LÄNDER Amerika Zwischen Rockies und Atlantik

Zwischen Rockies und Atlantik

Auf dem amerikanischen Kontinent findet der Jäger die unterschiedlichsten Landschaften und Wildarten vor. Es gibt sicher Jagden, wo man dieselben Waffen führen kann wie im heimischen Revier, doch wenn es sich um echte Wildnisjagden handelt, sollte auch die Ausrüstung diesen Anforderungen angepasst werden.

So, wie sich die Jagdmethoden zwischen USA und Europa unterscheiden, muss man auch bei der Ausrüstung die passende Lösung parat haben.
Vom JWW-Team
Die bevorzugte Waffe ist hier eindeutig die Repetierbüchse. Die bei uns so beliebten kombinierten Waffen sind weniger geeignet, denn ihnen fehlt die nötige Robustheit und vor allem Unempfindlichkeit gegen Staub, Sand und Regen.
Außerdem ist oft ein schneller Folgeschuss nötig, und hier ist eine Kipplaufwaffe, wenn es nicht gerade eine Doppelbüchse ist, gegenüber einem Repetierer sehr im Nachteil.
Ein guter Repetierer ist also auf jeden Fall die beste Waffe und hat zudem den Vorteil, dass er die preisgünstigste Lösung ist und der Jäger eine riesige Auswahl hat. Die Kriterien für die Auswahl einer Repetierbüchse sind bereits im Europa-Kapitel ausführlich beschrieben.
Besondere Beachtung sollten aber die sogenannten „Allwetterwaffen“ finden, deren System und Lauf aus rostfreiem Edelstahl bestehen und die in der Regel auch einen Kunststoffschaft haben. Diese Modelle sind besonders pflegeleicht und robust.
Weite Ebenen und hohe Berge
Wer eine Pronghornantilope in Wyoming oder ein Dallschaf in den Rocky Mountains jagen will, sollte eine Waffe führen, die auch einen Schuß auf weite Entfernung zulässt.
Es ist klar, dass eine Waffe, mit der weite Distanzen überbrückt werden sollen, besonders präzise schießen muß.
Dabei muß der Schütze bedenken, dass die Streuung überproportional zur Entfernung wächst. Eine Büchse, die auf 100 Meter einen Streukreis von drei Zentimetern schießt, hat auf 200 Meter wesentlich mehr Streuung als sechs Zentimeter und auf 300 Meter erheblich mehr als neun Zentimeter. Entfernungen braucht man aber nicht zu schätzen: Hier haben wir Ihnen einen Test von verschiedenen Systemen zusammengestellt.
Der Präzisionsabfall auf größere Entfernungen liegt im Abfall der Eigenrotation des Geschosses, die genau wie die Geschossgeschwindigkeit abnimmt, wodurch die Stabilisation des Geschosses nachlässt. Diese Taumelbewegungen sind sehr präzisionsmindernd.
Wird diese Problematik bedacht, wird auch schnell klar, dass es wenig Sinn hat, eine Büchse für die Bergjagd allein nach einem guten Schussbild auf 100 Meter zu beurteilen. Viel wichtiger sind Schussbilder auf 200 und 300 Meter, um zu sehen, ob Waffe und Laborierung für weite Distanzen taugen.
Hierzu müssen Waffe, Patrone und Zieloptik genau aufeinander abgestimmt sein. Optimal sind hier natürlich sogenannte Custom-Waffen, die vom Büchsenmacher in Einzelanfertigung gebaut werden.
Um eine präzise Büchse zu bauen, muß zunächst einmal ein Blick auf die Ursache der Waffenstreuung geworfen werden.
Einwandfreie Munition vorausgesetzt, spielt das Schwingungsverhalten der Büchse, nicht nur des Laufes, auch der Schaft wird in Schwingungen versetzt, die entscheidende Rolle.
Die beim Schuß entstehenden hochfrequenten Schwingungen bewirken, dass die Mündung in dem Augenblick, in dem das Geschoss den Lauf verlässt, in einem bestimmten Winkel zur Ruhe-Achse steht.
Um die schwingungsbedingte Streuung so gering wie möglich zu halten, muß die Waffe so starr und verwindungsfrei wie möglich gebaut werden. Nur einen dicken Lauf einzuschrauben, nützt wenig, auch das System muß entsprechend ausgelegt sein.
Ein brauchbarer Verschluss muß von hoher Festigkeit, Härte und Steifheit sein und sollte eine große Bettungsfläche besitzen. Außerdem muß die Schloßzeit möglichst kurz sein.
Spitzensysteme haben eine Schlosszeit von unter drei Millisekunden. Fabrikmäßig werden Systeme dieser Art von Remington und Mc Millen hergestellt. Meist werden jedoch Custom-Systeme kleiner Hersteller wie Shilen, Hart, Witchita, Hall oder Stolle benutzt.
Jeder Hersteller geht hier etwas eigene Wege, um ein „Idealsystem“ zu schaffen. Vom Stahlsystem mit Titan-Nitrid-Beschichtung über Systeme mit Verstärkungshülsen bis zu Systemen in Mischbauweise (Stahl und Aluminium) ist alles zu haben. Die Qualität hängt im Wesentlichen von der Verarbeitung ab.
Die Fläche, wo der Lauf anliegt, muß ebenso wie die Frontpartie des Verschlußkopfes absolut plan gedreht sein. Nur so ist sichergestellt, dass Verspannungen oder Verkanntungen an diesen Stellen nicht auftreten.
