LÄNDER Amerika Uruguay – ein Jagd-Paradies

Uruguay – ein Jagd-Paradies

Gauchos und die Pampa, wo kann man diese Faszination, Urwüchsigkeit, diese unermesslich reiche Fauna und Flora heute noch erleben? Teilhaben an unglaublich großen Strecken von Enten, Tauben, und Hühnern, dazu Sauen und vieles mehr? Im Flugwild-Paradies Uruguay.

Unverzichtar bei der Flinten-Jagd: gute Apportierer.

Von Gert G. von Harling
Montevideo! Ich kannte diese Stadt bisher nur durch die Komödie von Kurt Götz. Nun bin ich hier, um zu jagen. Noch ist es ein Geheimtipp nicht nur unter passionierten Flintenschützen. Aber wie lange noch gilt Uruguay als eines der besten Flugwild-Gebiete der Welt?

Eine Schleife dreht die kleine Cessna meines Gastgebers noch über der Hauptstadt Uruguays. Über zwei Drittel der Bevölkerung des südamerikanischen Landes leben dort. Dann fliegen wir weiter Richtung Norden. Wir lassen das Delta des Rio de la Plata hinter uns. Bald glänzen Sümpfe, Flüsse und Seen zu uns herauf, breite Ströme und solche, die aus der Entfernung wie kleine Rinnsale wirken mit Sandbänken in der Mitte.

In den vergangenen Monaten waren in Uruguay über 800 Millimeter Regen gefallen. Extrem viel für dieses Land, das sonst einen Jahresdurchschnitt von höchstens 1.200 Millimetern aufweist. Deswegen auch das viele Wasser unter uns. Die Flussläufe sind bewaldet. Zwischen dem ursprünglichem Busch wurden ab und zu Wälder von Menschenhand angepflanzt, in denen die Bäume ordentlich in Reih und Glied stehen. Schnellwüchsige Eukalyptus sind es, die schon nach zehn Jahren schlagreif für die Papier-Industrie und den Export bestimmt sind.

Das Land wirkt aus der Höhe flach, in der Tat aber ist es hügelig. Wir überfliegen den Rio Negro, einen gewaltigen Strom mit mehreren buschgesäumten Staudämmen, Lieferanten für Strom im ganzen Land. Je nördlicher wir kommen, desto mehr Ortschaften bleiben zurück, und schließlich stehen nur noch vereinzelte Häuser in der überwiegend landwirtschaftlich genutzten Region.

Die Zeit vergeht buchstäblich wie im Fluge, bis wir in Itati landen. Ich bin am Ziel meiner Reise angekommen und überwältigt. Hier hat mein Freund Bogislav eine Jagdfarm aufgebaut, die in Südamerika ihresgleichen sucht. Er hat sich in Uruguay einen Traum erfüllt, lange darauf hin gearbeitet und es schließlich vollbracht: ein Paradies in der Pampa.

 

Sauen südamerikanisch

Wir saßen nur kurz auf der Veranda des großen Farmhauses, schauten träumend auf das silberne breite Band des Rio Uruguay, auf dessen anderer Seite bereits Argentinien liegt und freuten uns über herrliche vor uns liegende Jagdtage in urtümlicher, urwüchsiger Natur. Drei Stunden nach meiner Ankunft auf der Hacienda brachte mein Freund und Gastgeber mich bereits zu „meinem“ Hochsitz.

In Südamerika sind solche Revier-Einrichtungen eher selten, bestehen höchstens aus abenteuerlichen Konstruktionen, deren lebensgefährliche Besteigung europäischen Jägern schon eine gehörige Portion Mut abverlangt. Der Sitz, der mir zugewiesen wird, verdient aber auch unter strengen deutschen Maßstäben das Prädikat „vorzüglich“.

Schon die nachmittägliche Anfahrt durch die menschenleere Pampa, die südamerikanische Weidesteppe mit ihrem schier unglaublich vielseitigen Tier- und Pflanzenreichtum, war beeindruckend. Hühner trippelten vor dem Geländeauto über die Fahrspur und in fast jedem Busch oder Strauch präsentierte sich ein anderer Teil der reichhaltigen Vogelwelt Uruguays.

Immer wieder hieß es: raus aus dem Auto, Gattertor öffnen, hindurchfahren, Gatter schließen und wieder rein in den Wagen, so wie wohl überall dort, wo extensive Viehwirtschaft betrieben wird. Freund Bogi setzte mich nach halbstündiger Fahrt ab, und während er weiterfuhr, stapfte ich zwischen den vertrockneten Sonnenblumen-Stauden zum Sitz. Obwohl ich mir große Mühe gab, war es fast unmöglich, leise zu pirschen. Nach gut 300 Metern erreichte ich die Leiter und machte es mir bequem.

