LÄNDER Afrika Flugwild-Jagd in Namibia

Flugwild-Jagd in Namibia

Jagen in Afrika – ein Traum für viele. Man denkt an Hemingway, an Abenteuer-Jagd auf den geheimnisumwitterten Büffel, den heimlichen Leopard und die fast unendlich großen Herden von Gazellen, Zebras und Gnus. Aber auch der passionierte Flintenschütze kommt auf seine Kosten.

Eine Streife durch dorniges Gestrüpp ist nicht immer angenehm, aber eine spannende Flugwild-Jagd.
Von Ulrich Slotta
Schlägt man Jagdzeitschriften auf, so findet man eine Vielzahl von Offerten für einen afrikanischen Jagdurlaub auf Gästefarmen in Namibia. Natürlich verbindet jeder Jagdbegeisterte dabei mit dem Begriff „Jagd“ unwillkürlich eine Safari auf Großwild, Antilopen oder die allseits beliebten Warzenkeiler.Da ich schon mehrfach von Jagdfreunden von einem ausgezeichneten Wildreichtum – auch und gerade an Flugwild – in diesem Land gehört hatte, fasste ich den Entschluss, dort einmal völlig unüblich auf Flugwild zu jagen. Hierzu fand ich einen Vermittler einer Jagdfarm, ganz in der Nähe von Windhuk gelegen, der meine Interessen bestärkte und mir auch Hoffnung auf einen erfolgreichen Verlauf meines Vorhabens machte.Für die günstigste Jagdzeit, den Monat August, wurden Flug und Quartier gebucht. Da ja bekanntlich geteilte Freude doppelt soviel, und geteiltes Leid nur halb soviel wiegt, unternahm ich diese Reise in Begleitung zweier Jagdfreunde zusammen mit unseren Ehefrauen.

Der August war gekommen und wir traten eine gut neun Stunden dauernde Flugreise an. Sie führte uns nach Windhuk. Am Flughafen vor Ort wurden wir von Peter, unserem Farmer, recht herzlich in Empfang genommen. Es war gleich ein Gefühl, als wären wir schon lange Freunde.

Ohne lange Verzögerung nahmen wir nach problemloser Abwicklung aller Formalitäten gemeinsam im VW-Bus nordwärts die Fahrt zur Farm auf. Namibia im Winter empfing uns am Morgen mit strahlend blauem Himmel bei noch kühler Morgenluft von etwa zehn Grad über Null. Doch diese Kühle wurde bald abgelöst von steigender Temperatur. Als wir dann bereits in der Nähe der Gästefarm waren, zeigte sich der Tag schon in einer für uns hochsommerlichen Gestalt.

Aber nicht nur das Wetter hatte es uns angetan: Eine ebene Savannen-Landschaft lag vor uns, die, soweit das Auge reichte, mit beinahe blattlosen Sträuchern besetzt war. Nur hier und da überragte der eine oder andere ebenfalls unbelaubte oder höchstens mit spärlichem Grün besetzte Baum diese Buschsteppe. Berge waren vereinzelt und auch nur schemenhaft im entfernten Hintergrund zu sehen. So fuhren wir nordwärts, bis wir nach längerer Fahrt die Hauptstraße verließen und auf einer schnurgeraden Sandpiste in Richtung Farm rollten.

Müde von einem langen Nachtflug und einer ebenso anstrengenden Autofahrt hatten wir die Farm erreicht. Nach einer notwendigen Ruhepause und einem hervorragenden Empfangsessen planten wir bereits das erste jagdliche Unternehmen: Ansitz an einer Wasserstelle, wo nach Peters Plan zahlreiches Flugwild zum Schöpfen anstreichen sollte.

Fotos: Ulrich Slotta

Taubenjagd

Alle Jäger und deren Begleiter wurden mit einem Pick-up vom Jagdherrn ins Revier gebracht. An einem größeren angestauten Teich, „Posten“ genannt, stellten wir uns zu unserem ersten Versuch einer Flugwildjagd in Namibia an. Diese Jagd war Tauben gewidmet.

