LÄNDER Afrika Glücksfall bei der Fleischjagd

Glücksfall bei der Fleischjagd

 

4/ 2011

Beifang hat einen negativen Geschmack. Doch Beifang kann auch die Lebenstrophäe bedeuten. Aber lesen Sie selbst von einer Jagd im Damaraland, Namibia.

Von Norbert Klups

 

Die Tafelberge des Damaralandes: Eine wunderbare Kulisse für die Pirsch.
Die 10-tägige Jagd im Damaraland Namibias war als Fleischjagd gedacht. Der Inhaber des Jagdgebietes hatte die Verpflichtung übernommen, der einheimischen Bevölkerung in jedem Jahr eine bestimmte Quote Wildbret zu liefern. Geschossen wird hier natürlich vorwiegend weibliches Wild und schlecht veranlagte Trophäenträger. Hauptsächlich Oryx, Kudus, Zebras und Springböcke, aber auch eine Giraffe stand auf meiner Liste.
Wir waren vier Jäger, und die Stimmung im idyllischen Zeltcamp vor dem Hintergrund der charakteristischen Tafelberge war prächtig. Trophäen interessierten nicht, wir genossen „Jagd pur“. Morgens ging es mit zwei Landcruisern los. Wenn es schon lange dunkel war, traf man sich am Campfeuer wieder.
Es war nicht damit getan, das Wild zu erlegen, sondern es musste auch zu Sammelstellen gebracht werden, von wo aus es auf die einzelnen Dörfer und Familien im Jagdgebiet verteilt wurde. Bei der riesigen Fläche und den kaum vorhandenen Wegen eine zeitaufwendige Angelegenheit.

 

Drei auf einen Streich

 

Die Fleischjagd auf Springböcke war erfolgreich.
Am siebten Jagdtag waren wir schon mit vier Springböcken und einem Oryx auf der Ladefläche auf dem Weg zur Wildsammelstelle, als der Tracker plötzlich auf das Dach der Fahrerkabine schlug. Er hatte etwa 500 Meter links von uns eine Staubwolke ausgemacht. Er war sich sicher, einige Zebras gesehen zu haben, die gerade in einem ausgetrockneten Flusslauf verschwanden. Es war noch ausreichend Licht, und so eine günstige Gelegenheit muss man nutzen.
Bergzebras sind im Damaraland nicht einfach zu bejagen. Sie halten sich gern in den Hängen der Tafelberge auf. Dort an eine Herde heranzukommen, ist schwierig. Am Vortag hatten wir am frühen Morgen einen fünfköpfigen Trupp auf halber Höhe eines Berges entdeckt: Nachdem mit einem 20 x 60-Doppelglas plus Bildstabilisator ausgemacht war, dass jagdbare Stücke dabei waren, hatten wir den Berg umfahren und auf der gegenüberliegenden Seite mit dem Aufstieg begonnen. Eine schweißtreibende und rutschige Angelegenheit: Der Berghang war nicht nur steil, sondern auch mit losem Geröll bedeckt.
Nach 40 Minuten waren wir oben und überquerten den „Gipfel“ zur gegen überliegenden Seite. Von den Zebras zunächst keine Spur. Also vorsichtig an der Kante entlanggepirscht und den Hang unter uns abgeglast. Wir waren fast an der Schmalseite des Tafelberges, als die Zebras in Anblick kamen. Gute 200 Meter unterhalb graste die Herde im Hang. Wir schoben uns vorsichtig an die Kante, klappten die Harris-Zweibeine aus und brachten die Büchsen in Position. Schräg nach unten zu schießen ist nicht einfach, und im flimmernden Sonnenlicht verschwammen die Konturen etwas.