Rundherum habe ich zwar mehrere hundert Meter Sichtfeld, mein Schussfeld ist aber meistens durch trockene Stengel und Stauden begrenzt. Hunderte, nein, Aberhunderte von Tauben, einzeln, meist zu Paaren, mitunter aber auch in großen Schwärmen, ziehen von den Sonnenblumenfeldern zu ihren Schlafplätzen. Links von mir liegt ein Wasserloch.

Es ist ein Ansitz auf Sauen wie in Deutschland, man wartet gespannt auf Wild und doch ist die Stimmung auf diesem Kontinent völlig anders. Wohltuend für Herz und Seele umgibt mich eine Ruhe, wie man sie in Europa kaum mehr vorfindet. Kein Flugzeug, kein Autoverkehr, überhaupt keine Zivilisations-Geräusche – nur die Stimmen der Natur.

Je mehr sich die Sonne dem Horizont nähert, desto mehr lässt der Taubenflug nach und ebbt schließlich völlig ab. Es ist kühl geworden. Als wir das Farmhaus verließen, zeigte das Thermometer nur vier Grad an, deshalb bleibe ich auch von Moskitos weitgehend verschont. Axiswild schreckt in der Ferne.

Sauen, Axishirsche und Füchse habe ich frei, aber keine der drei Wildarten lässt sich an diesem Abend blicken. Obwohl Pedro, einer der auf der Farm angestellten Gauchos und ebenfalls passionierter Jäger, immer wieder bestätigt hatte, dass auch bei gutem Licht Sauen in die Sonnenblumen-Felder ein- und auswechseln. Deswegen geht es am Morgen auch wieder auf denselben Ansitz.

Auf dem Wasserloch fallen Enten ein. Noch höre ich nur ihre schrillen Pfiffe und das plätschernde Geräusch, wenn sie auf die Wasseroberfläche klatschen, aber bald schon kann ich sie als kleine dunkle Punkte auf dem Wasser erkennen, das das angehende Licht des Himmels reflektiert. Als es heller wird, streichen sie ab.

Plötzlich habe ich, als ich wieder die Umgebung mit dem Fernglas ableuchte, vier dunkle Punkte im Glas. Nicht einmal weit, 40, 50 Gänge entfernt, so schätze ich, brechen Sauen. Zum Schießen reicht das Licht aber noch nicht aus. Mich erstaunt wieder einmal, wie lautlos sie sich im Dunklen bewegen. Während ich bei meinem Gang zur Leiter furchtbaren Lärm verursachte, habe ich nun nicht vernommen, wie die Schwarzkittel anwechselten.

Als der Tag vollends erwacht ist, verlasse ich meinen Sitz, zwar wieder ohne Beute aber zufrieden über den Anblick, das Erlebnis eines stimmungsvollen Morgens und in der Gewissheit, dass Sauen da sind.

Noch einmal sitze ich dann auf „meiner“ Leiter und warte. Lauschen, riechen, schauen, staunen oder einfach nur dasitzen, ohne Zeitnot das Farbenspiel des Himmels genießen, ohne auch nur ein einziges Mal über unerledigte Korrespondenz nachzudenken – die Natur, die Weite der Pampa haben heilende Wirkung.

Da schieben sich aus dem Gestrüpp unvermittelt zwei Sauen, ziehen an der Kante von mir spitz fort, wenden 20 Meter weiter nach rechts, ziehen breit weiter, und ich beschieße die erste, repetiere, um auch die andere zu erlegen, aber beide Kujel gehen ab, und als der erste nach 40, 50 Fluchten zusammenbricht, ist die Entfernung zu groß, um die zweite Sau auch noch zu erlegen.

Da wir den Sauen in dem dichten Gestrüpp und in den Niederungen des Rio Uruguay durch Pirsch oder Ansitz nur sehr schwer beikommen können, wird am folgenden Tag mit den Nachbarn eine kleine Drückjagd vereinbart.

Treffpunkt ist das Hirsefeld, das an die Nachbarfarm angrenzt. Klein mag ein wenig untertrieben sein bei einem Hirsefeld mit einer Ausdehnung von über 100 Hektar. Diese Felder werden von den Estanzieros in der Regel an Unternehmer verpachtet, die sie bestellen, die Ernte einbringen, und dafür 20 Prozent des Erlöses an den Besitzer zahlen. Beide Parteien werden bei der spärlichen Ernte nicht reich. Den Farmer interessiert es aber kaum, wie hoch die Frucht auf den Feldern steht, und der Unternehmer kommt erst zur Ernte. Diskussionen oder gar Streit über Wildschäden gibt es daher nicht.

Ein neuer Tag bricht an. Noch im Dunkeln sitzen wir bereits auf den Pferden und reiten der aufgehenden Sonne entgegen. Ab und zu gilt es, ein Gattertor zu öffnen. Ein echter Gaucho steigt dafür selbstverständlich nicht von seinem Pferd, sondern bewältigt diese Angelegenheit mühelos vom Pferderücken aus.

