SERVICE Mit Waffen reisen

Mit Waffen reisen


Die Waffe gilt als des Jägers Braut. Und seine Braut nimmt man auch auf Reisen mit. Was beim Waffentransport ins Ausland zu bedenken ist, erläutert ein passionierter Auslandsjäger.

Von Norbert Klups

 
Waffen mit Zweibein sollten auch mit dem Zweibein zur Kontrolle geschossen werden (Foto:Norbert Klups)


Einmal andere Wild- sowie Jagd-arten kennenzulernen, das reizt wohl jeden Jäger. Doch bevor die Reise losgeht, sind einige Fragen zu klären. Denn wer mit einer Schusswaffe auf Reisen geht, kann  durchaus seine Tücken erleben. Deshalb einige Praxis-Tipps.
Die erste Frage, die es für Jagdreisende zu klären gilt, ist das Unterbringen der Schusswaffe während der Auslandsreise. Wer mit dem Auto fährt, hat die wenigsten Probleme. Denn man wird die üblichen gepolsterten Futterale benutzen, die auch bei der Fahrt ins heimische Revier die Büchse schützen. Das Futteral sollte abschließbar sein. Komplizierter wird es beim Flugtransport. Denn die Vorschriften der Airlines sind leider nicht einheitlich. Grundsätzlich vorgeschrieben ist die getrennte Beförderung von Waffen und Munition. Während einige Gesellschaften die Verpackung der Patronen nicht näher regeln, verlangen andere ungeöffnete Originalpackungen, bisweilen sogar feste Transportboxen aus Holz oder Kunststoff.
Die meisten Fluggesellschaften schreiben für Langwaffen dafür zugelassene Gewehrkoffer (aus Plastik oder Aluminium) vor. Das ist aber schon im eigenen Interesse sehr wichtig, denn das Bodenpersonal geht nicht gerade zimperlich mit dem Gepäck um.
 

 
Meistens ein aufwändiger Akt: die Kontrolle von Waffen und Munition am Flughafen (Foto:Lukas Wernicke)


Verpacken der Waffen
 
Bei einigen Fluglinien ist es erlaubt, die zerlegte Waffe im Reisekoffer zu transportieren, was einen besonders unauffälligen Transport gestattet. Dann ist aber ein zweites Gepäckstück notwendig, denn die Munition muss ja getrennt mitgeführt werden. Das Zielfernrohr sollte auf alle Fälle abgenommen und im Handgepäck verstaut werden. So ist gewährleistet, dass es unbeschadet den Zielort erreicht. Waffen sind sehr robust und vertragen auch einen Sturz aus 2 Meter Höhe im Gewehrkoffer auf die Rollbahn. Eine Zieloptik ist dagegen wesentlich empfindlicher.
Wer mit 2 Gepäckstücken reist, kann den Verschluss des Repetierers oder den Vorderschaft der Kipplaufwaffe im zweiten Koffer verstauen. Dies verhindert bei einem Diebstahl, dass der Räuber die Waffe benutzen kann. Meist werden unvollständige Waffen weggeworfen und finden sich wieder ein. Geht allerdings das zweite Gepäckstück verloren, hat der Jäger ein Problem.
Vor einer Flugreise empfiehlt es sich, die jeweilige Fluglinie anzuschreiben und nach den Vorschriften für den Transport von Waffen und Munition zu fragen. Diese sollte man sich schriftlich mitteilen lassen und das Schriftstück beim Einchecken mitführen. Denn oft kennen die Damen am Gepäckschalter die eigenen Regeln nicht. Bei Flügen, die in ausgesprochene Jagdländer zur Hochsaison gehen, ist es ratsam, den Fluggesellschaften vorher mitzuteilen, dass man Waffen und Munition mitführt.
Die Höchstmenge an Munition, die in einem Flugzeug transportiert werden darf, ist nämlich limitiert: Falls eine größere Anzahl von Jägern an Bord ist, kann es eng werden. Außerdem können sich die Fluggesellschaften so vorher auf den Ansturm bei der Waffenabfertigung einstellen und entsprechendes Personal bereitstellen. Sonst kann es eng werden, und Flugzeuge warten nicht.
Werden Waffen mitgeführt, sollte die Zeitplanung großzügig vorgenommen werden, denn die Ausstellung der notwendigen Papiere nimmt Zeit in Anspruch. Oft gibt es bei den Behörden für diese Aufgabe spezielle Beamte. Wenn die gerade nicht greifbar sind, muss der Jäger Geduld mitbringen. Eines ist allerdings sicher – sich aufzuregen bringt gar nichts. Wer offene Fragen vor der Abreise klärt, kann beruhigt losfahren.
Die waffenrechtlichen Vorschriften des Ziellandes müssen vorher unbedingt genau geklärt werden. Einige Jagdwaffentypen, etwa Selbstladebüchsen, sind in verschiedenen Ländern illegal.
 
