LÄNDER Europa Im Niemandsland – Island

Im Niemandsland – Island

Island wird bei uns eigentlich nur im Zusammenhang mit Gipfelkonferenzen und Naturkatastrophen erwähnt. Man weiß, dass es dort Geysire und warme Quellen gibt. Aber wer ahnt schon, was für ein faszinierendes Erlebnis Island für Jäger bieten kann?

Heisse Quellen, Geysire und Vulkane: Island. Die Jagd in dieser fast menschenleeren Landschaft ist hier eine Herausforderung.

Von Claudia Diewald
Island liegt nicht im ewigen Eis! Andrea und ich landeten bei strahlendem Sonnenschein und fünf Grad Celsius auf einer Insel, die von oben wie der Mond aussieht. Auch die Fahrt auf der Schotterfahrbahn Richtung Norden änderte diesen Eindruck nicht.

Erst als unser Jagdführer Gery uns die Sieben-Uhr-Nachrichten aus dem Autoradio übersetzte, gewöhnten wir uns an den Gedanken, dass es hier irgendwo Leben gibt: „Auf der Straße von Dynjandi nach Hrafnseyri ist ein LKW mit 50 Schafen verunglückt. Der Fahrer und die Tiere kamen mit einem Schrecken davon.“ Oder: „Der Zuchtbulle Guttormur feiert heute seinen zehnten Geburtstag. Sein Gewicht beträgt eine Tonne. Die Feierlichkeiten finden derzeit in seinem Heimatdorf Búrfell statt.“ Im Hintergrund hörten wir „Happy Birthday to you“ auf Isländisch.

Für den kommenden Tag war Jagd auf Schneehühner in den Bergen vorgesehen. In Island gibt es fast 30 jagdbare Flugwildarten, dagegen sind Polarfuchs, Mink und Rentier die einzigen wildlebenden Säugetiere der Insel.

Überwältigt von den Eindrücken dieses Tages und gespannt auf morgen fielen wir früh in die Kissen. Als Andrea mich weckte, war es stockdunkel, und ihre Aufregung machte mich nervös. Ich sprang in meine Kleider und folgte ihr aus dem Haus in die Dunkelheit, ohne genau zu wissen warum.

Es war nicht wirklich dunkel draußen und dann wusste ich warum – ein Nordlicht! Es durchzog den Horizont von einem Ende zum anderen und leuchtete neongrün. Die Strahlen tanzten hin und her und wir standen draußen, mit offenem Mund, in Eiseskälte, um dieses gewaltige Naturschauspiel zu bewundern. So was hatten wir noch nie gesehen.

Berg reihte sich an Berg.

 

Fotos: Claudia Diewald

Zu den Schneehühnern

Zu den Schneehühnern

Die Sonne geht erst um neun Uhr auf. Man muss also nicht früh aufstehen in Island. Zumindest nicht für unsere Verhältnisse. Gut gelaunt wanderten wir hinter unserem Jäger her und bestaunten die hohen Berge und die wechselnde Vegetation von unten bis zum Gipfel.

Wir ahnten nicht, dass wir dort hinauf sollten. „Wenn der Berg bis zur Hälfte mit Schnee bedeckt ist, kommen die Hühner hinunter, um im Grünen nach Blaubeeren zu suchen. Es liegt noch kein Schnee. Das heißt, wenn die Hühner nicht runter kommen, müssen wir rauf.“ Herzlichen Glückwunsch.

Laut Karte hat dieser Berg eine Höhe von 704 Metern. Schon nach der ersten Viertelstunde hing uns die Zunge aus dem Hals, und wir hechelten nach Luft. Unsere Instruktionen lauteten: Wer nicht weiter will, geht zurück zum Auto. Das hat so was von aufgeben. Und das wollten wir ja nun weiß Gott nicht. Wir schleppten uns den Berg hoch, erklommen die letzten Meter bis zu einem Gipfel, um dann festzustellen, dass es dahinter in stetiger Steigung weiterging.

Irgendwann sahen wir unseren Jäger nur noch aus der Ferne und kämpften uns alleine weiter. Manchmal kam noch eine zerrissene Stimme aus dem Walkie-Talkie. Von Verständigung war keine Rede mehr.