Schließlich treffen wir auf unsere Freunde von der Nachbarfarm Los Olivios, die passionierten Hundeführer Viktor, Pedro, Emanuel und wie sie alle heißen. Es sind abenteuerlich anmutende Gestalten. Jagdpassion, Lust am Wildern spricht aus ihren schwarzen Augen. Und die auf dem Anhänger untergebrachten Hunde sind ebenso sehenswert wie ihre Führer und genauso von Neugier und Erwartung geplagt wie ich.

Sieben, acht Vierläufer aller möglichen Rassen sind es, oder besser gesagt, alles was beißen kann, ist in sie hineingezüchtet worden. Was mir auf einer Jagd bisher noch nie begegnet war: Ein (fast) reinrassiger Boxer und ein gutmütiges Riesentier, in dem sich wahrscheinlich alle großen Doggen der Umgebung vereint haben, befindet sich unter der wild bellenden Ladung.

Nach längerem Palaver und Organisieren, temperamentvoll und lautstark geführt, wie es eben in Lateinamerika üblich ist, ziehen wir auf unseren Pferden weiter, um das Treiben zu umstellen. Und das ist ebenso zeitaufwändig, wie es gute Überlegungen und Erfahrungen benötigt, um eine Fläche von über 700 Hektar möglichst erfolgversprechend abzustellen.

Nach einer weiteren Stunde Ritt durch die Unberührtheit der Pampa tritt das Funkgerät in Aktion. Ich kann nicht verstehen, was einer meiner Vorreiter sagt. Kurze Diskussion über den Äther, dann geht es wieder voran. Unendlich weit können wir die Augen schweifen lassen über die sanften Hügel, über das satte Grasland. Doch bald verlassen wir auch diese Fläche wieder. Wir reiten durch undurchsichtigen Busch-Bestand, der so hoch ist, dass er uns auf dem Pferderücken noch um einen halben Meter Länge überragt. Er wächst so dicht, dass die Pferde mitunter Schwierigkeiten haben, sich hindurch zu zwängen und die Reiter ebensolche Probleme haben, um nicht vom Sattel gestreift zu werden.

Schließlich steigen wir vom Pferd, binden unsere vierbeinigen Transportmittel an einen Dornenbusch und pirschen, um den Stand zu erreichen, eine halbe Stunde lang durch dichtes Unterholz. Meistens schleichen wir gebückt auf breit ausgetretenen Wechseln. Plötzlich ruft mein Begleiter Hector vor mir: „Cuidado, jabali!“ (Achtung, Schwein!), geht in die Knie und lässt sich dann zur Seite auf den Boden fallen.

Im gleichen Moment rast eine Sau auf uns zu, verlässt nur drei Gänge vor uns den Wechsel und ist im Nu wieder im dichten Gestrüpp verschwunden. Auch der beste Schütze hätte in diesem Fall keine Chance gehabt, einen Schuss sicher abzugeben. Schade, zwar so nahe, wie ich es gerne habe, aber leider zu schnell, um Beute zu machen.

Wir nehmen keinen festen Stand ein, sondern bewegen uns ganz vorsichtig hin und her, quer zu dem getriebenen Hirsefeld. Es ist überhaupt nicht das, was man bei uns unter Drückjagd versteht, aber äußerst effektiv und spannend.

Eine Bache mit mehreren Frischlingen huscht über eine freie Fläche. Dann sehen wir eine einzelne Sau, zu weit entfernt, um zu schießen. Bald nähern sich vier Überläufer. Durch lautes Prasseln kündigen sie sich an, und ich habe das Glück, einen von ihnen zu erlegen. Der Überläufer wird viel später mit Hilfe eines Lassos von einem Pferd aus dem Gestrüpp und zwei Kilometer weit bis zu einer Schneise gezogen, die ich nur erahnen kann, die aber in diesem Land als „Straße“ bezeichnet wird.

Auf unserer weiteren „stehenden – gehenden“ Pirsch sehe ich sechs Stück Axiswild: Tiere. In Uruguay sind aber nur Hirsche frei. Schüsse hört man in diesen unermesslichen Weiten nicht, es ist auch nicht auszumachen, wo mein Nachbarschütze steht und die Hundeführer sich gerade befinden. Am Abend sitzen wir dann am Feuer, schlürfen aus einer mit Leder umspannten Kalebasse bitteren Maté, genießen gedankenverloren die unbeschreibliche Atmosphäre der weiten Pampa, die Stille in der endlosen, herrlichen Steppe und starren in die Glut.

„Mir graut davor, wieder nach Deutschland zurückzukehren“, beichte ich Burgi. „Es ist nicht die Heimkehr, die dich traurig stimmt,“ erwidert er nach längerem Sinnen, „es ist der Abschied, es ist die Steppe, die das Herz weit und den Sinn sehnsüchtig macht, die aber traurig ist in all ihrer Schönheit. Traurig sind ihre Menschen und wehmütig ihre Lieder. Denn das Unermessliche ist ernst – trotz fröhlicher Vogelstimmen und bunter Blumenpracht. Die Pampa ist wie das Meer ?-sie ist zu groß für den Menschen, wir können sie nicht begreifen“. Ich schweige, wir schweigen alle…

Pferde sind das Fortbewegungsmitel in der Pampa.

