SERVICE Welt-Jagdzeiten Black is beautiful – Schwarzbärenjagd in Nordamerika

Black is beautiful – Schwarzbärenjagd in Nordamerika


Bären üben auf den Jäger von jeher eine eigene Faszination aus. Einmal
auf Bärenjagd zu gehen, ist der Traum vieler Waidmänner und ein Höhepunkt des
Jägerlebens. Eine Rolle in der Geschichte hat aber immer nur der
mächtige Braunbär gespielt, während der kleinere Schwarzbär wenig Beachtung fand

Von Joachim Herberts

In Kanada dürfen Schwarzbären von Gastjägern nur mit einheimischen Jagdführern erlegt werden.
Das hat sich in den vergangenen Jahren allerdings etwas geändert, und die Jagd
auf den Schwarzbären rückt mehr und mehr in den Mittelpunkt.
Im Gegensatz zum Braunbären sind Schwarzbären keine ausgesprochenen Wildnisbewohner, und sie bevorzugen klimatisch günstige Gebiete. Sie gewöhnen sich auch eher an Menschen und werden daher oft zur Plage, wenn sie in den Vororten nachts Mülltonnen ausräumen und Campingplatzbesucher erschrecken.
Vor allem in den Nationalparks gibt es immer wieder Probleme mit Schwarzbären, die von den Besuchern gefüttert werden und die Scheu vor dem Menschen verloren haben. Hier kann erheblicher Sachschaden entstehen, und Menschen werden gefährdet.
Erst in den vergangenen Wochen ging wieder eine Meldung über zwei von einem Schwarzbären getötete Parkbesucher durch die Presse.
Problembären müssen oft getötet werden. Die Schwarzbärenjagd kam dadurch eine Zeitlang in Verruf, weil einige Outfitter diesen Umstand nutzten und die Müllhalden als bequemen Luderplatz für ihre Jagdgäste nutzten. Besonders Ontario kam so in den Verruf der „Müllbären-Jagd“. Heute gibt es diese Probleme aber kaum noch, und die meisten Schwarzbärenjagden in Kanada werden als echte Wildnisjagden durchgeführt.
Wer eine starke Trophäe erbeuten will, muß sich ohnehin möglichst weit von den menschlichen Ansiedlungen entfernen, denn alte Schwarzbären in der Nähe von Ortschaften sind die Ausnahme und sehr selten, denn auch kanadische Jäger gehen gern auf Bärenjagd.
Schwarzbären sind gute Kletterer und ausgezeichnete Schwimmer. Bei der Pirsch sollte man daher nicht nur auf den Boden schauen, sondern auch einmal einen Blick in die Baumkronen werfen, denn gern klettern die Bären dort hinauf, um an die frischen Triebe zu kommen.
Jagd auf den Schwarzbären
Während die kanadischen Provinzen die Jagd auf Schwarzbären ausländischen Gästen (non resident) nur in Begleitung einheimischer Jagdführer erlaubt, kann in den amerikanischen Staaten mit Ausnahme von Alaska auch allein gepirscht werden.
Dies ist aber nur ortskundigen Jägern zu empfehlen. Für die Lizenzvergabe sollte man sich möglichst vor der Reise an die zuständigen Behörden wenden, deren Anschriften dem Kasten zu entnehmen sind.
Die Lizenzgebühren liegen je nach Staat zwischen 80 und 150 US-Dollar. In der Regel wird der Jagdgast immer mit einem Outfitter jagen, der nicht nur die Gegend genau kennt, sondern auch die Ausrüstung und Transportmittel stellt und dann auch die Lizenzen besorgt.
Der Ansitz am Bait verspricht die besten Aussichten auf einen Jagderfolg, denn Schwarzbären lassen sich relativ leicht anludern. Ein Outfitter, der seine Baits schon vor dem Beginn der Jagdsaison regelmäßig beschickt, wird in der Regel keine Probleme haben, seine Jagdgäste zu Schuß zu bringen.
