Ross-Tour ZEBRA-JAGD IN NAMIBIA

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Von nicht Eingeweihten wird die Zebrajagd häufig geringschätzig belächelt. Wer aber ein Bergzebra zu Fuß erpirscht hat, weiß, dass diese Jagd – insbesondere für Bürohengste – zur Tortur werden kann.

Malte Dörter

Dass wir uns nicht auf einem Erholungstrip befinden, wird gleich nach der Landung in Namibia klar: Vier Jäger samt Ausrüstung plus das Paar, das uns vom Flughafen abholt, quetschen sich in einen 3er BMW, und los geht das Abenteuer. Es ist meine erste Namibia-Reise. Normalerweise genieße ich es, in eine neue, unbekannte Landschaft hinein zu fahren, aber durch das kompakte Ambiente in der „Fahrgastzelle“ kommt zunächst kein Hochgefühl auf.

Gott sei Dank können wir das für diesen Fall völlig ungeeignete Gefährt in Windhuk gegen einen erheblich geräumigeren Pick-up eintauschen. Die Jagdkorona, Michael, Daniel, Burkard und ich, nimmt auf der mit Matratzen gepolsterten Ladefläche Platz – welch eine Erlösung!

Jetzt wird´s gemütlich: Der Fahrtwind bläst die von der Klima-Anlage im Flieger gereizten Atemwege durch, die durstige Kehle wird mit Windhuk Lager erfrischt, die Sonne lacht ins Gesicht, und der zivilisationsmüde Blick kann wieder weit schweifen – herrlich!

DIE VEGETATION AUF DER FARM IST ÜBERRASCHEND VIELFÄLTIG. HIER BEISPIELSWEISE EIN KÖCHERBAUM.
DER „ANTIKE“ LANDCRUISER PASST INS AMBIENTE UND ERINNERTE MICH AN MEINE ERSTE SAFARI IN AFRIKA.

Begierig sauge ich die neuen Eindrücke in mich auf. „Endlich wieder in Afrika“, sinne ich ein wenig bewegt, hat doch meine Jagdkarriere – zumindest auf Großwild – vor 24 Jahren in Simbabwe begonnen. Aus vielerlei Gründen bin ich seitdem nicht mehr ins südliche Afrika gereist, aber die Sehnsucht nach dem Schwarzen Kontinent war stets in mir. Entsprechend intensiv ist die Vorfreude auf die kommenden Tage. Meine Jagdfreunde haben auch ein breites Grinsen im Gesicht.

GELUNGENER AUFTAKT AM ERSTEN ABEND: DANIEL MIT SEINEM BRAVEN SPRINGBOCK.

Eden Erongo

Unser Ziel ist eine Farm am Fuße der Erongo Berge in der Nähe des Ortes Karibib. Das zirka 20000 Hektar große Gebiet ist nicht wilddicht gezäunt und wird nur extensiv als Weideland genutzt. Dadurch hat die Landschaft ihre Ursprünglichkeit weitgehend erhalten.

AM ZIEL MEINES ZEBRA-TRAUMS: EIN URALTER HENGST IST NACH ANSTRENGENDER PIRSCH MEINE BEUTE GEWORDEN.

Auch das schlichte Farmhaus trägt zu diesem Eindruck bei. Außer Zweckmäßigkeit bietet es keinen Luxus, sodass man sich in die Pionierzeit zurückversetzt fühlt. Über allem ragt der Erongo mit seinen kahlen Granitgipfeln in den wolkenlosen Himmel – archaisch, spartanisch, gut! In einer solchen Umgebung gefällt mir die Jagd am besten. Michael ist zusammen mit seinem Bruder der Besitzer dieses Kleinods. Schon seit seiner Jugend jagt er hier und ist somit mit den örtlichen Verhältnissen bestens vertraut. Klar, dass er deshalb unser „White Hunter“, sprich Jagdführer ist. Das bekommen wir auch gleich zu spüren, denn kaum angekommen, Gepäck ausgepackt und in die Jagdklamotten gesprungen, trommelt er uns am frühen Nachmittag zusammen zum Probeschießen der Waffen. Es soll nämlich im Anschluss sofort das Revier erkundet und gejagt werden. Selbstverständlich muss er uns nicht lange bitten…

KURZ NACH DEM SCHUSS: ÜBER DIESEN BERGSATTEL SIND DIE ZEBRAS GEWECHSELT.