Schneehühner sitzen in Felsspalten, das wussten wir. Also war die grobe Richtung immer weiter nach oben. „Ich bin nördlich von euch, kommt mir hinterher“, kam die Anweisung aus dem Minigerät, dessen Wert wir noch gar nicht zu beurteilen wussten. Norden! Noch ein Berg! Die letzten Meter kletterten wir wie die Bergsteiger. Und als wir die Nasen über den Gipfel reckten sahen wir – den nächsten Berg. Ich war der Meinung „Hier geht’s lang.“ Andrea behauptete: „Da ist Norden.“ So wanderten wir stundenlang. Und irgendwann in unterschiedliche Richtungen.

Ich genoss die Landschaft und mir wurde klar, warum auf unserer Reise-Checkliste ein Kompass oder GPS aufgeführt waren. Wie sollten wir uns jemals wiederfinden? Meine Muskeln schmerzten, der Rücken tat vom Rucksack weh. Meine Flinte ist zwar Ultra-Light, aber auch das wird irgendwann zu Blei.

Irgendwann gab ich die Hoffnung auf, dass einer von den beiden in Sichtweite erscheint. Niemand antwortete mehr auf meine Funkrufe. Also machte ich mich alleine auf den Weg, die Sonne als Orientierung. Mir brach immer wieder der Schweiß aus, und die Abstände zwischen meinen Pausen wurden immer kürzer.

Ich erschrak fürchterlich, als plötzlich, unmittelbar vor mir ein Schneehuhn hoch wurde und sich in 100 Meter Entfernung wieder niederließ. Schnell duckte ich mich und machte den Plan, wie ich am besten an das Wild herankomme. Ich hatte es genau im Auge und versuchte mich ganz langsam und vorsichtig in seine Richtung zu Bewegen. Allerdings musste ich dafür durch Rinnsale, die mich immer wieder umrissen. Es kostete Unmengen Energie auf Schrotschuss-Entfernung heranzukommen, aber ich schaffte es!

Fast zeitgleich kamen wir alle drei aus verschiedenen Richtungen im Tal an. Auf der Tagesstrecke lagen acht Schneehühner.

Die Jagd auf das Schneehuhn beginnt am 15. Oktober. Das ist die Zeit, wo die isländischen Jäger die Flinte packen, ihre Familie verlassen und für mindestens eine Woche nicht gesehen werden. Die Beute gehört in jedem Fall dem Jäger, und so versucht jeder, möglichst viel zu erlegen, um das Wild an einheimische Restaurants zu verkaufen. Zu Zeiten, als Nerz und Polarfuchs noch als Rauchware gehandelt wurden, gab es Jäger, die vom Verkauf ihrer Beute lebten. Zur Zeit ist eine gesetzliche Abschuss-Regulierung in Vorbereitung, um diese „kommerzielle Jagd“ auf Schneehühner zu beschränken.

Halbinsel Skagi

Halbinsel Skagi

Unser Weg führte uns noch weiter nach Norden, zur Halbinsel Skagi, wo wir am nächsten Morgen auf Wildgänse jagen wollten. Nach der Anstrengung des Vortages, betrachteten wir den Gänsestrich als eine willkommene Erholung. Zumal Gery, unser Jäger, uns eine Thermoskanne mit Kaffee versprach, und Schokolade dazu.

Der Kaffee war gerade durchgelaufen, als Gery uns energisch zum Aufbruch drängte. Wir zwängten uns schnell im Zwiebelverfahren in soviel warme Kleider, dass wir uns fast untereinander nicht mehr erkannten. Dann zogen wir im Laufschritt, wie Außerirdische, Richtung Teich. Nach 100 Metern hätte ich am liebsten schon die Flinte ins Gras geschmissen, denn meine wunden Glieder meldeten sich.

Auch Andrea stand vornübergebeugt und hechelnd am Weg und hauchte leise: „Nie wieder!“ Wer einmal jagdlich über sich selbst hinausgewachsen ist, kann verstehen woher der Antrieb kommt. Ich fand mich jedenfalls kurze Zeit später am Ufer eines Teiches in Tarnnetze gehüllt und lauernd.