 

Auf Kommando

 

Schräg nach unten schießen ist nicht einfach.
Außerdem wollten wir mindestens zwei Zebras bekommen. Dazu war gute Koordination zwischen den beiden Schützen erforderlich. Jeder suchte sich ein Stück aus, und wenn es passend stand, kam ein leises „Fertig“. Passte das Zielbild nicht mehr „Halt“. Hatte der erste Schütze fertig verkündet und der zweite Schütze sein Stück auch im Absehen, zählte er zügig bis drei und zog bei drei ab, wenn er vorher nicht ein „Halt“ vernahm.
Ein erprobtes Verfahren, das wir die Tage davor schon mehrmals bei Springbockherden erfolgreich angewandt hatten. Bei den Zebras brauchten wir fast zehn Minuten, dann fielen fast zeitgleich die beiden Schüsse. Ein Zebra lag im Knall, das zweite zeichnete und zog mit stolpernden Schritten schräg nach unten. Der nächste Schuss ließ es zusammenbrechen. Beinahe gleichzeitig fiel auch der nächste Schuss beim zweiten Schützen, und ein drittes Zebra, das nach kurzer Flucht verhofft hatte, ging mit gutem Schuss zu Boden. Von den fünf Stücken der kleinen Herde hatten wir die drei schussbaren Zebras erlegt. Nur eine Stute mit Fohlen zog davon.

 

Bergung mit Hindernissen

 

Die Bergung der Zebras am Hang gestaltete sich als schwierig.
Das hatte planmäßig geklappt. Aber jetzt begann die eigentliche Arbeit. Die Zebras lagen auf halber Hanghöhe, und mit dem Wagen kamen wir da nicht hin. Der Fahrer wurde losgeschickt, den Wagen um den Berg zu kutschieren und dann so weit wie möglich in den Hang hinein. Wir stiegen ab und versorgten die Zebras. Dann verging der Rest des Tages damit, für die erlegten Stücke eine Schneise anzulegen und sie zum Wagen zu ziehen.
Als wir sie mit Hilfe der Winde auf der Ladefläche hatten, war es später Nachmittag. Zu allem Überfluss war der Wagen jetzt so schwer beladen, dass wir zweimal bei Flussdurchfahrten zwei Zebras ausladen mussten, um durch die Furt zu kommen. Am anderen Ufer dann das Verbliebene runter, zurück, die beiden zurückgelassenen wieder aufladen, ans andere Ufer und dort das dritte Zebra wieder auf den Wagen. Als wir an der Sammelstelle ankamen, war es Nacht. Dies nur als Hintergrund, warum uns bei dem Gedanken, hier im flachen Gebiet noch ein Zebra zu schießen, das Wasser im Mund zusammenlief. War die Herde noch im aus getrockneten Flussbett und gelang die Jagd, konnten wir mit dem Wagen direkt zum Stück fahren. Platz war auch noch. Also runter vom Wagen, im Eiltempo zum Flussbett und vorsichtig über die Uferkante gespäht. 300 Meter weiter zogen die Zebras langsam durch den Trockenfluss.

 

Ein alter Kämpfer

 

Kein einfaches Gelände für die Jagd.
Wir pirschten vorsichtig zurück, und dann ging es zügig 500 Meter am Fluss entlang, bis wir annahmen, vor der Herde zu sein. Der Wind stand günstig. Als wir über die Kante schauten, waren die Zebras keine 80 Meter vor uns und kamen auf uns zu. Sofort war klar, dass nur ein Stück für die Fleischjagd passte. Ein uralter Hengst mit völlig vernarbter Decke. Kein Trophäenjäger, der die Decke als Wandoder Bodenschmuck gerben lassen will, würde so einen Hengst schießen wollen.
Die anderen Zebras waren junge, kräftige Stücke. Der Schuss auf nur noch 50 Meter war kein Kunststück. Im Knall meiner .338 Lapua brach der Hengst zusammen und war nach kurzem Schlegeln verendet. Dieses Mal würden wir keine anstrengende Bergearbeit leisten müssen. Wir ließen uns Zeit, machten noch einige Fotos von dem alten Kämpfer und begannen mit der roten Arbeit. Bis zur Wildsammelstelle war es nicht mehr weit. Somit hatten wir keine Eile. Was dann geschah, läuft heute noch vor meinem inneren Auge wie in Zeitlupe ab.

