Gerade bei großkalibrigen und rückstoßstarken Büchsen ist ein ausreichender Abstand von Augenbraue und Okularrand wichtig. Der Standardabstand von 80 Millimeter hat sich hier oft als zu knapp bemessen erwiesen. Aber auf dem Markt tut sich was
Der Aussendurchmesser des Okulares ist gegenüber dem normalen Modell um wenige Millimeter angewachsen. |
Von Norbert Klups
Lange Zeit war der US-Hersteller Leupold die einzige Firma, die Zielfernrohre mit größerem Augenabstand anbot. Diese Zielfernrohre erfreuten sich daher großer Beliebtheit bei Großwildjägern. Jetzt scheinen die europäischen Hersteller aufzuwachen und wollen ein Stück dieses Kuchens abhaben. Nach Pecar bringt jetzt auch Schmidt&Bender unter der Bezeichnung „Safari“ ein Zielfernrohr mit auf 95 Millimeter vergrößertem Augenabstand auf den Markt.
Als Grundlage für das neue Zielfernrohr diente das bewährte Schmidt&Bender 1,23-4×20, das sich aufgrund des großen Sehfeldes von 32 Meter großer Beliebtheit bei Drückjagdschützen erfreut. Das kompakte Glas, mit 30 Millimeter Mittelrohr, gilt als äußerst robust und wird daher auch gern auf rückstoßstarke Großwildbüchsen montiert.
Schmidt&Bender hat das Okular überarbeitet und so modifiziert, dass der Augenabstand auf 95 Millimeter wuchs. Äußerlich fällt auf, dass das Okular gegenüber der Standardausführung dicker geworden ist. Der Durchmesser beträgt jetzt 42,5 Millimeter, während die Normalausführung mit 38 Millimeter auskam.
Dies ließ sich nicht vermeiden, weil Schmidt&Bender den Augenabstand vergrößern wollte, ohne bei den anderen optischen Daten dieses Modells, etwa dem großen Sehfeld, Abstriche zu machen. So blieb nur eine Vergrößerung des Linsensatzes.
Es ist zu erwarten, dass dieses neu berechnete Okular auch bei anderen Modellen des Schmidt&Bender-Programms Verwendung finden wird und nach und nach das alte Bauteil ablöst. Auch die Baulänge ist um 20 Millimeter gewachsen, und das „Safari“ misst 294 Millimeter, womit es aber immer noch ein äußerst kompaktes Zielfernrohr ist.
Dass sich auch das Gewicht etwas erhöht hat, ist somit fast logisch, und die Waage zeigte für das „Safari“ 404 Gramm an, während die alte Version 30 Gramm leichter ist. Dieser Gewichtszuwachs fällt aber kaum auf. Die Abdeckkappe für die Höhenverstellung ist als äußeres Kennzeichen des neuen Modells mit dem weißen Schriftzug „Safari“ gekennzeichnet.
Griffiger Verstellring
Der Ring für die Vergrößerungseinstellung ist gummiarmiert und griffig geriffelt. Die Hand findet hier sofort Halt, und die Verstellung kann schnell und quasi aus dem Handgelenk heraus erfolgen. Wenn es schnell gehen muß, ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Das Testglas mit dem klassischen Drückjagdabsehen 2 wurde mit einer EAW-Schwenkmontage auf eine Krieghoff Doppelbüchse „Classik“ montiert. Das Einschießen der Waffe war durch die präzise und gut beschriftete Click-Verstellung kein Problem, und bereits nach drei Schüssen stimmte die Einstellung der Zieloptik.
Die Krieghoff-Classik ist eine nicht gerade schwere Doppelbüchse und produziert im Kaliber 9,3×74 R bereits einen herzhaften Rückstoß. Um dem nicht zu begegnen, bietet Krieghoff natürlich eine Rückstoßbremse zum Einbau in den Schaft an, doch darauf wurde hier bewusst verzichtet, weil es ja um einen Zielfernrohrtest geht und gerade der Rückstoß hier eine wichtige Rolle spielt, um zu sehen, ob der vergrößerte Augenabstand in der Praxis Vorteile bringt.
Mit der Waffe wurde auf dem Schießstand auf den laufenden Keiler geschossen. Gerade beim schnellen Anschlag, wie er bei Drückjagden oder der Großwildjagd häufig vorkommt, hat der Schütze oft nicht die Zeit, auf einen korrekten Augenabstand zu achten. Zusammen mit dem starken Rückstoß einer großkalibrigen Büchse, kann es dann schnell zu schmerzhaften Verletzungen der Augenbraue kommen. Geschossen wurde auf dem Schießstand auf den laufenden Keiler, der nur für vier Sekunden sichtbar ist. Will man hier anschlagen und beide Läufe der Doppelbüchse leeren, ist für einen „Bilderbuchanschlag“ kaum Zeit.
Der Schütze schießt lockerer
Nach einigen Schüssen zeigte sich, dass der vergrößerte Augenabstand dem Schützen eine Menge Sicherheit bei schnellen Schüssen gibt. War man bei Standardgläsern doch etwas vorsichtiger oder nahm gleich einen schwarzen Ring im Okular in Kauf und blieb mit dem Auge weiter vom Glas weg, als eigentlich korrekt, stand beim „Safari“ ein volles Sehfeld zur Verfügung.
Der Schütze hatte trotzdem das Gefühl, weit genug vom Okularrand entfernt zu sein. Besonders beim schnellen zweiten Schuß, wenn der Rückstoß des ersten Schusses den Schaft etwas aus der Ideallage gedrückt hatte, war das eine echte Hilfe.
Das „Safari“ von Schmidt&Bender ist eine echte Verbesserung gegenüber der alten Ausführung mit 80 Millimeter Augenabstand, wenn das Glas auf eine rückstoßstarke Waffe montiert wird. Die geringfügig größeren Abmessungen spielen in der Praxis keine Rolle. Der größere Augenabstand bewahrt den Schützen nicht nur vor Verletzungen, sondern fördert auch den schnellen Schuß. Der Schütze fühlt sich wesentlich sicherer, wenn er einen größeren Abstand zum Okularrand hat.
Durch das neue Modell ist das Marktangebot an Zielfernrohren mit größerem Augenabstand um ein interessantes Modell bereichert worden. Das „Safari“ kostet in der getesteten Ausführung ohne Schiene 1 610 Mark. Damit ist es gegenüber der alten Version, die weiterhin im Programm ist, zwar etwas teurer (1 438 Mark), doch diese Mehrausgabe kann dem Schützen auch eine Menge Kopfschmerzen ersparen.
Tabellen:
Technik auf einen Blick
Fotos: Norbert Klups