AUSRÜSTUNG Waffen Preiswertes Rauhbein – Die Brünner CZ 550 Magnum

Preiswertes Rauhbein – Die Brünner CZ 550 Magnum

Die alte englische Großwildpatrone .416 Rigby feierte vor Jahren ein regelrechtes Comeback und beherrscht seitdem die Szene der Großwildrepetierer. Waffen für diese Patrone sind aber kein preiswertes Vergnügen, denn die große Patrone verlangt ein echtes Magnumsystem. Mit der CZ 550 Magnum gibt es aber eine preisgünstige Lösung

Die Testwaffe wurde mit einem Schmidt&Bender-Zielfernrohr 1,25-4 x 20 mit flash-dot-Absehen bestückt.

Von Norbert Klups
Eine Großwildbüchse in einem alten Kaliber wie der .416 Rigby sollte auch möglichst klassisch aufgemacht sein.

Hier haben sich die BRNO-Techniker zwar in einigen Details an die bewährten englischen Vorbilder gehalten, doch auch eigene Ideen eingebracht und teilweise vorhandene Bauteile der vorhandenen Jagdbüchsenserie übernommen.

Was natürlich nicht verwunderlich ist, wenn die Preiskalkulation stimmen soll – und da gibt es hier wohl kaum etwas zu bemängeln. Die neue CZ 550 Magnum stammt direkt von der bewährten ZKK 602 ab und wurde nur in einigen Punkten modifiziert.

Bei den Schäften hat der Käufer die Wahl zwischen zwei Ausführungen. Neben dem Schweinsrückenschaft mit bayerischer Backe, mit dem die Testwaffe ausgestattet war, steht auch ein eigentlich klassischer Schaft mit geradem Schaftrücken ohne Backe zur Verfügung.

Einige Anschlagsversuche mit dieser Büchse zeigten allerdings, dass diese Schaftvariante für den Schuß über die offene Visierung schlichtweg unmöglich ist.

Um Kimme und Korn in Einklang zu bringen, muß der Schütze den Kopf stark neigen, von einem schnellen Anschlag ist dieser Schaft meilenweit entfernt. Daher wurde die Testwaffe mit dem eigentlich für eine Safari-Waffe ungewöhnlichen Schweinsrückenschaft bestellt, der anatomisch wesentlich günstiger geformt ist.

Der Schaft mit kantiger bayerischer Backe ist aus Nußbaumholz ohne großartige Maserung gefertigt. Die Fischhaut an Pistolengriff und Vorderschaft ist zwar recht grob, bietet den Händen aber trotzdem guten Halt.

Ein Pistolengriffkäppchen ist nicht vorhanden. Abgeschlossen wird der Schaft durch eine 25 Millimeter dicke ventilierte Gummikappe. Der Schaft ist durch die Magazinkapazität von vier Patronen im Kaliber .416 Rigby und der damit verbundene Größe des Magazinkastens zwar nicht gerade zierlich, doch auch nicht überdimensioniert.

Die CZ 550 Magnum ist mit abnehmbaren Riemenbügeln ausgestattet. Leider ist die vordere Befestigungsschraube in das Holz des Vorderschaftes eingeschraubt und sitzt damit viel zu weit hinten.

Der Abstand zur Mündung beträgt 41,5 Zentimeter. Ein Riemenbügel, dessen Basis mit einem Ring über den Lauf gezogen und verlötet ist, hätte nicht nur optisch besser zur Waffe gepasst, sondern würde auch den Tragekomfort erheblich verbessern. Als Oberflächenschutz ist eine dünne, matte Lackierung aufgetragen.

Schlanke Proportionen

Eine Großwildbüchse kann keine zierliche Waffe sein, doch die CZ 550 Magnum ist mit einem Gesamtgewicht von 4125 Gramm für eine Büchse im Kaliber .416 Rigby auch nicht gerade sehr schwer.

Der 65 Zentimeter lange Lauf aus kaltgehämmertem Poldi-Elektro-Feinkornstahl ist an der Mündung nur noch 17 Millimeter dick und damit eigentlich etwas zu schlank für eine solche Waffe.

