Bulgarien – Land der kapitalen Hirsche und Keiler. Aber auch die Jagd auf weitere Wildarten ist sehr interessant.
Von Malte Dörter
Bedingt durch günstige geographische und klimatische Verhältnisse bietet Bulgarien dem Jäger eine Fülle von ausgezeichneten Jagdmöglichkeiten. Diese sind zwar bei starken Trophäen-Trägern nicht gerade billig, aber wenn es nicht unbedingt ein „Zehn-Kilo-Hirsch“ oder ein „21-Zentimeter-Keiler“ sein muss, kann man auf Selektions-Trophäenträger oder Niederwild relativ preiswert jagen.
Darüber hinaus ist Bulgarien ein wunderschönes, abwechslungsreiches Urlaubsland, in dem man Jagd und Erholung problemlos miteinander kombinieren kann – alles gute Gründe, das Land näher kennenzulernen.
Geographie
Die Republik Bulgarien liegt im südöstlichen Europa auf dem östlichen Teil der Balkanhalbinsel. Mit einer Fläche von 110.994 Quadratkilometern nimmt der Staat 22 Prozent der Gesamtfläche des Balkans ein. Bulgarien grenzt an Rumänien, Serbien, Mazedonien, Griechenland und die Türkei. Im Osten bildet das Schwarze Meer die natürliche Grenze des Landes. Die Küstenlinie beträgt 378 Kilometer. Die Donau markiert die Grenze zu Rumänien auf einer Länge von 471 Kilometern.
Bulgarien wird durch zwei große Gebirgszüge in vier unterschiedliche Regionen aufgegliedert: das Nordbulgarische Donauhügelland, das Balkangebirge, die Thrakische Ebene und das Rhodopen-Gebirge. Im Norden des Landes erstreckt sich die Steilstufe des Donauhügellandes mit einer fruchtbaren Lössdecke. Davon südlich steigt das Land zu den verkarsteten Bergketten des Balkangebirges an. Danach fällt es zu der von Flusstälern durchzogenen Thrakischen Ebene ab. Süd- und Westbulgarien werden durch das Vitosha- und das Rilagebirge, die Rhodopen und das Piringebirge geprägt, indem sich der höchste Balkangipfel mit 2.925 Metern erhebt.
Klima
In Bulgarien herrscht ein gemäßigt kontinentales Klima. Nur in den südlichen Landesteilen und an der Küste des Schwarzen Meeres ist das Klima mediterran. Im Juli liegen die durchschnittlichen Temperaturen zwischen 23 und 25 Grad, das Jahresmittel liegt bei 10,5 Grad. Der Winter ist an der Schwarzmeerküste sehr mild. In den Hochlagen der Gebirge liegt dagegen von November bis April Schnee.
Bevölkerung
Die Bevölkerungszahl liegt bei zirka 8,2 Millionen. Davon leben allein in der Hauptstadt Sofia etwas mehr als eine Million Menschen. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt 76,2 Einwohner pro Quadratkilometer – das entspricht etwa einem Viertel des Durchschnitts in Deutschland. Der Anteil der Stadtbevölkerung liegt bei 68 Prozent. Bei der ethnischen Zusammensetzung machen die Bulgaren den größten Teil der Einwohner aus. Weitere Bevölkerungsgruppen sind bulgarische Türken, Roma und eine kleine Anzahl Juden, Armenier, Russen und Griechen. Offizielle Religion ist die Orthodoxe Kirche.
Flora
Bulgarien ist zu etwa einem Drittel bewaldet. Eichen und Buchen herrschen in den tieferen Lagen vor, Kiefern, Fichten und Tannen dominieren in den höheren Lagen. Nadelbäume stellen 30 Prozent der Nutzholz-Bestände.
In den Ebenen sind die Wälder zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert größtenteils gerodet worden. Wegen der Gefahr der Versteppung werden viele Gebiete heute durch umfangreiche Aufforstungen wieder bewaldet. Dabei werden naturnahe Mischwälder angestrebt. Der Wald in den Mittelgebirgen ist meist recht jung, das Alter der Bäume liegt unter 100 Jahren. Nur in abgelegenen Bergregionen gibt es Schwarzkiefern, die 500 und mehr Jahre alt sind.
In den südlichen Teilen Bulgariens wachsen wegen des mediterranen Klimas mehrere Arten der Macchie. Entlang der Donau stocken Auwälder mit Pappeln, Eschen, Weiden und Ulmen. Das Donaudelta wird von Schilf- und Sumpfgewächsen besiedelt.