Es ist sehr wichtig, dass sich der Jäger am Bait absolut ruhig verhält, denn Bären vernehmen vorzüglich. Wie bei unserem heimischen Schwarzwild kommen junge Bären und führende Bärinnen mit ihren Jungen zuerst ans Luder.
Also nicht gleich Dampf machen, denn der Abschuss führender Bärinnen ist strengstens verboten, und die Behörden verstehen hier keinen Spaß.
Der am Luder erscheinende Bär muß genau angesprochen werden, und oft lohnt es sich zu warten. Die alten und reifen Bären kommen meist erst bei schwindendem Licht. Anludern ist aber nicht überall erlaubt. So gestatten Britisch Kolumbien und die US-Staaten Arizona und Montana die Jagd an Luderplätzen nicht.
Sportlicher ist die Pirschjagd. In der kanadischen Wildnis wird fast ausschließlich an den Flüssen gepirscht, weil hier die beste Sicht herrscht und die Bären das reiche Nahrungsangebot zu schätzen wissen.
In der Nähe der Zivilisation sind oft gut ausgebaute Straßen vorhanden, die die Outfitter gern zur „Gummipirsch“ nutzen. Auch die großen Holzeinschlagsgebiete, die durch Zufahrtswege erschlossen sind, bieten gute Pirsch und Ansitzmöglichkeiten.
Wird am Fluss gejagt, spielt auch das Boot eine große Rolle im Jagdgeschehen. Langsam flussabwärts treibend, kann der Jäger bequem das Flussufer abglasen.
Hier halten sich Schwarzbären gern auf, weil Frösche und andere Kleintiere, die sie hier neben der pflanzlichen Kost finden, die den Hauptteil der Nahrung ausmacht, gern als Leckerbissen genommen werden.
Im Frühjahr ist diese Jagdart besonders erfolgversprechend, denn die grünen Hänge der Flussufer locken die Bären an wie ein Magnet. Sie brauchen das frische Grün jetzt nach der langen Winterruhe dringend, um ihre Magen-und Darmtätigkeit wieder in Gang zu setzen. Um an die frischen Knospen der Bäume zu gelangen, klettern Schwarzbären bis in die Kronen der höchsten Bäume. Vom Fluss aus sind die schwarzen Kletterer dann leicht auszumachen und anzupirschen.
Zur richtigen Zeit ist es an den großen „Bärenflüssen“ wie dem Peace River oder dem Clearwater River im Frühjahr kein Problem, innerhalb einer Stunde Bootsfahrt zehn bis 15 Schwarzbären zu zählen. Die Bären verlassen ihr Winterlager je nach Witterung Ende April/Anfang Mai und sind dann sehr aktiv, um den Nahrungsmangel der vergangenen Monate auszugleichen.
Wann sollte man jagen, im Frühjahr oder Herbst? Diese Frage ist eigentlich leicht zu beantworten: Wer es nur auf einen Schwarzbären abgesehen hat, sollte im Frühjahr jagen.
Hier sind nicht nur die Erfolgsaussichten wesentlich höher, sondern auch die Deckenqualität ist viel besser. Nach dem Winterschlaf hat die Schwarzbär eine seidenweiche dichte Decke, die noch nicht durch Scheuerstellen, die beim Klettern entstehen, gelichtet ist. Im Herbst ist sie dünner, stumpfer und weist oft Fehlstellen auf.
Soll die Bärenjagd aber mit der Jagd auf andere Wildarten wie Elch oder Weißwedelhirsch kombiniert werden, bleibt nur die Herbstjagd, denn die anderen Wildarten haben im Frühjahr keine Jagdzeit. Als „Einsteigerjagd“ für Kanada ist eine Frühjahrsjagd auf Schwarzbären sehr zu empfehlen.
Waffen und Ausrüstung
 
