Ans Werg!


Gewehrreinigen während und nach einer Jagdreise verhindert Korrosion, erhält die Schussleistung sowie den Wert der Waffe und ist für die zuverlässige Schussleistung unerlässlich.

Wichtig: Eine gute Qualität der Putzstöcke. Der Griff muss dehnbar sein (kugelgelagert) und der Stab sehr verwindungsfest sein. Unerlässlich für die Reinigung: Werg und Patches.
Vom JWW-Team
Zunächst müssen wir eine sorgfältige Waffenreinigung nach der Jagd von einer Notreinigung zur Funktionssicherung und zum Korrosionsschutz während der Jagd unterscheiden.
 
Zur Reinigung nach der Jagd gehört die Laufreinigung, um Geschossabrieb im Lauf zu beseitigen und das erneute Ölen eines Ölschaftes, falls er starkem Regen oder zu viel Sonne ausgesetzt war.
 
Bei Repetierern heißt es: System mit Lauf aus dem Schaft, um Schmutz zu beseitigen und die Metallteile gründlich gegen Rost zu fetten oder zu ölen. Am einfachsten beseitigt man Schmutz mit Druckluft. Abzugssystem und Schloss reinigt man mit Entfettern, sogenannten Degreasern (zum Beispiel von Shooter‘s Choice – Bild siehe unten).
 
Ganz anders sieht es mit der Waffenpflege während der Jagdreise aus. Da gibt es meist nur zwei Probleme: Korrosion und Schmutz, und der kann sogar die Funktion der Waffe beeinträchtigen.
 
Um Korrosion und Schaftrisse oder -brüche von vornherein auszuschließen, wählt man am besten Waffen aus Stainless-Stahl mit hochwertigen Kunststoffschäften aus.
 
Für Holzschäfte dient Leinöl oder besser noch matter Lack als Wetterschutz, und Waffenöl schützt die Metallteile vor Korrosion.
 
Die Metallteile müssen täglich mindestens einmal, besser zweimal mit Öl eingerieben werden. Gegen groben Schmutz benutzt man eine Bürste, die an beiden Enden unterschiedlich starke Borsten hat.
 
Das Laufinnere braucht nur eine Grobpflege, etwa nach starkem Regen. Dazu führt man einen (zerlegbaren) Putzstock oder aber eine Putzschnur (aus Draht mit Kunststoffummantelung), wie die von Otis sowie Werg oder Patches und Messingbürste mit.
 
Auch das Quick Clean (spezielle Gewebeschnur mit Bronzebüste), wie es Dynamit Nobel vertreibt, eignet sich für diesen Zweck.
 
Keinesfalls darf bei Arktisjagden im Winter Öl oder Fett im System sein: Unbedingt mit einem Entfetter ganz und gar entölen.
 
Ein Putzstock im Waffenkoffer sollte obligatorisch sein. VFG bietet sogar zerlegbare Putzstöcke aus Edelstahl mit kugelgelagertem Griff. Ideal für die Reise sind auch die VFG-Laufreiniger, die einfach aufspießbar sind.
 
Ein Tip für Jagdreisen: außer Reinigungszeug auch ein kleines Werkzeugset mitführen (wie zum Beispiel von Lyman, B-Square oder Chapman), um kleine Reparaturen, und sei es nur ein Zielfernrohrwechsel oder das Nachziehen der Systemschrauben, selbst ausführen zu können.
 
Zu Hause, nach der Reise, ist immer eine Grundreinigung angesagt. Und die läßt sich nicht im Handumdrehen erledigen.
 
Es genügt nicht, den Lauf ein paar Mal mit ölgetränktem Werg durchzuziehen. Damit entfernt man höchstens oberflächliche Pulverrückstände.
 
Für die Reinigung kann man Waffe oder Lauf beziehungsweise Laufbündel in einen Schraubstock mit Filzbacken einspannen. Besser sind aber die beiden Maintenance Center (Gewehrhalter für Wartungsarbeiten) von MTM, wobei die Gunsmith-Ausführung perfekt ist.
 
Neben der Waffen- und Putzstockhalterung gibt es Fächer für Öldosen und andere Reinigungsutensilien.
 
Das Standard-Maintenance Center kann dagegen mit einer Shooter‘s Accessory (Zubehör) Box zusammengesteckt und mitgeführt werden. In der Box lassen sich Werkzeug und Reinigungsutensilien unterbringen.
 
Waffe oder Lauf werden in den gummiarmierten Haltern rutschfest gelagert. Dank Gummifüßen verrutscht das Gestell selbst bei starkem Druck auf die Waffe (Laufreinigung mit strammem Wergpolster) nicht: eine äußerst praktische Hilfe.
 