Lange Zeit passierte nichts, dann hörten wir sie. Die Wildgänse kommen! Sie zogen genau in unsere Richtung. Was sie davon abhielt, unsere Schusslinie zu kreuzen weiß niemand, jedenfalls konnte nur Gery die letzte Gans im Flug schießen. Mittlerweile steif gefroren, harrten wir am Ufer und warteten vergeblich. Eine einsame Ente überflog genau Gery und so hatte er ein zweites Mal Jagdglück. Die Ente landete im Teich. Erst als die Sonne hinter dem gegenüberliegenden Berg erschien, tauten unsere Glieder langsam auf und wir begannen uns wohl zu fühlen. Und zwar so wohl, dass Gery uns buchstäblich von diesem Sonnenaufgang wegreißen musste. Es war Tag und die Jagd vorbei.

Der einzige Hund des Gehöfts, der die Ente aus dem Teich hätte holen können, war gerade unterwegs um Island-Pferde von den Hängen zu treiben und so mussten wir sie selbst bergen.

Na, wie schon? Schuhe aus. Strümpfe aus. Hose hochkrempeln und ab in die eisigen Fluten. Zum Glück nur der Schütze. Wir standen am Ufer und feuerten ihn an. Und weil’s so lustig war, tauften wir diesen neuen Sport Duck-Fishing.

Zurück im Jagdhaus, beendeten wir unser angefangenes Frühstück und brachen auf in Richtung Süden. Unterwegs begegnete uns wiederum kein Auto, kein Mensch. Dass Island die geringste Bevölkerungsdichte aller Staaten Europas hat, wurde uns hier deutlich. Wir sahen nur Lava und Moos bis uns in weiter Ferne drei Rauchschwaden aufmerksam machten. Wir strengten unsere Augen an, um die dazugehörigen Häuser zu sehen, aber es gab keine.

Der Rauch kam nicht aus Schornsteinen, sondern direkt aus der Erde. Es war kein Rauch sondern Wasserdampf aus warmen Quellen. Gery schickte uns in eine Holzhütte, wo wir unsere schwere Kleidung gegen Badezeug tauschten. Die Überwindung, im Bikini über meterdickes Eis zu laufen war schwer, aber das Ziel zu verlockend, als dass wir aufgegeben hätten. In dieser wohlig warmen Quelle zu sitzen, mit einem atemberaubenden Blick auf den Gletscher Langjökull entschädigte uns nicht nur für die vergangenen Strapazen. Das warme Wasser dieser Quelle heizte uns so sehr auf, dass uns anschließend stundenlang nicht kalt wurde.

Als wir ein auf der Strecke gelegenes, historisches Bauernhaus besichtigen, zogen wir nicht mal mehr Jacken an. Der Hof faszinierte uns deshalb, weil er in diesem ganz besonderen isländischen Stil, mit Grundmauern und Dach aus Torf erbaut worden war. Auf dem Dach wächst Gras, das durch sein dichtes Wurzelwerk eine wasserabhaltende Schicht bildet.

Dieses Prinzip funktioniert aber nur bei dem richtigen Neigungswinkel. Ist das Gefälle zu gering, sickert das Regenwasser durch. Bei zu großem Gefälle läuft das Regenwasser zu schnell ab, so dass der Torf bei Niederschlagsmangel austrocknet, wodurch Risse entstehen. Immer wieder ließen wir unsere Blicke während der Fahrt durch die mondähnliche Landschaft gleiten bis uns Gerys Stimme rau erschreckte: „White Spots!“ Damit meinte er die kleinen weißen Punkte neben der Straße, die er als erfahrener Islandjäger im Vorbeifahren als Schneehühner identifiziert hatte.

Geduckt pirschten wir uns an die Hühner heran, denn wenn sie uns entdeckten, hatten wir keine Chance. Auf Lava leise zu Pirschen, ist so gut wie unmöglich, und Deckung hatten wir auch nicht. Wir wurden immer langsamer und legten die letzten Meter, bis wir eine sichere Schussentfernung erreicht hatten, in Zeitlupe zurück. Die Waffe schon im Anschlag, warteten wir auf Gerys Kommando. Ein Pfiff bewegte die Hühner zum Abstreichen und bescherte uns Jagdbeute. Drei Schneehühner waren es diesmal.