Nachdem alle Waffen ins Schwarze getroffen haben, kommt Bethuel, der schwarze Vorarbeiter der Farm, mit einem „antiken“ Toyota-Landcruiser heran geklappert. Ich bin von der „Kutsche“ begeistert, denn sie passt nicht nur in das allgemein anachronistische Ambiente, sondern löst erneut einen Erinnerungsschub aus. Mit diesem Geländewagen-Typ habe ich nämlich seinerzeit im simbabwischen Busch meine ersten Pirschfahrten erlebt. Mit geschulterten Waffen klettern wir auf die Pritsche, und auf geht´s zur ersten Erkundungstour. Bethuel lenkt unseren „Cruiser“ in den Südteil der Farm. Nach kurzer Zeit verstummen die Gespräche auf der Ladefläche, denn die grandiose Landschaft zieht uns alle in ihren Bann. Ich bin von der unerwartet abwechslungsreichen Baum- und Strauchvegetation beeindruckt, da Namibia in meiner bisherigen Vorstellung eine einzige Wüste war. Michaels Farm hat aber trotz extremer klimatischer Verhältnisse relativ viel Wasser, daher der Artenreichtum. Der sandige Boden wirkt wegen seiner vielseitigen Textur wie ein großer Flickenteppich. Braune, rötliche und gelbe Farbtöne bestimmen das Bild.

Das gewellte, stark erodierte Relief wird immer wieder von trockengefallenen Flussläufen, sogenannten Rivieren, durchschnitten. Hügel mit Geröllfeldern auf ihren Flanken trotzen seit Millionen von Jahren den Elementen. Die schon tief stehende Sonne unterstreicht mit ihren goldenen Strahlen das Erhabene des Panoramas. „Welch eine Urlandschaft, fehlen nur noch die Saurier“, phantasiere ich glücklich vor mich hin. Wild kommt schnell in Anblick. Wir bestätigen zahlreiche Bergzebras, Kudus und Springböcke – die Hauptwildarten in diesem Gebiet. Ich beobachte vornehmlich die Zebras in ihren felsigen Einständen, um mich mit dieser für mich noch unbekannten Wildart vertraut zu machen, und weil ein alter Hengst ganz oben auf meinem jagdlichen Wunschzettel für diese Reise steht. „Was für ein wunderschönes und robustes Wild“, murmele ich mit aufkommender, prickelnder Jagdlust, „und sicherlich nicht leicht zu erlegen.“ Aber heute gilt es für mich noch nicht, da ich mein Zebra komplett zu Fuß erjagen will, und dafür ist es bereits zu spät.

DAS ZEBRA MUSSTE AN ORT UND STELLE GEHÄUTET UND ZERWIRKT WERDEN. DER TRANSPORT DES WILDBRETS ZUM GELÄNDEWAGEN WAR EINE TORTUR.

Kurz bevor die Sonne auf dem Horizont aufsetzt hält unser „Kutscher“ den Toyota abrupt an. Mit seinen Adleraugen hat Bethuel eine kleine Herde Springböcke nicht weit vor uns im Busch entdeckt. Das scheue Wild bekommt das Manöver aber mit und springt ab. Plötzlich taucht ein einzelnes Stück auf, das langsam der Herde hinterher zieht. Die Ferngläser fliegen an die Augen: „Bock, guter Bock“, zischt Michael, „wer will?“ Daniel will.

Absitzen, ein paar Schritte Vorpirschen und liegend freihändig Schießen dauert nur wenige Sekunden. Der Bock quittiert die .338 Win. Mag. mit einer kurzen Todesflucht, stimmungsvolle Bruchübergabe im Sonnenuntergang, allgemeiner Jubel. Abends im Farmhaus wird dieser gelungene Auftakt gebührend gefeiert. Vor dem Schlafengehen trete ich nochmals vor das Farmhaus und genieße die afrikanische Nacht mit ihren exotischen Geräuschen und Gerüchen. Morgen wollen wir meine Bergzebrajagd im wahrsten Sinne des Wortes angehen. Über mir glitzern unzählige Sterne. Wird einer davon mir Glück bringen?