Sind sonst Großwildwaffen meist kopflastig, präsentiert sich die neue CZ hier im Anschlag ausgewogener. Beim Schuß ist das fehlende Gewicht dann allerdings auch deutlich spürbar.

Alles in allem ist die neue CZ 550 Magnum ein schmuckloser, einfacher Repetierer, ein echtes Arbeitsgerät für den harten jagdlichen Einsatz. Gravuren oder andere Ausschmückungen wären allerdings bei einer solchen Gebrauchswaffe auch fehl am Platz.

Verschluss der Brünner-Magnum

Hier bewegen sich die BRNO-Techniker ganz in bewährten Bahnen. Büchsen, die auf dem Mauser 98er-System basieren, wurden in der ehemaligen Tschechoslowakei bereits seit 1924 gebaut.

Als Vzor 24 waren Waffen dieses Typs als Standard-Infanteriewaffen eingeführt und wurden auch in verschiedenen Ausführungen ins Ausland exportiert. Nach dem zweiten Weltkrieg stieg man dann in die Jagdwaffenfertigung ein, und von den auf dem 98er System basierenden Jagdbüchsen wurden in Uhersky Brod über 250 000 Stück gefertigt.

Das System wurde modernisiert, ohne aber grundlegende Änderungen vorzunehmen. Modifiziert wurde hauptsächlich der Verschlusszylinder, der wesentlich einfacher konstruiert ist. Die Sicherung ist nicht mehr Teil des Verschlusszylinders, und auch die Zerlegung zur Entnahme des Schlagbolzens ist wesentlich komfortabler.

Beim Brünner-System genügt es, den kleinen Knopf links am Schlösschen einzudrücken, während die Kammer geöffnet wird. Die Schlagbolzenmutter wird dadurch festgehalten, und das Schlösschen kann anschließend einfach abgeschraubt werden.

Die Verriegelung erfolgt wie beim Mausersystem über zwei am Verschlusskopf liegende Verriegelungswarzen, die in entsprechende Ausnehmungen der Systemhülse eingreifen. Auch eine weiter hinten liegende Sicherheits-Verschlusswarze ist, wie beim Mausersystem, vorhanden.

Sie liegt aber nicht wie beim Mausersystem direkt vor der Kammer und damit direkt in der Flucht der rechten Verriegelungswarze, sondern direkt unter dem Kammerstengel.

Das hat, obwohl diese Warze auch beim Brünner-System aus dem Vollen gearbeitet wird, fertigungstechnische Vorteile, weil so Kammerstengel und Verschlußwarze gleichzeitig bearbeitet werden können.

Auch das große Magnumsystem ist technisch ein typisches Brünner-System alten Stils und wurde nur optisch etwas aufgearbeitet. Der Hülsenkopf hat einen Durchmesser von 36,5 Millimeter.

Die Verriegelung erfolgt über zwei kräftige Warzen im Hülsenkopf und der lange, seitliche Auszieher wurde ebenfalls beibehalten. Für einen gelenkten Gasabfluss bei einem Zündhütchendurchbläser sorgt eine Bohrung auf der rechten Seite des Hülsenkopfes.

Das gut gegen Staub abgedichtete Schlößchen hat links den brünnertypischen Entspann- und Zerlegeknopf und rechts die kleine Hebelsicherung. Im Gegensatz zum Standardsystem hat diese Sicherung aber nur zwei Stellungen.

Eine Mittelstellung, die das Öffnen des Verschlusses bei festgelegtem Schlagbolzen zulässt, gibt es nicht mehr. Die Sicherung wirkt auf die Abzugsgabel, die den Schlagbolzen festhält.

Der Kammerstengel fällt etwas filigran aus. Der Kugelkopf des Kammerstengels ist zwecks Gewichtsverminderung von unten her hohlgebohrt. Für eine sichere und schnelle Handhabung könnte er etwas länger sein und eine dickere Kugel besitzen.

Der Schlosshalter befindet sich an der linken Innenseite der hinteren Hülsenbrücke und verschwindet bei geschlossener Kammer in eine Ausfräsung am Schlösschen. Der Verschluss zeigt damit alle wesentlichen Mausermerkmale und ist für eine Großwildbüchse bestens geeignet.

