Nachhaltiger Jagdtourismus als Naturschutzinstrument anerkannt

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Der CIC veranstaltete am 9. Oktober einen gutbesuchten Workshop, bei dem Teilnehmer des Weltnaturschutzkongresses Einsicht in das Konzept des nachhaltigen Jagdtourismus gewinnen konnten.

 

CIC in Barcelona
Die Jagd wurde dabei als ein Element der gesamten Tourismuswirtschaft identifiziert. Daraus folgt, dass Kriterien und Standards zur Entwicklung und Unterstützung dieser Art von nachhaltiger Nutzung entwickelt werden müssen.
 
Der Workshop stellte die Frage: In welcher Weise muss Jagdtourismus geregelt werden, um die Kriterien für eine nachhaltige Entwicklung zu erfüllen? Dazu beschrieben drei geladene Redner drei Beispiele für nachhaltige Bewirtschaftung, sprich „Best Practice“ aus Europa, Afrika und Asien. Diese Projekte verbinden in vorbildlicher Weise Artenschutz mit sozialen, wirtschaftlichen sowie kulturellen Gewinnen, die durch nachhaltigen Jagdtourismus erwirtschaftet werden können.
 
Sardar Naseer Tareen (Direktor, Thorgar Umweltschutzgesellschaft, STEP, Pakistan), Carolina Lasén-Diaz (Sekretariat der Berner Konvention, Europarat) und Dr. Nigel Crawhall (Direktor des Sekretariats, Koordinationskomitee der Indigenen Völker Afrikas, IPACC, Namibia) wurden von CIC Geschäftsführer Kai Wollscheid über ihre beispielhaften Projektansätze befragt. Die drei vorgestellten Projekte sind die Rettung der gefährdeten Markhor-Wildziege in Pakistan, die Entwicklung der Europäischen Charta für die Jagd und Biodiversität und das Engagement lokaler Gemeinschaften durch die „Namibian Conservancy“ (Naturschutz Namibias).

Mensch ist abhängig vom Wild

Diese Initiativen wurden anschließend von Prof. Shane P. Mahoney (Abteilung Nachhaltige Entwicklung & Strategische Wissenschaft, Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Neufundland) zusammengefasst, indem er auch die Bedeutung der Jagd in der Entwicklung der menschlichen Kultur und in der Erhaltung der Wildtiere generell erklärte. Prof. Mahoney betonte, dass der Mensch schon immer Teil der Natur und abhängig von der Existenz der Wildtiere gewesen ist. Die Gesellschaft entfernt sich heute jedoch immer mehr von der Natur, und das führte zu einem Verständnisverlust ihrer Regeln und Prozesse.
 
Der Workshop wurde mit einer lebhaften Diskussion beendet, in der auch Nicht-Jäger die Möglichkeit hatten, ihre Bedenken über die Rolle der Jagd in den heutigen Ökosystemen zu äußern. Die Vertreterin des WWF wies darauf hin, dass politische Stabilität für den Erfolg der Naturschutzaktionen eine starke Rolle spielt. Jagdtourismuseinkommen können in Naturschutz reinvestiert werden, wohingegen die Eintrittsgebühren von Schutzgebieten oft nicht für diesem Zwecke benutzt werden.
 
Die Teilnehmer waren sich einig, dass die Jagdindustrie angemessene Standards und wissenschaftliche Protokolle braucht, um den Beitrag und Einfluss der Jagd für den Naturschutz zu bewerten. Jäger müssen daher offener sein und transparente Angaben über ihre Jagdreisen sammeln und zur Verfügung stellen, um dieses Monitoring zu unterstützen.
 
Dr. Crawhall betonte während der Diskussion, dass „viele indigene Völker nicht Tausende von Touristen zu Besuch in ihr Gebiet haben wollen, um genügend Einkommen zu verdienen – Jagdtourismus kann aber viel mehr Geld generieren als Fototourismus – mit viel weniger Touristen. Mehr Gewinn mit weniger Einfluss!“
 
Nachhaltiger Jagdtourismus ist nicht die einzige Lösung für die Erhaltung der Arten, betonten die Teilnehmer, aber er sollte als einer der erfolgreichsten und wirtschaftlichsten Ansätze zur langfristigen Erhaltung der Wildpopulationen betrachtet werden, in manchen Fällen sogar bei gefährdeten Arten.
 
 
 
-md-
 

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