Biologie und Bestände der Leoparden

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Einst durch illegale Aktionen stark bedroht, sind die Bestände südlich der Sahara heute wieder bejagbar.

Von Dr. Rolf Zitkow
Der Leopard (Panthera pardus – wie sein wissenschaftlicher Name lautet) kommt in großen Teilen Afrikas und des südlichen Asiens vor.

Als Unterarten kann man den Afrikanischen Leoparden (Panthera pardus pardus) und den Asiatischen Leoparden (Panther pardus fusca) unterscheiden, wobei einige Wissenschaftler von bis zu 27 Unterarten ausgehen.

Er lebt in der offenen Savanne genauso wie im tropischen Regenwald, in Halbwüsten oder in den vegetationslosen Hochlagen von Hochgebirgen bis unterhalb der Schneegrenze.

Dabei scheut er auch die Nähe von Menschen nicht. Man fand im ewigen Eis des Kilimandscharo einen Leoparden in einer Höhe von rund 5700 Meter über dem Meeresspiegel.

Der Leopard lebt in Afrika praktisch überall, nur reine Wüstengebiete wie die der Sahara meidet er.

Sein Verbreitungsgebiet reicht weiter über den Nahen und Mittleren bis zum Fernen Osten der GUS (Sibirien), Korea, China, Indien, Java, Sumatra und Malaysia. Inzwischen ist er wohl aus Kleinasien und der Mandschurei verschwunden. Auch in Nordafrika scheint der Bestand mehr oder weniger erloschen zu sein.

Der Leopard ist mehr ein Kulturfolger und sehr anpassungsfähig. Dort, wo er nicht pausenlos vom Menschen verfolgt und bejagt wird, scheut er durchaus seine Nähe nicht.

So wurden in einem Park mitten in der Hauptstadt Simbabwes etliche Leoparden in Kastenfallen gefangen. Verwandte Arten sind der größere und stärkere, mittel- und südamerikanische Jaguar (Panthera onca) und der in asiatischen Hochgebirgen lebende Schneeleopard (Panthera unica).

 

Perfekte Tarnung

Der starke Kontrast in der Musterung des Fells gibt dem Äußeren des Leoparden eine solch perfekte Tarnung, dass er meist nahezu völlig mit seiner Umgebung verschmilzt, egal, ob er auf einem Baum liegt oder durch das Gras schleicht.

Er nutzt seine perfekte Tarnung und seine fast lautlosen Bewegungen, um unentdeckt zu bleiben oder möglichst nahe an seine Beute heranzukommen, ehe er überraschend angreift.
Sein Fell kann farblich von blassgelb bis schwarz variieren.

In den äthiopischen Gebieten Mizan-Teferiu, Arussi und Bale sollen schwarze Leoparden vorkommen und auch in Fallen gefangen worden sein. Es ist allerdings kein Gastjäger bekannt, der einen schwarzen Leoparden erlegt hat.

Der „schwarze Panther“ wurde früher für eine eigene Art gehalten. Heute werden schwarze Exemplare jedoch als echte Leoparden angesehen. Trotz ihrer schwarzen Farbe sind die Flecken immer noch schwach sichtbar.

Manchmal gibt es im gleichen Wurf schwarze und „normale“ Jungen. Neben Äthiopien sollen die schwarzen auch in Somalia, Zaire und Indien vorkommen.

Der Leopard hat eine Schulterhöhe von 50 bis 70 Zentimetern und misst ohne Lunte etwa 100 bis 150 Zentimeter in der Länge.

Die Luntenlänge liegt zwischen 70 und 90 Zentimeter. Das Gewicht liegt zwischen 50 und 80 Kilogramm, wobei Katzen nur etwa 25 bis 45 Kilogramm auf die Waage bringen.

Sie sind also nur halb so schwer wie Kuder. Am Mount Kenia wurde mit 90 Kilogramm der bisher schwerste Leopard erlegt.

Die Geschlechtsreife tritt üblicherweise mit zweieinhalbe bis drei Jahren ein, und die Paarung findet in den Tropen zu jeder Jahreszeit statt. Wenn die Katze paarungsbereit ist, wird besonders stark riechender Urin an Bäume gespritzt.

Dieser zieht Kuder an. Oft kämpfen mehrere um die Katze. Die Tragzeit beträgt 90 bis 112 Tage, und die Anzahl der Jungen liegt normalerweise bei zwei oder drei. Würfe mit bis zu sechs Jungen sind möglich. Oft überlebt aber nur ein Junges das erste Lebensjahr.

Die Kuder kümmern sich wenig um die Aufzucht der Jungen. Sie kommen in einem gut versteckten Lager zur Welt. Sie wiegen zwischen 430 und 570 Gramm und werden die ersten drei Monate gesäugt.

Die trübblauen Katzenaugen öffnen sie erst nach neun Tagen. Zu diesem Zeitpunkt sind die Punkte auf dem Fell so eng beieinander, dass es auf den ersten Blick einfarbig aussieht. Die Junten blieben in der Regel etwa zwei Jahre bei der Katze.

Wenn sie noch klein sind, werden sie alle paare Tage in ein neues Versteckt getragen, damit sie nicht die Löwen, Hyänen oder sogar männlichen Leoparden zum Opfer fallen. Die Jungen lernen mit der Zeit von der Mutter zu jagen und sich selbst zu versorgen.

