MSVC_ARCHIV Banteng – Biologie

Banteng – Biologie


Der erste Eindruck beim Anblick eines Bantengs erinnert zunächst an das Aussehen eines domestizierten Rindes. Bei einer Schulterhöhe von 1,50 bis 1,70 Metern erreicht der Banteng ein Lebendgewicht von 600 bis 800 Kilogramm.
Typisch für den Banteng sind die weißen „Strümpfe“, die er an den Vorder- und Hinterläufen bis zum Sprunggelenk hat, der ovale, große weiße Spiegel, einen über den Rücken verlaufenden glatten Wirbelgrat und eine schlank ge-krümmte Hornwehr. Die Hörner der Jungbullen sind linear verlaufend schräg nach außen gerichtet. Bantengkühe haben ein kurzes „Rindergehörn“.
Bei den Bantengkühen und den Jungbullen bis zum Alter von sechs bis sieben Jahren ist die Decke rotbraun gefärbt mit sehr kurzen feinen Haaren. Die Kälber sind fahler gefärbt, mehr gelbrot. Alte Bantengbullen haben eine dunkelbraune bis schwarze Decke. Der weiße Spiegel und die weißen „Strümpfe“ heben sich besonders kontrastreich von der dunklen Decke ab.
Bantengs ziehen in kleinen Trupps oder in Herden bis zu 50 Stück, Kühe mit ihren Kälbern, begleitet von ein bis drei Jungbullen. Die alten zehn- bis 15jährigen Bantengbullen ziehen alleine.
Mit zwei bis drei Jahren ist der Banteng geschlechtsreif. Brunftzeit ist von Dezember bis Februar eines jeden Jahres. In dieser Zeit werden von den werbenden Bullen harte Kämpfe untereinander geführt.
Die Tragzeit beträgt 285 Tage. Es werden meistens ein Kalb seltener zwei Kälber gesetzt, die bis zu einem Jahr gesäugt werden.
Der wilde Banteng windet, vernimmt und äugt ausgezeichnet. Er ist ein echter Kulturflüchter. Empfindlich gegen Störungen aller Art zeigt er ein sehr scheues Verhalten. Störungen werden schon auf weite Entfernungen ausgemacht und immer mit einem Prusten, das etwa dem Blasen unseres Schwarzwildes ähnelt, quittiert, dann stürmt der Banteng hochflüchtig davon.
Zur Tränke werden Wasserstellen mit klarem Wasser aufgesucht. Im Gegensatz zum Wasserbüffel suhlt der Banteng nicht. Die Hauptäsungszeiten sind frühmorgens und am späten Nachmittag. Als Äsung werden sowohl Gräser als auch Blätter des Unterholzes aufgenommen. Vor der Hitze des Tages sucht der Banteng schattige Einstände im dichten Busch auf.
Nur noch etwa 5 000 wilde Bantengs leben heute als isolierte Population auf den Inseln Borneo und Java. In Indien, Bangladesch und West Malaysia ist der Banteng bereits ausgestorben.
Restbestände des Bantengs auf dem asiatischen Festland sind einem starken Verfall ausgesetzt. In Thailand schrumpfte die natürliche Bantengpopulation in den letzten 20 Jahren um 80 Prozent und das, obwohl der Banteng im ostasiatischen Raum geschützt ist und nicht bejagt werden darf.
Was sind die Hauptgründe für die vernichtende Abnahme der Bantengbestände? Die Zerstörung der Lebensräume des wilden Bantengs durch großräumiges Abholzen der Wälder und die Wilderei zur Fleischversorgung. Aber auch wegen der Hörner wird dem Banteng nachgestellt, die in Asien zu hohen Preisen vermarktet werden. Diese beiden Faktoren sind wohl die Hauptgründe des starken Banteng-Rückganges. Aber auch die Kreuzung von wilden Bantengbullen mit domestizierten Rindern bedeutet für die Banteng-Restpopulation Gefahr. Es können so Krankheiten der oft infizierten Hausrinder auf die wilden Bantengbestände übertragen werden.