Zebra-Pirsch

Zeitig sind wir am nächsten Morgen auf den Läufen, denn nun wollen Michael und ich in die Berge marschieren, um einen alten Zebra-Hengst zu erbeuten. Burkhard begleitet uns mit Foto- und Videokamera bewaffnet. Der alte Landcruiser hat vorerst keine Funktion, da ich die Jagd komplett zu Fuß absolvieren will. Vom Farmhaus aus laufen wir zunächst durch ein breites, trockenes Flussbett. Die Morgenstimmung ist traumhaft schön: Die Temperatur ist noch moderat, wegen des fehlenden Hitzeflimmerns wirken die Farben intensiver, das Buschwerk um uns herum verbreitet exotische Düfte, viele verschiedene Vögel flattern zwitschernd um uns herum, stopp! Wir gefrieren in unserer Bewegung. Keine 100 Schritt vor uns verhofft auf einer kleinen Blöße ein Springbock. Ein vorsichtiger Blick durchs Fernglas zeigt, dass er jagdbar ist. Michael nickt Burkhard zu, denn ich hatte im Vorfeld gesagt, dass ich mich auf Zebra und eventuell Oryx konzentrieren will. Aber bevor Burkhard die Waffe anschlagen kann, empfiehlt sich der Bock und springt ab – schade. Als wir das Flussbett verlassen, verlangsamen wir unser Tempo. Nicht nur wegen des nun immer steiler werdenden Terrains, sondern auch wegen der steigenden Wahrscheinlichkeit, auf Zebras zu treffen.

Der Boden wird steinig und das Gehen beschwerlich. Parallel zu unserer Kletterei klettert auch die Temperatur. Nun bricht der Schweiß aus allen Poren. Ich muss mich zwingen, nicht zu häufig zur Wasserflasche zu greifen, denn Wasserhaushalt ist in dieser Umgebung das A und O. Im Zickzack-Kurs steuern wir Höhenmeter um Höhenmeter auf den nächstgelegenen Gipfel zu. So langsam fange ich an, mein hochgestecktes Zebra-Ziel zu verfluchen. Aber jedesmal, wenn wir verschnaufen und ich meinen Blick über die weite Ebene unter uns schweifen lasse, überkommt mich ein Hochgefühl, dass alle Muskelschmerzen sofort neutralisiert. Aus dieser Höhe und Perspektive wirkt das ErongoGebirge im Norden wie ein riesiges, versteinertes Reptil. Ich meine, einen Hauch von Ewigkeit zu spüren, und bekomme eine Gänsehaut.

UNVERHOFFTE UND IN DIESER GEGEND SELTENE BEUTE: EINE ALTE WARZENSCHWEIN-BACHE KAM MIT FLÜCHTIGEM SCHUSS ZUR STRECKE.
KAPITALER ORYX-BULLE ZUM ABSCHLUSS DER GRANDIOSEN JAGDREISE. DIE JAGDGÖTTER WAREN MIR HOLD.

„Klack, klack, klack“, steinelt es unter uns. Michael hebt warnend den Zeigefinger, aber auch mir Schwerhörigem ist sofort klar, dass nicht weit von uns Zebras ziehen müssen. Vorsichtig pirschen wir zu einer Geländekante vor, von der aus wir den Bereich einsehen können, aus dem wir die Hufgeräusche vernommen haben. Es dauert nicht lange, bis wir eine kleine Herde Zebras bestätigen, die auf einer Anhöhe im Tal unter uns verhofft. Irgendetwas hat sie beunruhigt. „Die haben wahrscheinlich eine Brise Wind von uns abbekommen“, flüstert Michael, „viel Zeit bleibt nicht, das Stück links außen ist der Hengst.“ Ich betrachte die Zebras schnell durch mein Fernglas. So kurz vor der begehrten Beute bekomme ich reichlich Jagdfieber. Aber für einen Schuss ist es noch zu weit. Also näher ran. Vorsichtig klettere ich Schritt für Schritt den Berg hinab, wobei ich peinlichst darauf achte, keine Steine los zu treten. Mein Ziel ist ein kleiner, gezwieselter Baum, der mir als Gewehrauflage dienen soll. Als ich dort ankomme, haben die angepeilten Zebras noch nichts von mir bemerkt. Aber plötzlich höre ich rechts von mir hektisches Hufgeklapper. Plötzlich geht alles ganz schnell: In einem für uns nicht einsehbaren Bereich des Tals hat eine weitere Zebra-Herde uns offensichtlich gewittert und flüchtet nun auf die anvisierten Stücke zu. Die beiden Herden vereinigen sich und ziehen für ein paar Sekunden unschlüssig hin und her. Ich versuche in dem Gewimmel den starken Hengst frei zu bekommen. Doch keine Chance.

DIE LANDSCHAFT UM DEN ERONGO HAT MICH ZUTIEFST BEEINDRUCKT, UND ICH WEISS, DASS ICH WIEDERKOMMEN WERDE.