Solche Systeme sind mit Minimaltoleranzen gefertigt und entsprechend teuer. Die Läufe moderner Serienwaffen sind zwar von bester Qualität, doch auch hier kann man noch etwas mehr herausholen.
An den Lauf einer Präzisionsbüchse werden ähnliche Anforderungen gestellt wie an das System. Auch hier ist Steifheit gefragt. Daher sind Matchläufe im allgemeinen recht kurz. Bei Jagdbüchsen ist aber auch Leistung gefragt, und um das Potential starker Magnumlaborierungen auch ausnutzen zu können, darf der Lauf nicht zu kurz sein.
Um das Gewicht zu mindern, werden die Läufe gern geflutet, das heißt, es werden außen Längsrillen eingefräst. Bei nur geringfügig niedriger Steifheit haben solche Läufe nicht nur ein deutlich geringeres Gewicht, sondern auch eine bessere Wärmeableitung.
Die Toleranzen der Laufbohrung sind natürlich von entscheidender Bedeutung für die erzielbare Präzision. Von Matchläufen werden Toleranzen von 1/10000 Zoll gefordert, also etwa 0,0025 Millimeter – und zwar über die ganze Länge. Dabei muß der Lauf innen spiegelglatt sein.
Um die Präzision der Waffe auch ausnutzen zu können, ist ein Abzug erforderlich, der eine erschütterungsfreie Schussabgabe erlaubt. Drei Systeme werden eingesetzt: der Deutsche und der Französische Stecher sowie der Flintenabzug.
Wie weiter vorn bereits beschrieben, ist der Deutsche Stecher nur noch wenig zu finden, und das aus gutem Grund, denn die Bedienung über zwei Abzugszüngel läßt viele Möglichkeiten der Fehlbedienung zu.
Beim Flintenabzug kann dagegen auch unter Stress kaum etwas falsch gemacht werden, und gut stehende Flintenabzüge lassen Abzugsgewichte zwischen 700 und 1000 Gramm zu. Damit ist ein präziser Schuß kein Problem. Auch der Rückstecher ist eine gute Wahl, wenn er auch ungestochen trocken auslöst.
Die technisch beste Lösung wäre natürlich ein reinrassiger Matchabzug, wie ihn etwa die Benchrest-Schützen benutzen. Im Benchrest-Schießen haben sich heute ausnahmslos Matchabzüge mit einem Abzugsgewicht von zwei Unzen (56 Gramm) durchgesetzt.
Bei der Jagd dürften 200 Gramm aus Sicherheitsgründen die unterste Grenze sein. Sie müssen absolut trocken stehen und eine Charakteristik wie „brechendes Glas“ haben.
Ein guter Abzug muß aber auch ein gleichmäßiges Abzugsgewicht aufweisen. Mehr als zehn Gramm Unterschied von einem Schuß zum andern sollten nicht auftreten. Es gibt allerdings ein Problem: Benchrest-Abzüge haben keine Sicherung und sind daher für eine Waffe, die jagdlich geführt werden soll, unbrauchbar.
Einzige Ausnahme ist der Abzug der Firma Jewell, der auch mit Sicherung zu haben und für die Ausstattung einer Custom-Büchse somit erste Wahl ist.
Es muß jedoch nicht immer eine teure Einzelanfertigung sein, auch Serienwaffen schießen heute hervorragend. Wer eine Büchse mit guter Schußleistung besitzt, möchte natürlich auch das letzte bisschen Präzision herausholen. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten. Verbessern lässt sich die Präzision der Fabrikwaffen noch mit einer Systembettung.
Soll eine Repetierbüchse mit Nussbaumschaft wirklich bei allen Witterungsverhältnissen konstant gut schießen, kommt man um eine Bettung des Systems kaum herum.
Viele Waffenhersteller berücksichtigen das bereits und liefern ihre Waffen bereits ab Werk mit einer Schafteinlage aus Aluminiumblöcken oder Kunstharz aus. Auch nachträglich ist eine solche Systembettung noch möglich.
Um zu sehen, ob ein System unter Spannung steht, werden die beiden Systemschrauben abwechselnd gelöst. Wenn nur eine Schraube losgedreht wird, darf sich das System nicht aus dem Schaftbett heben.
Wenn es sich hier bereits bewegt, ist Spannung vorhanden. Die geläufige Methode ist das Ausgießen des Systembettes mit einer speziellen Kunstharzmasse. Vorher muß natürlich Holz weggestochen werden, um Platz für den Kunststoff zu schaffen.
Eine Kunstharzbettung ist eigentlich eine Sache für den Büchsenmacher, denn sie ist schwieriger als sie aussieht und verlangt eine Portion Erfahrung, wenn das Ergebnis auch zufriedenstellend ausfallen soll. Außerdem ist ein oft kostbarer Nußbaumschaft schnell vermurkst.
Wer also nicht über entsprechende handwerkliche Fähigkeiten verfügt, sollte die Finger von solchen Arbeiten lassen. Bettungsmasse ist ein Teufelszeug und klebt hervorragend. Wird ein Fehler gemacht, sind nach dem Aushärten Schaft und System untrennbar miteinander verbunden, und um den Schaft abzunehmen, muß er zerstört werden.
Das Waffengewicht
Wichtig ist es, einen tragbaren Kompromiss zwischen Waffengewicht und Präzision zu finden. Um eine wirklich präzise Waffe zu bauen, ist Gewicht nötig, denn Präzisionsläufe sollten einen etwas dickeren Durchmesser haben als Standard-Jagdläufe.