Bereits beim Herangehen an die Wasserstelle flogen zahllose Tauben aus den Bäumen und Büschen auf; in der warmen Nachmittagssonne hatten sie dort etwas kühlenden Schatten gefunden. Ich bezog meinen Anstand für diesen Abend am Rande der Wasserstelle, gedeckt durch eine Buschreihe hinter meinem Rücken. Freund Günter hatte sich zusammen mit Bärbel, seiner ebenfalls jagenden Gattin, hinter dem Damm postiert, um von dort aus das Geschehen zu beobachten. Heinz und Jutta waren an einem anderen Platz am Wasser, unweit von mir entfernt, angestellt.

Um mich herum war reges Leben und viel Bewegung in der Luft. Zahlreiche Tauben strichen nach Art unserer Türkentauben am Rande des Teiches umher und wurden so, wenn sie in erreichbarer Nähe an den Schützen vorbei strichen, oftmals deren Beute. Peter, unser Jagdherr, war ein aufmerksamer Beobachter der Szene. Da er bislang noch nie eine Jagd auf Flugwild auf seiner Farm veranstaltet hatte, war dieser erste Jagdabend für ihn eine Uraufführung mit besonderer Aufregung und vielen Fragen.

Zufrieden konnte Peter im Laufe des Abends vernehmen, dass bei allen Schützen reichlich Beute gemacht wurde – und das fortlaufend bis zur für einen Mitteleuropäer ungewohnt rasch herein brechenden Dämmerung. Ein wunderbarer Sonnenuntergang, der sich im Teich vor mir spiegelte, fand wegen der zahlreichen Tauben um mich herum wenig Beachtung, bis deren Flug endgültig vorbei war.

Die Nacht war bereits einige Zeit dem Tage gewichen, bis wir zusammen mit unserem Jagdherrn die gesamte Beute eingesammelt hatten und zur Heimfahrt den Pick-up bestiegen. Zufriedene Gesichter bei allen Beteiligten zeigten, dass der erste Akt einer Flugwild-Jagd in Namibia durchaus unsere Erwartungen erfüllt hatte. Auch Peter nahm das mit Wohlwollen und sichtlicher Beruhigung zur Kenntnis.

Zum Abschluss wurde die Beute vor dem Farmhaus zur Strecke gelegt. Auch das musste der Farmer erst kennen lernen. Das Ergebnis in Form von Kaptauben (eine Art Türkentaube) und Guineatauben (die etwas kleinere und im Flug damit auch flinkere Art) wurde registriert und gebührend beachtet. Mit annähernd 80 Stück Wild hatten wir das erlaubte Tageskontingent beinahe ausgeschöpft.

Alle Jäger und Begleiter wie auch die gesamte Familie des Hauses standen um die jagdliche Ernte des ersten Abends staunend herum. Auch wir als erfahrene und manchmal sogar „verwöhnte“ Flugwildjäger konnten mit dem jagdlichen Resultat dieses Tages zufrieden sein.

Unter dem afrikanischen Sternenhimmel

Unter dem afrikanischen Sternenhimmel

Unsere erste Nacht unter afrikanischem Himmel stand bevor: Einleitend wurde ein hervorragendes Dinner aufgetischt. Auch dabei gaben wir unser Bestes und aßen die zahlreichen Köstlichkeiten, die ausschließlich auf der eigenen Farm erzeugt waren. Hervorragender Wein aus Südafrika war das Begleitgetränk, das uns auch noch weiter in die Nacht hinein verwöhnte.Auf dem kurzen Weg zu unserer Unterkunft, einem eigenen Flachgebäude auf dem Anwesen, zeigte sich ein für uns bis dahin noch nie erlebter Sternenhimmel. Er wölbte sich über uns tiefem Dunkelblau, durchsetzt von zahllosen hellen Sternen, die in einer für uns unbekannten Intensität leuchteten. Schließlich trieb uns die Müdigkeit in die verdiente Nachtruhe.

Der noch frühe Morgen empfing uns mit unerwarteter Kühle. Unser jagdliches Ziel galt an diesem Morgen zunächst dem selben Teich, an dem wir am Vorabend so erfolgreich waren. Mit dem Pick-up machten wir uns auf den Weg. Vor Ort angekommen sahen wir auf der Wasserfläche bereits ein paar Enten gründeln. Tauben waren auch am Rande des Wassers zum Schöpfen eingefallen. Wir sputeten uns und nahmen unsere vereinbarten Positionen ein, wo wir unser Jagdglück an diesem Vormittag versuchen wollten.