Vorteilhaft wäre allerdings eine Dreistellungssicherung und ein längerer Kammerstengel gewesen.

Auch das noch -ein Stecher

BRNO installiert in der Magnum einen herkömmlichen Rückstecher, wie er auch in den anderen, neuen CZ-Jagdbüchsen zu finden ist.

Das schmale, glatte Abzugszüngel ist jetzt aber vorteilhaft gebogen und nicht mehr so gerade, wie bei den alten ZKK-Modellen. Auch von dem in der Abzugszunge integrierten Stecher ist man abgegangen und benutzt jetzt einen Rückstecher herkömmlicher Bauart. Ungestochen löste dieser Abzug bei 1750 Gramm aus, wobei ein deutlicher Abzugsweg fühlbar ist.

Der Stecher läßt sich über eine Schraube vor dem Abzugszüngel fein einstellen. Das Abzugsgewicht ungestochen allein betrachtet liegt für eine Waffe im Kaliber .416 Rigby sicher noch im grünen Bereich, doch die Abzugscharakteristik ist nicht gerade ideal. Ein trocken stehender Flintenabzug wäre hier die bessere Wahl.

Das System ist mit den üblichen zwei Systembefestigungsschrauben, die durch Distanzröhrchen geführt werden, mit dem Schaft verbunden. Zusätzlich ist aber noch eine dritte Schraube vorhanden, die in Höhe des Visiers durch den Vorderschaft geht und in eine unter dem Lauf aus dem Vollen herausgearbeiteten Anfräsung eingreift.

In das Holz des Vorderschaftes ist eine hinter dem Visier brünnierte Stahlplatte eingelassen. Beim Anziehen dieser Befestigungsschraube wird der Lauf auf diese Platte gezogen. Vom freischwingenden Lauf ist man hier also bewusst abgewichen. Erst vom Visiersockel an kann der Lauf frei schwingen.

Um die Rückstoßkräfte besser auf den Schaft zu verteilen, ist das Zapfenlager der Verschlusshülse mit einer Stahleinlage im Schaft ausgestattet. Hinter der hinteren Befestigungsschraube ist zusätzlich noch eine Schraube quer durch den Schaft gesetzt, die ein Ausreißen des Holzes verhindern soll.

Die Patronen werden wie beim Mauser-Gewehr in Zick-Zack-Anordnung gelagert. Von den großen .416 Rigby-Patronen gehen vier Stück ins Magazin. Wird die CZ in einem der modernen Magnum-Kaliber, wie etwa der .416 Remington Magnum erworben, passt sogar eine fünfte Patrone hinein.

Die Kammer lässt sich mit vier Patronen .416 Rigby im Magazin noch problemlos schließen, so dass die Brünner unterladen mit vier Schuß Magazininhalt geführt werden kann.

Der dicke Magazindeckel ist innen hohl und vergrößert so den Innenraum des Magazins. Über einen gefederten Drücker vorn im Abzugsbügel läßt sich der Magazindeckel zum bequemen Entleeren öffnen.

Das ist zwar praktisch, aber auch gefährlich, weil die Gefahr des unbeabsichtigten Öffnens besteht. Bei Großwildjagden kann das böse ins Auge gehen.

Der Magazinkasten ist kein massives Frästeil, sondern teilt sich auf in ein Bodenteil, das aus dem Abzugsbügel und einem schmalen Rahmen, der die Verriegelung des Magazindeckel aufnimmt, besteht und einem darin eingesteckten Kasten aus Stahlblech.

Bei der Testwaffe war dieses Blechteil nicht mit dem Kaliber .416 Rigby, sondern .458 Winchester beschriftet. Von der Fertigung ist ein so aufgebauter Kasten natürlich viel günstiger als ein aus dem Vollen gefräster, einteiliger Magazinkasten.

Visier und Korn

Die CZ 550 Magnum ist mit einem Zwei-Klappen-Expressvisier ausgestattet, das seitlich in den nur 54 Millimeter kurzen, aus dem vollen Laufmaterial herausgearbeiteten Visiersockel eingeschoben ist.