 

Bilder:

Fotos: Gert G. von Harling

Gras, Gras, Gras, Weite, Weite, Weite

Perdizes in der Pampa Gras, Gras, Gras, Weite, Weite, Weite bis hin zum Horizont, der schier ins Unendliche einmündet. So weit der Blick reicht, dehnt sich die Pampa.

Unser Jagdrevier erstreckt sich über viele Kilometer im Umkreis bis zum Horizont. Als wir mit dem Auto querfeldein fahren, purren immer wieder Hühner vor uns hoch. Auf dem Weg zu den Koppeln, die wir bejagen wollen, springen drei Stück Axiswild ab. Das ist ein schöner Anblick und verspricht einen guten Anfang des Jagdtages. Die Hunde, die uns begleiten, erinnern an Hühnerjagden in Europa: Es sind Englische Pointer.

Kaum haben wir das Auto verlassen, rasen die Pointer-Hündinnen Jefa und Isla los, stehen beide schon fest vor, ergeben einen herrlichen Anblick. Schon fünf Minuten später hängen zwei Hühner am Galgen.

„Ist das Hundefutter in Uruguay denn so teuer, dass deine Hunde so mager sind?“ Diese Frage muss sich Bogi gefallen lassen. Auch wenn sie scherzhaft gemeint ist, veranlasst der Anblick der spindeldürren, zerbrechlich wirkenden Hunde dazu. Im Gegensatz zu einigen der beteiligten Jäger haben sie kein Gramm überflüssiges Fett zuviel an ihrem Körper aufzuweisen, aber ihre Konstitution ist enorm: Kilometer um Kilometer arbeiten sie für uns, ohne auszuruhen.

Es ist ein Erlebnis mit solchen Hunden jagen zu dürfen. Traurig, dass es diese reizvolle Jagdart in Europa kaum mehr gibt. Alte Jäger kennen sie fast nur noch aus der Erinnerung, haben sie fast vergessen, jüngere nur noch aus Erzählungen. Ich habe sie in den vergangenen 30 Jahren in Deutschland kaum noch miterleben dürfen. Weit holen die Hunde aus, um sodann gegen den Wind auf uns zuzusuchen. „Calma, Busque, Traiga“, lauten die Kommandos für die Hunde. Für mich klingen sie ungewohnt.

Ab und an, wenn der Bewuchs etwas höher steht, schießen sie pfeilschnell wie Striche durch das Gras, man erkennt nur ihre Rückenlinie in dem wild hin und her wehenden Gras. Wenn sie stehen, sich klein und tief ducken, sind sie mitunter gar nicht zu sehen, und wir müssen auf gut Glück suchen und ihnen dann folgen, aber dafür bleibt immer Zeit.

Man braucht sich nicht zu beeilen, wenn sie geduldig stehen und auf den Jäger warten. Es ist herrlich zu beobachten, wie sie gierig und genussvoll Wittrung holen. Mitunter verharren sie bewegungslos wie ein Denkmal, bis zu einer Minute, bevor wir sie gefunden haben und auf die „Perdizes“ stoßen. „Dale, Dale“ und „Muy bien, Muy bien“, werden sie gelobt und unsere beiden Vierläufer verstehen jedes Wort, wedeln dankbar mit ihrer Rute.

Über weite Strecken ist das Gras von den Rindern oder Schafen kurzgefressen und bietet dem Wild keinerlei Deckung, so glaubt man jedenfalls. Mitunter ist es so hoch, dass wir die Hunde nicht arbeiten sehen. Frisches Grün von diesem Jahr sprießt hervor, dazwischen welkt altes, braunes, verdorrtes Gras vom vergangenen, und überall stoßen die Hunde auf Hühner. Ein Schatz, den die unverdorbene Natur uns bietet!

Rebhühner finden das ganze Jahr hindurch ideale Lebensmöglichkeiten in der weiten, abwechslungsreichen Graslandschaft. Der Wind weht ständig von Norden, von Brasilien her. Er ist warm, die Hunde verstehen ihn aber zu nutzen und finden zwischendurch auch immer wieder ein Wasserloch, wo sie trinken und sich abkühlen können.

Schließlich trennen wir uns. Ich gehe mit Martin, Bogi und Isla in einer Gruppe nach Süden. Die drei restlichen Jäger ziehen mit dem anderen Pointer in Richtung Osten davon. Ab und zu klingen Schüsse von ihnen zu uns herüber. Aber darauf achten wir kaum, denn wir sind vollauf damit beschäftigt, unserer Hündin zu folgen und deren wunderschöne Arbeit zu beobachten.

