Mit großem Abstand: das Nickel Magnum 1,5-6×30

2886


Speziell für Großwild-Büchsen hat Gerhard Optik das Zielfernrohr Nickel Magnum 1,5-6×30 mit vergrößertem Augenabstand entwickelt.

Von Roland Zeitler
Das Nickel Zielfernrohr Magnum 1,5-6×30 ist ein schlankes Zielfernrohr für Großwild-Büchsen. Okular und Objektivkonus sind nur geringfügig stärker als das 30 Millimeter Mittelrohr. Das stabile Leichtmetall-Rohr wurde feinmatt eloxiert. Die Dioptrien-Schnellverstellung am Okular lässt sich gut bedienen. Das Okular wurde mit einem Gummiring entschärft.

Der Vergrößerungswechsler an der Vorderseite des Okulars läuft schwergängig. Eine breite „Daumenmulde“ soll zwar das Drehen erleichtern, aber es fehlt eine Gummiarmierung, und das erschwert die Handhabung. Gut: Für den gesamten Vergrößerungsbereich wird nur eine halbe Umdrehung benötigt.

Unter den Abdeckkappen der Verstelltürme sitzen große, griffige Verstellräder für das Absehen. Ein Klick entspricht auf 100 Meter einer Treffpunkt-Verlagerung von einem Zentimeter. Die Absehen-Verstellung arbeitete sehr genau.

Gegenüber dem Seitenabsehen-Verstellturm sitzt das Rad für das Leuchtabsehen mit der Knopfzellen-Batterie. Die Leuchtstärke kann sehr bequem in fünf Stufen geregelt werden: Die Rastschritte sind deutlich spürbar.

Das Absehen 1 ist etwas modifiziert und liegt in der ersten Bildebene. Bei Vergrößerungswechsel vergrößert es sich also mit. Der untere senkrechte, dicke Balken reicht nicht bis zur Mitte. Die Spitze bildet ein innen offenes Dreieck, das beleuchtet rot erscheint, ansonsten schwarz ist. Man ist also beim Schuss nicht von der Elektronik abhängig. Die horizontalen Balken sind schwächer ausgebildet.

Hoher Falschlicht-Anteil

 Die optische Leistung ist nur mittelmäßig. Die Abbildung ist zwar sehr scharf, und die Lichttransmission ist mit gemessenen 89,7 Prozent ebenfalls hoch. Allerdings sieht man bei genauer Betrachtung oben einen feinen hellmatten „Halbmond“.

Der Falschlicht-Anteil (bei 6-facher Vergrößerung 15,2 Prozent) ist extrem hoch: ein Zeichen dafür, dass die Blenden nicht ausreichend gestaltet wurden. Dazu zeigt sich bei Vergrößerungsverstellung im niedrigen Bereich der unbeliebte „Tunneleffekt“. Das heißt: Der Schütze sieht dann deutlich das Innenrohr wie beim Blick durch einen Tunnel und nicht nur eine schwarze Bild-Begrenzung.

Der Augenabstand soll das größte Plus gegenüber den sonst üblichen acht bis zehn Zentimetern sein. Schließlich kann der Rückstoß bei Großwild-Büchsen enorm sein, und Fehler beim Schießen werden nicht verziehen.

Wenn eine Doppelbüchse im Kaliber .470 N.E. doppelt, dann kann der Schütze einen Schlag durchs Zielfernrohr erhalten, von dem er sich so schnell nicht erholt. Ein großer Augenabstand des Zielfernrohrs ist also wünschenswert.

Genauso wichtig ist aber auch ein großes Sehfeld, um bei der Jagd auf wehrhaftes Wild den Überblick zu behalten. Zwar hat man mit der „Eisen-Visierung“ den größten Überblick, doch selbst im Regenwald kann ein Zielfernrohr nützlich sein. Man tut sich viel leichter beim Zielen, weil nur zwei fokale Ebenen in Übereinstimmung zu bringen sind.

Aber besonders ältere Jäger haben Probleme mit der offenen Visierung. Der größte Nachteil besteht darin, dass Wild im Schatten nur als dunkler „Klumpen“ erscheint. Nur mit Hilfe eines guten Zielfernrohrs können die Konturen aufgelöst werden, so dass ein präziser Schuss angetragen werden kann.

Beim Nickel Magnum wurde der große Augenabstand (Bereichsobergrenze) durch eine erhebliche Reduktion des Sehfeldes erkauft. Dieses reicht von 5,1 (6-fach) bis 15,2 Meter (1,5-fach) auf 100 Meter und ist meines Erachtens zu gering. Dafür beträgt der Augenabstand bei 1,5facher Vergrößerung 66 bis 122 Millimeter, und bei sechsfacher Vergrößerung reicht er von rund 82 bis 112 Millimeter. Das entspricht an der Bereichsobergrenze etwa den angegebenen 125 Millimetern.

Der Augenabstand wurde mit einem Verfahren gemessen, das zukünftig in einer DIN-Norm festgeschrieben werden soll. Im angegebenen Bereich kann ein normalsichtiger Mensch das gesamte Sehfeld überblicken. Der größte Sehkomfort liegt dabei etwa beim Mittelwert. Die noch üblichen Angaben der Hersteller basieren immer auf dem gerundeten Maximalwert. Wobei der Augenabstand immer zur Okular-Linse hin gemessen wird, aber der Okular-Tubus runde fünf Millimeter weiter zurück reicht.


Kasten:
Technik auf einen Blick
Vorteile & Nachteile
Folgeseiten:
[2. Hoher Falschlicht-Anteil]
[3. Augenabstand ist nicht alles]
Fotos: Roland Zeitler

ANZEIGEAboangebot