Ich war gerade an meinem Platz unmittelbar neben dem Damm angekommen, da hatte sich, durch uns aufgeschreckt, ein Flug Enten aus dem Wasser erhoben und suchte sein Heil in der Flucht. Noch einmal nahmen die Vögel, in bereits respektabler Höhe, Kurs über den Teich und kamen so an mir vorbei. Ich schätzte deren große Entfernung, sah jedoch immer noch eine Chance, einen Treffer zu erzielen. Also backte ich entschlossen an, nahm den vordersten Breitschnabel ins Visier, zog weit vor, und ließ fliegen. Getroffen stürzte die Ente an den Rand des Wassers.

Auf Perlhühner

Auf Perlhühner

Die Perlhühner, deretwegen wir uns eigentlich hier aufgestellt hatten, waren entgegen der Erwartung nicht erschienen. Entweder waren sie schon vor uns da oder sie hatten es sich eben anders überlegt. Nicht ein Perlhuhn zeigte sich im Bereich dieses Wassers. So verharrten wir eine ganze Weile unverrichteter Dinge, da auch die gestern noch zahlreichen Tauben sich nur sehr vereinzelt zeigten.Günter und Bärbel verließen den Ort des bescheidenen Geschehens und versuchten in einer Streife durch den an den Posten angrenzenden Busch ihr Glück. Bald schon vernahmen wir einige Schüsse. Nach einer Weile trafen wir alle am Auto zusammen. Ich war gespannt über das Ergebnis, das die beiden „Privatjäger“ vorzuweisen hatten. Und tatsächlich waren sie bei ihrem Unternehmen erfolgreich: vier Frankoline trug Günter als Beute stolz heran. Befragt über den Hergang erzählte er, dass sie beide die Frankoline beim Durchstreifen des Geländes aus ihrer Deckung getrieben hätten und dass sie, nach Art unserer Rebhühner, abzustreichen versucht hätten.

Auch Heinz und ich wollten dem eben aufgezeigten Beispiel folgen. So schritten wir gemeinsam auf einem Weg entlang und suchten unseren Einstieg in das Gelände. Dabei machte uns Peter auf den deutlichen Abdruck einer frischen Fährte im Sand aufmerksam. „Hier war ein Leopard zugange“, klärte uns Peter auf. Staunend und etwas ehrfurchtsvoll begutachteten wir den mächtigen Pranten-Abdruck.

Nach diesem leicht prickelnden Intermezzo stellten wir uns dann, mit den nicht jagenden Ehefrauen als „Zwischenmann“, in diesem ebenen Gelände zu einer kleinen Streife auf. Angeleitet von dem ortskundigen Peter zogen wir quer durch das Buschland. Dabei machten wir die ersten, manchmal unangenehm schmerzenden Erfahrungen mit den Sträuchern, die sich in dieser Landschaft durch enorme oder auch nur winzige Dornen vor dem Gefressenwerden schützen. Diese Erfahrung mahnte uns von da an stets zu vorsichtigem und respektvollem Umstreifen der Büsche und Bäume mit gebührendem Abstand.

Jagdlich hatten wir an diesem Morgen nur noch bescheidenes Glück: Heinz konnte zwar sein erstes Frankolin strecken; mehr war uns zu dieser Zeit nicht vergönnt. Der Vormittag war somit mit der abschließenden Rückfahrt durch das Revier beendet.

Den Jagdnachmittag hatte Günter zusammen mit Bärbel damit begonnen, die Büsche an dem der Vormittagsgegend gegenüber liegenden Teichufer zu durchpirschen. Zahlreiche Schüsse der beiden ließen uns vermuten, dass sie dort doch einiges Wild vorgefunden hatten. Gespannt waren wir wieder auf das tatsächliche Ergebnis. Schon aus weiter Ferne konnten wir erahnen, dass sie wohl ziemlich schwer beladen sein mussten. Während Bärbel die Flinten trug, hatte Günter beide Hände voll mit Beute. Als sie bei uns ankamen, war der Erfolg dieses Jagdausfluges sichtbar: Einige Perlhühner, einige Frankoline und auch eine Hand voll Tauben waren der Lohn der Mühe.