Das gilt auch für Kaliber. Manche Länder lassen Waffen in Militärkalibern zur Jagd nicht zu. Auch bestehen oft Vorschriften über die maximale Anzahl von mitgeführten Patronen. Ist für die Einfuhr von Waffen und Munition vorab eine Erlaubnis notwendig, sollte diese frühzeitig besorgt werden. Wird über einen Jagdreise-veranstalter gebucht, erledigt der das in der Regel.
Die Jagdwaffe sollte vor der Jagdreise sorgfältig mit der bei der Jagd verwendeten Munition eingeschossen werden. Ebenso wichtig ist es, die reibungslose Funktion mit diesen Patronen zu überprüfen. Um Mängel zu finden, ist es erforderlich, die Büchse auf dem Schießstand zu testen – und zwar mit vollem Magazin und mit den Patronen, die später auch bei der Safari verwendet werden.
Es ist schon vorgekommen, dass der Jäger beim Laden der Büchse vor dem ersten Pirschgang in Afrika oder Kanada plötzlich feststellen musste, dass seine „Spezialpatronen” zu lang waren, um sich ins Magazin laden zu lassen. Auf dem Schießstand war stets nur direkt ins Patronenlager geladen worden. Da fiel das nicht auf.
 

 
Liegend und mit Sandsack: präzises Einschießen (Foto: Norbert Klups)
Kontrollschuss am Zielort
 
Im Jagdcamp angekommen, wird die Treffpunktlage der Büchse überprüft. Darauf wird jeder verantwortungsbewusste Jagdführer bestehen, denn beim Transport kann eine Menge passieren. Einen komfortablen Anschusstisch wie auf dem heimischen Schießstand darf man aber kaum erwarten. Meist wird von der Motorhaube des Jagdwagens geschossen, bes-tenfalls ist ein stabiler Camptisch mit Stuhl vorhanden. Damit der „Kontrollschuss“ nicht zu einer endlosen Geschichte wird, sind einige Punkte zu beachten.
Ausschlaggebend für einen raschen Erfolg ist es, möglichst alle präzisionsmindernden Fehlerquellen auszuschließen. Die Waffe muss so vibrationsfrei wie möglich auf das Ziel gerichtet werden. Die Auflage für den Vorderschaft darf keinesfalls zu weich sein. Optimal ist ein mit Sand gefüllter Stoff- oder Ledersack, der sich der Kontur des Vorderschaftes anpasst. Er verhindert auch das seitliche Wegrutschen der Waffe. In gut ausgestatteten Jagdcamps ist so etwas oft vorhanden und sollte dann unbedingt benutzt werden.
Ein gummiarmiertes Fernglas ist ein guter Behelf als Waffenauflage für den Vorderschaft. Ist die Büchse mit einem am Vorderschaft angebrachten Zweibein ausgestattet, wird dieses benutzt. Denn es gibt Waffen, die eine andere Treffpunktlage haben, wenn sie vom Zweibein geschossen werden. Am besten schon zu Hause ausprobieren.
Auch der Hinterschaft muss ordentlich gebettet werden. Ideal ist ein zweites Sandsäckchen. Zur Not tut es auch eine Packung Mehl, Zucker oder Reis aus der Campküche. Der Schütze sitzt in möglichst entspannter Haltung hinter der Waffe, hat beide Füße flach auf dem Boden. Der Schaft hat leichten Kontakt mit der Schulter. Die rechte Hand umfasst unverkrampft den Pistolengriff. Wo sich die linke Hand befindet, ist vom Kaliber abhängig. Bei rückstoßschwachen Waffen sollte sie sich nicht am Vorderschaft befinden, sondern liegt unter dem Hinterschaft. Keinesfalls darf sie auf dem Zielfernrohr der Büchse sein.
Bei Waffen, bei denen sich der Vorderfuß der Montage auf dem Lauf befindet, würde dies das Schwingen des Laufes verändern und die Treffpunktlage beeinflussen. Großkalibrige Jagdwaffen werden mit der linken Hand am Vorderschaft gehalten, aber so, dass die Finger des Schützen nur am Holz liegen und nicht etwa den Lauf gegen den Vorderschaft drücken. Auch das beeinflusst die Treffpunktlage.
Wenn wir unsere Waffe richtig gebettet und einen optimalen Sitz eingenommen haben, simulieren wir zunächst eine Schussabgabe. Nicht, um Munition zu sparen, sondern um noch mögliche Fehlerquellen zu erkennen. Wird die ungeladene Waffe „abgefeuert“, merkt man gut, ob und wohin beim bloßen Abschlagen des Schlosses das Absehen springt. Wandert es, wird die Haltung solange korrigiert, bis es sich nicht mehr bewegt, wenn leer abgeschlagen wird.
Erst wenn wir dieses erreicht haben, wird scharf geschossen. Ein häufig zu beobachtendes Übel ist das Mucken, die Angst vor der Schussabgabe, die den Schützen am Abzug reißen und die Augen schließen lässt. Wer solche Angst vor dem Schuss hat, dass das Absehen im Herzschlag tanzt, wird seine Kugeln über die ganze Scheibe verteilen.
 