Die Waffe sollte nach jedem Schießen und nach jeder Jagd gereinigt werden. So werden Funktion, Schussleistung und Waffenwert größtmöglich erhalten. Vor allem das Laufinnere muß besonders gepflegt werden.
 
Sprüche wie „Gereinigter Lauf schießt nicht“ oder „Die Läufe werden nur kaputtgeputzt“ gehören ins Reich der Fabeln.
 
Genau das Gegenteil ist der Fall. Laufreinigung verhindert Korrosion und beseitigt Geschossrückstände (Tombak- oder Kupferverschmierungen), die die Schussleistung erheblich beeinträchtigen.
 
Alle Metallteile sollten nach jedem Gebrauch mit einem leichten Ölfilm überzogen werden (Abwischen von salzhaltigem Fingerschweiß).
 
Vor allem nach starkem Regen oder einmal im Jahr sollte eine gründliche Reinigung erfolgen. Dazu ist bei Repetierern das System mit Lauf aus dem Schaft zu nehmen und zu ölen beziehungsweise der im Schaft freiliegende Lauf einzufetten. Das schützt die ansonsten unzugänglichen Stellen gut vor Rostbefall.
 
Das gilt auch für die Schlossteile von Kipplaufwaffen – wobei diese nur mit einem leichten Ölfilm überzogen sein sollten, um eine einwandfreie Funktion zu gewährleisten.
 
Wird der Schaft abgenommen, ist ein erneutes Einschießen, zumindest aber ein Kontrollschuss, erforderlich.
 
Bei einem Repetierer lässt sich das Schloss leicht zerlegen, und die Teile sind gut zu ölen. Wichtig ist, dass die Teile nicht im Öl „schwimmen“, weil es sonst nur in alle möglichen Waffenteile läuft, wo es unerwünscht ist.
 
Büchsenläufe
 
Die größte Aufmerksamkeit sollte man der Laufreinigung schenken. Von der richtigen Reinigung hängt einerseits die Schussleistung ab, andererseits ist sie für die Lebensdauer des Laufes mit entscheidend.
 
Zunächst sind die Verbrennungsrückstände des Pulvers zu entfernen. Danach ist der Geschossabrieb zu beseitigen. Dafür eignet sich ein spezielles Laufreinigungsöl (Solvent).
 
Und so geht‘s: Mit einem getränkten, fusselfreien „Patch“ (Baumwoll-Läppchen) oder Werg den Lauf einölen. Nach einigen Minuten mit trockenem Werg oder Patches den größten Schmutz herauswischen. Danach das Laufinnere nochmals einölen und eine ölgetränkte Bronze-Bürste mehrmals durchziehen.
 
Aufgepasst: die Bürste ganz aus dem Lauf schieben (sowohl an der Mündung als auch am Patronenlager), ehe man wieder in die Gegenrichtung zieht beziehungsweise schiebt.
 
Die Zugrichtung der Bürste im Lauf darf niemals geändert werden! Entgegen landläufiger Meinung wird die Mündung dabei nicht beschädigt.
 
Dieses Verfahren stellt einen guten Kompromiss zwischen Wirksamkeit und Laufschonung dar. Wichtig ist dabei die Verwendung maßgerechter, das heißt dem Kaliber entsprechender Bronzebürsten (Messingbürsten sind etwas härter). Das Patronenlager wird mit Wergpolstern ausgewischt.
 
Zweckmäßigerweise verwendet man zur Laufreinigung von Repetierern ein sogenanntes falsches Schloss. Das ist eine dem Kaliber angepasste Führungshülse, die man anstatt des Schlosses einführt und die in das Patronenlager hineinreicht.
 
O-Ringe dichten es ab, so dass kein Öl ins Patronenlager laufen kann. Die „Hülse“ dient gleichzeitig der Putzstockführung.
 
Die amerikanischen Firmen Dewey, Sinclair und Stoney Point stellen für nahezu alle Waffentypen (universell verwendbar) und alle Kaliberbereiche bewährte „falsche Schlosse“ her.
 
Hierzulande werden sie von der Firma Heinz Henke in Werlte vertrieben. Die falschen Schlosse von Stoney-Point und Sinclair haben den Vorteil, dass sie hinten eine Öffnung aufweisen, durch die sich das Patch mit Öl oder Laufreiniger benetzen lässt: eine saubere Sache.
 
Um grobe Geschossablagerungen zu beseitigen, muß der Lauf mit speziellen Mitteln behandelt werden. Robla Solo ist ein sehr aggressives Mittel, das garantiert alle Rückstände löst. Es ist bei starken Ablagerungen zu empfehlen.
 