Für eine Großwildwaffe ist diese Befestigungsmethode geradezu ideal, weil sich hier keine Verlötung lösen kann. Die Kimmenblätter sind in Schmetterlingsform ausgefeilt und mit Entfernungsangaben 100 200 und 300 Meter versehen, die mit weißer Farbe ausgelegt sind.

Ebenfalls weiß ausgelegt ist der Mittelstrich. Das Visier wirkt etwas grob und hausbacken, erfüllt aber durchaus seinen Zweck.

Pendant zum Visier ist das Perlkorn, das von vorn in den Kornsockel eingeschoben ist. Der Kornsockel ist Bestandteil eines von vorn auf den Lauf geschobenen und verlöteten Ringes. Serienmäßig ist ein Kornschutz montiert, der oben eine große, ovale Öffnung besitzt.

Schussleistung

Die Testwaffe wurde auf 100 Meter Entfernung aus einem Preuß´schen Schießgestell geschossen. Die Waffe wurde mit dem brandneuen Schmidt & Bender Drückjagdzielfernrohr 1,25-4×20 mit Flash-Dot-Absehen bestückt.

Als Montage diente eine Aufkippmontage, deren Füße in die 19,5 Millimeter breiten Ausfräsungen der double square bridge-artigen Erhöhungen auf Hülsenkopf und Brücke eingreifen. Als Munition standen Patronen der Fabrikate Federal und Romey, jeweils mit Teil- und Vollmantelgeschossen zur Verfügung.

Die Federal Patronen erbrachten aus jeweils kaltem Lauf Streukreise von 4,9 (Teilmantel) und 4,6 cm Zentimeter (Vollmantel) bei drei Schüssen. Die Treffpunktlage mit den Solid-Geschossen lag hierbei um 7,5 Zentimeter tiefer.

Die Romey-Munition, laboriert mit Woodleight-Geschossen erreichte 4,2 (Teilmantel) und 4,6 Zentimeter (Vollmantel) Streuung, wobei hierbei die Treffpunktlage beider Laborierungen identisch war.

Für eine Waffe dieses Kalibers schießt die CZ 550 Magnum damit nicht schlecht, wobei die erzielten Streukreise von knapp unter fünf Zentimeter mit drei Schüssen allerdings auch nicht gerade Anlass zur Begeisterung sind.

Unter jagdlichen Gesichtspunkten betrachtet und in Relation zur Größe des Wildes gesetzt, das mit einer .416 Rigby in der Regel bejagt wird, ist die Schussleistung wohl völlig ausreichend. Interessant wäre es jedoch zu sehen, wie die Waffe mit freischwingendem Lauf schießt.

Leider reicht es nicht, die dritte Schraube zu entfernen, da der Lauf auch dann immer noch reichlich Kontakt zum Vorderschaft hat. Um hier Vergleichsmöglichkeiten zu bekommen, wäre es nötig gewesen, die Auflageplatte zu entfernen und das Laufbett in diesem Bereich nachzustechen. Bei einer Testwaffe ist dies natürlich nicht möglich.

Die Funktion war einwandfrei. Die Testwaffe führte die Patronen sauber und sicher zu und warf die leeren Hülsen sicher aus. Für eine Büchse, die auf wehrhaftes Wild geführt wird, ist gerade die Funktionssicherheit von größter Bedeutung.

Die CZ 550 Magnum eröffnet die Möglichkeit, eine Repetierbüchse im klassischen Kaliber .416 Rigby zu einem überaus günstigen Preis zu erwerben. Funktion und Schussleistung sind in Ordnung, und optische Mängel, wie etwa bei der Schaftgestaltung, muß man bei diesem Preis einfach in Kauf nehmen.

Wünschenswert wäre ein trockener Flintenabzug, der sich eigentlich ohne großen Mehrpreis verwirklichen lassen müsste, und ein längerer Kammerstengel.

Mit der neuen CZ-Magnum steht nun auch ein gut aufgemachtes, preisgünstiges Repetiersystem für die ganz großen Patronen zur Verfügung, das sich sehr gut zum Bau von Custom-Waffen mit Magnum-System eignet.

 

Tabellen:
Technik auf einen Blick
Geschwindigkeits- und Energiewerte
Fotos: Norbert Klups

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