Fotos: Karl-Heinz Volkmar
Wildarten
Durch die günstigen klimatischen Bedingungen, die üppige Vegetation, die abwechslungsreiche landschaftliche Gliederung und die großen, dünn besiedelten Naturräume bietet Bulgarien vielen Wildarten einen idealen Lebensraum.
In den ausgedehnten Waldgebieten der Ebenen und Gebirge leben alle europäischen Schalenwildarten, insbesondere Rot-, Schwarz-, Dam-, Muffel-, Gams- und Rehwild. Raubwild wie Bär, Wolf, Luchs, Fuchs, Wildkatze, Goldschakal, Dachs und Marder kommen ebenfalls zahlreich vor. Jagdlich interessantes Federwild sind in erster Linie Auerhahn, Fasan und Rebhuhn.
Jagd in Bulgarien Unter den europäischen Jagdländern ist Bulgarien sicherlich ein Klassiker. Die Jagd hat dort eine lange Tradition, und es war stets das Bestreben der örtlichen Jäger und Förster, Spitzen-Trophäen heran zu hegen. Diese konsequente Hege und die überaus günstigen Rahmenbedingungen brachten dann auch eine große Anzahl von Trophäen der Weltspitzenklasse hervor. So stammen die CIC-Weltrekorde bei Rothirsch und Keiler aus Bulgarien.
Der Standard in vielen bulgarischen Revieren ist nach wie vor sehr hoch, auch wenn einige Reviere nach der politischen Wende durch Misswirtschaft verwahrlosten. Die Unterkünfte sind zumeist Jagdhäuser mit Hotel-Komfort, hervorragender Verpflegung und professionellem Service.
Die Revier-Einrichtungen, Wildäcker und -wiesen sowie Kirrungen sind in der Regel gut unterhalten und reichlich vorhanden. Teilweise wird dabei für westeuropäischen Geschmack übertrieben, denn wenn sich in 100 Meter Entfernung vor der ohnehin schon „üppigen“ Kanzel eine Futterraufe, eine Salzlecke und eine Kirrung befinden, dann hat das nur noch wenig mit Jagd zu tun. Aber der Gast kann ja selbst entscheiden, ob er auf diese Weise Ansitzen oder lieber Pirschen möchte – und die Pirsch in den oft urwaldartigen Wäldern ist alles andere als leicht.
Die Jagdführer verstehen zumeist ihr Handwerk und sind bei der Ansprache der Trophäenstärke recht sicher. Sie, wie auch die Bevölkerung generell, sind sehr gastfreundlich, was einen Jagdurlaub in Bulgarien sehr angenehm macht.
All das ist, wie schon erwähnt, nicht billig. So bewegen sich die Basiskosten für acht Reise- und sechs volle Jagdtage je nach Gruppengröße und Qualität der Unterkunft zwischen 969 und 1.525 Euro.
Rotwild
Rotwild
Bulgarien ist und bleibt das führende Rotwild-Jagdland in Europa, auch wenn nach der Wende durch veränderte Forstpolitik, übermäßige Bejagung der mittelalten Hirsche und Wilderei der Glanz der alten Zeiten deutlich verblasst ist. Nun bemüht man sich aber landesweit, wieder an die alte Tradition der Rotwild-Hege anzuknüpfen.
Die Wildbret-Gewichte des bulgarischen Rotwildes sind wegen der sehr guten Lebensbedingungen sehr hoch und liegen bei reifen Hirschen oft über 200 Kilogramm. Bei derartigen Voraussetzungen sind Geweihgewichte von erheblich über zehn Kilogramm nicht verwunderlich. Spitzengeweihe erreichen sogar Gewichte von 13 bis 17 Kilogramm. Das sind natürlich Ausnahmen, die dann auch soviel wie ein Oberklassewagen kosten.
Es ist aber falsch zu glauben, dass es in Bulgarien nur solch teure „Monsterhirsche“ gäbe. In vielen Mittel- und Hochgebirgsrevieren liegen die Geweihgewichte zwischen sechs und neun Kilogramm, und in dieser Kategorie sind die Abschussgebühren im europäischen Vergleich günstig. Sieben Kilogramm kosten zum Beispiel moderate 1.875 Euro.
Auf Rotwild wird angesessen und gepirscht, was im Flachland und den Mittelgebirgen keine hohen konditionellen Anforderungen bedeutet. Ganz anders sieht es in den Hochgebirgsrevieren aus. Für eine solche sportliche Rotwild-Jagd sollte man intensiv trainieren.
