Sprinter – Geparden in Namibia

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Noch in historischer Zeit erstreckte sich das Areal des Geparden über ganz Afrika und weite Teile Asiens. Mit der Kultivierung und intensiveren Nutzung der Steppen- und Savannen-Gebiete wurde er aus weiten Teilen seines alten Areals verdrängt. Zur Zeit darf der Gepard nur in Namibia bejagt werden (Stand Oktober 2002).

Dr.Volker Guthörl
Die englische Bezeichnung Cheetah ist von dem Hindi-Namen Chita abgeleitet. In Indien lebten Geparden (Acinonyx jubatus) noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Die alte Bezeichnung „Jagdleopard“, die in dem Afrikaans-Namen Jagluiperd weiterlebt, bezieht sich auf seinen Gebrauch als Jagdgehilfe.

Die Hetzjagd mit Geparden war seit dem Altertum bis in die Neuzeit in fast allen Ländern seines Vorkommens üblich. Bereits um 3.000 v.Chr. hielten die Sumerer Jagdgeparden, danach kennt man sie als Jagdhelfer und Begleiter hochstehender Personen im alten Ägypten. Auch die alten Perser, Griechen und Römer hatten Jagdgeparden.

Im 11. und 12. Jahrhundert war die Jagd mit Geparden in Russland, Syrien und Palästina weit verbreitet. Marco Polo berichtet im 13. Jahrhundert von dem Mongolen-Herrscher Kublai-Khan. Der hielt etwa 1000 Jagd-Geparden. Vor der Jagd trugen sie Hauben, ähnlich Beizvögeln, die erst abgenommen wurden, wenn Wild in Sicht kam.

Noch im 16. Jahrhundert hatte der indisch-mohammedanische Großmogul Akbar eine ähnlich große Zahl von Geparden. Abessinische, nordafrikanische, armenische, arabische und indische Fürsten gebrauchten Jagd-Geparden bis in die Neuzeit.

In den dichten Wäldern Europas lebten keine Geparden. Nach Mittel- und Westeuropa kamen Jagd-Geparden erst mit den Kreuzfahrern, die sie aus dem Orient mitbrachten. Danach war diese Jagdart auch an den europäischen Adelshöfen weit verbreitet. Der österreichische Kaiser Leopold I. soll mit ihnen im Wienerwald sogar Rehe gejagt haben.

 

Geparden sind Wildfänge

 

Fast alle Jagd- und Zoo-Geparden waren und sind Wildfänge. Bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts konnte der Gepard in Gefangenschaft nicht nachgezüchtet werden. Noch heute ist die Gefangenschaftszucht schwierig. Sehr empfindlich gegen Krankheiten, leben Geparden in Gefangenschaft nicht lange.

Daraus ergibt sich eine starke Nachfrage nach Wildfängen. Allein aus Namibia, wo ein noch starker Geparden-Bestand existiert, wurden in den 80er Jahren knapp 1.000 lebende Geparden legal exportiert.

Als Wandschmuck und Pelz ist die prächtige Decke ebenfalls sehr begehrt. Zwar ist der Handel durch das Washingtoner CITES untersagt, doch dieses Abkommen regelt nur die internationale Ebene. Illegale Geschäfte werden durch das Verbot noch lukrativer. National und lokal ist die Nachfrage ebenfalls groß. In den meisten Kulturen sind Felle von Großkatzen ein Statussymbol – auch bei Nicht-Jägern.

Die Trophäen-Jagd hat heute nur noch eine geringe Bedeutung für die Entnahme von Geparden aus der Wildbahn. Zur Zeit darf der Gepard nur in Namibia bejagt werden. Nach der offiziellen namibianischen Statistik wurden in den 80er Jahren 190 Trophäen-Geparden erlegt. Das waren nur 2,8 Prozent der gemeldeten Gesamtstrecke.

Im gleichen Zeitraum wurden 5.670 Geparden von Farmern zum Schutz ihres Viehs erlegt; das waren 83 Prozent der offiziellen Gesamtstrecke. Viele Farmer melden erlegte Schadgeparden aber nicht oder nur gelegentlich. Daher ist die tatsächliche Zahl der als Schädlinge getöteten Tiere wesentlich größer. In den meisten anderen Ländern seines Verbreitungsgebietes gibt es überhaupt keine Statistik.

Doch grundsätzlich ist die Lage überall ähnlich: Ein Hauptgrund für den starken Bestandsrückgang in den vergangenen Jahrzehnten ist die Verfolgung durch Viehhalter und Farmer.

Außer einem kleinen Restvorkommen in Persien leben in Asien keine Geparden mehr. In Arabien und Nordafrika gibt es nur noch winzige Relikte. In West- und Zentralafrika sind Geparden selten geworden. Nur im östlichen und südlichen Afrika ist der Bestand noch relativ gut. Der Hauptbestand existiert heute in Namibia, und es klingt paradox: Etwa 90 Prozent davon leben außerhalb der besonders geschützten Naturreservate, auf kommerziellem Farmland!

Die Verluste unter den Jungtieren sind hoch. Löwe, Leopard, Hyäne oder Wildhund sind die größten Feinde.

 

Bilder
Thomson-Gazelle
Fotos: Fritz Pölking, Werner Layer, Jürgen Gauß, Heinz Lehmann

 

Aufklappelement Titel

Als Ruheplätze werden stellen bevorzugt, die einen guten Ausblick zulassen.