Sie sucht sehr weit voran, holt sich Wind. Schlägt dann in raumgreifendem Galopp große Bögen und steht, wie von magischer Hand gestoppt, steif und starr, mitunter den Fang nach unten gesenkt, mitunter nach vorne und zeigt ein Huhn an. Dann steht sie wie festgenagelt, scheint lang und länger zu werden, meine Schritte werden größer und schneller, und ich stehe erneut erst noch hinter, dann neben ihr, folge der Richtung, in die ihre Nase weist. Wieder geht ein Huhn hoch.

Mitunter stehen die Hunde so fest vor, dass sie immer wieder aufgefordert werden müssen, voran zu suchen, weiter fort zu ziehen, und oft gehe ich sogar vor ihnen her, leise auf sie einredend. Dann gehen, wenn der Wind gut steht, urplötzlich die Hühner trotzdem noch 20, 30 Meter vor uns hoch. Dazu apportieren die Pointer auch noch. Ihre Nasen werden nicht wie in Europa geschont, wo man ihnen, um ihren Geruchssinn nicht zu verderben, das Apportieren „abnimmt“.

Es sind selten Perdiz-Ketten, die wir bejagen. Obwohl in Südamerika Herbst herrscht, sind es meistens einzelne oder Paarhühner, die aufstehen und von uns fortpurren.

Völker von Nandus flüchten davon, die kleinen, verkümmerten Schwingen auf dem Rücken gerichtet, das schneeweiße Hinterteil hell leuchtend. Ich erfahre, dass Nandus mit Vorliebe Eier und Küken anderer Vögel aus deren Nestern nehmen. Zum Leidwesen der Ackerbauer sind sie in Uruguay ganzjährig geschützt.

Selbst auf der Hühnerjagd ist es in der Steppe zu dieser Zeit des Jahres ratsam, Gummistiefel zu tragen. Immer wieder wird man von Gräben, kleinen sumpfigen Stellen oder einfach auf den Wiesen und Weiden stehenden Wasserflächen überrascht. Das Gesicht der Pampa ist vielseitig und manchmal trügerisch.

Am letzten Tag streife ich mit Bogi sowie einem Helfer und den beiden Pointern noch einmal durch die Pampa. Es hat stark getaut, ideale Voraussetzungen für die empfindliche Hundenase. Weit und ausgelassen ihre Freiheit geniessend, suchen die beiden Pointer. Aber sobald sie sich gelöst haben, werden sie zurückgepfiffen und disziplinieren sich von selbst.

Wenn sie stehen, sind sie manchmal über 50 Meter entfernt, trotzdem ist keine Eile geboten. Gemächlich nähere ich mich den herrlichen Standbildern. Niemals markieren die Hunde, ohne dass ein Huhn aufsteht. Daran kann man sich schnell gewöhnen.

Noch ist es verhältnismäßig frisch, der Wind weht aus Nordosten uns und auch den Hunden ins Gesicht. Anfangs flitzen Jefa und Isla noch wie schwarzweiße Derwische kreuz und quer, und ich enttäusche die beiden Hündinnen nach ihren hervorragenden Leistungen, denn nur jeder dritte oder vierte Schuss ist ein Treffer, aber meine Ergebnisse werden immer besser.

Dann weht der Wind von der Seite her. Auch die Hühner streichen nun seitlich ab. Das Schießen wird für mich einfacher, und die Hunde bekommen mit dem Apportieren wieder mehr Arbeit. Unvermittelt flügele ich ein Huhn. Fast 200 Meter von mir entfernt geht es zu Boden, aber für die Pointer ist es überhaupt kein Problem, es zu finden und anschließend zu bringen.

Erstaunlich ist, wie fest die Hühner liegen, oft minutenlang, und die Pointer stehen wie hypnotisiert und fasziniert vor. Wenn der Hund dabei über 100 Meter von mir entfernt ist, kann ich mir geruhsam noch eine Pfeife stopfen und erst dann an den Ort des Geschehens stapfen. Später durchstreifen wir den Monte, eine Fläche mit überdimensional großen Sträuchern sowie hüfthohem Heidekraut bewachsen.

Für die Hunde ist es nicht einfach, hier zu suchen und zu finden. Weil wir oft nicht einmal sehen können, wo sie vorstehen, verlassen wir diese Parzelle bald, obwohl es darin von Hühnern nur so wimmelt. Als wir nach drei Stunden die Jagd beenden, machen die Hunde noch immer einen so munteren Eindruck, als seien sie nicht viele Kilometer kreuz und quer gelaufen.

Für hiesige Verhältnisse ist unsere Strecke nach knapp drei Stunden gering: 41 Hühner. Als ich Bogi erkläre, dass es für mich die höchste Rebhuhn-Strecke seit 20 Jahren ist, freut er sich genauso wie ich.

