderem Wild auch. Das Herz sitzt tief im Wildkörper, die Herzspitze fast auf dem Brustbein auf.
Der Schütze sollte jedoch nicht versuchen, mit einem Tiefblattschuss das Herz zu treffen. Der Schuß sollte direkt hinter dem Vorderlauf in der Körpermitte angetragen werden.
Bei einem solchen Schuß werden das Lungenzentrum und die großen Gefäße getroffen, und der Elefant kommt nach einer kurzen Fluchtdistanz von 100 bis 150 Metern sicher zur Strecke. Bei Abweichung werden immer noch die Lungenflügel oder der obere Bereich des Herzens getroffen, und der Elefant kann nicht verlorengehen.
Wird jedoch bei einem Tiefblattschuss das Herz verfehlt, so werden keine lebenswichtigen Organe getroffen, und der Elefant geht verloren, wenn es nicht gelingt, einen weiteren sauberen Treffer anzubringen.
Es ist mir völlig unverständlich, wie man den Herz-Lungen-Bereich eines Elefanten verfehlen kann; normalerweise darf kein Elefant verlorengehen!
Back-up-shots
Darüber hinaus stellt so ein krankgeschossener Dickhäuter eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die örtliche Bevölkerung dar.
Aus diesem Grund soll hier die Angelegenheit des „Back-up-shots“, des Nachschießens des Berufsjägers, offen angesprochen werden.
Es ist nur zu verständlich, dass der Jagdgast seinen Elefanten allein und ohne Schützenhilfe zur Strecke bringen möchte. Auf der anderen Seite darf es krankgeschossene Elefanten in der Praxis nicht geben!
Um beiden Seiten gerecht zu werden, gehe ich folgendermaßen vor: Der Jagdgast schießt grundsätzlich auf das Gehirn des Elefanten. Ist er gut vorbereitet und trifft das Gehirn, so bricht der Elefant zusammen, und die Sache ist erledigt.
Fällt der Elefant jedoch nicht im Schuß, so bringe ich sofort einen Schuß im Herz-Lungen-Bereich an. Diese Methode hat sich in der Praxis bestens bewährt, und mir ist noch nie ein Elefant verlorengegangen.
Sollte es von vornherein erforderlich werden, einen Blattschuss zu wählen, so sollte der Jagdgast damit leben können, dass der Berufsjäger einen „Back-up-shot“ anbringt.
Ist der Dickhäuter nun beschossen worden (egal ob mit Blattschuss oder mit Gehirnschuss) so muß man unmittelbar und konsequent an den Elefant heran oder ihm schleunigst folgen. Im Falle des Zusammenbrechens mit Gehirnschuss heißt dies, an den Dickhäuter heranzulaufen und den Fangschuss anzubringen.
Er sollte aus kürzester Entfernung auf den Herz-Lungen-Bereich abgegeben werden, denn auch der zweite Schuß könnte das Gehirn knapp verfehlen und der nur betäubte Elefant wieder hochkommen. Wartet man nun ein paar Minuten, bevor man die Beute betastet, so ist man sicher, dass sie nicht entkommen kann.
„Erfahrene“ Elefantenjäger sind mitunter geneigt, den Fangschuss zu unterlassen.
Das ist eine reine Eitelkeit, echte Professionalität zeigt sich gerade darin, dass man Risiken überschaut und ausschaltet. Ich erinnere mich an einen Fall, wo ein recht erfahrener Jagdgast einen kapitalen Elefantenbullen beschossen und zu Boden gebracht hatte. Meine Aufforderung, einen Fangschuss anzubringen, schlug der Gast jedoch in den Wind.
Er reichte sein Gewehr stattdessen einem Träger, ergriff seine Videokamera und begann zu filmen. In diesem Moment kam der Bulle wieder hoch und wäre „bestenfalls“ verloren (schlimmstenfalls hätte es zu einem Unfall kommen können), wäre ich nicht auf die Situation vorbereitet gewesen und hätte den hochkommenden Bullen nicht mit einem schnellen Schuß wieder niedergeworfen.
Im Falle eines mit Blattschuss flüchtenden Elefanten heißt es, an dem Elefanten dran zu bleiben und ihn so lange zu beschießen, bis er zu Boden geht. Den spitz wegflüchtenden Elefanten schießt man dabei am besten über der Schwanzwurzel in die Wirbelsäule.
Dabei darf man den auffallenden Knochenkamm auf dem Elefantenrücken nicht etwa für die Wirbelsäule halten, hier handelt es sich um die Dornfortsätze – der Schuß muß etwa 40 Zentimeter tiefer sitzen, um den tödlichen Wirbelsäulenbereich zu treffen.
In der Jagdliteratur wird außerdem der Schuß in das Hüftgelenk empfohlen. Ich habe beide Schüsse versucht und muß sagen, dass der Schuß auf die Wirbelsäule erheblich sicherer und einfacher ist.
Das Hüftgelenk gibt bei einem flüchtenden Elefanten nur ein vages Ziel, während die Dornfortsätze und die Schwanzwurzel sichere Anhaltspunkte für den Schuß auf die Wirbelsäule sind.
Es mag verrückt klingen, einem krankgeschossenen Elefanten nachzurennen, doch auch dies ist in der Praxis erprobt und bestens bewährt. Wenn man unmittelbar nach der Schussabgabe auf die Elefanten zurennt, schlägt man auch die durch den Schuß erschreckten Askaris, die Begleiter des alten Bullen, sofort in die Flucht.
Diese Methode ist besser und ungefährlicher als ängstliches, unsicheres Abwarten.
Urwaldjagden