Heinz im Glück

Heinz im Glück

Dieser Erfolg der Freunde stachelte auch Heinz und mich an, es ihnen gleich zu tun. So wollten auch wir durch den Busch pirschen und dabei Strecke machen. In etwas Abstand gingen wir hinein in die Jagdgründe, wo wir ebenso zahlreiches Wild erwarteten, wie es Günter und Bärbel angetroffen hatten.Wir streiften eine ganze Weile ohne besondere Ereignisse dahin, als mir Heinz plötzlich zu schrie: „Uli, eine Schlange!“ Und einige Atemzüge danach: „Eine Kobra! Was soll ich tun?“ Im Moment dachte ich, mein lieber Freund würde träumen und ich konnte die Situation keinesfalls nachvollziehen. Deshalb rief ich, wohl eher abwiegelnd, zurück: „Dann erschieße sie doch!“ Heinz rief zurück: „Jetzt ist sie auf den Baum verschwunden!“ Kurz darauf krachte ein Schuss.

Wenige Augenblicke später stand Heinz mit etwas blassem Gesicht, leicht außer Atem, neben mir und berichtete: „Eine Schlange, ich denke es war eine Kobra, hatte sich etwa zwei Meter vor mir aufgerichtet. Sie fauchte mich an. Erschrocken bin ich ein paar Schritte zurückgegangen. Da machte sich die Schlange schnell aus dem Staub und verschwand auf dem Baum. Als ich schießen wollte, war nur noch der Kopf zu sehen. Ich konnte sie nicht treffen. Da habe ich mich schnell von der Stelle gemacht.“

Soviel zur Erzählung von Heinz, die doch für einige Aufregung und Unruhe sorgte. Allerdings waren wir uns der Bedeutungslosigkeit und des „Theatereffektes“ sicher – bis Peter zu uns stieß. Auch er fragte nach dem Geschehen, hörte sich die Schilderung von Heinz an, fragte noch einmal nach dem genauen Aussehen der Schlange. Schließlich stellte er lakonisch fest, dass es sich sicher um eine schwarze Mamba gehandelt habe, und dass Heinz über den Ausgang beruhigt sein könne. „Hätte sie dich gebissen, dann hättest du noch ein paar Minuten für ein Gebet oder ein Verabschieden gehabt, ehe du ohne jegliche Heilungsmöglichkeit in den Jagdhimmel entwichen wärest.“ Nach diesem Intermezzo machten wir uns auf den Weg zum Abendansitz.

Dabei kamen wir an ein Volk von Perlhühnern heran, die sich am Wegesrand aufgehalten hatte. Als uns die Hühner bemerkten, drückten sie sich in die sie scheinbar schützende Deckung am Wegesrande. Peter hielt den Pick-up an, ich sprang rasch von der Ladefläche und versuchte, das Wild in seinem Versteck zu umschlagen. Ich war noch gar nicht weit gekommen, da purrten einige der Hühner davon. Von meinen Schüssen getroffen stürzte eine Dublette zu Boden. Während ich nachlud wurden noch einmal Hühner hoch; Heinz hatte bereits seine Flinte wieder geladen und konnte deshalb noch ein Huhn erlegen.

Für die nun folgende Abendjagd suchten wir einen für uns neuen Posten auf. Auch dort hatte Peter bei seinen Beobachtungen während der letzten Abende zahlreiche Tauben ausgemacht. Der dort angestaute Teich war noch mit wesentlich mehr Wasser gefüllt als der beim gestrigen Posten. Die Umgebung erschien jedoch der von gestern Abend ziemlich ähnlich: Dichter Busch umwuchs die gesamte Wasserstelle; ein einige Meter hoch ragender Damm begrenzte den Staubereich. Auch und gerade hinter dem Damm wiederum dichtes Buschwerk. Ich nahm meine Stellung auf der dem Teich abgewandten Seite des Dammes ein, die anderen Jäger setzten sich im Busch entlang des Wassers an.

