STARTSEITE Elefantenkühe: je älter, desto souveräner

Elefantenkühe: je älter, desto souveräner


Wenn Löwen Elefantenjunge bedrohen, schätzen ältere Elefantenkühe das Gefahrenpotential präziser ein. Ihnen gelingt es dadurch, den Schutz der Jungen optimal zu organisieren. Dies fanden Wissenschaftler heraus, als sie den Dickhäutern verschiedene Aufnahmen vom Gebrüll hungriger Löwen vorspielten.

 
Die Langlebigkeit der Elefanten scheint auch etwas mit deren Erfahrungsschatz zu tun zu haben.(Foto: Horst Niesters)


Die Jungen der Elefanten sind besonders durch männlichen Löwen bedroht. Deren Gebrüll stufen erfahrene Leitkühe als gefährlicher ein als das Gebrüll hungriger Löwinnen ein. Der Erfahrungsschatz älterer Elefanten sei vermutlich ein Grund für die Langlebigkeit der Elefanten – ein biologisches Prinzip, das sich auch beim Menschen wieder finde, so das Forscherteam um Karen McComb von der University of Sussex in Brighton im Fachmagazin „Proceedings of the Royal Society B“.
Afrikanische Elefanten können in freier Wildbahn ein Alter von etwa 70 Jahren erreichen. Sie leben in Herden von durchschnittlich zehn Kühen und deren Jungtieren. Bullen ziehen als Einzelgänger. Angeführt wird eine Elefantenherde stets von einer Leitkuh, die ihre Führungsrolle bis zum Tod beibehält.
Die Leitkuh gibt vor, welche Richtung bei Gefahr eingeschlagen wird. Wenn ein Löwe Beute machen will, „organisiert“ sie einen Verteidigungsring aus erwachsenen Elefanten um die Jungen herum.
 
Löwengebrüll aus dem Lautsprecher
 
Die Wissenschaftler versuchten zu ergünden, ob die Erfahrung einer Leitkuh die zu wählende Verteidigungsstrategie beeinflusst. Dazu untersuchten sie 39 Elefantenherden im Amboseli National Park in Kenia. Sie verglichen das Verhalten von Leitkühen, die über 60 Jahr alt waren, mit dem jüngerer. Die Biologen spielten ihne jeweils Löwengebrüll per Lautsprecher vor.
Unabhängig vom Alter gaben sämtliche Leitkühe ihrer Herde Signale, die durch die Anzahl der verschiedenen Löwenlaute bestimmt wurden: Je mehr Löwen zu vernehmen waren, desto drastischer machten sie auf die potentielle Gefahr aufmerksam. Im Unterschied zu den jüngeren Kühen versetzten die älteren ihre Herden beim Gebrüll eines männlichen Löwen stärker in Alarmbereitschaft als bei dem einer Löwin. Die jüngeren Leitkühe scheinen da nicht zu diffrenzieren. Offensichtlich, so die Biologen, setzen die alten Leitkühe aufgrund ihrer Lebenserfahrung das Gebrüll männlicher Löwen mit einer größeren Bedrohung gleich.
 
Elefanten und Menschen sehr ähnlich
 
Bislang hatten Biologen lediglich vermutet, dass die Erfahrung der Leitkuh den Überlebenserfolg einer Elefantenherde prägt. Die Studie von McComb und Kollegen weist dies zum ersten Mal experimentell nach. McComb betont, dass die Sozialstruktur bei Elefanten und Menschen sehr ähnlich sei. Beide seien langlebige, soziale Säugetiere. Und auch bei den Menschen falle die Führungsrolle meist älteren Personen zu.  RR
 


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