Wenn hoch rasante Patronen verschossen werden, die auch auf 350 Meter noch genügend Energie ins Ziel bringen, um bei einem starken Bergschaf noch Reserven zu haben, entsteht eine Menge Rückstoß, und da ist eine leichte Waffe nicht gerade von Vorteil.
Hier haben wir jetzt zwei Gegensätze, die für den Bergjäger, der starkes Wild bejagt, ein echtes Problem darstellen. Einerseits wird eine möglichst leichte Büchse gewünscht, die sich auf stundenlangen Pirschen im schwierigen Gelände mühelos tragen lässt, andererseits soll die Waffe aber, wenn es soweit ist, präzise sein, ein starkes Kaliber haben und sich auch noch angenehm schießen lassen. Lösen lässt sich dieses Problem durch die Montage einer Mündungsbremse.
Mündungsbremsen
Je leistungsfähiger die Patrone ist, um so stärker fällt auch der Rückstoß aus. Das ist ein ballistischer Grundsatz, der nicht zu umgehen ist. Für den Rückstoß ist das Geschossgewicht, die Mündungsgeschwindigkeit und das Gewicht der Waffe maßgeblich.
Natürlich spielt auch die Schäftung eine Rolle und auch die Art der Waffe. Gasdrucklader schießen etwas weicher als Repetierbüchsen, weil bei ihnen ein Teil der Pulvergase am Lauf abgezapft und für den Repetiervorgang genutzt wird. Das sind allerdings nur unmaßgebliche Werte.
Soll der Rückstoß verringert werden, muß entweder eine schwächere Laborierung eingesetzt oder aber das Waffengewicht erhöht werden. Das geht natürlich nur in gewissen Grenzen.
Eine Schwachladung ist nur beschränkt einsetzbar und eine Acht-Kilo-Büchse schon recht unbequem. Es gibt allerdings einen Trick, um die „Nebenwirkungen“ einer Büchse erheblich zu reduzieren, ohne auf Leistung zu verzichten oder das Gewicht der Waffe zu erhöhen: die Montage einer Mündungsbremse.
Bei Militärwaffen findet sich diese Einrichtung relativ häufig, wobei die fast immer anzutreffenden Mündungsfeuerdämpfer, die lediglich das weit sichtbare Mündungsfeuer, das den Standort des Schützen verrät, unterdrücken, nicht mit einer Mündungsbremse verwechselt werden dürfen.
Falls Sie also noch ein Souvenir in Form eines dieser geschlitzten Röhrchen vom Wehrdienst in der Schublade haben sollten, lassen sie es dort liegen. Dem Rückstoß Ihrer Jagdbüchse können Sie damit nicht beikommen.
Eine Mündungsbremse funktioniert, um es einfach auszudrücken, nach dem Prinzip der Schubumkehr. Mit gleicher Technik bremst auch ein Düsenflugzeug ab. Der Gasstrahl, der in der Luft die Maschine durch den Ausstoß nach hinten antreibt, wird auf dem Rollfeld nach vorn gerichtet und wirkt jetzt entgegengesetzt.
So funktioniert auch eine Mündungsbremse. Der vor dem Lauf befestigte Aufsatz leitet die Pulvergase um und zwar in Richtung des Schützen. Dadurch wird die Waffe wie ein Flugzeug durch seinen Strahlantrieb nach vorn gezogen. Diese Kräfte wirken jetzt dem Rückstoß, der die Waffe ja nach hinten in Richtung Schütze treibt, entgegen.
Durch diese gegensätzlichen Kräfte wird der Rückstoß und auch der Hochschlag der Waffe reduziert. Eine Mündungsbremse hat dazu schräg nach hinten gerichtete Bohrungen und entsprechende Prallflächen im Innern, die die Pulvergase entsprechend umleiten.
Das Ganze ist allerdings wesentlich komplizierter als es sich anhört, denn Bohrungsdurchmesser, Prallflächen und Winkel der Bohrungen müssen genau aufeinander abgestimmt sein, damit die Sache funktioniert.
Natürlich ist auch für jeden Kaliberdurchmesser eine speziell berechnete Mündungsbremse notwendig, damit der optimale Effekt erzielt wird. Dass das gelochte Stahlstück vorn am Lauf nicht gerade zur Verschönerung der Büchse beiträgt, muß hier in Kauf genommen werden.
Dafür reduzieren gute Mündungsbremsen den Rückstoß um etwa 30 bis 50 Prozent – und das ist eine ganze Menge.
Weite Schüsse auf starkes Wild
Die besten Patronen für Jagd auf die amerikanischen Wildarten, die auf große Entfernung bejagt werden, sind die .30er Magnumkaliber. Natürlich lassen sich auch starke 7 mm-Patronen, wie 7 mm Remington Magnum oder die deutsche 7×66 SE vom Hofe einsetzen, doch die schwersten Geschosse wiegen hier 11,5 Gramm und sind die unterste Grenze für starkes Wild.
Auf 300 Meter ist hier wesentlich weniger Energie vorhanden als bei den 13 Gramm-Geschossen der .30er Kaliber.
Die beliebtesten Magnumpatronen für weite Schüsse sind die .300 Winchester Magnum und die .300 Weatherby Magnum. Auch die deutsche 8×68 S, die schwedische .308 Norma Magnum oder die amerikanische 8 mm Remington Magnum bringen die gleiche Leistung und können grundsätzlich ebenso empfohlen werden (starke Kaliber).