 

Gelbe, kalte Lichter

 

Festgefahrene Situation: Vollbeladen gab es kein Weiterkommen.
Die Sonne stand knapp über dem Horizont. Es wurde dämmerig. Wir waren gerade dabei, den Hengst mit der Winde auf die Ladefläche zu ziehen. Ich stand oben auf dem Wagen am Haupt, als Gerrit, unser PH, plötzlich „Hyänen, da oben“ rief und zur Kante des Flussbettes deutete. Eine Hyäne zu erlegen, war schon seit der ersten Afrikajagd vor 25 Jahren mein Traum. Ich hatte bei einigen Jagden Hyänen im letzten Licht gesehen, allerdings immer auf viel zu weite Entfernung.
Jetzt schauten mich drei Paar gelbe, kalte Lichter auf weniger als 20 Meter an. Allerdings nicht lange. Die Hyänen waren eine Sekunde später verschwunden. Wir waren im gut vier Meter tiefen Flussbett. Auch auf dem Auto stehend konnte ich nicht über die Kante schauen. Dafür war meine Büchse in Reichweite. Mit einem Griff hatte ich sie, flankte über das Ladeflächengitter, landete zum Glück im weichen Sand und nicht auf einem der dicken Steine, die überall herumlagen, und stürmte den Hang hinauf. Im Laufen das Zweibein ausgeklappt und eine Patrone in den Lauf repetiert, warf ich mich über die Hangkante. Flach auf dem Bauch schob ich die Büchse in Position und sah die drei Hyänen in ihrem eigentümlich schaukelnden Trab schon über 200 Meter entfernt schräg von mir wegflüchten.
Im schummerigen Licht des Sonnenunterganges sahen sie verdammt klein aus, was aber auch daran lag, dass das Zielfernrohr vom nahen Schuss auf den Hengst noch auf kleiner Vergrößerung stand. Zum Hochzoomen oder zur Absehenschnellverstellung war keine Zeit. Die Distanz wurde rasch größer. Viel Zeit blieb nicht mehr. Luft anhalten, das Absehen eine handbreit vor das Ziel und abdrücken gingen automatisch.

 

 

Tüpfelhyänen sind äußerst scheue Zeitgenossen.
Im Schuss war das Raubtier verschwunden. Nur zwei Hyänen flüchteten über die Ebene. Ich blieb im Anschlag, aber nichts rührte sich. Sehen konnte ich in dem welligen, bewachsenen Gelände auch nichts. Sekunden später fielen rechts und links von mir die Jagdkameraden zu Boden, die auch ihre Büchsen vom Wagen geholt hatten.
Die Show war aber schon vorbei. Die beiden Hyänen waren 500 Meter entfernt. Auf die Frage: „Hast du eine?“, antwortete ich zwar mit „sicher“, aber meiner leicht zittrigen Stimme war die Aufregung wohl anzuhören. Hoffentlich lag die Hyäne wirklich und war nicht in einen der zahlreichen Gräben oder Erdverwerfungen untergetaucht. Wir folgten mit durchgeladenen Büchsen langsam der Spur der Hyänen. Für unseren Tracker kein Problem. Kurze Zeit später standen wir vor der
verendeten Hyäne. Gerrits Ausruf „Das gibt‘s doch nicht!“, bezog ich zunächst auf meinen gelungenen Schuss. Als er sich dann aber hinkniete und den Schädel mit den Händen umfasste und dabei murmelte „Was für ein Riesending!“, schwante mir, dass ich eine außergewöhnliche Trophäe erbeutet hatte.
Endlich eine Hyäne, und dann gleich eine Ausnahmetrophäe. Das Gewicht lag bei über 60 Kilogramm, der Schädel wurde mit 27 Zentimetern Länge und 18,3 Zentimetern Breite, gesamt also 45,3 Zentimetern vermessen. So wurde aus der Fleischjagd letztlich doch eine Trophäenjagd. Bei jedem Blick auf das Präparat in meinem Wohnzimmer, natürlich als Fullmount, werden Erinnerungen wach an eine glückliche Begegnung im Zwielicht.

 

 

Endlich eine Hyäne, und dann gleich eine Ausnahmetrophäe.

 

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