Bei den heutigen Parlamentswahlen geht es für Boris Johnson und Jeremy Corbyn um die Wurst.
Tierschutz und Tierrechte waren zusammen mit der Jagd wichtige Themen im Wahlkampf (siehe JWW vom 25. November). Fast konnte man vergessen, dass es auch noch den Brexit gibt.
Im Endspurt wurde noch einmal nachgelegt und zwar mit dem Schicksal des englischen Dachses. Es geht um den so genannten „badger cull“, also den Abschuss von Dachsen auf besondere Lizenz. Mit waidgerechter Jagd hat das wenig zu tun.
Der Dachs könnte bei den Parlamentswahlen Wahlkampfentscheidend sein (Foto: Silvio Heidler / InspiredImages / Pixabay)
Es ist mehr eine Art von „Schädlingsbekämpfung“, um die Verbreitung der Tuberkulose vom Dachs auf britische Rinder zu verhindern und damit den Bauern zu helfen.
Britische Veterinäre setzten seit 2013 versuchsweise den Abschuss in zwei Pilotgebieten durch. Vorher hatte man Dachse in Fallen gefangen. Über die Wirksamkeit und den Sinn der Maßnahme wird gestritten. Die Tierorganisationen treiben das Thema vor sich her, um sich in Szene zu setzen. Protestler und Jagdsaboteure wurden aktiv, und selbst Brian May, Gitarrist der Band Queen und PETA-Fan, protestierte und gründete die Aktivistengruppe „Rette mich“ gegen die Dachs- und Fuchsjagd. Im Grunde ist es ein Scheinproblem, denn es gibt bislang überhaupt keinen landesweiten „badger cull“.
Da wollte Corbyn, Spitzenkandidat von Labour („Meine allererste Rede als Schüler war für den Tierschutz und gegen die Jagd“), nicht abseits stehen und griff das Thema im Endspurt des Wahlkampfs auf. Er will die Bejagung der Dachse verbieten. Das zu sagen war wichtig für ihn, da die Konservativen unter Johnson trotz einer ansonsten anti-jagdlichen Agenda mit Rücksicht auf die Bauern den „badger cull“ beibehalten und ausweiten wollen.
Labour versuchte, die Bauern zu besänftigen. Die Partei will gegen die Tuberkulose non-lethale, sanfte Maßnahmen ergreifen, wobei nicht näher erläutert wird, was das sein soll. „Sicher, effektiv, human und vor allem faktenbasiert“ wollen die Liberaldemokraten der Tuberkulose beikommen, vor allem durch Impfungen, wobei nicht klar ist, ob die Liberalen die Rindviecher oder die Dachse impfen wollen. Die Grünen, 100% gegen alle Jagd, sind da klarer. Sie wollen die Dachse impfen.
Jedenfalls könnte nach dieser Debatte im Wahlkampf „meles meles“, der Europäische Dachs, als Zünglein an der Waage die heutigen Wahlergebnisse mitbestimmen. Die Entscheidung soll ja knapp ausfallen.
rdb