Ihr Nachteil liegt jedoch im wesentlich geringeren Patronenangebot und dem Problem, im Notfall Munition kaufen zu können.
Eine Schachtel .300 Win. Mag. lässt sich in jedem Gun-Shop in den USA auftreiben, bei der 8×68 S wird das dagegen zum echten Problem.
Noch stärker sind die neuen Patronen .30-378 Weatherby und die .300 Pegasus von A-Square. Die Pegasus ist die derzeit schnellste .300er Magnum-Patrone. Für diese großen Patronen sind aber Magnumsysteme erforderlich.
Noch stärkere Patronen, wie etwa eine .338 Lapua Magnum oder .338-378, sind dagegen nicht notwendig. Sie benötigen wie die großen .300er Patronen Magnumsysteme und damit entsprechend schwere und teure Waffen, ohne wirklich Vorteile bei der Jagd auf amerikanische Wildarten zu bringen.
Viel wichtiger ist ein gutes Geschoss, um die vorhandene Energie auch richtig umzusetzen. Moderne Jagdgeschosse sind fast ausschließlich als Deformationsgeschosse konzipiert. Reine Splittergeschosse sind fast völlig vom Markt verschwunden.
Deformationsgeschosse haben den großen Vorteil, einerseits eine hohe Energieabgabe zu gewährleisten, andererseits aber auch, durch die Erhaltung eines genügend schweren Restkörpers, eine gute Durchschlagskraft zu besitzen.
Grundsätzlich bleibt zu sagen, dass die beste Wirkung mit schnell fliegenden Deformationsgeschossen zu erreichen ist. Eine gute Aufpilzung des Geschosskopfes und ein möglichst schwerer Geschossrest, der die nötige Tiefenwirkung erbringt, sind anzustreben. Diese Verflechtung von unmittelbarer mechanischer Wirkung und Schockauslösung bringt die bestmögliche Wirkung.
Festigkeit und Aufbau des Geschosses müssen dabei der Stärke des Wildkörpers angepasst sein. Hier hat die Industrie in den letzen Jahren eine Menge Entwicklungsarbeit geleistet, und der Jäger findet heute eine gute Auswahl an geeigneten Geschossen.
Das ist auch gut so, denn nicht jede Büchse verträgt jede Laborierung. Jagdgeschosse für weite Schüsse müssen auch einen guten Formwert aufweisen, um die hohe Anfangsgeschwindigkeit auch möglichst lange zu halten.
Bei der Auswahl geeigneter Geschosse sollten also nur Projektile mit außenballistisch günstiger Form gewählt werden. Grob gesagt: gut ausgeformte stabile Geschossspitzen, keine Rundkopfgeschosse und eine hohe Querschnittbelastung!
Der Luftwiderstand, der Ursache für die Verringerung der Fluggeschwindigkeit des Geschosses ist, hängt überwiegend von der Querschnittsfläche des Geschosses ab. Werden zwei Geschosse mit gleichem Querschnitt und damit gleichem Luftwiderstand mit gleicher Geschwindigkeit verschossen, ist der Geschwindigkeitsverlust des leichten Geschosses erheblich höher.
Für weite Entfernungen sind somit schwere Geschosse wesentlich besser geeignet, weil sie die bessere Querschnittsbelastung aufweisen.
Bewährte Geschosse für die .300er Magnumkaliber sind zum Beispiel das Barnes X-Bullet, das Swift A-Frame, das Nosler Partition, das RWS Doppelkern, das Fail Safe von Winchester, das Mira von Lapua oder das neue CDP von Blaser.
Sie alle haben neben einem guten Innenaufbau, der hohe Tiefenwirkung garantiert, auch eine günstige Außenform.
In den Wälder des Ostens
Wer hier jagt, braucht weder rasante Magnumkaliber noch hoch vergrößernde Zielfernrohre oder gar superpräzise Büchsen. Die Schussentfernungen sind meist kurz, dafür aber muß es schnell gehen, und das starke Wild benötigt ein wirkungsvolles Geschoss. Bei schlechten Schüssen sind weite Fluchtstrecken zu erwarten, und gute Hunde sind nur selten vorhanden.
Auch hier ist ein guter, robuster Repetierer die beste Wahl. Im Gegensatz zu den Waffen, die zur Jagd in den Ebenen und im Gebirge eingesetzt werden, muß hier aber besonderer Wert auf eine dem Schützen gut passende Schäftung, die einen schnellen Anschlag fördert, gelegt werden.
Außerdem sollte eine offene Visierung vorhanden sein, die möglichst als Fluchtvisierung ausgelegt ist. Wer in der Lage ist, über Kimme und Korn sauber zu schießen, ist gegenüber Jägern, die optische Visierhilfen benutzen, meist im Punkte „Schnelligkeit“ im Vorteil.
Hier gibt es weder ein eingeschränktes Sehfeld noch machen nachlassende Batterien im Rotpunktvisier dem Schützen das Leben schwer.
Bei der Nachsuche sollte das Zielfernrohr grundsätzlich abgenommen werden, besonders, wenn es sich um wehrhaftes Wild wie Bären handelt.
Offene Visierungen
Wenn man sich allerdings ansieht, was die meisten Hersteller an offenen Visierungen auf ihren Waffen anbieten, entsteht schnell der Eindruck, dass genommen wird, was gerade zur Hand und dazu noch billig ist.
Enge Dreieckskimmen mit Dachkorn kombiniert finden sich genauso wie riesige „Fluchtvisiere“ in Schmetterlingsform, die fast das ganze Ziel verdecken und dazu noch mit einem winzigen Perlkorn versehen sind, das kaum zu finden ist. Die Kimmeneinschnitte sind fast immer viel zu eng, und das Korn ist zu fein.
