9,3×64 Brenneke

Die 9,3×64 ist die stärkste Patrone Wilhelm Brennekes und kam bereits 1927 auf den Markt

Die 9,3X64 (links) und die .375 Holland&Holland im Vergleich.
Die 9,3X64 (links) und die .375 Holland&Holland im Vergleich.

Von Norbert Klups
Die Hülse wurde auf dem Reißbrett völlig neu konstruiert, und die Hülsenmaße wurden so festgelegt, dass ein möglichst großer Pulverraum entstand, die Patrone aber noch in das Mauser 98er-System passt.

Brenneke stattete die neue Patrone mit einem 19,65 Gramm schweren „Spezial-Jagdgeschoss Torpedo Ideal“ für schweres Wild und einem 17 Gramm leichten Starkmantelgeschoss aus, wahlweise mit Blei-, Bronze- oder Kupferblechhohlspitze für die leichteren Wildarten.

Später kam noch ein „Spezial TIG“ mit Bronzespitze und ein 18,5 Gramm schweres Vollmantelgeschoss für Dickhäuter hinzu.

Als Abschluss entwickelte Brenneke das 19,0 g TUG mit Scharfrand und Bleispitze, dass bis heute mit kleinen Änderungen gefertigt wird.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde nur noch das TUG und das Vollmantelgeschoss gefertigt und später durch ein 18,5 Gramm schweres Teilmantelrundkopf-Geschoss ergänzt.

In dieser Kombination hat sich die Patrone gut bewährt. Sie liegt im gleichen Leistungsbereich wie die .375 Holland&Holland Magnum und verbraucht für die gleiche Leistung sogar weniger Pulver.

Die 19,0 g TUG Laborierung der 9,3×64 von RWS hat eine Mündungsgeschwindigkeit von 785 m/s und damit eine Mündungsenergie von 5854 Joule.

Das 19,4 g TUG aus der .375 Holland&Holland ist nach RWS-Angabe lediglich fünf m/s schneller. Altmeister Brenneke hat mit der 9,3×64 eine sehr effektive Patrone geschaffen und gezeigt, dass sich aus einer relativ kleinen Hülse eine erstaunliche Leistung herausholen lässt.

Das größte Manko der 9,3×64 ist ihr Geschossdurchmesser. In vielen afrikanischen Jagdländern ist für den Schuss auf Großwild ein Mindestkaliber von 9,5 mm vorgeschrieben, wodurch die 9,3×64 trotz ihrer der .375 H&H ebenbürtigen Leistung illegal wird.

Bevor eine Großwildbüchse in diesem Kaliber angeschafft wird, sollten also genau die jagdlichen Bestimmungen der zukünftigen Jagdländer geprüft werden. Bei den Fabrikpatronen sieht es heute schlecht aus.

Obwohl die Patrone nach dem zweiten Weltkrieg recht beliebt war, beschränkt sich das Angebot auf die RWS-Laborierung mit dem 19,0 g TUG. Lediglich A-Square hat die deutsche 9,3 noch im Programm, doch dürfte die Beschaffung der drei A-Square Laborierungen nicht einfach sein.

Auch die Hülsenbeschaffung ist bei diesem Kaliber ein Problem. Wird der benötigte Hülsenvorrat nicht durch das Verschießen von Fabrikpatronen gewonnen, so bleibt nur der Kauf von neuen Hülsen.

Durch die unüblichen Hülsenmaße ist ein Umformen nicht möglich. Bei den Geschossen sieht es dafür etwas besser aus, denn die beliebten Patronen 9,3×62 und 9,3×74 R sorgen für ein gutes Geschossangebot, und hier stehen auch hochwertige Spezialgeschosse zur Verfügung.

Auch bei den Ladungen hat der Wiederlader eine Menge Spielraum, denn die 9,3×64 ist recht flexibel.

Durch die im Vergleich zu anderen Großwildpatronen kleine Hülse sind auch reduzierte Ladungen kein großes Problem. Es ist ohne weiteres möglich, die starke 9,3×64 in den Leistungsbereich einer 9,3×74 R herunterzuladen, was den Anwendungsbereich erheblich erweitert.

Mit dem alten 12,5 Gramm Teilmantel-Flachkopf-Geschoss der 9,3×72 lässt sich sogar eine leichte Rehwildlaborierung bauen. Für heimische Wildarten ist die 9,3×64 unnötig stark, und reduzierte Ladungen sind eine gute Möglichkeit, Wildbretzerstörung und Rückstoß herabzusetzen.

Bei den Treibladungsmitteln sind die mittelschnell abbrennenden Pulver und die langsameren Sorten einsetzbar.

Werden die progressiven Sorten wie Kemira N 160 oder Rottweil R 904 verwendet, kommt es unter Umständen zu Pressladungen, was nicht weiter schlimm ist, aber entsprechende Vorkehrungen beim Befüllen der Hülse erforderlich macht.

Das Beschaffen von Werkzeug ist kein großes Problem. Die meisten Hersteller von Wiederladematrizen haben die starke Brenneke-Patrone im Programm.

Obwohl Standardzündhütchen für die mittelschnellen Pulver ausreichen, haben sich starke Magnumzünder als vorteilhaft für die Präzision erwiesen.

Zur Ermittlung der Ladedaten wurde eine Repetierbüchse mit 65 Zentimeter Lauflänge benutzt. Die Geschoss-Geschwindigkeit wurde drei Meter vor der Laufmündung gemessen.

Weil keine Garantie dafür besteht, mit welcher Sorgfalt und welchen Komponenten der Wiederlader arbeitet, noch in welchem Zustand sich die Waffe befindet, in der er seine Munition verschießt, erfolgt die Angabe der Ladedaten in jeder Hinsicht ohne Gewähr!

 

Die Geschosspalette

 

 

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