Von Reykjavic nach Hruni

Von Reykjavic nach Hruni

Am darauffolgenden Tag besuchten wir eines der seltensten Naturdenkmäler dieser Welt: den Geysir Strokkur. Auf dem Thermalfeld von Haukadalur sind die Eruptionen derzeit etwa alle zehn Minuten zu beobachten. Wie hypnotisiert starrten wir in den zwei Meter weiten Schlund sahen mit Spannung, wie das Wasser sich brodelnd zu bewegen begann. Es fing an, auf- und niederzuwallen. Dann wölbt es sich einen halben Meter nach oben und bleibt für Augenblicke wie eine Glocke stehen. Dann schießt aus dem Untergrund der Dampfdruck aus der Erde empor und nimmt eine 20 Meter hohe Fontäne mit gen Himmel. Danach füllt sich der 120 Meter tiefe Schlund wieder mit Wasser.

Es dauert einige Minuten, bis sich der Dampf dieser 97 Grad heißen Springquelle verzogen hat. Was übrig bleibt, ist das Becken mit ruhig wogendem, leise blubberndem Wasser.

Die Gesamtbevölkerung Islands liegt bei etwa 280.000 Menschen. Davon sind etwa 17.000 aktive Jäger. Der Frauenanteil beträgt zwei oder drei Prozent. Eine dieser Jägerinnen besuchten wir Abends in Reykjavic. Ragna würde uns die letzten zwei Tage zur Jagd begleiten. Aber erst mal gönnten wir uns einen Abend in der Zivilisation.

Die Fahrt von Reykjavic, an der Südküste entlang nach Hruni war natürlich traumhaft. Zunächst! Von weitem sahen wir, wie sich vor uns eine graue Wand aufbaute. Ein Sandsturm. Ich fuhr in Ragnas Auto mit, Andrea und Gery folgten uns im Geländewagen. Per Handy beratschlagten unsere Gastgeber, was zu tun sei.

Bei allzu starken Sandstürmen wird die Küstenstraße gesperrt; eine Umleitung gibt es nicht. Da noch keine Barrieren aufgebaut waren, entschieden unsere Gastgeber sich zur Weiterfahrt. Schließlich wollten wir auch nicht zu spät zur Gänsejagd kommen.

Der Sturm wurde so stark, dass man spürte, wie er gegen das Auto drückte, und Ragna hatte alle Mühe gegenzusteuern, um nicht von der Straße abzukommen. Auch die verschlossenen Fenster konnten das Eindringen von Sand in das Wageninnere nicht verhindern. Der Spuk dauerte etwa zehn Minuten, dann waren wir durch. Ragna verzog keine Miene. „Wir leben hier mit Erdbeben, Vulkanen und Sandstürmen. Wir kennen das.“

An diesem Abend bat uns Gery, die Rettungsdecken und die Schlafsäcke einzupacken. Wir betrachteten es als reine Vorsichtsmaßnahme. Aber als Ragna begann, Notproviant zu packen, wurde uns schon ein bisschen komisch.

Unser Jagdrevier war die größte Schwemmlandebene Islands, der Gletscherlauf des Skaftafellsjökull. Unter allen Gletschern befinden sich Vulkane. Auch wenn nicht gerade ein Ausbruch im Gange ist, fließt durch die Thermalgebiete ständig Wasser ab. In nahezu regelmäßigen Abständen werden Gletscherläufe ausgelöst, die sich mit gewaltigen Schutt- und Eismassen über die Sanderflächen ergießen.

Gery lenkte den Wagen in diesem unwegsamen Gelände sehr zuverlässig, immer wieder die Koordinaten des GPS-Systems prüfend. Zwischendurch telefonierte Ragna mit dem nächstgelegenen Gehöft und bat um Hilfe, falls wir uns bis neun Uhr nicht gemeldet haben. Wir krallten uns an alles, woran man sich auch nur irgendwie festhalten konnte. Immer wieder krachten wir in Schlaglöcher. Vor großen Eisflächen beschleunigte Gery den Wagen. Die Eisdecken brachen und splitterten, und die Teile flogen wie Glasscherben umher.

Weil wir schon spät dran waren, zeigte Gery uns nur schnell die grobe Richtung, in der wir uns einen „Stand“ suchen sollten und wir verteilten uns. Der Wind war so empfindlich kalt, dass ich mir überlegte, das erste Mal von meiner Rettungsdecke Gebrauch zu machen. Um unnötige Bewegungen zu vermeiden ließ ich es aber sein.

