Die Eindämmung der Wilderei, die Bekämpfung des illegalen Handelns mit Wildtieren und die Regulierung legaler Handelsmöglichkeiten waren am Mittwochmittag Thema eines öffentlichen Fachgespräches im Umwelt-Ausschuss des Bundestages.
Eine Wilderei-Krise biblischen Ausmaßes: Vor allem Elefanten und Nashörner sind bedroht (Foto: Horst Niesters) |
Man sprach von einer Wilderei-Krise von biblischen Ausmaßen. Insbesondere die kritische Wilderei-Situation in Teilen Afrikas und Asien trieb die Sachverständigen dabei um. So verwies Jörg-Andreas Krüger vom WWF Deutschland darauf, dass Wilderer in Afrika pro Jahr zirka 30.000 Elefanten töteten. Auch Nashörner seien durch Wilderei besonders bedroht. Mit 19 Milliarden US-Dollar Umsatz jährlich sei der illegale Wildtierhandel nach Drogen- und Menschenhandel sowie Produktpiraterie der viertgrößte Bereich im illegalen Handel.
Die Bedeutung krimineller, hochgerüsteter, paramilitärisch organisierter Gruppen hob auch Dietrich Jelden vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) während des Fachgespräches hervor. Bereits vor 30 Jahren habe es eine Wilderei-Krise gegeben. Diese sei aber „armutsgetrieben“ gewesen und konnte überwunden werden. Die aktuelle Wilderei-Krise habe inzwischen „biblische Ausmaße“ angenommen, sagte Jelden.
Auch John E. Scanlon, Generalsekretär der Sekretariats des Übereinkommens über den internationalen Handel mit gefährdeten frei lebenden Tieren und Pflanzen (Cites), hob das „furchtbare Ausmaß“ der kriminellen Wilderei hervor. Diese habe nicht nur Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen und das Ökosystem, sondern auch auf die Lebensgrundlage der Menschen und den politisch-wirtschaftlichen Zusammenhalt der betroffenen Regionen.
Die „gute Nachricht“ sei aber, dass die internationale Gemeinschaft aufgewacht sei und das Problem nun angehe. Dazu gehöre, den Vollzug des Cites-Übereinkommens, das differenzierte Schutz- und Handelsregulationen für mehr als 35.000 Tier- und Pflanzenarten umfasst, durchzusetzen. Zudem müsse die Nachfrage reduziert werden. Dies könne unter anderem durch eine Verschärfung von Strafvorschriften erreicht werden. Scanlon lobte die Rolle Deutschlands bei der Unterstützung von Cites. Die Bundesrepublik hatte das grundlegende Washingtoner Artenschutzübereinkommen vor 40 Jahren, am 20. Juni 1976, ratifiziert.
BfN-Vertreter Jelden verwies zudem darauf, dass sich Deutschland bei der Cites-Konferenz für Veränderungen in Bezug auf sogenannte Jagdtrophäen einsetzen werde. Aktuell hätten die Behörden Kontrollprobleme bei der Einfuhr von Arten des Anhangs II des Cites-Abkommens. Die Bundesrepublik setze sich daher dafür ein, dass bei allen Einfuhren nach Anhang II eine Legalitäts- und Nachhaltigkeitsprüfung ermöglicht wird. Dafür setze sich Deutschland auch seit vielen Jahren innerhalb der EU ein. Es sei inzwischen gelungen, für sechs Arten des Anhangs II die Notwendigkeit einer Einfuhrgenehmigung zu etablieren, sagte Jelden.
Der Internationale Jagdrat (CIC) hatte schon vor kurzem unterstrichen, diese zusätzlichen Restriktionen könnten den Jagdtourismus durch bürokratische Überforderung abwürgen, ohne entscheidende Verbesserungen mit sich zu bringen. Sie seien ein Vorschlaghammer, um einen Moskito zu erschlagen, sagte der frühere CITES Generalsekretär, Willem Wijnstekers.(siehe dazu auch: CIC und FACE -EU Pläne zur Erschwerung der Einfuhr von Jagdtrophäen schaden dem Schutz der Wildtiere)
Eingeladen zum Fachgespräch in Berlin war auch der Verein Pro Wildlife, der sich grundsätzlich gegen die nachhaltige Nutzung von Wildtieren einschließlich des Jagdtourismus wendet. Von Jägerseite nahm niemand an dem auf vier Sachverständige begrenzten Fachgespräch teil. Eine telefonische Nachfrage im Bundestag ergab, dass in Sachen internationaler Artenschutz zwar viele Nichtregierungsorganisationen bei den Fraktionen Lobbyarbeit betreiben, nicht aber Jagdorganisationen.
Inzwischen haben die Regierungen von Namibia und Simbabwe einen Antrag an die nächste Cites-Generalkonferenz im September in Südafrika gestellt, den Handel mit Elfenbein wieder zu legalisieren. Anstatt das Elfenbein zu verbrennen, wollen sie mit den Erlösen den teuren Schutz der Elefanten finanzieren.
rdb