Mit etwa fünf Monaten reißen sie ihr erstes Wild. In der Wildnis liegt die Lebenserwartung bei zwölf Jahren, während in der Gefangenschaft sogar 20 Jahre erreicht werden.

Der Leopard führt die meiste Zeit das Leben eines Einzelgängers, in der Regel in einem festumrissenen Revier. Ausnahmen gibt es nur während der Paarungszeit und wenn Katzen ihre Jungen großziehen.

Je nach Biotop variiert die natürliche Bestandsdichte zwischen 0,2 und einem Leoparden je zehn Quadratkilometer. Sein Revier markiert der Leopard mit Urin und versieht bestimmte Bäume mit seinen Krallenmarken, und auch das Brüllen dient der Revierbehauptung.

Die Bestandsdichte hängt stark von der Anzahl der Beutetiere ab. Die Reviere der Kuder sind in der Regel größer als die der Katzen und überschneiden sich häufig mit dem einer oder mehrerer Katzen.

Die Beutetiere reichen von kleinen bis zu großen Säugetieren, Schlangen, Insekten und Vögeln. Der Leopard steht in dem Ruf, eine Vorliebe für Hunde zu entwickeln. Viele Hunde wurden schon von Hausterrassen weg von Leoparden gerissen.

Normalerweise jagt der Leopard in der Morgen- und Abenddämmerung und bedient sich dabei einer kombinierten Anschleich- und Angriffstechnik, um seine Beute zu reißen. Manchmal liegt er lautlos im Hinterhalt oder passt auf einem Ast seine Beute ab. Meist werden die Opfer aber nahezu lautlos angepirscht, dann angesprungen oder kurz gejagt.

Die Beute tötet der Leopard, indem er entweder seine Pranken in den Hals schlägt und das Opfer umwirft sowie in den Hals beißt oder aber durch einen Biss in den Nacken.
Auf seinem Speisezettel stehen unter anderem Paviane, Meerkatzen, Warzenschweine, Springböcke, Impalas, Buschböcke und andere mittelgroße Antilopen.

Aber auch Großantilopen wie Kudus oder Gnus werden manchmal geschlagen. Einzelne Leoparden entwickeln bisweilen spezielle Vorlieben für ein Beutetier.

In einigen Gegenden dulden Bauern den Leoparden, wie el auf Feldern zu Schaden gehende Warzen-, Buschschweine oder Paviane schlägt. Besonders in Viehzuchtgebieten wird dem Leoparden aber durch Herdenbesitzer oder Schafhirten schwer nachgestellt.

Leoparden gehen dem Menschen in der Regel aus dem Weg. Sie suchen keine Konfrontation. Nur wenn sie verletzt sind, sie in die „Ecke“ getrieben werden oder man den Jungen zu nahe kommt, werden sie sehr gefährlich.

Natürliche Feinde sind Hyänen, Löwen und Krokodile.

Wegen der wachsenden Bevölkerung, der sich immer mehr ausbreitenden Viehhaltung und für die Pelzgewinnung wurden Leoparden legal und illegal mit Falle, Gift, Büchse und Flinte verfolgt und der Bestand wurde stark dezimiert.

Aus etlichen angestammten Gebieten ist er nahezu verschwunden. Bürgerkriege und Landverminungen trugen ebenfalls dazu bei.

Zu Zeiten des lukrativen Rindermarktes duldete man auf großen Farmen keine Leoparden. Professionelle Jäger wurden oftmals zur Wilddezimierung angestellt. So wurden zum Beispiel auf großen Farmbetrieben in Simbabwe in wenigen Monaten 70 und mehr Leoparden erbeutet.

In Nordafrika gibt es heute wohl keine Vorkommen mehr. Auch die Bestände des Asiatischen Leoparden sind stark zurückgegangen und teilweise nur noch in bedrohten inselartigen Kleinstpopulationen vorhanden.

Der Bestand kann schwer ermittelt oder geschätzt werden. Eine dreijährige Studie des belgischen Biologen Tom Meulenaer und des Simbabwer Rowan B. Martin geht von einem Bestand zwischen 700000 und 850000 Leoparden in Afrika aus. Andere Forschungsarbeiten kommen nur auf eine Anzahl zwischen 300000 und 350000. Die meisten Schätzungen bewegen sich aber zwischen 600000 und 900000.

Durch den konsequenten Schutz seit den 70er Jahren ist in weiten Teilen Afrikas der Bestand des Leoparden wieder so stark angestiegen, dass das CITES-Büro in Genf über eine Rückstufung in den Anhang II nachdenkt. Derzeit fällt der Leopard aber in die höchste Schutzstufe gefährdeter Tierarten, nämlich den Anhang I des Washingtoner Artenschutzabkommens.

Jeglicher Handel oder die Einfuhr nach Deutschland von Leoparden oder Teilen von ihnen ist strikt verboten. Im Rahmen der CITES-Kontingentvereinbarungen können Einfuhrgenehmigungen nach Deutschland für Jagdtrophäen aus einigen Ländern südlich der Sahara erteilt werden: Äthiopien, Botswana. Kenia, Malawi, Mosambik, Namibia, Republik Südafrika, Sambia, Simbabwe, Tansania und Zentralafrikanische Republik.

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