Ein weiteres Trauerspiel ist die Platzierung der Kimme auf der Waffe. Im allgemeinen sollte die Kimme etwa 40 Zentimeter vor dem Auge liegen – also in Leseentfernung.
Bei vielen Waffen ist die Kimme viel zu dicht am Auge angebracht, und der Schütze ist gar nicht in der Lage, sie scharf zu sehen.
Wer eine Büchse bestellt, die auch zum Schuß über Kimme und Korn eingesetzt werden soll, tut gut daran, zu probieren, ob die Visierung auch brauchbar ist. Sonst ist es besser, die Waffe gleich ohne Visierung zu bestellen – viele Firmen lassen Kimme und Korn sowieso bereits weg – und nachträglich eine wirklich gute Fluchtvisierung zu montieren.
Wird die Büchse „oben ohne“ geordert, entfällt wenigstens die Arbeit, die unnütze Visierung zu demontieren.
Oft finden sich sogenannte „Englische Expressvisiere“, die eine sehr weite Schmetterlingsform ohne zusätzlichen Kimmenausschnitt haben. Diese alten Visiere haben sich bis in die heutige Zeit gehalten und werden von vielen Herstellern auch auf neuen Modellen angebracht.
Diese Visiere sind, wenn sie mit einem groben, hellen Korn kombiniert werden, auf jeden Fall den üblichen, viel zu engen U- oder Rechteckvisieren beim flüchtigen Schuß überlegen. Sie sollten aber auf jeden Fall einen hellen Mittelstrich, meist ein eingelegter Goldfaden, haben, der dem Schützen die Zentrierung des Korns im weiten Kimmenausschnitt erleichtert.
Ein Nachteil dieser Visierung ist allerdings, dass die „Ohren“ der Kimme viel vom Ziel verdecken.
Erfreulicherweise haben sich in letzter Zeit einige Firmen Gedanken zur Optimierung der Fluchtvisiere gemacht und Formen gefunden, die einige Vorteile aufweisen. Sehr gut gelungen ist die Visierung der Firma Heym auf der „Keilerbüchse“.
Die Kimme in Form eines stumpfen Hausdaches hat keine überflüssigen Anhängsel, die das Ziel verdecken und bietet dem Schützen einen sehr guten Überblick. Das Korn ist schnell gefunden und leicht im Kimmenblatt zentriert.
Etwas problematisch ist der mangelnde Kontrast des schwarzen Kimmenblattes bei dunklen Hintergründen. Die schräggestellte, blendfreie Kimme ist hier, im Gegensatz zum Korn, schlecht auszumachen.
Hier hat das Visier der Firma Raetz – RSF genannt (Raetz-Schnell-Fluchtvisier) – das der Heym Visierung in der Form sehr ähnlich ist, einige Vorteile. Die Kimme des RSF besteht aus einem abgeflachten Dreieck mit nur leicht halbrund eingeschnittener Spitze.
Als Kontrast ist in das Kimmenblatt ein rotes Kunststoffdreieck eingelegt. Das Korn besteht aus einem gelben Kunststoffstab, der sehr leuchtintensiv, ohne Kornschutz aber empfindlich ist.
Weatherby-Munition gilt als Synonym für Höchstleistung. Ziel von Roy Weatherby war es, in jedem Kaliberbereich die stärkste Patrone zu entwickeln.

 

Bilder:

Präzisionsbüchse

Eine Präzisionsbüchse von Kelbly mit Stolle-System, Shilen-Lauf, Jewell-Abzug und Schaft von Mc Millan.
Diese Visierung ist nicht nur sehr schnell zentriert, sondern bietet auch einen hervorragenden Kontrast bei verschiedenen Hintergründen und unterschiedlichen Lichtverhältnissen.
Das Raetz-Visier ist in verschiedenen Bauhöhen für die meisten Waffenmodelle lieferbar und kann problemlos angebracht werden. Serienmäßig findet sich dieses interessante Visier auf der Alljagd-Drückjagdbüchse.
Auch Heym hat die Vorteile dieser „bunten Visierung“ anscheinend erkannt und stattet das brandneue Drückjagdmodell der SR 30 mit einer abgewandelten Version des „Keilervisiers“ aus, das jetzt auch bunte Kunststoffeinlagen aufweist.
Sehr schnell und unkompliziert sind auch die mittlerweile sehr verbreiteten Drückjagdschienen. Diese leicht ansteigenden Schienen werden auf den Lauf gelötet und haben nur eine leichte Einkerbung in der Mitte der mattierten Oberfläche. Der Blick des Schützen wird so schnell und automatisch auf das meist farbige Kunststoffkorn geleitet.
Diese farbigen Kunststoffkorne, meist in den Farben rot oder gelb, sind auch bei schlechten Lichtverhältnissen gut sichtbar.
Sie sind allerdings relativ empfindlich und können durchaus abbrechen, wenn man damit an einen harten Gegenstand stößt. Ein Kornschutz ist auch hier empfehlenswert.
Drückjagdschienen sind aber nur für schnelle Schnappschüsse auf kürzeste Distanzen geeignet. Ein präziser Schuß ist damit problematisch. Die neue Heym- und die Raetz RSF-Visierung sind universeller einsetzbar. Mit ihnen läßt sich auch ein gezielter Schuß auf größere Entfernung abgeben.