Entenjagd in den Reisfeldern

Entenjagd in den Reisfeldern

Die Ladung der Cessna würde gewiss bei manchem Zeitgenossen Erstaunen hervorrufen: Vier Hunde springen als erste aus der Maschine, dann folgen wir drei Jäger und der Hundeführer. Von der Jagdfarm Itati waren wir nach Artigas im Norden Uruguays, zur Estancia Tres Rincones, geflogen, um in den Reisfeldern Enten zu jagen.

In der Region Artigas werden pro Hektar bis zu 8.000 Kilogramm Reis geerntet, eine Menge, die nur noch auf guten Böden in Australien erreicht werden kann.

Schon als wir uns am späten Nachmittag den riesigen Flächen nähern, gehen Wolken von Wasservögeln hoch, der Himmel verdunkelt sich förmlich. Es ist das erste Mal, dass ich einen Hund auf solch einer Entenjagd bei mir habe, einen schwarzen Labrador, der auf den Namen Topo hört und tatsächlich, er gehorcht auch mir. Der Nordwind hatte wieder warmes Wetter aus Brasilien herübergeweht. Fast ohne Unterbrechung streichen Enten über mich hinweg.

Anbacken, mitschwingen, schießen, dann ist Topo wieder an der Reihe. Ohne Kommando stürmt er los und bringt mir nach kurzer Suche eine Ente nach der anderen. Mehrfach fallen unerwartet zwei Enten mit einem Schuss. Ich ärgere mich über die Schüsse, schiebe die Pannen den Messingschroten zu.

Das Reisstroh liegt in langen Schwaden, manchmal klatscht eine Ente aufs Wasser. Dann wieder fällt eine unter das vergammelte, nasse, hohe Reisgras, für Topo schwer zu finden. Aber ich verliere, was normalerweise unvermeidlich ist, an diesem Abend keine einzige Ente. Greifvögel, Füchse und anderes Getier gehen diesmal leer aus.

Nachdem ich bereits vier Tage hintereinander auf Flugwild gejagt hatte, freue ich mich über meine guten Schussleistungen. Selten fehle ich und am Ende habe ich mit nur 48 Patronen 40 Enten geschossen. Der nächste Morgen in den Reisfeldern beginnt wieder so stimmungs-, ereignis- und erlebnisreich, nachdem die Zeremonie mit dem Matetee nach über einer Stunde endlich beendet ist und ich allmählich ungeduldig werde, herauszukommen. Ich stehe diesmal in einem aus Bambus und Schilf gefertigten Schirm. Der zunehmende Mond, der hier in der südlichen Hemisphäre nicht aufrecht am Himmel steht, sondern mit der Sichelöffnung nach oben weist, beleuchtet das Land. Und immer wieder klingeln Enten in kleinen Schofen, ihren schrillen Ruf ausstoßend, schemenhaft über mich hinweg.

Ich ahne sie mehr, als dass ich sie sehe und muss mich mit dem Schießen noch gedulden, bis das Licht allmählich besser wird. Langsam kündigt sich am Horizont der Morgen an mit Himmelsfärbungen, wie sie in dieser Intensität in Europa nicht auftreten.

Und dann kann ich gegen den orangerot gefärbten Himmel eine Dublette schießen, und kurz danach bringt mir der Labrador eine weitere Ente. Schnell wird es nun hell, und mit dem Licht kommen immer mehr Enten zu den Äsungsflächen gestrichen.

Einer der reizvollen Aspekte dieser Jagd: Aus allen Richtungen streichen sie an und ab, manche kommen flach, sehr flach, nur wenige Meter über dem Erdboden, andere hoch und scheinbar schwerfällig, wieder andere in rasend schnellem Flug.

Wenn es gerade bei einem der Freunde knallt und ein Schoof in meiner Nähe streicht, wirbelt er durch den Knall irritiert durcheinander und versucht, an Höhe zu gewinnen. Meistens erfolgreich, um sich der Reichweite meiner Schrote zu entziehen. Wolkenähnlich gehen sie hoch oder nieder, irgend etwas flattert, schwebt, gaukelt oder fliegt, rudert oder taumelt immer über uns.

Als die Sonne am Horizont erscheint, langsam ihre Bahn über die Reisfelder zu ziehen beginnt, machen wir Schluss. Eine Ausbeute von knapp 100 Enten soll genügen. Dazu bereichern noch einige Tauben meine bunte Strecke.

Die faszinierende Stimmung hat uns wieder gefangen genommen, dazu haben wir genug Beute gemacht. Ich denke an den Ausspruch eines bekannten Flintenschützen aus England, der an einem Tag über 1.200 Moorhühner schoss. Danach wurde er nachdenklich und sagte zu seinem Freund: „I think, we overdid it“ (Ich fürchte, wir haben es übertrieben). Man könnte wohl den ganzen Tag sitzen, stehen, warten und staunen, aber wir wollen es für heute gut sein lassen, wollen es nicht übertreiben.