Die asiatischen Behörden haben kein funktionierendes Kontroll- und Überwachungssystem, um die Restpopulationen der wilden Bantengs sicher zu schützen und Aussagen über die Bestandsentwicklung geben zu können.
Der Banteng in Australien
Bereits 1840 wurden Bantengs von Indonesien in den tropischen Teil von Nordaustralien transportiert und auf der Cobourg-Halbinsel ausgewildert. Sie sollten als lebende Fleischreserve von dort angesiedelten britischen Einwanderern und den Garnisonen genutzt werden.
Nachdem die ersten Ansiedlungen und die Militärstützpunkte von den Engländern wieder aufgegeben und an andere Stellen in Nordaustralien verlegt wurden, kümmerte sich niemand mehr um die eingeführten Bantengs, die im heißen und teils dichten Busch des tropischen Nordens von Australien vergessen wurden. Hier hatten sie ein Biotop, das weitestgehend den Anforderungen des Bantengs entsprach und dem Biotop von Ostindonesien gleicht.
Erst 1960 wurde der wilde Banteng auf der unbewohnten Cobourg Peninsula wiederentdeckt. Hier auf dieser großen Halbinsel hatten sich eine isolierte Bantengpopulation von etwa 2 000 Stück entwickelt.
Die Cobourg-Halbinsel ist zum Festland durch großflächige Sümpfe abgeriegelt, die ein Einwechseln des Bantengs in das angrenzende Arnhemland verhindern.
Heute leben etwa 6 000 wilde Bantengs auf der zum Nationalpark erklärten Cobourg Peninsula. Der Bantengbestand gilt hier als gesichert, so dass von der Parks & Wildlife Commission des Northern Territory und den Aborigines, die Landeigner der Halbinsel sind, jährlich 45 Bantengbullen zum Abschuß freigegeben werden. Zusätzlich werden in einem kleineren Teilbereich des Nationalparks von den Behörden von Zeit zu Zeit Totalabschüsse vorgenommen, um so den Bantengbestand auf der Cobourg Peninsula zu regulieren. In diesem locker gegatterten Teilbereich von etwa 20 mal 20 Kilometern darf die Bantengjagd von privaten Jägern nicht ausgeübt werden.
Die Cobourg Peninsula in Nordaustralien ist somit der einzige Platz auf der Welt, wo der wilde Banteng in streng limitierter Stückzahl legal bejagt werden kann.
Australischen Naturschützern ist der nun schon seit 150 Jahren hier lebende Banteng ein Dorn im Auge. Sie erkennen ihn nicht an, weil er nicht ursprünglich hier lebte, sondern ausgewildert wurde. Man glaubt, durch den Bantengbestand könnten sich auf Dauer Schäden an der Vegetation des Cobourg Nationalparks einstellen, weil der Banteng neben Gräsern auch große Mengen Blätter als Äsung aufnimmt.
Die Naturschützer fordern die Vernichtung der Bantengs im Nationalpark. Einer Ausrottung der Bantengs stimmen jedoch die Aborigines als Landeigner der Halbinsel nicht zu. Ihnen bringt der Abschuß eines Banteng eine Abschußgebühr von 3 000 Australischen Dollar.
Um den Nationalpark überhaupt weiter zu erhalten, muß sich die australische Naturschutzbehörde mit den Aborigines zugunsten des Bantengbestandes arrangieren. Es ist unverständlich, dass der australische Naturschutz, ginge es nach ihm, den letzten als stabil geltenden Bantengbestand vernichten würde, weil er hier keine ursprüngliche Wildart ist. Es ist dankenswert, dass die australischen Ureinwohner, wenn auch aus finanziellen Gründen, die Vernichtung der Bantengs hier auf der Cobourg Peninsula ablehnen. Würde die Jagd mit limitierten Abschüssen hier nicht mehr zugelassen, wäre das wohl das „Aus“ für den letzten gesicherten Bantengbestand der Erde.

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