AUSRÜSTUNG Wiederladen & Patronen Wiederladen: .400 Holland & Holland

Wiederladen: .400 Holland & Holland

Die .400 H & H ist eine gute Wahl für schweres Wild und reicht auch für diesen Büffel. (Fotos: Norbert Klups, Horst Niesters)
 

JAGEN WELTWEIT 3/2012

Das bekannteste Kaliber der britischen Edelschmiede Holland & Holland ist sicher die .375 H & H Magnum. Jedoch ist es bei Weitem nicht das einzige. Die .400 H & H ist eine der neuesten Entwicklungen und bietet dazu noch etwas mehr Reserven.

Von Norbert Klups

 
Patronenvergleich
Die .400 Holland & Holland zwischen der .404 Jeffery (links) und der .416 Rigby (rechts)
Die englische Waffenfirma Holland & Holland hat im Laufe der Zeit fast ein Dutzend Hauskaliber entwickelt, die alle den Firmennamen in der Kaliberbezeichnung tragen. Die Kaliberpalette reicht von der .240 H & H bis zur .500/450 NE H & H. Ebenfalls war H & H an der gewaltigen .700 Nitro Express beteiligt, auch wenn die dicke Randpatrone sich nicht mit dem Namen der traditionsreichen englischen Firma schmückt.
Nach der .700 NE aus dem Jahre 1988 war es dann zunächst einmal ruhig bei der Patronenentwicklung. 2003 änderte sich das. Auf einer Versammlung des SCI (Safari Club International) wurde der Wunsch nach einer stärkeren Patrone als der .375 H & H für Repetierbüchsen an H & H herangetragen. Beim technischen Direktor Russel Wilkins rannte man damit offene Türen ein, und es entstanden gleich zwei neue Hauskaliber, die .400 H & H und die .465 H & H. Unterstützung holte sich Wilkins beim deutschen Munitionsentwickler Wolfgang Romey, der die beiden neuen Patronen dann auch produzierte. Romey wählte als Ausgangshülse die der .375 H & H, um einen möglichst geringen Aufwand bei der Hülsenumformung zu bekommen. Keine schlechte Wahl, was man bezüglich des Geschossdurchmessers nicht unbedingt behaupten kann. H & H wollte dabei wohl einerseits an die klassische Doppelbüchsenpatrone .450/400 NE erinnern und andererseits nicht den bei 40er-Patronen häufig zu findenden Geschossdurchmesser .416 verwenden.
 

 
Schließlich muss sich ein Hauskaliber von der Konkurrenz irgendwie unterscheiden. .410er Geschosse sind sehr selten und finden sich sonst nur noch bei der .450/400 NE oder der uralten .405 Winchester. Die Auswahl ist entsprechend gering. Der Patrone kommt aber zugute, dass die .450/400 NE zurzeit wieder einen gewissen Aufschwung erlebt und jetzt auch große Geschosshersteller, wie etwa Hornady, moderne Geschosse fertigen. Zum Hülsenumformen und Übungsschießen lassen sich aber auch die leichten .410er Revolvergeschosse der .41 Magnum verwenden. Hiermit lassen sich beachtliche Mündungsgeschwindigkeiten erreichen. 210 Grains schwere Geschosse kommen aus einem 61-Zentimeter-Lauf auf über 950 m/s. Das wäre sogar eine Patrone zum Varmintschießen auf große Distanzen.
Für den Schuss auf Schalenwild sind solche Patronen allerdings nicht zu empfehlen, da sich die dünn manteligen Revolvergeschosse bei hohen Geschwindigkeiten schlagartig zerlegen. Denkbar wären reduzierte Laborierungen mit Vollkupfergeschossen, etwa den Barnes Pistol Bullets. Damit ließe sich auch leichtes Hochwild erlegen.
Gedacht ist die .400 H & H aber als starke Großwildpatrone. Die Fabrikpatronen von Romey, laboriert mit 400 Grains schweren Woodleigh-Geschossen, wurden mit 724 m/s gemessen. Das ergibt eine Mündungsenergie von 6.788 Joule. Damit liegt die Patrone ziemlich genau im Leistungsbereich der klassischen .40er-Großwildpatronen wie etwa .404 Jeffery, .416 Rigby oder .416 Remington Magnum und deckt auch genau deren Anwendungsbereich. Der Gasdruck liegt allerdings bei 4.400 bar, also deutlich höher als beim großen Klassiker .416 Rigby. Dafür passt die .400 H & H mit einer Gesamtlänge von 88,9 Millimeter noch in normale Büchsensysteme.
Auch der Stoßbodendurchmesser ist unproblematisch, denn er entspricht der Mutterhülse .375 H & H. Die Hülsenbeschaffung ist bei diesem Kaliber sehr eingeschränkt. In Deutschland sind zurzeit nur Horneber-Hülsen zu bekommen, die im Johannsen-Katalog mit 51,90 Euro für 20 Stück gelistet sind. Es ist aber kein großes Problem, .375 H & H-Hülsen umzuformen. Dazu reicht der Matrizensatz, ein spezieller Umformsatz wird nicht benötigt. Es empfiehlt sich, Neuhülsen zu benutzen, dann ist der Ausschuss wesentlich geringer. Durch den langen Hülsenhals und die flache 16-Grad-Schulter muss mit Vorsicht gearbeitet werden.
Die Geschossauswahl ist zwar nicht groß, dafür aber qualitativ hochwertig. Vorsicht ist bei leichteren Geschossen geboten, die sind für die alte .405 Winchester gedacht und haben einen sehr weichen Aufbau. Damit ist bei den Geschwindigkeiten der .400 H & H keine ausreichende Tiefenwirkung zu erreichen. Eine Ausnahme bildet dabei das 300 Grains schwere Barnes TSX, das auch für die .405 Winchester gedacht ist, aber als monolithisches Kupfergeschoss über ausreichende Stabilität verfügt.
Bei den Treibladungsmitteln sind die mittelschnellen bis langsam abbrennenden Pulver, wie Alliant RL 12, IMR 4064, Hodgdon H 335 oder Kemira N 550, einsetzbar. Für reduzierte Ladungen hinter Revolvergeschossen auch Pulver wie Alliant RL 7 oder Kemira N 135. Die beste Präzision mit 400-Grains-Geschossen wurde mit Hodgdon 4895 IMR erreicht. Für die Jagdladungen mit den schweren Geschossen sind Magnumzünder erforderlich, und die Geschosse sollten mittels Rollcrimp gesichert werden. Matrizensätze sind zurzeit nur von Lee zu bekommen und mit 119,90 Euro sogar recht preisgünstig.
Die .400 H & H zeigte sich als sehr präzise Patrone, die angenehm zu schießen ist. Sie verbraucht durch die kleinere Hülse weniger Pulver als die großen NE-Patronen.
Eine interessante Patrone, wenn es etwa darum geht, eine .375 H & H-Büchse durch einfachen Laufwechsel auf ein größeres Kaliber umzurüsten. Das mangelnde Angebot an Fabrikpatronen und die gute Auswahl an leistungsmäßig vergleichbaren Kalibern wird die Verbreitung in Europa aber sehr in Grenzen halten. Wiederlader schreckt das jedoch wenig.
 

 
 

 
 

 
Weil keine Garantie dafür besteht, mit welcher Sorgfalt und welchen Komponenten der Wiederlader arbeitet, noch in welchem Zustand sich die Waffe befindet, in der er seine Munition verschießt, erfolgt die Angabe der Ladedaten in jeder Hinsicht ohne Gewähr!

 

 

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