 
Schussgruppe muss passen!
 
Unbedingt einen Gehörschutz tragen, denn oft ist die Angst vor dem lauten Knall größer als vor dem Rückstoß. Haben wird uns richtig vorbereitet, den perfekten Sitz gefunden und die Waffe ordentlich gebettet, wird eine Gruppe von mindestens 3 Schuss geschossen. Wichtig ist, sich Zeit zu lassen. Am Zielfernrohr werden erst Korrekturen vorgenommen, wenn eine gute Schussgruppe auf der Scheibe ist. Nach einem einzelnen Schuss gleich zu schrauben, bringt nichts, denn gerade dieser Schuss kann verrissen sein.
Anhand einer Schussgruppe lässt sich die mittlere Treffpunktlage bestimmen und danach das Absehen des Zielfernrohres ausrichten. Wer 3 Schüsse abgibt, dann das Glas korrigiert und einen weiteren Kontrollschuss macht, hat seine Waffe mit 4 Patronen sauber eingeschossen.
Wird die Büchse bei der Jagd stark strapaziert, sollte die Kontrolle der Treffpunktlage in gewissen Abständen wiederholt werden. Bei einer Büchse, die täglich stundenlang im Jeep liegt und über Schlaglochpisten geschaukelt wird, kann ein Kontrollschuss vor jedem Jagdtag angebracht sein. Zu warten, bis man daneben schießt, hieße am falschen Ende zu sparen. Auch nach jeder unüblichen mechanischen Beanspruchung, etwa einem Sturz, ist ein Kontrollschuss angebracht.
 

 
Ersatzteilset: Schlagbolzen, Auszieher, Zubringerfeder sowie passende Schraubendreher für die Systemschrauben (Foto: N. Klup)
Für den Fall der Fälle
Empfehlenswert ist ein kleines „Ersatzteil-Set” für die Büchse. Zumindest ein Schlagbolzen, eine Schlagbolzenfeder, eine Zubringerfeder oder ein Reservemagazin sollte vorhanden sein. Diese Teile gehen erfahrungsgemäß zuerst kaputt. Dazu gehört etwas Werkzeug, um diese Teile austauschen zu können. Wie das geht, sollte zu Hause in Ruhe geübt werden. Notfalls vom Büchsenmacher zeigen lassen.
Eine weitere Gefahrenquelle sind sich losrappelnde Systemschrauben. Nicht umsonst haben alte 98er-Systeme Sicherungsschräubchen, die die Systemschrauben festlegen. Bei modernen Waffen findet man die nicht mehr. Seit einem sehr unangenehmen Erlebnis in Kanada, bei dem sich die vordere Schraube meiner Sauer 80 unbemerkt gelockert hatte, was sich dann durch eine sich ständig ändernde Treffpunktlage bemerkbar machte, sichere ich die beiden Systemschrauben vor der Reise stets mit Schraubensicherungen.
Geht bei einem Sturz etwas kaputt, ist es meist die Zieloptik. Da lässt sich kaum etwas reparieren. Wer auf Nummer Sicher gehen will, führt ein eingeschossenes Reservezielfernrohr mit oder aber eines der kleinen Rotpunktvisiere, wie Docter Sight, Burris Fast Fire, Meopta Meo-sight oder Zeiss Compact Sight.
So ein kleines, federleichtes Visier lässt sich bequem auf nur einem Montageunterteil befestigen. Wenn die Montage kompakt genug ausfällt, kann das Visier samt Montage einfach in die Hemdtasche gesteckt werden. Ideal als Reserve-Visier bei einer Safari, das unter Umständen die Jagd retten kann, wenn das Zielfernrohr ausfällt.
 