Die Zebras gehen im Galopp bergab, das Trommeln der Hufe verhalt im Tal, der Wind verweht den aufgewirbelten Staub und mein Stimmungsbarometer sackt in den Keller. Nachdem ich zu meinen Jagdkameraden wieder hinauf gestiegen bin, setzen wir unsere Pirsch in Richtung Gipfelregion fort. „Wir werden weitere Zebras sehen“, baut Michael mich wieder auf. Und Burkhard hat jetzt schon viele spannende Aufnahmen gemacht – wir werden also, egal wie, nicht mit leeren Händen zurückkehren. Auf dem Gipfel… Es ist Mittag, als wir den Berg erklommen haben. Auch die Hitze hat ihren Höhepunkt erreicht, sodass die Konturen der Landschaft mit zunehmender Entfernung flimmern mit seiner Einschätzung der Lage nicht, denn die drei Stücke springen nach links ab und verschwinden aus unserer Sicht. Alles auf eine Karte setzend, renne ich ihnen, gefolgt von Michael, hinterher. In Verlängerung unserer Laufrichtung mündet der Gipfel in einen etwas tiefer gelegenen Bergsattel. Als ich kurz stehen bleibe, um mich zu orientieren, wechseln die drei Zebras flüchtig von links nach rechts über den Sattel. Chance vorbei? Nein! Ein viertes, deutlich stärkeres Stück folgt. „Hengst oder nichtführende Stute“, spricht Michael schnell neben mir an, „passt“! „Ich brauche deine Schulter“, raune ich. Michael reagiert sofort. Das starke Zebra verhofft. Anstreichen, Zielfassen und Schießen sind Sekundensache. Das Stück zeichnet deutlich und flüchtet über die Sattelkante. Geröll geht klimpernd zu Tal. Stille. In unseren Ohren klingelt der Schuss nach… Wir lassen einige Minuten verstreichen, bis wir zum Anschuss gehen. Schweiß ist zunächst nicht zu sehen, aber an der Felskante, über die das Zebra verschwunden ist, klebt eine Menge Haar. Und dann liegt es vor mir, abgestürzt in eine Rinne. Es ist ein uralter Hengst. Die wunderschöne schwarzweiße Decke ist übersät mit Schmissen von unzähligen Kämpfen, die Hufe sind rund geschliffen und die Molaren bis auf die Wurzeln herab gekaut. Das .300 WSMGeschoss hat das Herz zerfetzt. Der alte Kämpfer ist einen schnellen Tod gestorben. Ich bin überglücklich, spüre die Hitze und müden Muskeln nicht mehr. So hatte ich mir die Jagd auf Bergzebra erträumt, und dieser Traum ist mehr als in Erfüllung gegangen. Michael und Burkhard gratulieren mir herzlich, schießen ein paar Fotos und machen sich dann auf den Rückweg zur Farm, um Hilfe zum Bergen des Zebras zu holen. Allein mit meiner Beute suche ich mir ein schattiges Plätzchen und lasse das Erlebte immer wieder Revue passieren. Die Gedanken wandern auch zurück: Ich habe damals in Simbabwe mit meinem Vater in sehr jungen Jahren eine grandiose Safari erleben dürfen. Deshalb hatte ich im Vorfeld dieser Reise ein wenig Bedenken, dass es schwer werden würde, an dieses prägende Erlebnis anzuknüpfen. Besser hätte es nicht geschehen können…

Zebra zentnerweise

In Schottland hatte ich mit meinen StalkerKollegen in ähnlichen Situationen immer den Spruch parat: „When the stag drops the fun stops.“ Und als ich nun die Lage des Zebras mit abebbender Euphorie betrachte, wird mir sofort klar, dass das Bergen des Stückes „no fun at all“ sein wird. Von meinen Jagdfreunden ist weit und breit noch nichts zu sehen. So nutze ich die Zeit zur Suche nach einer geeigneten Berge-Route. Dafür klettere ich wieder auf den Gipfel und glase die Bergflanken ab. Dabei fällt mir in der vorgelagerten Ebene im Schatten einer Schirmakazie eine verdächtige Silhouette auf. Schnell lege ich mein Fernglas zur Stabilisierung auf einen Granitblock und stelle scharf: Oryx! Es durchfährt mich wie ein Stromstoß, denn Michael hatte vor der Reise gesagt, dass dieses edle Wild auf seiner Farm nur selten durchwechselt. Und jetzt hält keinen Kilometer von mir entfernt ein offensichtlich kapitaler einzelner Bulle seine Siesta. Sofort erwacht wieder der Beutetrieb. „Wo bleiben nur die Freunde und das Bergekommando?“, grübele ich mit Blick auf meine Uhr. Kurz darauf sind Michael und Burkhard zurück. Mit von der Partie ist auch Daniel, gefolgt von Bethuel und zwei weiteren schwarzen Farmarbeitern. Sofort berichte ich Michael von dem Oryx. „Wir werden es versuchen, aber zuerst muss das Zebra vom Berg“, entgegnet er. „Na dann los“, feuere ich die Korona an. Zunächst muss das Stück gehäutet und zerwirkt werden. Die Farmangestellten arbeiten kundig und zügig. Dennoch wird mir die Zeit lang, sodass ich immer wieder nach dem Oryx spähe. Der Bulle döst immer noch unter dem schattenspendenden Baum. Ich kann es kaum erwarten, ihn anzugehen. Endlich ist die rote Arbeit vorüber. Motiviert bis in die Haarspitzen, lasse ich mir eine Zebrakeule auf die Schultern packen, um sie bergab zum Landcruiser zu tragen. „Uff“, stöhne ich. Das unerwartete Gewicht drückt mich fast zu Boden. Aber ich beiße die Zähne zusammen und marschiere los, den kapitalen Oryxbullen vor meinem geistigen Auge. Ich will nicht mit Dauer und Details der folgenden Tortur langweilen, aber als schließlich sämtliche Zebrateile auf der Ladefläche des Geländewagens liegen, sind wir alle fix und fertig. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an alle tapferen Gehilfen!