Tauben‚ Tauben‚ Tauben…

Tauben‚ Tauben‚ Tauben…

Mühsam quält sich die Sonne durch den grauen Nebel, ist eher zu ahnen, als zu sehen. Wir haben das Geländeauto verlassen, gerade unsere Flinten zusammengesetzt, da nimmt mein Freund Zitzewitz bereits seine Waffe hoch, es knallt zweimal und zwei Tauben fallen getroffen zu Boden. Minuten später trudelt auch meine erste Taube aus dem Himmel.

Einige Minuten lang beobachten wir den Flug der Tauben noch. Einzeln, zu zweit, seltener in größeren Schwärmen, streichen sie über das große Feld dahin. Bald glauben wir, eine der Hauptflugrichtungen erkannt zu haben, und ich stelle mich dort mitten in das Feld.

Lange dauert es nicht, dann streichen die ersten Tauben zu mir her und über mich hinweg. Mal sind es die großen, etwas schwerfällig fliegenden „Palomas del Monte“, dann eine „Paloma al Manchada“ eine Art Felsentaube, aber auch die ganz flinken, die kleinen „Torcazas“ fliegen ohne Pause zu ihren Äsungsflächen.

Nach einer knappen Stunde liegen bereits über 30 geschossene Tauben um mich herum. Dann habe ich das Gefühl, der Strich verlagert sich mehr und mehr nach Süden, und so wandere ich langsam durch die brüchigen, hohen dunklen Stengel ebenfalls dorthin. Bald habe ich wieder einen günstigen Stand gefunden. Zwar bieten die lichten Stauden nun wenig Deckung, aber wenn ich mich tief auf die Erde ducke, reicht es trotzdem, sich vor den Augen der stetig anfliegenden Vögel zu verbergen.

Manchmal ist für mehrere Minuten keine Bewegung am Himmel, dann wieder kommen soviel Tauben, dass ich mit dem Nachladen kaum folgen kann. Bald muss ich die vierte Schachtel mit 25 Patronen öffnen. Der Besatz an Tauben in Uruguay wird auf über 20 Millionen geschätzt, bis zu vier Bruten bewältigen sie im Jahr. Bei diesem Tauben-Reichtum – man spricht von einer Plage – und einer Strecke von vielen 100 Vögeln kann man in einen Rausch geraten. Man wird schon ungeduldig, ist enttäuscht und glaubt, der Strich sei endgültig vorüber, wenn für einige Minuten mal kein Vogel in der Luft ist.

Endlich gelingt mir auch die erste Dublette auf die ganz kleinen Tauben. Von vorn streichen sie auf mich zu, und nach den beiden Schüssen werden die zarten Vögel durch ihre rasante Geschwindigkeit noch viele Meter weiter durch die Luft getragen, bis sie zu Boden stürzen. Die weichen Flaumfederchen schweben derweil genau in die andere Richtung.

Morgendliche Kühle ist den wärmenden Strahlen der höher steigenden Sonne gewichen. Ab und zu streichen nun auch von hinten Vögel herbei. Ich verpasse und fehle sie fast alle. Ich nehme mir fest vor, mich nur noch nach vorn zu konzentrieren, ich bin sonst einfach überfordert.

Mitunter erkenne ich die großen „Paloma del Monte“ schon lange, bevor sie in Schussdistanz sind, kann mich noch kleiner machen und dann, wenn sie nah genug sind, in Ruhe schießen. Meistens aber habe ich kaum registriert, dass sich wieder die kleinen „Torcazas“ nähern, schon sind sie vorbei und ich müsste geschossen haben. Aber gerade diese schnellen Schnappschüsse, abgegeben ohne Überlegung, ohne nachzudenken, sind die erfolgreichsten.

Irgendwann ist aber bei mir der Zeitpunkt erreicht, wo der Drang, möglichst viele Vögel zu erlegen, allmählich nachlässt. Schließlich kommt Bogi mit seiner Hündin Bella, einer Pointadora. Ihre Mutter war Pointer, ihr Vater Labrador. Goldgelb in der Färbung, hat sie den schweren Kopf vom Labrador geerbt, die elegante Statur aber eher vom Pointer. Bella sucht, findet und bringt ohne Pause, unermüdlich. Bis schließlich 48 große Tauben, sechs kleine und drei Enten, die Strecke eines erfolgreichen Morgens, vor uns liegen.

Am Abend stehe ich im hüfthohen Pampasgras und erwarte die Vögel auf ihrem Strich zurück zu den Schlafplätzen von den Sonnenblumenfeldern her. Ich habe wieder einen guten Platz gewählt. Die Sonne im Rücken, stehe ich an einem dünnen Rinnsal in einem Tal, das links und rechts von Eukalyptuswäldern begrenzt wird. Fast ein „Zwangspass“ für die Vögel. Anfangs streichen sie zwar sehr hoch, aber nicht so schnell wie am Vormittag.

