Das Zielfernrohr Habicht AV 6-18x50P von Swarovski eignet sich vor allem für weite Schuss-Distanzen bei der Savannen- und Gebirgsjagd.
Das Habicht AV 6-18×50 P ist leicht, wasserdicht und hat eine brillante Optik. |
Von Roland Zeitler
Als Anhänger hochvergrößernder Zielfernrohre hat mich das neue Swarovski AV 6-18x50P besonders begeistert. Ich schätze die Möglichkeit der hohen Vergrößerung, weil man einfach mehr erkennt. Durch das detaillierte Erkennen kann der Haltepunkt ganz genau gewählt werden. Eine auf weite Entfernungen oft nötige Haltepunkt-Korrektur – etwa an der Rückenlinie – lässt sich viel genauer vornehmen.
Wackelt man zu arg, so fällt dies bei hoher Vergrößerung recht schnell auf, und der Schuss kann unterlassen werden. Auf kurze Entfernungen hat man bei dem variablen Glas zudem immer die Möglichkeit, eine niedrigere Vergrößerung zu wählen.
Leichtgewicht
Das 37,7 Zentimeter lange und 575 Gramm schwere Zielfernrohr besteht aus einem einteiligen Leichtmetallrohr. Es wurde sandgestrahlt und im matten Finish kratzfest harteloxiert. Der Vergrößerungsverstellring ist mit griffigem sowie geriffeltem Gummi armiert. Bei der mittigen Vergrößerung ist ein Nocken gut fühlbar. Für den gesamten Vergrößerungsbereich ist nur eine halbe Umdrehung nötig. Der Vergrößerungswechsel läuft auch bei großer Kälte gleichmäßig und geschmeidig. Genauso gut lässt sich der Dioptrien-Ausgleich am Okular bedienen. Das Okular-Ende ist mit einem Gummiring entschärft.
Die rechteckige Absehen-Verstellung funktioniert millimetergenau, wie eine Prüfung am Kollimator ergab. Sie ermöglicht eine erweiterte Höhen-Verstellung. Bei einem Klick verstellt sich die Treffpunktlage auf 100 Meter sieben Millimeter (1/4 M.O.A.). Die am Verstellrad befindliche Skala lässt sich nullen. So kann man beispielsweise bei Laborierungswechsel seine Ursprungseinstellung leicht wiederfinden. Ein gravierter Ring für verschiedene Entfernungen zur Flugbahn-Kompensation ist für jede individuelle Laborierung anzufertigen.
Auch ohne die Abdeckkappen ist das gegen Innenbeschlag mit Stickstoff gefüllte Zielfernrohr wasserdicht. Ein mehrstündiges Bad in 50 Zentimeter tiefem Wasser gab keinerlei Anlass zu Beanstandungen.
Absehen in der 2. Bildebene
Das Plex-Absehen liegt in der 2. Bildebene (Okular-Bildebene), was zur Folge hat, dass sich das Absehen bei Vergrößerungswechsel nicht mitvergrößert. Zwar könnte man das Absehen bei Einstellung auf eine bestimmte Vergrößerung ebenfalls zur Entferungsschätzung heranziehen, doch rate ich davon ab. Entfernungsschätzen mit Absehen ist – zumindest bei Entfernungen über 200 Meter – sehr ungenau und im Zeitalter handlicher Laserentfernungsmesser auch überflüssig.
Eine Kontrolle ergab, dass bei Vergrößerungswechsel über den gesamten Bereich keine Treffpunkt-Abweichung eintrat. Diese Tatsache spricht für eine sehr genaue Installation des Absehens.
Das Plex-Absehen eignet sich bestens für präzise Schüsse. Es ist selbst in der späten Dämmerung noch gut erkennbar. Das Absehen verdeckt sehr wenig vom Ziel. Man behält die Übersicht und kann den Haltepunkt exakt wählen. Auf 100 Meter verdecken die Balken bei sechsfacher Vergrößerung 75 Millimeter und bei 18-facher Vergrößerung 25 Millimeter. Die Abdeckmaße des mittigen, feinen Fadenkreuzes betragen dagegen auf 100 Meter nur 18 beziehungsweise sechs Millimeter (bei 6-/18-facher Vergrößerung).
In der Praxis erwies sich das Zielfernrohr als sehr robust und widerstandsfähig. Die Mechanik ist sehr schussfest. Weder bei der .338-.378 Wby. Mag. noch bei der .450 Dakota zeigten sich irgendwelche Mängel.
Parallaxen-Ausgleich
Bei Vergrößerungen von über zwölffach sollte ein Zielfernrohr stets einen Parallaxen-Ausgleich haben. Sicherlich sind Parallaxen-Fehler gering und treten nur bei Schiefeinblick ein. Gerade aber bei Winkelschüssen im Gebirge schaut man schon mal schräg ins Okular.
Parallaxen-Fehler summieren sich natürlich mit anderen Fehlern. Bei weiten Schüssen sollte man jede Möglichkeit ergreifen, geräteseitige Treffpunkt-Abweichungen zu verhindern, auch wenn diese gering erscheinen. Bei extremem Schiefeinblick würde bei Parallaxen-Freiheit auf 100 Meter die Treffpunkt-Verlagerung bei 300 Meter 4,6 Zentimeter und bei 400 Meter 6,9 Zentimeter betragen.
Doch ein Parallaxen-Ausgleich hat noch einen entscheidenden Vorteil. Bei Einstellung der korrekten Entfernung erreicht man auch bei hoher Vergrößerung eine außergewöhnlich hohe Schärfe, wie sie ohne den Parallaxen-Ausgleich nicht möglich wäre. Das letzte Quäntchen an Schärfe kann man über den Parallaxen-Ausgleich bequem einjustieren.
Natürlich werden bei Ausgleich der Parallaxe nur Linsen im Zielfernrohr-Inneren verschoben, so dass Dichtheit des Glases gewährleistet wird. Dank klarer Entfernungsangaben (50 Meter bis unendlich) und geriffelten Rades ist die Justierung sicher und bequem durchzuführen.
Die Optik des Zielfernrohrs ist einfach brillant. Neben gestochener Schärfe zeichnet sie sich durch hohen Kontrast, einem hellen und farbtreuen Bild aus. Die Optik wurde an allen Glas-/Luftflächen mehrfachvergütet. Neben der Swarotop-Vergütung wurde auf den Außenflächen der Linsen die sehr abrieb- und kratzfeste Swarodur-Vergütung angebracht. Die Licht-Transmission liegt knapp über 90 Prozent. Wegen des guten Kontrastes leistet das Glas auch in der Dämmerung Erstaunliches.
Die Optik gehört zum Besten, was der Markt heute bietet. Angenehm ist auch der große Augenabstand von 90 Millimetern, der besonders bei rückstoßstarken Kalibern und/oder leichten Büchsen Verletzungen verhindert.
In der Praxis konnte das Zielfernrohr überzeugen. Es erwies sich bei mehreren Gebirgsjagden als sehr robust. Besonders mit leichten Repetier- und Kipplaufbüchsen ist das Zielfernrohr eine ideale Kombination. Fazit: ein Zielfernrohr von außerordentlicher Qualität, das aber mit 1.196 Euro bezahlt werden muss.
Der Parallaxenausgleich wird am Objektiv-Stutzen vorgenommen. |
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Vorteile & Nachteile
Fotos: Roland Zeitler