Auch Krieghoff bietet ein sehr gutes Drückjagdvisier an. Es hat zwar die alte Schmetterlingsform, doch die „großen Ohren“ sind hier durchbrochen, so dass nur ein schmaler Rahmen stehenbleibt.
Der Schütze kann somit durch das Visier hindurchsehen, und das Ziel wird nicht verdeckt. Ein in das Visier eingelassener roter Kunststoffstab bündelt das Licht und sorgt in Verbindung mit dem ebenfalls roten Leuchtkorn für ein kontrastreiches Zielbild.
Im Laufe der Zeit sind viele „Spezialvisiere“ entwickelt worden, die alle einen schnellen und präzisen Schuß garantieren sollen. Die meisten dieser Konstruktionen, wie etwa das „Umrissvisier“ nach Frhr. von Kittlitz oder „Schiwy‘s Fluchtzielvisier“ waren aber viel zu kompliziert für den schnellen Schuß und lenkten die Aufmerksamkeit des Jägers zu sehr auf die Visierung.
Die neuen Konstruktionen sind viel einfacher und erlauben es dem Schützen, sich voll auf das Ziel zu konzentrieren. Zur nachträglichen Ausstattung einer Büchse bieten sich die speziellen Fluchtvisiere der Firma Recknagel an.
Das Recknagel-Fenstervisier mit durchbrochenen Flügeln ähnelt der Krieghoff Drückjagdvisierung, hat aber statt des Mittelstabes einen roten Punkt in der Mitte.
Ein anderes Modell mit drei roten Punkten verjüngt sich dagegen nach oben und verdeckt auf diese Art möglichst wenig vom Ziel. Wahlweise ist es mit Rechteck- oder Rundkimme lieferbar.
Das „Keilervisier“ besteht aus einem Zielstachel mit rotem Punkt und seitlichen Backen, die sich ebenfalls nach oben verjüngen. Auch hier ist beste Sicht auf das Ziel gegeben.
Zu den Visieren gibt es bei Recknagel auch die passenden Visiersockel in verschiedenen Ausführungen, so dass die Montage kein Problem ist. Als Ergänzung dieser kontrastreichen Kimmen bietet sich ein rotes oder gelbes Leuchtkorn an.
Ob letztlich ein klassisches, weites Expressvisier, eine Drückjagdschiene oder ein schnelles Fluchtvisier, wie die Konstruktionen von Krieghoff, Recknagel, Heym oder Raetz, gewählt wird, hängt weitgehend vom persönlichen Geschmack ab und lässt sich am besten durch „Ausprobieren“ herausfinden.
Wichtig ist auch, dass die Metallflächen vor dem Visier und dem Korn reflexfrei sind. Hochglanzpolierte Oberflächen sind hier wenig angebracht. Zur Not können Visierfuß und Kornträger mit mattem Tesafilm abgeklebt werden.
Auf alle Fälle sollte eine Waffe für die Waldjagd ein Visier bekommen, das auch für den flüchtigen Schuß geeignet ist. Ein dickes Kaliber allein reicht nicht aus, und die 200 bis 300 Mark, die für ein gutes Visier ausgegeben werden müssen, sind spätestens beim ersten Jagderfolg vergessen.
Kaliber für die Waldjagd
Für die kurzen Schussdistanzen im dicht bewaldeten Osten der USA sind rasante Kaliber eher nachteilig. Hier sind die starken deutschen Drückjagdkaliber wie 9,3×62 und 9,3×64, sowie die amerikanische .35 Whelen die beste Wahl.
Auch die .338 Winchester Magnum mit schweren Geschossen lässt sich gut verwenden, und wer eine .375 Holland&Holland im Schrank stehen hat, ist auch damit bestens bedient. Rasanz ist nicht gefragt, Geschossmasse ist hier viel wichtiger.
Bei der Geschoßauswahl kann daher auch der außenballistisch günstige Formwert außer Betracht bleiben. Die schweren Geschosse, die hier verschossen werden, dürfen ruhig eine stumpfe Spitze haben, dafür aber im Ziel schneller ansprechen.
Bewährte Konstruktionen sind die Lapua-Geschosse Mega und Forex, das Norma Oryx, die schweren Rundkopfgeschosse von Woodleigh, Sakos Hammerhead oder das bewährte TUG von RWS, um nur einige zu nennen.
Eines kann man aber auch mit den schweren Brummern nicht: Einfach durch Hindernisse schießen – auch wenn das viele Jäger nicht wahrhaben wollen. Es kommt immer wieder vor, dass die Schussbahn nicht völlig frei ist und das Geschoss vor dem Ziel mit kleinen Hindernissen wie Gräsern oder Halmen in Berührung kommt.
Solche kleinen Grashalme oder dünne Ästchen sind oft im Zielfernrohr gar nicht zu erkennen, oder aber es wird bewusst hindurchgeschossen, weil der Jäger keine andere Möglichkeit sieht, dieses Stück zu erbeuten.
Hier muß man sich bewußt werden, was geschieht, wenn ein Geschoss ein Hindernis berührt. Je nach dem Verhältnis von Geschossmasse und Masse des Hindernisses kann das Geschoss mehr oder weniger abgelenkt werden. Maßgeblich ist auch, wie das Geschoss auf das Hindernis auftrifft.
Wird ein kleines Hindernis, etwa ein Halm, genau in der Mitte getroffen, verliert unser Geschoss kaum an Geschwindigkeit, und es kommt zu keiner Flugbahnabweichung. Trifft das Geschoss den Halm jedoch nicht exakt in der Mitte, so kann es zu einer Flugbahnänderung kommen. Diese genau zu berechnen, ist unmöglich.