Fast direkt über mich hinweg oder nur zehn Meter links und rechts an mir vorbei, versuchen sie zu entkommen, und die Schüsse sind relativ einfach. Es sind fast ausschließlich einzelne Tauben. Aber dann folgt noch einmal ein Highlight: Eine knappe Minute lang kommen mehrere Schwärme, Hunderte von Tauben. Mir bleibt nach den ersten beiden gefehlten Doppelschüssen noch zweimal Zeit zum Nachladen, aber die Menge der Vögel hat mich so konfus gemacht, dass ich sechsmal hintereinander pudele. Als der Riesenflug vorüber ist und die Vögel wieder einzeln kommen, schieße ich besser, und kaum ein Schuss geht vorbei.

Selten nur kommen Tauben zu hoch für einen sicheren Schrotschuss, oft so flach, dass man nicht schießen würde, weil ein Nachbarschütze gefährdet werden könnte, aber ich stehe ja allein auf weiter Flur.

Nach drei Stunden höre ich den Geländewagen von Bogi. Bald erscheint er über dem Kamm des Hügels, rollt auf mich zu, und die beiden Hunde gehen ohne Befehl ihrer Arbeit nach: Suchen, Aufnehmen, Bringen. Nach einer halben Stunde liegt wieder eine respektable Strecke von fast hundert Tauben vor uns. Der Jagdherr ist zufrieden, die Hunde sind zufrieden aber nun recht müde, und mir geht es ebenso.

Eine Tagesstrecke von mehreren Hundert Tauben, in Uruguay kann man sie noch problemlos und mit gutem Gewissen erzielen. Bescheidenheit ist eine jägerische Tugend, diesmal habe ich sie vergessen, habe aus dem Vollen geschöpft, es aber nicht bereut. Massenstrecken sind ein unvergessliches Erlebnis, das man sich nicht täglich gönnen sollte, und ich weiß, dass mit der Zeit viele der Schussbilder in meinem Gedächtnis verblassen werden, so spannend, so reizvoll, so anstrengend und ansteckend es auch sein mag.

Hector, einer der Gauchos, der mir beim Tragen behilflich ist und mit dem ich später vor dem Herrenhaus Strecke lege, strahlt mit mir um die Wette, aber er bemerkt wohl auch meinen nachdenklichen Gesichtsausdruck über die vielen erlegten Vögel. „Hasta la muerte todo es vida“ (Das ganze Leben besteht aus Tod), strahlt er, erfreut über die Abwechslung auf seinem Speiseplan. So zumindest lautet seine Lebensphilosophie oder die Philosophie der Gauchos in der Pampa von Uruguay.

Der letzte Tag auf Tauben ist wie verhext. Es weht ein starker Wind aus Norden, und wir waren guten Mutes, als wir loszogen. Aber die Sonne versteckte sich hinter tief hängenden, dunklen Wolken, es wurde nicht richtig hell, und die wenigen Tauben, die flogen, kamen nicht in unsere Nähe. Mehrfach wechselte ich meinen Stand, die Vögel strichen dann dorthin, wo ich noch vor kurzem gestanden hatte. Auch in Uruguay benötigt man auf der Taubenjagd ein bisschen Glück, will man erfolgreich sein und hohe Strecken erzielen.

Die Tauben zeigten ein ganz anderes Verhalten als an den vorigen Tagen, an denen sie sich kaum um uns Jäger kümmerten. Sie meiden uns, wenn sie uns eräugen, und steigen hoch oder streichen außerhalb sicherer Schuss-Distanz vorbei. Gerade einmal 60 Tauben erlegten wir mit drei Flinten in zwei Stunden. Für mich ist das immer noch ein sehr respektables Ergebnis, für den Jagdherrn aber enttäuschend.

Abends gibt es wieder Taubenbraten satt. Anschließend sitzen wir auf der großen Veranda des Farmhauses, blicken über den Rio Uruguay. Entspannt schlürfen wir Mate, unterhalten uns über die vergangenen Tage. Irgendwann wiederholt Pedro, als er meinen nachdenklichen Gesichtsausdruck bemerkt: „Senor, hasta la muerte todo es vida“, danach herrscht lange Schweigen. Nur die Stimmen der Natur sind zu hören.

Meine Gedanken gehen weit zurück, nach Britisch Kolumbien, wo ich eine Trapline betreute. Mein indianischer Freund und ich lehnten damals an der Brüstung eines Blockhauses und schauten auf den riesigen zugefrorenen See, der vom Vollmond beschienen eine glitzernde gleißende Fläche bildete. „Hörst du es?“ fragte er wiederholt. Als ich nicht antwortete, sondern weiter intensiv in die Stille lauschte, noch einmal: „Kannst Du es hören?“ „Was soll ich hören?“ fragte ich schließlich zurück. „Das unendliche Schweigen“, antwortete mein Begleiter. Heute ist mir genauso zumute.

Und wie schon so oft, wenn ich Abschied von einem jagdlichen Paradies nehmen muss, hoffe ich auch diesmal, dass es nicht für immer sein wird.

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