Eine Tochter des Farmers hatte mittlerweile an unserer Jägerei Gefallen gefunden. Sie wollte unbedingt dabei sein und eine spannende Taubenjagd mit erleben. Ganz begeistert verfolgte sie das Geschehen. Als eifriger Apportierer der erbeuteten Tauben machte sie sich sehr verdient. Selbst die in das stets dornenreiche Unterholz gefallenen Stücke brachte sie ausdauernd zur Strecke, obwohl sie nur Sandalen trug.

Als der Flug der Tauben allmählich aufhörte, erschreckte mich ein mit lautem Hühnergegacker aufgeflogener Pulk von Perlhühnern. Eine große Zahl von riesig aussehenden Vögeln strich, für einen Schuss zu weit entfernt, rasch über den Damm in Richtung Wasserstelle. Günter, der jenseits des Dammes am Wasser postiert war, hatte offensichtlich Glück. Man hörte einen Knall aus seiner Richtung; und später trug er stolz ein Perlhuhn zur Strecke.

Jagdlich war dieser Abend mit einem ausgezeichneten Ergebnis verbunden; alle Akteure waren zufrieden. Die erfreulich üppige Strecke wurde auf den Rasen vor der Veranda gelegt, registriert, gebührend geehrt und anschließend gefeiert. Zum Abschluss erklärten wir Peter noch die Vorgehensweise, wie man die wertvollen und wohl schmeckenden Brüste der Tauben auslöst. Die Küche hatte somit einiges an Arbeit bekommen.

Der gemütliche Abend wurde natürlich, trotz eines erlebnisreichen Tages, von einem Thema beherrscht: der Erscheinung der Schlange. Ein Buch gab noch einmal glaubhaft Aufschluss: Zweifellos – es hatte sich um eine schwarze Mamba gehandelt. Wenn auch auf den Farmen für alle möglichen Schlangenbisse ein Serum vorrätig ist, für diese Schlange gibt es kein Gegenmittel. Der Tod tritt rasch ein. Nun war es gewiss: Freund Heinz war knapp dem Tode entronnen – Anlass zu einer gebührenden Feier.

Auf Streife

Auf Streife

Den nächsten Jagdtag ließen wir, wie alle folgenden, erst nach dem Frühstück langsam beginnen: In einer Streife hatten wir vor, vornehmlich auf Perlhühner und Frankoline zu jagen. Peter setzte uns Schützen, ergänzt durch die jeweilige Ehefrau als Treiber, nacheinander einem Weg entlang vom Auto ab, gab uns die einzuschlagende Richtung vor und fuhr weiter. Grasland, das mit vereinzelten Büschen und Sträuchern durchsetzt war, lag vor uns.Wir hatten die Streife gerade erst aufgenommen, da sah ich, wie zwei Frankoline, gut fünfzig Schritt entfernt, die Flucht zu Fuß aufgenommen hatten. Sie machten ihrer Gattung „Laufvogel“ beste Ehre, denn sie rannten und rannten und rannten. Auch mein Gehtempo hatte sich inzwischen erheblich verstärkt. Angeregt durch das Beispiel der Frankoline hatte ich wohl versucht, diese einzuholen. Immer wieder sah man ihre Köpfe aus dem Gras herausragen und konnte dabei deutlich ausmachen, wie sie zunehmend Abstand gewannen.

Leicht außer Atem perlten die ersten Schweißtropfen auf meine Stirn. „Verfolgung einstellen, das macht doch keinen Sinn!“, war meine erzwungene Erkenntnis in diesem Augenblick. Doch im selben Moment, da ich diesen Entschluss fasste, wurden in gut dreißig Meter Entfernung zwei (andere) Frankoline aus einem besonders dichten Gras hoch und versuchten abzustreichen. Die Schrotgarbe aus meiner Flinte hinderte jedoch eines daran. Er stürzte getroffen zu Boden. Zufrieden nahm ich mein erstes erlegtes Frankolin auf und hielt es voller Stolz in Händen. Ein wunderschöner Vogel mit rot umrandeten Augen, roten Ständern und einem geperlten, anthrazitfarbenen Gefieder war meine Beute geworden. Nach kurzer Verschnaufpause ging die Streife weiter.

Ein paar Momente später gab mir Heinz durch Zuruf zu erkennen, dass auch er Frankoline gesehen hatte, die er vor sich her trieb und zu stellen versuchte. Gespannt wartete ich auf das Ergebnis. Ein Knall aus der Richtung meines Freundes löste die Spannung.