Die Jagdzeit für Rotwild liegt zwischen dem 1. September und 31. Januar. Die optimale Jagdzeit ist die Brunft, die in der Regel in der zweiten September-Hälfte stattfindet.
S
chwarzwild Die bulgarischen Keiler sind berühmt für ihre hohen Wildbret-Gewichte und ihre langen und breiten Waffen. Kapitale Bassen werden heute in erster Linie auf der Einzeljagd erlegt und die Erfolgsaussichten bei einer sechstägigen Jagd sind gut.
Es wird an Kirrungen angesessen oder gepirscht. In den heißen Sommermonaten lohnt sich wegen der Dürre der Ansitz an Suhlen. Bei Schneelage im Winter kann man sehr gut im Schneehemd pirschen oder die Sauen stilvoll von einem Pferdeschlitten aus bejagen.
Auch die kapitalen Keiler sind in Bulgarien teuer. 22 Zentimeter Waffenlänge kosten beispielsweise 1.635 Euro. Mittelstarke Waffen hingegen können preislich relativ günstig erbeutet werden. Die Jagdzeit auf Schwarzwild ist vom 1. Juni bis zum 31. Januar (Keiler bis zum 30. April).
Drückjagden auf Schwarzwild sind im Moment leider nur in wenigen Revieren empfehlenswert, da Schweinepest, Wölfe und Schakale die Bestände stark dezimiert haben. Dafür sind aber die Drückjagden in den guten Schwarzwild-Revieren sehr gut organisiert und hohe Tagesstrecken können erwartet werden. Für eine Gruppe von sechs bis zehn Jägern kostet eine dreitägige Drückjagd bei fünf Reisetagen 615 Euro pro Jäger zuzüglich Abschuss-Gebühren.
Rehwild
Als Rehwild-Jagdland führt Bulgarien eher ein Schattendasein. Das liegt zum einen an den ziemlich gesalzenen Abschussgebühren, ein 350-Gramm-Bock kostet zum Beispiel satte 555 Euro, und zum anderen sicherlich daran, dass die Rot- und Schwarzwildjagd alle anderen Jagdwünsche überschattet.
Nichtsdestotrotz kann man in Bulgarien sehr gut auf Rehböcke waidwerken. Nach der Wende wurde das Rehwild zwar wegen forstlicher Vorgaben und durch Wilderei stark dezimiert, aber heute hat man den Wert dieser Wildart wiedererkannt, und die Bestände werden wieder aufgebaut.
Die Trophäen-Gewichte der Rehböcke bewegen sich im Mittel um 350 Gramm, aber kapitale und vor allem sehr alte Böcke kommen immer wieder vor. Der Reiz der Rehbock-Jagd in Bulgarien liegt aber vorwiegend in der landschaftlichen Schönheit der Reviere.
Da die Jagdzeit auf Rehböcke erst am 1. August beginnt (weibliches Rehwild ab 1. Oktober), sollte man für eine reine Rehbockjagd zu diesem Termin anreisen, um die Blattzeit ausnutzen zu können. Die meisten Böcke werden aber von Gastjägern während der Hirschbrunft als „Beifang“ erlegt. Das Ende der Jagdzeit ist der 31. Oktober.
Gamsjagd
Die Gebirgszüge Pirin und Rila sind die besten Jagdgebiete für eine Jagd auf den Balkan-Gams. Dort kann man sehr sportliche Pirschgänge in traumhaft schöner Kulisse erleben.
Die Trophäen-Qualität der bulgarischen Balkan-Gams ist nicht so gut wie in Rumänien, Kroatien, Serbien oder Mazedonien, und liegt durchschnittlich zwischen 90 und 95 CIC-Punkten, selten darüber. Zudem sind die Abschussgebühren, 90 bis 95 CIC Punkte kosten 920 Euro, vergleichsweise hoch.
Vorteilhaft aber ist die Jagdzeit, denn diese reicht vom 1. September bis zum 31. April. Durch das späte Ende kann man eine Gamsjagd sehr gut mit einer Jagd auf Auerhahn (Jagdzeit 25. April bis 15. Mai, Abschusstaxe 1 000 Euro) und/oder Bär verbinden.
Dam- und Muffelwild Auch für die Jagd auf den Schaufler oder Widder gibt es sicherlich populärere Jagdländer, aber wie auch für die anderen Wild- und Jagdarten gilt hier, dass man zumeist in gut geführten und sehr schönen Revieren jagt. Eine sehr interessante Variante zum Beispiel ist die Damwildjagd im Revier Ropotamo, denn dort kann man sehr stimmungsvoll den Schauflern auf einer Bootspirsch im Auenwald nachstellen.