Andere ammoniakhaltige Mittel (zum Beispiel Neu Purgitin, Hoppes Bench Rest No. 9, Sweets 7,62, Shooter‘s Choice Copper Remover) bewirken ebenfalls eine sehr gute Lösung von Tombak.
 
Laufreiniger wirken sofort. Schon nach wenigen Minuten wird der Geschossabrieb chemisch gelöst. Beim Durchwischen mit weißem Werg oder Patches erkennt man das an der Blaufärbung (nur bei Tombak-/Kupfermantelgeschossen, bei Flussstahlmänteln fehlt dieser Indikator).
 
Die Reinigungsprozedur sollte so oft wiederholt werden, bis sich keine Verfärbung mehr zeigt.
 
Bei stärkeren Ablagerungen müssen die Mittel länger einwirken (bei Mitteln mit Ammoniak maximal 15 bis 20 Minuten, bei anderen Mitteln mehrere Stunden). Extrem verschmierte Läufe werden mit einem Korken im Patronenlager verschlossen und ganz mit Laufreiniger gefüllt.
 
Dann lässt man das Ganze mehrere Stunden einwirken. Wer seine Waffe allerdings regelmäßig reinigt, kann auf eine solche Brutal-Reinigung verzichten.
 
Wichtig: Nach der Reinigung mit ammoniakhaltigen Mitteln ist der Lauf in jedem Fall mit herkömmlichem Waffenöl durchzuwischen. Am besten „sprüht“ man ihn zuvor mit einem Entfetter (zum Beispiel Shooter‘s Choice Quickscrub oder LPS Pre Solve) aus, um das aggressive Reinigungsmittel zuverlässig zu beseitigen.
 
Wird der Lauf nach jedem Schießen gereinigt, dann reichen die mittelscharfen Reiniger. Ich benutze mit vollster Zufriedenheit Hoppes No. 9 und Shooter‘s Choice MC 7 Solvent (beide ohne Ammoniak).
 
Bei Hoppes No. 9 muß die Waffe mit eingeöltem Lauf zwei, drei Tage liegenbleiben, damit sich die Rückstände genügend lösen. Sehr gut bewährt hat sich auch Shooter‘s Choice, das relativ schnell wirkt.
 
Flintenläufe
Das Reinigen der Schrotläufe gestaltet sich einfacher als das der Büchsenläufe, weil hartnäckiger Geschossabrieb nicht in dem Maß wie in Büchsenläufen vorhanden ist. Schrotkörbe verhindern zudem einen Bleiabrieb im Lauf.
 
Gutes Waffenöl und grobes Hanfwerg dienen zum Einölen. Danach sollte man die Pulver-, Blei- und Plastikrückstände mit der eingeölten Messingbürste (Bronzebürsten sind zu weich für Bleirückstände) lösen.
 
Man kann den Lauf zwar auch mit einer Spiraldrahtbürste durchzuziehen, aber diese „Spiralen“ verbiegen sich sehr schnell und brechen im ungünstigsten Fall sogar ab.
 
Das Wichtigste bei der Reinigung des Schrotlaufes kommt zum Schluss: Ein wirklich stramm durch den Lauf geschobenes Hanfwergpolster sorgt für trockene und blitzblanke Läufe.
 
Spezielle Mittel wie Shooter‘s Choice Shotgun and Choke Tube Cleaner lösen bestens Blei- und Plastikrückstände von der Laufwandung.
 
Bei Waffen, die vorübergehend nicht gebraucht werden, sollten alle Läufe nach der Reinigung mit einem leichten Ölfilm konserviert werden.
 
Geräte zum Reinigen
Reinigungsgerät ist wichtiges Zubehör. Ideal sind verwindungsfeste Putzstöcke mit kugelgelagertem Handgriff. Die 60 bis 70 Mark, die sie kosten, sind gut und langfristig investiert.
 
Die Stöcke werden in zwei verschiedenen Stärken, für kleine und große Kaliber, angeboten.
 
Kunststoffummantelte Stöcke haben den Nachteil, dass sich der Kunststoffüberzug an scharfen Waffenkanten abschaben kann.
 
Der Verfasser benutzt Putzstöcke von Dewey. Sie sind zwar mit einem Kunststoffmantel versehen, der aber extrem abriebfest ist.
 
Außerdem sind die Stöcke sehr stabil und verbiegen sich selbst bei starkem Druck so gut wie nicht. Der Kunststoffmantel verhindert eine Beschädigung des Laufprofils, besonders der Kanten, was bei Stahlstöcken nicht völlig ausgeschlossen werden kann.
 
Die Dewey-Stöcke haben einen kugelgelagerten Kunststoffgriff, sind aus bestem Federstahl gefertigt und extrem verwindungsfest.
 