 
Kompaktes Otis-Pflegeset für unterwegs (Foto: N. Klups)
Waffenreinigen unterwegs
Auch bei einer Jagdreise muss eine Waffe ein Minimum an Pflege erfahren. Ein komplettes Pflegeset mit Putzstock und allem Zubehör mitzuführen, ist unkomfortabel und auch nicht unbedingt notwendig. Als preisgünstige Minimallösung reichen ein stabiler Faden, eine Bürste und etwas Öl, um in den Lauf eingedrungenen Schmutz zu entfernen oder die Waffe nach einem Regenguss wieder trockenzulegen und zu konservieren. Darum geht es in der Praxis ja meistens. Komfortabler, aber teurer ist ein spezielles Reisereinigungs-Set, etwa von Otis. Sauber in einem kleinen Täschchen verpackt, findet sich alles, was zum Waffenreinigen gebraucht wird. Geputzt wird mit kunststoffummantelten Stahlseilen mit T-Griff aus Messing, Messingbürsten und stabilen Messingpatchhaltern.
Damit ist Waffenpflege ein Kinderspiel.
Öl sollte bei einer Jagdreise nur äußerlich angewendet werden. Laufinneres und Patronenlager nur trocken reinigen, um eine Treffpunktlage-Abweichung beim nächsten Schuss zu vermeiden. Manche Waffen reagieren empfindlich. Der Ölschuss kann stark abweichen. Moderne Laufstähle sind nicht sehr rostempfindlich und überstehen eine Jagdreise problemlos, auch ohne Öl.
Ich verwende für die äußere Waffenpflege statt Öl nur noch Teflonfett, denn das ergibt eine trockene Schutzschicht, die keinen Staub anzieht. Wer seine Waffe mit einem Ölfilm überzieht, muss damit rechnen, dass daran jede Menge Schmutz und Staub haften bleibt.
Besonders in staubigen Gegenden wie der afrikanischen Steppe sieht ein eingeöltes Gewehr nach einem Jagdtag aus wie gepudert. Die beweglichen Teile knirschen vom anhaftenden Staub. An einer glatten, trockenen Oberfläche, wie sie mit Teflonfett erzielt wird, bleibt weitaus weniger haften.
Auch Zielfernrohr und Fernglas bedürfen der Pflege. Die Frontseiten der Objektiv- und Okularlinse sind sauber zu halten, damit ein ungetrübter Blick möglich ist. Hier dürfen keine Fehler gemacht werden, denn die Vergütungsschicht wird bei unsachgemäßer Pflege beschädigt. Feine Staubpartikel oder Sandkörner können so hart sein, dass sie beim trockenen Abreiben den hauchdünn aufgedampften Belag beschädigen. Daher sollten die Linsen zunächst mit einem feinen Pinsel gesäubert oder besser gleich mit sauberem Wasser abgespült werden.
Zum Nachreinigen wird ein fusselfreies, weiches Optiktuch (Mikrofaser) oder ein Brillenreinigungstuch aus Papier benutzt. Es gibt Tücher, die einzeln verpackt und mit Trockenreingungsmitteln imprägniert sind. Sie sind ideal für die schnelle und wirkungsvolle Reinigung der Jagdoptik im Feld.
Ein professionelles Gerät zur Optikpflege wird unter der Bezeichnung Lens Pen angeboten. Auf einer Seite des Lens Pen befindet sich ein Pinsel für die groben Rückstände auf der Linse, auf der anderen Seite sitzt nach Abnahme der Kappe ein kleiner Reinigungsschwamm. Er enthält einen Trockenreiniger, der gleichzeitig imprägnierend wirkt. Bei jedem Aufsetzen des Verschlusses wird der Schwamm erneut mit dem Reinigungsmittel in Kontakt gebracht. Eine wirklich praktische Sache.
 

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