Unter den extremen Bedingungen bei der Jagd im Urwald ist besondere Sorgfalt bei der Schussabgabe geboten. Im Dämmerlicht des Urwaldes ist es erheblich schwieriger, die Konturen des Kopfes zu erkennen, vor allem ist es im Urwald nicht möglich, dem Elefanten nachzulaufen.

Bevor man noch wenige Schritte getan hat, bleibt man in den Fußangeln der Schlingpflanzen hängen und liegt auf der Nase, während der Dickhäuter das Weite sucht. Nur, wenn man die Haltepunkte am Kopf deutlich erkennen kann und seines Schusses sicher ist, sollte man im Urwald einen Gehirnschuss riskieren, andernfalls empfiehlt sich der sichere Blattschuss.
Selbstverständlich werden für die Elefantenjagd ausschließlich Vollmantelgeschosse verwendet.
Im Regelfall dürfen Veranstalter oder Vermittler in JAGEN WELTWEIT nicht über ihren eigenen Geschäftsbereich redaktionell berichten. In diesem Fall haben wir eine Ausnahme gemacht, weil nur ein professioneller Elefanten-Jagdführer dieses Thema bearbeiten kann.
Leicht spitzer Schusswinkel: Man zieht gedanklich eine Linie von der Mitte des Ohrschlitzes nach vorn (umgekehrt bei Schüssen halbspitz von hinten), eine weitere vom höchsten Punkt des Hinterkopfes nach unten. Der Schuss wird am Schnittpunkt der beiden Linien platziert.

Illustration: JWW

Hansgeorg Arndt

Hansgeorg Arndt
Leicht spitzer Schusswinkel: Man zieht gedanklich eine Linie von der Mitte des Ohrschlitzes nach vorn (umgekehrt bei Schüssen halbspitz von hinten), eine weitere vom höchsten Punkt des Hinterkopfes nach unten. Der Schuss wird am Schnittpunkt der beiden Linien platziert.
Leicht spitzer Schusswinkel: Man zieht gedanklich eine Linie von der Mitte des Ohrschlitzes nach vorn (umgekehrt bei Schüssen halbspitz von hinten), eine weitere vom höchsten Punkt des Hinterkopfes nach unten. Der Schuss wird am Schnittpunkt der beiden Linien platziert.

 

Hansgeorg Arndt

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