Unverhoffte Beute

Nachdem sich unsere Atemfrequenz wieder normalisiert hat, brechen Michael und ich mit Daniel als Kameramann auf, um unser Glück auf den Oryxbullen zu versuchen. Aber so sehr wir die Ebene abglasen, in der ich das Stück bestätigt hatte, der Gesuchte bleibt verschwunden. Einen knappen Kilometer vor uns liegt ein scharf eingeschnittenes Flusstal. Michael vermutet, dass die Antilope dort eingewechselt sein könnte. Also marschieren wir rüber und pirschen vorsichtig am Talrand entlang. Die Vegetation im Talgrund ist sehr dicht. Deshalb trage ich das Gewehr im Voranschlag, um gegebenenfalls schnell reagieren zu können. Plötzlich klackern Steine. Ich blicke in die Richtung des Geräuschs und entdecke zu meinem Erstaunen nicht den erhofften Gemsbock, sondern drei etwa gleich große Warzenschweine. Die urigen Wutzen flüchten auf der gegenüberliegenden Talseite parallel zu uns nach links weg. Das vordere Stück zeigt gute Waffen. Michael nickt, ich schwinge mit, Rumms! Die Sau rolliert. Es liegt eine alte, gelte Bache. Es dauert eine Weile, bis sich unser Jubel gelegt hat, denn jagdbare Warzenschweine sind hier ebenso wie Oryx eine glückliche Zufallsbeute, insbesondere auf diesem Farmteil. So ist der Gemsbock auch vorerst vergessen. Abends feiern wir diesen denkwürdigen Jagdtag ausgelassen vor dem Farmhaus. Ein großes Lagerfeuer wird entfacht, vor dem wir unsere strapazierten Glieder auf bequemen Gartenmöbeln ausstrecken. Bier und Wein fließen in Strömen, es wird viel gelacht. Gibt es etwas schöneres als den Erfolg eines solch grandiosen Jagdtages im Freundeskreis zu genießen? Über uns strahlt am Firmament das Kreuz des Südens. Ab und zu heult in der Ferne ein Schakal. Ich schließe meine müden Augenlider und weiß, ich komme wieder…

Epilog

Am nächsten Tag konnte ich auf der Nordseite der Farm doch noch einen Oryxbullen strecken – und was für einen! Die langen, symmetrischen Schläuche messen fast einen Meter. Auch meine Freunde waren in den folgenden Tagen und Wochen sehr erfolgreich. Es wurde viel „Fleisch gemacht“ und einige sehr gute Trophäen wurden dabei erbeutet. Abends versammelten wir uns um den Feuerplatz, bekamen Besuch von benachbarten Farmern oder wir besuchten unsererseits die Nachbarn. Während einer Tagestour nach Swakopmund konnte ich weitere Eindrücke des kontrastreichen Landes genießen. Unvergesslich auch Burkhards Geburtstagsfeier und die tollen Typen im urwüchsigen Pub 1913 in Karibib. Für mich war diese Idylle leider nach einer Woche zu Ende. Aber auch diese kurze Zeit wird mir ewig in sehr positiver Erinnerung bleiben. Michael, Daniel, Burkhard, Maria, Franzi und Shorty: Vielen Dank für die herrlichen Stunden mit Euch!

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