Generell kann man zwar sagen, dass, unabhängig von der Geschwindigkeit, leichte Geschosse stärker abgelenkt werden als schwere, doch Hindernisse in der Flugbahn sind immer problematisch, und was einmal gut ging, kann beim nächsten Schuß eine schwierige Nachsuche verursachen.
Deshalb ist es wichtig, vor dem Schuß genau zu beobachten, ob die Flugbahn wirklich frei ist.
Werden größere Hindernisse, wie etwa stabile Äste, getroffen, kommt es zu einer Deformation oder Zerlegung des Geschosses, wobei in jedem Fall mit einer gravierenden Änderung der Flugbahn zu rechnen ist.
Das Geschoss stellt sich in der Regel quer, und wenn das Wild nicht direkt hinter dem Hindernis steht, kommt es zu einem Fehlschuss oder das Stück wird irgendwo getroffen.
Zu bedenken ist auch, dass die Geschossenergie nach dem Kontakt mit Hindernissen rapide sinkt und unter Umständen bei einem Treffer die Zielenergie viel zu gering ist. Selbst starke Kaliber wie die .375 Holland&Holland machen hier keine Ausnahme. Schüsse durch Hindernisse sind immer ein Lotteriespiel, und wer das bewußt in Kauf nimmt, handelt alles andere als waidgerecht.
Jagd im ewigen Eis
Die Jagd in der Arktis, also den kanadischen Northwest Territories, verlangt Jäger und Ausrüstung eine Menge ab. Doch hier locken starke Trophäen und seltene Wildarten. Auf der Wunschliste ganz oben stehen Eisbär, Barrenground Grizzly, Karibu, Moschusochse und Walross.
Bei der Wahl des Kalibers gibt es keine großen Probleme. Arktisches Wild ist keineswegs sehr schusshart. Kaliber zwischen .300 Winchester Magnum und .375 Holland&Holland Magnum sind hier die beste Wahl.
Mit einem .300er Magnumkaliber, laboriert mit einem guten, 13 Gramm schweren Deformationsgeschoss ist der Jäger bestens gerüstet. Deformationsgeschosse sind bei der Jagd in der Arktis übrigens gesetzlich vorgeschrieben!
Wer bei den großen Bären auf Nummer Sicher gehen will, wird zur .338 Winchester Magnum, 9,3×64 oder .375 H&H greifen. Diese Kaliber sind auch bei der Walroßjagd angebracht.
Bei der Wahl der Waffe ist aber einiges zu beachten, denn die Witterungsverhältnisse setzen dem Material doch sehr zu. Besonders, wenn mit dem Kanu über das offene Meer gefahren wird, ist der Kontakt mit Salzwasser kaum zu vermeiden. Optimal sind Repetierbüchsen aus Stainless-Stahl mit Kunststoffschaft.
Von diesen „Allwetterbüchsen“ gibt es mittlerweile eine gute Auswahl, und viele Hersteller haben bewährte Modelle auch in dieser Version im Programm. Wichtig ist ein funktionssicheres System und eine möglichst einfache Technik, die wenig störanfällig ist.
Das gilt besonders für das Abzugssystem. Ein einfacher Flintenabzug ohne große Verstellmechanik ist angebracht. Bei den hohen Minusgraden, die bei der Winterjagd herrschen, muß die Waffe vollkommen entölt werden. Waffenöl würde sonst gefrieren und die Mechanik blockieren.
Das komplette Schloss, das Abzugssystem und der Verschluss müssen sorgfältig mit einem guten Entfetter (Degreaser) behandelt werden. Solche Spezialmittel gibt es als Spray oder in Flaschen, und sie sind herkömmlichen Methoden wie abwaschen mit Benzin oder Alkohol vorzuziehen.
Universelle Zielfernrohre
In Amerika wird auf Schalenwild ausschließlich bei Tageslicht gejagt, eine Nachtjagd wie bei uns gibt es nicht. Das 8×56 ist also garantiert nicht die beste Wahl, denn Lichtstärke ist nicht gefragt.
Bei einer Büchse, die den ganzen Tag über getragen wird, ist das Gewicht von Bedeutung, und wird die Waffe in den Bergen eingesetzt, spielen schon einige Gramm mehr oder weniger eine Rolle.
Bei der Optik sollte also auch auf das Gewicht geachtet werde. Die alte Frage „Stahl oder Leichtmetall“ ist hier also eindeutig beantwortet.
Auch die Montagetechnik ist so weit fortgeschritten, dass hier kaum noch Probleme auftreten. War es früher bei Stahlzielfernrohren nötig, die mit Halbringen montiert wurden, das Glas auseinanderzunehmen und nach dem Löten neu zu brünieren, ist es heute möglich, die Montagefüße mit einem speziellen Punktschweißverfahren zu befestigen, ohne das Glas zu zerlegen.
Viele Hersteller haben die Fertigung von Stahlzielfernrohren ganz aufgegeben und stellen ausschließlich Gläser aus Leichtmetall her. Bezüglich der Festigkeit und Robustheit sind die modernen Legierungen den Stahlgläsern durchaus ebenbürtig und bieten neben der Gewichtsersparnis noch den Vorteil der Korrosionsbeständigkeit. Das Leichtmetallzielfernrohr ist damit eindeutig die bessere Wahl.