Kurz darauf mahnte mich Heinz zu erhöhter Aufmerksamkeit, da einer der Vögel in meine Richtung abgestrichen sei. Und tatsächlich erblickte ich ein Frankolin, wie es auf knapp vierzig Schritt Entfernung nach Art eines Fasans an mir vorbei strich. „Zu weit“, dachte ich spontan, „könnte noch gehen!“ folgte darauf. Ich riss kurz entschlossen die Flinte hoch, zog reichlich weit vor das Huhn und ließ fliegen. Tödlich getroffen schlug es in einen Baum deutlich hörbar ein. „Ein toller Schuss“, dachte ich und war richtig stolz auf mich, obwohl keiner dieses Ereignis mit verfolgen konnte.

Meine Nachsuche brachte keinen Erfolg – ich konnte meine Beute weder unter dem Baum noch in dessen Ästen verheddert finden. Enttäuscht wollte ich die Suche aufgeben. Meine Frau bemerkte mein Dilemma und sah noch einmal nach dem Frankolin. Sie war gar nicht lange um den besagten Baum herum gegangen, da hörte ich: „Da liegt es doch, mausetot!“ Umgeben von etwas Gras war das Frankolin so versteckt, dass ich mehrmals an dieser Stelle vorbei gegangen war, ohne die Beute zu entdecken.

Weiter ging die Streife. Ein paar Mal durchbrachen Schüsse die Ruhe um mich herum, bis wir den vereinbarten Treffpunkt erreicht hatten. Jeder von uns hatte Strecke gemacht: Heinz schleppte mit Unterstützung von Jutta einige Perlhühner heran, Günter hatte zwei Sandgrouse erlegt, Bärbel ein Frankolin und auch ein Perlhuhn. So war jeder zufrieden über den Pirschgang.

Als wir bei unserer Weiterfahrt an einen Posten heran kamen, entdeckten wir neben und hinter den vielen Rindern ein großes Volk von Perlhühnern. Da uns die Hühner bemerkt hatten, stoben sie mit lautem Gegacker davon. Beeindruckt von dieser überaus großen Ansammlung von Hühnervögeln sahen wir erwartungsvoll diesem Geschehen zu. Nach Art best fliegender Fasanen hatten die Stücke rasch an Höhe gewonnen und machten sich in beschleunigtem Fluge davon.

Fasziniert von dieser Szene schmiedeten wir für den nächsten Tag einen Plan. „Man sollte nur den Posten etwas umschlagen und die Schützen müssten sich so aufstellen, dass die Hühner über sie hinwegstreichen“, meinte Heinz. Dass diese Erwartung nie Wirklichkeit wurde, lag einfach daran, dass am nächsten Tag zu gleicher Zeit die Hühner einfach nicht da waren. Das heißt, sie waren wohl da, aber nicht am Posten, sondern am Rande des angrenzenden, ausgetrockneten Flussbettes. Dort nutzten sie den Schatten der den Flusslauf säumenden Bäume und Sträucher zur Kühlung.

Der Plan, die wiederum zahlreiche Perlhühner zu bejagen, war rasch geschmiedet. Wir, Heinz und ich, stellten uns in aller Eile am Rande des Abhanges zum Fluss hin etwa dort auf, wo wir am Vortage die Haupt-Fluchtrichtung vernommen hatten. Die anderen Begleiter wollten die Hühner auf uns zu treiben. Doch genau besehen blieb es beim Wollen. Denn als die Perlhühner das Vorhaben bemerkten, machten sie sich allesamt auf die Flucht und rannten im ausgetrockneten Flussbett davon.

Angestachelt von der bislang erfolglosen Jagd versuchten wir nun, jeder einzeln ausstreifend, sein Glück auf eventuell zurückgebliebene Perlhühner. Dabei war Heinz besonders begünstigt, da er auf diese Weise einige der Hühner doch noch hoch machte und auch strecken konnte. Auch Günter zeichnete sich bei dieser Veranstaltung mit Erfolg aus. Auf Dauer besehen war für uns ältere Herren diese Art zu jagen doch etwas anstrengend. Wir besonnen uns eher wieder auf die ruhigere Ansitzjagd.

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