Ich kauerte mich in meinen Ansitzsack und beobachtete, wie sich in diesem riesigen Eisfeld kleine Bäche ihren Weg bahnten, ohne einzufrieren. Ein Land voller Gegensätze. Als die Dunkelheit hereinbrach, funkte Gery uns an, und wir bewegten uns steifgefroren zum Auto.

Gerade als wir alle Waffen verstaut hatten, hörten wir sie kommen. „Nehmt die Waffen“, schrie Gery, und wir stürzten uns auf Flinten und Munition. Wir sahen die Wildgänse in ihrer typischen Formation auf uns zukommen. Aber viel zu weit entfernt flogen sie an uns vorbei. Wir blieben fasziniert stehen, bis wir sie nicht mehr sahen und nicht mehr hörten.

Nach Grindavic zur Seevogel-Jagd

Nach Grindavic zur Seevogel-Jagd

Am nächsten Morgen stellten wir fest, dass die Wasserleitung unserer Jagdhütte eingefroren war. Keine Dusche, kein Kaffee! Im Dunkeln fuhren wir eine nicht ganz so schlimme Strecke zu einem der wenigen abgeernteten Kornfelder. Hier hatten die Jäger in größeren Abständen Erdlöcher gegraben, in denen wir bis zu den Hüften versanken. Zusätzlich tarnten wir uns mit Netzen.

Wieder warten. Im Sonnenaufgang sahen wir die wunderschöne Landschaft und genossen jeden wärmenden Strahl. Aber Wildgänse kamen leider nicht mehr.

Es war vorgesehen nun nach Reykjavic zurückzufahren, denn am nächsten Morgen ging unser Flieger. Gery und Ragna waren allerdings nicht zufrieden mit dem Ergebnis des letzten Jagdtages und so boten sie uns etwas ganz besonderes.

An der Südwestspitze der Insel liegt das kleine Fischerdorf Grindavic. Islands Wirtschaft ist ausschließlich auf den Fischfang orientiert und angewiesen. Ein Zeugnis dafür ist der Hafen dieses Ortes. Hunderte von kleinen und großen Fischkuttern liegen malerisch an der Küste. Eines der Boote gehört Ragna und Gery und ist nicht zum Fischen sondern zur Seevogel-Jagd bestimmt.

Schmerzlich erfuhren wir, wie schnell ein unbeladener Fischkutter ist, denn dort gibt es kein halten. Wir fielen von einer Seite zur anderen und erst wenn Gery „Alka“ rief, drosselte der Kapitän die Geschwindigkeit.

Tordalke von Möwen zu unterscheiden ist gar nicht so einfach, aber wir lernten es schnell. Die Alke schwimmen in kleinen Gruppen in Küstennähe und tauchen einfach ab wenn man sich nähert. Der Trick ist, sie zu entdecken, wenn sie wieder hochkommen. Dann sitzen sie auf den Wellen und wippen. Einen Moment später sind sie wieder verschwunden.

Beim Kommando „Fertig machen“ hatte Gery eine Gruppe Alke ausgemacht und der Kapitän drosselte die Geschwindigkeit. Wankend an die Reling gelehnt, lud ich meine Waffe und hielt den Lauf in die Richtung, in der ich die Vögel vermutete.

Als sie auftauchten, versuchte ich mit der Flinte zu zielen. Die Vögel hüpften auf den Wellen und ich schwankte mit dem Boot hin und her, und so ging der erste Schuss ins Leere. Beim zweiten Anlauf hatte ich Erfolg und alle freuten sich mit mir. Nach zwei Stunden auf See, durchnässt bis auf die Haut und frierend, aber guter Laune, stiegen wir wieder an Land.

Den letzten Abend verbrachten wir mit unseren Freunden bei gutem Essen und schaurigen Märchen von Elfen und Trollen.

Island ist ständig von Stürmen gepeitscht, von Erdbeben gespalten, unter Lavaströmen begraben, von Gletschern langsam zermahlen und von Vulkanausbrüchen erschüttert. Eine Insel aus Feuer und Eis, am Rande der bewohnbaren Welt. In einer wilden Natur zu jagen, in der der Mensch fast keine Spuren hinterlassen hat, das ist die Faszination Islands.

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