Schwarzbären sind zwar recht imposante Erscheinungen, aber nicht sehr schusshart.
Dazu sind sie „dünnhäutig“ und bieten dem Geschoss nicht viel Widerstand. Unsere mittleren Schalenwildkaliber von der 7×64 an aufwärts reichen hier völlig aus. Eine .30-06 oder 8×57 IS ist eine gute Wahl, doch auch die schnelleren Magnumkaliber wie .300 Winchester Magnum oder 8×68 S werden gern eingesetzt, wenn mit weiten Schüssen zu rechnen ist.
Schwarzbären werden oft als relativ ungefährlich eingestuft, was auch in der Regel stimmt.
Ein auf kurze Distanz angeschossener Schwarzbär, der den Schützen eräugt hat, kann aber durchaus annehmen und hat auch keine großen Probleme mit der „Spezies Mensch“ fertig zu werden. Zwei Tatzenhiebe und ein Biß in den Kopf beenden eine solche Auseinandersetzung recht schnell, und der Gewinner trägt in der Regel einen schwarzen Pelz.
Ein gutes Teilmantelgeschoss, das gleichmäßig aufpilzt und nicht zuviel Gewicht verliert, ist also notwendig, um eine gute Schusswirkung zu erzielen und die für einen eventuellen Folgeschuss notwendige Stoppwirkung zu erreichen.
Auch ist zu bedenken, dass in den meisten kanadischen Provinzen der Einsatz von Hunden bei der Bärenjagd – auch zur Nachsuche – nicht erlaubt ist. Angeschweißte Bären, die in den dichten Wäldern verschwinden, sind also meist verloren.
Als Zielfernrohr ist ein kleines, variables Glas, dessen Vergrößerung bei 1,5-fach beginnt, optimal, wenn gepirscht wird. Oft wird auf kurze Distanzen geschossen, und stark vergrößernde Optiken sind dann problematisch.
Kurzwaffen sind in Kanada bei der Jagd nicht erlaubt. Wird der Bär am Luder bejagt, ist ein lichtstarkes Zielfernrohr von Vorteil, um einen im letzten Licht erscheinenden Bären sicher beschießen zu können.
Die Luderplätze sind in der Regel nicht mehr als 60 Meter vom Schützen entfernt, so dass der Schuß keine große Kunst ist. Am Luder sollte möglichst nur auf breitstehende Bären geschossen werden. Nach dem Schuß ist es wichtig, ruhig sitzen zu bleiben und sich den Anschuss genau zu merken, wenn der Bär nicht sofort liegt.
Bei der Frühjahrsjagd kann es noch sehr kalt sein, und besonders nachts sinken die Temperaturen oft unter den Gefrierpunkt. Warme Kleidung und ein ordentlicher Schlafsack sind hier angebracht. Das Schuhwerk sollte aus knöchelhohen, festen Schuhen bestehen, die auch einer Bachdurchquerung standhalten.
Ein kleiner Rucksack, der die Tagesverpflegung, Erste-Hilfe-Set und Reservekleidung aufnimmt, ist praktisch. Kleidung in Tarnfarbe hat bei der Pirsch und auch beim Ansitz sicher Vorteile, doch sollte man sich vorher erkundigen, wie das Jagdgebiet beschaffen ist, um auch ein passendes Muster zu wählen.
Gerade bei der in den USA boomenden Camouflage-Bekleidung gibt es eine riesige Auswahl und alle möglichen Farben und Muster. Im Zweifelsfall lieber gedeckte Grün- und Grautöne nehmen, als ein Tarnmuster, das überhaupt nicht zum Biotop passt.
Trophäe
 