Die Abschusskosten sind beim Damwild zudem recht günstig. Ein 3,5-Kilo-Schaufler schlägt mit 1.160 Euro zu Buche. Die Jagdzeit auf Damwild ist vom 1. September bis zum 31. Januar. Die beste Jagdzeit ist die Brunft in der zweiten Oktoberhälfte.
In einigen Mittelgebirgsrevieren gibt es Muffelwild-Bestände, die aber meistens in Jagdgattern gehalten werden. Insofern ist diese Jagd für die Masse der deutschsprachigen Jäger weniger interessant.
Die Trophäen-Qualität ist zudem nur mittelmäßig, und die Abschuss-Gebühren fallen auch nicht im positiven Sinne aus dem Rahmen. Auf Muffelwild kann zwischen dem 1. September und dem 31. April gejagt werden.
Raubwild-Jagd In den bulgarischen Gebirgen gibt es einige gute Bären-Bestände. Die Bären werden sowohl im Frühjahr am Luderplatz, als auch im Herbst auf Drückjagden bejagt. Letzteres ist eine bulgarische Spezialität, bei der die Bären mit Hundemeuten gestellt und dann erlegt werden.
Die Frühjahrs-Jagden finden vom 1. März bis zum 15. April statt, die herbstlichen Drückjagden zwischen dem 1. September und 31. Dezember. Die Abschusskosten sind international konkurrenzfähig und belaufen sich zum Beispiel bei einem Bären von 350 CIC Punkten auf 6.135 Euro.
Wolf, Schakal, Wildkatze und Fuchs können als zusätzliche Beute auf allen Jagden erlegt werden, spielen aber für die meisten Jagdgäste nur eine untergeordnete Rolle.
Niederwild-Jagd Für passionierte Flintenjäger ist Bulgarien durchaus zu empfehlen. Es gibt zwar nur wenige, aber dafür gut gehegte Niederwild-Reviere. Die zu erwartenden Tagesstrecken sind nicht so hoch wie in klassischen Niederwild-Jagdländern, dafür sind aber die Preise sehr attraktiv.
Eine Niederwild-Jagd mit fünf Reise- und drei Jagdtagen kostet bei sechs Jägern 682 Euro pro Jäger zuzüglich Abschussgebühren. Pro Fasan werden beispielsweise nur acht Euro berechnet.
Bekleidung und Ausrüstung
Bekleidung und Ausrüstung
Die Wahl der Bekleidung richtet sich nach der Lage und Beschaffenheit des gewählten Jagdreviers und natürlich nach der Jahreszeit. Für die Mittel- und Hochgebirgsreviere sind bei Herbst- und Winterjagden warme und atmungsaktive Kleidung sowie festes Schuhwerk erforderlich.
Fällt die geplante Jagd in den Sommer oder in den frühen Herbst, sollte man sich nicht zu warm einkleiden. Schweißaufsaugende und -transportierende Multifunktionsunterwäsche sollte heute zu jeder Jagdbekleidung gehören.
Bei der Wahl des Waffenkalibers muss der Jäger stets die hohen Wildbret-Gewichte in Bulgarien beachten. Insofern ist .30-06 bei Jagden auf Schalenwild das Minimum. Bei Rot- und Schwarzwild sowie Bär sollte die Kaliberwahl deutlich stärker ausfallen. Ferner sind hohe Geschoss-Gewichte empfehlenswert.
Reise und Waffeneinfuhr
Für EU-Bürger und Schweizer ist kein Visum vorgeschrieben. Es wird lediglich der Reisepass benötigt, der über den Zeitpunkt des Aufenthalts noch mindestens sechs Monate gültig sein muss.
Von großen europäischen Flughäfen aus kann die bulgarische Hauptstadt Sofia bequem per Linienflug direkt erreicht werden. Ferner gibt es einige Charter-Fluggesellschaften, die neben Sofia auch die Schwarzmeer-Küstenstädte Varna und Burgas anfliegen, womit auch die Reviere im Osten des Landes schnell erreicht werden können.
Die Waffeneinfuhr-Genehmigung wird von der beauftragten Jagdreise-Agentur besorgt und liegt dann dem Dolmetscher vor, der den Jagdgast am Flughafen abholt. Um die Ein- und Ausreiseformalitäten zu beschleunigen, kann man einen VIP-Service gegen Aufpreis beantragen. Sicherheits- und Gesundheitsrisiken – es sind keine Impfungen vorgeschrieben – bestehen in Bulgarien nicht.