Strauße töten in Afrika jedes Jahr etliche Menschen: Hier ein authentischer Bericht von einer Begegnung der unheimlichen Art
Letztendlich lag er doch – und wir kamen mit dem Schrecken davon. |
Von Renate Waberski/ JWW
Jagdreise nach Südafrika: Für mich zum wiederholten und das erste Mal für meinen Jagdkameraden Eric vom Stuttgarter Jägerstammtisch. Ziel der Reise: Die Farm „Double H“ in Pongola/Zululan.
Die erste Pirschfahrt ging auf Kudus. Eric und unser Begleiter Hugo pirschten auf einen alten Bullen; ich blieb am Jeep und weise die beiden vom Gegenhang ein.
Plötzlich zieht ein Straußenhahn vorbei und rückt mir schließlich sehr dicht auf „die Pelle“ (wie man in Berlin so sagt). Wie ich später erfahre, halten sich in einiger Entfernung 3 Hennen auf, die gerade brüten. Für uns deutlich sichtbar seine Erregung und Aggressivität: Die dafür typischen roten Ständer.
Der Hahn hatte schon einige Tage vor unserer Ankunft den Sohn das Farmers Hilmar angegangen und dabei nicht unerheblich verletzt. Nur Hilmar selbst, seines Zeichens Tierfreund und Nicht-Jäger, will das Tier unbedingt schonen.
Er wies uns damals aber schon an, vorsichtig zu sein und den Hahn so gut es geht zu vertreiben und auf Distanz halten. Am Lagerfeuer am Abend vorher wurde darüber noch geflachst: Eric verkündete lauthals, dass er dem Strauß schon Respekt beibringen werde.
Und es kam, wie es kommen musste. Am nächsten Morgen jagen wir auf Zebras und Eric schießt einen Hengst an. Bei der Nachsuche müssen wir auf eine Freifläche den Jeep stehen lassen, und wieder ist der Strauß da.
Der Hahn bewegt sich ständig um uns herum, so dass wir ihn aus Sicherheitsgründen nicht aus den Augen lassen können. Er folgt uns wie ein Schatten.
Drohgebärden mit dem Stock und Steinewerfen helfen leider gar nichts. Das angeschossene Zebra suchen wir in einem Geröllhang nach, dabei verlieren wir Eric aus den Augen.
Hugo und der PH Jean wollen an einer anderen Stelle nachsuchen und fahren mit einem Jeep weiter, während ich bei dem anderen Jeep bleibe und auf Eric warte.
Auf mein Hupsignal antwortete er mit einem Schuß und kommt dann langsam den Hang rauf. Der Strauß, ganz in der Nähe, geht sofort auf ihn los.
Eric wirft sofort mit Steinen, zwecklos. Als es eng wird, schießt er ihm vor die Ständer; der Hahn, nun erst richtig aufgebracht, geht wie eine Rakete auf Eric los und rennt ihn um.
Das Werfen der Blaser R 93 beeindruckt den Vogel überhaupt nicht. Das alles spielte sich nun in wenigen Sekunden und ca. 3 – 4 m vor mir ab. Ich muss was tun. Der Strauß tritt meinen Jagdkameraden und schleuderte ihn wie eine Puppe herum.
Wenn Eric nicht so sportlich durchtrainiert gewesen wäre und er sich nicht relativ geschickt bewegte, hätte der erste Tritt gegen den Hinterkopf womöglich schon tödlich sein können.
Er schreit um Hilfe und mir wird bewusst, dass höchste Eile geboten ist. Der Vogel gebärdet sich wie wild. Ich reisse meine Weatherby 7×64 hoch und lade blitzschnell durch, stelle mit einem schnellen Dreh das Glas auf 2 1/2-fach runter und backe an.
Ich sehe im ersten Moment nur schwarze Federn und halte drauf, lasse fliegen und treffe die Wirbelsäule des Vogels. Der Vogel sackt sofort zusammen. Einen Moment später rappelt sich Eric wie durch ein Wunder unter dem Tier hervor.
Mit vielen blauen Flecken, Kratzern und einem Schock für uns beide ging die Sache letzendlich glimpflich ab.
Der Schuß auf die kurze Distanz und in diesem Gefummel war überaus gefährlich, denn leicht hätte Erich dadurch was abbekommen können.
Die anderen, mittlerweile zurückgekehrt, hatten vom Jeep aus alles mit ansehen können, hatten es aber nicht mehr rechtzeitig geschafft, entscheidend einzugreifen.
Aber Ende gut – alles gut. Auch die schwarzen Angestellten waren froh, dass der Strauß erlegt war, denn er plagte sie schon lange bei den Fußmärschen ins Camp.
Ob der Farmer Hilmar froh darüber war, konnten wir nicht ermitteln. Nun, ein unversehrter Jagdgast wird ihm am Ende doch lieber als ein „Menschenfresser“ gewesen sein.