AUSRÜSTUNG Waffen Preiswert – Repetierer von Truvelo

Preiswert – Repetierer von Truvelo


Von dem südafrikanischen Hersteller Truvelo stammen preiswerte Repetierbüchsen im Großwildkaliber-Bereich. Bei der Fertigung der Systeme ging man andere Wege als die Marktführer Winchester oder Dakota.

Der Truvelo Big Five-Repetierer aus Südafrika.

Von Roland Zeitler
Ein Blick in den Katalog verrät, dass es den Truvelo-Großwildrepetierer von der .375 Holland&Holland Magnum bis zur gewaltigen .700 N.E. (im Katalog fälschlich mit H&H bezeichnet) gibt. Und man fertigt die Repetierbüchse auch in Randkalibern wie .450, .470 oder .600 N.E. Für den Test stand eine „Big Five“ im Kaliber .375 Holland&Holland Magnum zur Verfügung.

Bei einem Preis von 2.326 Euro (Stand Oktober 2002) sind die Truvelo Großwild-Repetierer preiswert. Zumindest, wenn man an die dicken Kaliber denkt. Doch im Gegensatz zu den aufwändig gefertigten Magnum-Systemen nach Art Mauser 98 oder Winchester 70 pre-64 muss man bei der Truvelo Abstriche machen.

Die kantig aus dem vollen Stahlblock gefräste Hülse ist immerhin 24 Zentimeter lang und 3,6 Zentimeter breit. Das sind enorme Ausmaße. Auf Hülsenkopf und -brücke wurde eine Schiene angefräst, die sich gut zur Zielfernrohr-Montage eignet. Das Kastenmagazin mit Klappdeckel fasst vier Patronen. Die Entriegelung im Abzugsbügel ist recht schwergängig.

Der Verschluss besitzt einen überdimensionalen Zylinder mit 25 Millimeter Durchmesser. Vorn wurden zwei kräftige Warzen angefräst. Sie stehen nicht über den Zylinder hinaus, so dass die Verschlusskammer passgenau in der Hülsenbrücke geführt wird. Die Warzen stehen beim Repetieren vertikal. So kann die untere Warze die Patrone sicher aus dem Magazin zuführen. Der Stoßboden wurde etwas zurückversetzt, so dass das Patronen-Ende von einem Stahlbund umgeben wird. Im Bund sitzt ein starker, federbelasteter Auszieher. Beim Repetieren greift seitlich ein manueller Auswerfer in den Stoßboden. Er fungiert gleichzeitig als Kammerstopper.

Sicherung

 Das Schlösschen schützt perfekt vor dem Eindringen von Schmutz oder Nässe. Auf ihm sitzt eine horizontal arbeitende Sicherung, die den Schlagstift und die Kammer blockiert. Sie täuscht eine Dreistellungssicherung nach Art Winchester 70 vor, ist aber nur eine Zweistellungssicherung.

Der lange Kammerstängel mit Kugel reicht tief hinab und steht weit vom Schaft ab. Er lässt sich sehr gut greifen. Der Abzugsbügel lässt auch eine Bedienung mit Handschuhen zu. Der Flintenabzug steht trocken und bricht bei vorzüglichen 850 Gramm Widerstand. Das ist ein sehr niedriger Widerstand, der sehr präzises Schießen zulässt.

Mit Laufringen wurden der abnehmbare Riemenbügel und der Kornsattel haltbar befestigt. Ein Express-Visier sitzt im Schwalbenschwanz des aufgelöteten Sattels. Es besteht aus einer feststehenden und einer Klappkimme in klassischer Schwalbenschwanzform. Die Standkimme war korrekt auf 50 Meter eingeschossen.

Leider ist der tiefe Ausschnitt ungleichmäßig geschnitten. Die linke Hälfte ist weiter als die rechte. Das stört zumindest subjektiv beim gezielten Schuss. Ein gleichmäßiges Ausfeilen kann man wohl erwarten, weil eine seitliche Justierung im Schwalbenschwanz ja nicht möglich ist. Das buntmetallhinterlegte Rundkorn misst zwei Millimeter im Durchmesser.

Schaft

 Der schlanke Schaft passt so gar nicht zum schweren System und dem starken Lauf. Dadurch wird die Waffe vorderlastig wie eine Matchwaffe. Der Schaft aus schlichtem, aber gut längsgemasertem türkischen Nussbaumholz ist klassisch geschäftet. Der gerade Hinterschaft mit Pistolengriff weist eine Deutsche Backe auf und schließt nach schwarzer Zwischenlage mit einer braunen Gummischaftkappe ab. Der Vorderschaft besitzt ebenso einen Edelholz-Abschluss wie der Pistolengriff. Die Fischhaut an Vorderschaft und Pistolengriff wurde sauber, aber grob geschnitten. Der Schaft ist matt lackiert.

Das sauber eingeschäftete System hat eine Querbolzen-Verschraubung, die gegen Schaftbruch vorbeugen soll. Die Metallteile sind sehr gut poliert und bis auf die hell belassene Kammer fehlerfrei tiefschwarz brüniert.

Schussleistung

 Im Test funktionierte die Waffe tadellos. Die Patronen-Zufuhr klappte perfekt, und der lange Kammerstängel erwies sich als vorteilhaft. Der Schlossgang war eher zäh als gleitend. Eine deutlich bessere Politur der Verschlussbahn würde hier aber Abhilfe schaffen.

Die Schussleistung konnte leider nur über die offene Visierung auf 50 Meter geprüft werden. Fünf Schuss lagen auf 5,2 Zentimeter zusammen (einschließlich Schützenfehler).

Wer eine preiswerte Großwild-Büchse sucht, kann sich mit der Truvelo vielleicht anfreunden. Er muss aber auf einen langen Auszieher à la Mauser 98 verzichten. Ferner ist die Truvelo recht kopflastig, was aber beim Schießen starker Kaliber von Vorteil ist. Der Magazinklappdeckel konnte nur mit langen Fingernägeln geöffnet werden, und der Schlossgang war mäßig und kratzig. Patronenzufuhr und Funktion waren problemlos. Auch der Schaft passte. Dank guter Schäftung und schwerer Waffe fiel der Rückstoß moderat aus. Für schnelles Schießen erwies sich die Kopflastigkeit aber als Nachteil.

Die Truvelo ist eine schlichte und einfache Gebrauchswaffe, die auf preiswerte Fertigung hin konzipiert wurde. Der größte Konkurrent ist wohl die Ruger (bis Kaliber .416 Rigby), die Brünner CZ550 Magnum (bis Kal. .416 Rigby, .458 Winchester Magnum) sowie die Sako 76 (bis Kaliber .416 Rem. oder .458 Winchester Magnum). Mit Waffen wie der Dakota 76 African (JWW 3/2002) ist sie schlichtweg nicht vergleichbar.

Ein Blick auf das große und starke System mit dem langen Kammerstängel. Der schlanke Schaft liegt gut, passt aber nicht zum dicken System.


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