Seit 1952 wird nach einem Beschluss des CIC nur noch der Schädel für die Bewertung von Bär, Wolf, Luchs und Wildkatze herangezogen. Nur hier lassen sich exakte, vergleichbare Maße ermitteln. Die Bewertung der Decke wurde fallengelassen, weil die ermittelten Werte große Schwankungen aufwiesen.
Bewertet wird wie folgt:
  • A: Die Schädellänge auf 0,1 Zentimeter genau waagerecht, ohne Berücksichtigung von Auswüchsen und Unterkiefer x 1
  • B: Die Schädelbreite auf 0,1 Zentimeter genau waagerecht und ohne Berücksichtigung von Unterkiefer in Zentimeter x 1
    Die Addition von Schädellänge und Schädelbreite ergibt die Punktwertung der Trophäe.
Jagdzeiten und Kosten
 
Die Frühjahrsjagden werden in der Regel von Ende April bis etwa Mitte Juni durchgeführt. Die günstigste Zeit zu bestimmen, ist nicht leicht, denn hier spielt die Witterung eine große Rolle.
Bei einem langen Winter werden die Bären später aktiv. Die erste Maiwoche ist bei „normalem“ Witterungsverlauf die erfolgsreichste Zeit. Die Herbstjagden beginnen ab Mitte August und gehen bis Ende September.
Die Kosten für eine reine Frühjahrsbärenjagd beginnen bei 3 100 Mark für acht Jagdtage inklusive Bärenabschuss, Übernachtung und Verpflegung im Jagdcamp und Flug ab Frankfurt. Das ist natürlich ein absolutes Dumpingangebot, über dessen Qualität hier nichts Näheres gesagt werden kann.
Alles in allem ist eine ordentliche Schwarzbärenjagd aber für unter 5000 Mark zu realisieren.
Wird der Bär auf der Herbstjagd erlegt, muß in der Regel eine Abschussgebühr bezahlt werden, die je nach Jagdgebiet sehr unterschiedlich ausfällt. Bei hohem Bärenbestand kann ein Baribal schon für etwa 650 Mark nebenbei erlegt werden, wenn eine Elch – oder Schafjagd gebucht wurde.
Kommt der Schwarzbär seltener vor, sind durchaus 2000 Mark „Erfolgshonorar“ möglich. Auf jeden Fall muß der Wunsch, auch einen Schwarzbären zu schießen, vorher angegeben werden, damit der Outfitter die notwendige Lizenz besorgt.
Der Transport der Trophäe ist nicht kostspielig, denn Decke und Schädel lassen sich auch als Fluggepäck aufgeben. Seit dem 1.12.1994 gelten allerdings die neuen EU-Veterinärbestimmungen für die Einfuhr von Jagdtrophäen, die unbedingt beachtet werden müssen.
Schädel müssen abgekocht, frei von Gewebeteilen sein und mit einem von der Behörde des Ursprungslandes zugelassenen Mittel wie Wasserstoffperoxid desinfiziert sein. Außerdem müssen sie getrocknet und einzeln in durchsichtige Plastiksäcke verpackt werden.
Decken müssen mindestens 14 Tage gesalzen oder getrocknet sein (da kann es Terminprobleme geben). Jede Decke muß einzeln in einem durchsichtigen Plastiksack verpackt sein.
Die Trophäen müssen mit einer Veterinärbescheinigung ausgestattet sein, die beinhaltet, dass sie ordnungsgemäß abgekocht und desinfiziert wurden. Alle rohen Trophäen bedürfen einer veterinärrechtlichen Einfuhrgenehmigung des Bestimmungslandes. Diese wird aber problemlos erteilt, wenn die vorstehenden Bedingungen erfüllt wurden.
Die sofortige Mitnahme der Bärendecke scheitert meist am vorgeschriebenen trockenen Zustand oder an der Vorschrift, dass vor dem Versand die Decken 14 Tage gesalzen sind. Es ist auch nicht zu empfehlen, feuchte Decken in Plastiksäcke zu verpacken, da Schimmelgefahr besteht.
Einfacher und problemloser, natürlich auch teurer, ist es, den Trophäentransport von einem erfahrenen Transporteur durchführen zu lassen, der sich dann auch um die notwendigen Zollformalitäten und Einfuhrpapiere kümmert.
Wer seinen Schwarzbären auf der Herbstjagd erlegt, wird diesen Weg sowieso wählen müssen, weil im Herbst meist Elch, Weißwedelhirsch oder Schaf gejagt wird und diese sperrigen Trophäen eine sofortige Mitnahme im Flugzeug doch wohl nicht zulassen.
Der Zollwert einer Bärendecke richtet sich nach dem Zustand. Roh mit Schädel werden etwa 250 Mark veranschlagt. Gegerbt mit Kunstschädel liegt der Zollwert bei 1000 Mark. Von den angegebenen Zollwerten sind dann 15 Prozent Einfuhrumsatzsteuer zu zahlen.
Der Schwarzbär ist nach dem neuen Artenschutzrecht der Europäischen Union unter Anhang B aufgeführt und kann problemlos in einem vereinfachten Verfahren eingeführt werden. Das Original-Ausfuhrdokument des Ursprungslandes und eine Kopie reichen aus.
Der Zoll stempelt die Kopie ab, und die Sache ist erledigt. Die abgestempelte Fotokopie reicht auch aus, wenn die Trophäe wieder ausgeführt werden sollte.
Hansgeorg Arndt

Hansgeorg Arndt
Das Skinnen sollte der Jagdgast dem Jagdführer überlassen.


Foto: Hansgeorg Arndt und Norbert Klups

Hansgeorg Arndt

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