Die Putzstöcke gibt es für Kurz- und Langwaffen in drei Stärken. Vorne sind sie mit einem Gewinde für Patches-Halter oder Bürsten versehen.
 
Stahlstöcke mit guten Griffen gibt es auch von Remington oder VFG, wobei letztere sehr verwindungssteif sind.
 
Für die Reinigung eines Repetierers sollte man unbedingt ein falsches Schloß benutzen, ebenso wie eine stabile, rutschfeste Halterung. Zu guten Putzgarnituren gehören passgenaue Patcheshalter und Bronzebürsten (für glatte Läufe Messingbürsten).
 
Die Patches spießt man auf die Halter und schiebt sie durch den Lauf. Beim Zurückziehen des Putzstockes fallen sie vor der Laufmündung ab. Sowohl Patches als auch Bürsten folgen dank der Kugellagerung des Griffes exakt dem Drall.
 
Bürsten dienen vor allem zur Beseitigung von grobem Schmutz beziehungsweise von Geschoßrückständen in den Kanten des Laufprofils, wo mit Werg oder Patches nichts zu erreichen ist. Außerdem lösen sie die Geschossablagerungen (in der Regel Tombak- oder Kupferrückstände).
 
Benutzt man für Büchsenläufe Werg, dann sollte man das feine Seidenwerg Sucolin (Viskose) wählen. Das grobe, langfaserige Hanfwerg eignet sich nur für Schrotläufe.
 
Die letzte Ölung
Bevor man die Waffe wegstellt, sollten das Laufinnere mit einem harzfreien, konservierenden Waffenöl eingeölt und die äußeren Metallteile mit einem dünnen Ölfilm überzogen werden.
 
Ölschäfte benötigen nicht nur beim „Großreinemachen“ Schaftöl, auch zwischendurch sind sie für eine Behandlung „dankbar“.
 
Nach dem Reinigen sollte man nicht vergessen, die Bürsten zu säubern. Auch dafür gibt es spezielle Reiniger (Cleaner/Degreaser; zum Beispiel Quick-Scrub von Shooter‘s Choice oder LPS Pre Solve).
 
Das LPS Pre Solve ist ein vollorganisches Lösungsmittel auf Naturbasis. Ich benutze zum allgemeinen Reinigen (außer Laufinneres) und zur Konservierung Öle von Cito, Dewey 77, LPS oder Break Free.
 
Cito und Break Free haben ausgezeichnete Schmiereigenschaften und eignen sich deshalb besonders für gleitende Teile sowie den Verschluss.
 
Bewährt hat sich auch das LPS-Waffenölprogramm des Schweizer Herstellers Tapmatic International. Das LPS1 ist ein einfaches, fettfreies Waffenöl mit nur kurzzeitigem Korrosionsschutz.
 
Die Mehrbereichs-Waffenöle LPS2 und LPS3 sind ausgezeichnete Öle mit besten Schmiereigenschaften und einem Langzeitkorrosionsschutz (ein Jahr und länger).
 
Außerdem gibt es noch ein spezielles Schmierfett (LPS500 Plus) für alle gleitenden Teile. Besonders eng gepasste Verschlüsse (Verschlusswarzen) oder gleitende Teile (etwa Schlitten bei Pistolen, Scharniere) sollten mit einem High-Tech Gleitfett versehen werden.
 
Ich benutze dafür das „High-Tech-Grease“ von Shooter‘s Choice. Es soll für einen Temperaturbereich von -51 bis +176 Grad Celsius geeignet sein und in diesem Bereich weder hart werden noch schmelzen. Außerdem ist es wasserresistent.
 
Keine Angst vor dem Ölschuss
Nur falsches Reinigen schadet, alles andere nützt, wäre da nicht der Ölschuss. Er kommt aber seltener vor, als man glaubt.
 
Lauf und Patronenlager trockengewischt, dann stimmt beim ersten Schuß bei den meisten Waffen die Treffpunktlage mit nachfolgenden Schüssen überein. Jeder Jäger sollte das aber bei seiner Waffe überprüfen.
 
Kleinkaliber- und Hornetpatronen reagieren auf Öl-/Fettrückstände besonders empfindlich. Hier tritt der sogenannte Ölschuss häufiger auf. Viele frisch gereinigte Kleinkaliberläufe erbringen erst nach rund zehn Schüssen wieder ihre volle Leistung.
 
Bei der Hornet kommt es ganz besonders darauf an, dass das Patronenlager trocken ist.
Hansgeorg Arndt

Hansgeorg Arndt
Das MTM Maintenance Center ersetzt zu Hause den Schraubstock perfekt.


Hansgeorg Arndt

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Fotos: JWW

Hansgeorg Arndt

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