Die modernen Zielfernrohre der letzten Generation, etwa die Modelle der Zeiss Victory-Serie oder die AV von Swarovski sind erstaunlich leicht und helfen, Gewicht zu sparen.
Interessant ist auch der Augenabstand. Er liegt je nach Modell und Hersteller zwischen 75 und 100 Millimetern. Bei starken Kalibern ist ein möglichst großer Augenabstand vorteilhaft und schützt den Schützen vor schmerzhaften Begegnungen der Augenbraue mit dem Zielfernrohr.
Viele Hersteller rüsten ihre Okulare auch mit gepolsterten Gummimanschetten aus oder bringen gar eine Teleskopdämpfung an.
In den letzten Jahren sind aber auch die europäischen Hersteller dazu übergegangen, den Augenabstand zu vergrößern, so dass es heute eine gute Auswahl an Zielfernrohren mit einem Augenabstand von über 90 Millimetern gibt.
Wie groß sollte der Objektivdurchmesser sein? Steht ausreichend Licht zur Verfügung, ist der Objektivdurchmesser nicht von großer Bedeutung.
Bei einer Büchse, die speziell für die Auslandsjagd angeschafft wurde, reichen 40 bis 42 Millimeter vollkommen aus. Soll die Waffe aber auch im heimischen Revier eingesetzt werden, kann es vorteilhaft sein, eines der kompakten 50-Millimeter-Zielfernrohre zu montieren.
Diese Gläser sind nicht viel größer und schwerer als die 42er Optiken und bieten ausreichend Lichtstärke für den Schuß in der Dämmerung.
Optimale Vergrößerung
Gibt es eine optimale Vergrößerung? Diese Frage lässt sich kaum beantworten, denn kaum eine Jagdsituation ist gleich. Eine Antwort ist auch nicht nötig, denn dafür wurden die variablen Zielfernrohre erfunden.
Sie erlauben es, die Vergrößerung der jeweiligen Situation anzupassen. Der Marktanteil von Zielfernrohren mit fester Vergrößerung ist daher in den letzten Jahren ständig zurückgegangen, und manche Hersteller, etwa Zeiss bei der Victory-Serie, stellen ausschließlich variable Zielfernrohre her.
Je größer die Spanne der Vergrößerung ist, um so universeller lässt sich das Zielfernrohr einsetzen.
Leider ist es technisch kaum möglich, die Grundvergrößerung mehr als um das vierfache zu multiplizieren. Die gängigen Daten sind damit vorgegeben und lauten 1,5-6fach, 2,5-10fach, 3-12fach, 3,5-14fach oder 4,5-18fach.
Je nach Einsatzbereich sollte der günstigste Bereich gewählt werden. Bei einer Büchse, die für Schüsse auf weiteste Entfernungen eingesetzt wird, ist eine hohe Endvergrößerung sicher von großer Bedeutung.
Hier ist ein Zielfernrohr, dessen höchster Bereich bei 14, 18 oder gar 20fach liegt, die beste Wahl. Bei günstiger Auflage, guten Witterungsverhältnissen und einer flach schießenden Patrone lässt sich damit auch auf große Distanz das Ziel gut anvisieren.
Für eine Büchse, die hauptsächlich in den Wäldern des Ostens eingesetzt wird, ist es dagegen wichtiger, eine möglichst kleine Ausgangsvergrößerung und damit ein großes Sehfeld zu haben.
Das 1,5-6×42 ist hier angebracht. Mehr als eine sechsfache Endvergrößerung kann kaum genutzt werden, und wenn das Glas beim Pirschen auf 1,5fach eingestellt wird, sind auch noch schnelle Schnappschüsse möglich. Zeit zum Hochdrehen, wenn das Wild weiter entfernt steht, bleibt immer noch.
Sehr universell sind die 2,5-zehnfachen und drei- bis zwölffachen Optiken. Sie bieten in der Grundvergrößerung noch einen guten Überblick und erlauben bei voll aufgedrehter Stärke auch präzise Schüsse über große Entfernungen. Sie kommen damit einem Universalglas schon ziemlich nahe.
Das Absehen
Die Form des Absehens ist weitgehend Geschmacksache. Bei Tageslichtgläsern sollten Absehen gewählt werden, die nicht zu dick sind und somit das Ziel nicht mehr als unbedingt nötig verdecken.
Bewährt hat sich das Absehen 4 und das amerikanische Duplex-Absehen. Daraus sind viele Variationen entstanden, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Interessant ist aber die Lage des Absehens innerhalb des Zielfernrohres.
Vorsicht ist bei variablen Zielfernrohren geboten, deren Absehen sich in der Okularebene befindet. Leicht erkennbar ist das dadurch, dass sich bei diesen Gläsern die Stärke des Absehens beim Wechsel der Vergrößerung nicht verändert.
Während bei herkömmlichen Zielfernrohren mit Absehen in der Objektivebene eine Veränderung der Treffpunktlage bei wechselnder Vergrößerung technisch nicht möglich ist, besteht bei der anderen Bauart die Möglichkeit der Treffpunktlageveränderung, wenn nicht mit absoluten Minimaltoleranzen gearbeitet wird.
Wer ein solches Glas erwerben will, sollte ein Spitzenfabrikat wählen, um Ärger zu vermeiden.
Der Vorteil dieser Modelle liegt in der immer gleichbleibenden Stärke des Absehens, wodurch auch der Schütze bei hohen Vergrößerungen eine sehr feines Absehen sieht, das kaum etwas vom Ziel verdeckt. Bei sehr stark vergrößernden Modellen ist diese Bauart vorzuziehen.

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