Bejagung der Geparden

Zur Bejagung des Geparden gibt es nicht sehr viel zu sagen. Das Ganzpräparat oder die Decke sind prächtige Trophäen, aber der Gepard ist kein wehrhaftes Raubwild. Die jagdliche Herausforderung liegt darin, den Geparden zu finden, auf Schuss-Entfernung heranzukommen und ihn sauber zu erlegen. Von Farmern werden Schadgeparden meist mit Gitterfallen gefangen. Die besten Standorte dafür sind die „Spielbäume“ sowie frequentierte Zwangswechsel an schakalsicheren Zäunen. Luder nimmt der Gepard nicht an.Bei der Trophäen-Jagd gelten ähnliche Kriterien. Spielbäume sind markante Punkte im Revier, meist große, etwas schrägstehende Bäume an etwas erhöhten Stellen. Sie dienen als Ruheplätze, Aussichtsplattform und sozialem Mittelpunkt der Geparden in einem Revier. Frische Kratzspuren am Stamm, Fährten und Losung verraten die Anwesenheit der Großkatzen.

Pirsch oder Ansitz in der Nähe eines Spielbaumes oder Zwangswechsels können erfolgreich sein. Da der Gepard seine Beute gern zur nächsten Deckung in Sicherheit bringt, lohnt es sich immer, einer frischen Schleifspur zu folgen. Der Ansitz an einer Wasserstelle ist ebenfalls erfolgversprechend.

Obwohl sie auf vielen Farmen üblich ist, halte ich die Jagd an der Wasserstelle für wenig waidgerecht. Fast alle Tränken auf Farmland sind künstlich angelegt. In der Trockenzeit wirken sie wie Magnete auf das Wild. Es sind schöne Stellen zum Beobachten. Doch die Jagd an einer Wasserstelle in der Trockenzeit entspricht der Jagd an einer Fütterung in der Notzeit!

Viele afrikanische Farmer nehmen es nicht so genau, aber als Jagdgast sollte man bereits vor der Jagd klarstellen, dass man keine führende Katze schießt. Da ist es belanglos, ob diese dann doch vom Farmer als Schadwild getötet werden muss. Ein führendes Stück ist keine Trophäe! Geparden sind überwiegend tagaktiv, mit Höhepunkten in der lichten Dämmerung. Als Ruheplätze werden Stellen mit Aussicht bevorzugt.

Einzelgänger sind die Ausnahme. Meist sieht man kleine Gruppen. Diese bestehen entweder aus einer führenden Katze mit Nachwuchs oder aus Junggesellen. Nur in der Ranz sind Kuder und Katze für kurze Zeit zusammen. Ansonsten leben die Geschlechter getrennt, ihre Reviere können sich aber überschneiden. Je nach Lebensraum und Nahrungsangebot werden Streifgebiete von 50 bis 1.500 Quadratkilometern genutzt.

Das Territorial-Verhalten ist ganz eigenartig. Die Kuder setzen zwar Harn- und Losungsmarken, dulden aber andere Geparden in ihrem Streifgebiet. Ein frisch markiertes Gebiet wird aber für etwa 24 Stunden von anderen Geparden gemieden. Dadurch wird der Lebensraum nicht räumlich, sondern zeitlich aufgeteilt. Man spricht von einem „Zeitplan-Revier“.

Bevorzugt werden offene Lebensräume, in denen der Gepard auf Sicht jagen kann. Im dichten Wald fehlt er. Die verbreitete Vorstellung, Geparden lebten nur in baumarmen Steppen, ist aber falsch. Auch in Waldgebieten und im Dickbusch gibt es Geparden, wenn der Unterwuchs licht und das Beuteangebot gut ist. Andererseits werden baumlose Gebiete mit starkem und hohem Grasbewuchs zumindest saisonal gemieden. Dichte Bodenvegetation behindert die Jagd.

Im Inneren der großen Wüsten fehlt der Gepard nicht wegen Wassermangels. Er kommt zur Not auch ohne Trinkwasser aus. Das beweisen die Vorkommen in der inneren Kalahari, wo es monatelang kein offenes Wasser gibt. Der Schlüsselfaktor ist eine ausreichende Beutetier-Dichte. Das Spektrum reicht von Kleinsäugern und Vögeln bis zur Großantilope, wobei letztere nur von mehreren Geparden gemeinsam überwältigt werden. Hauptbeute für Einzelgänger sind kleine bis mittelgroße Gazellen und Antilopen bis etwa Impala-Größe.

Nach schneller Hatz wird das Opfer mit den Vorderpranken von den Läufen geschlagen und durch Kehlbiss erdrosselt. Der Gepard hat keine scharfen Fänge, um die Beute sicher zu greifen und durch Genickbiss zu töten. Seine Krallen sind stumpf und die Fangzähne relativ schwach. Er klettert schlecht und vermeidet das Schwimmen.

Er ist ein hochspezialisierter Hetzjäger. Der Gepard gilt als das schnellste Landraubtier. Angaben von Spitzen-Geschwindigkeiten von über 100 Kilometer pro Stunde sind aber übertrieben, realistisch sind 80 bis 90 km/h. Damit ist ein Gepard nur wenig schneller als ein Springbock, der nach eigenen Messungen in voller Fahrt 70 bis 80 Kilometer erreicht und diese Geschwindigkeit kilometerweit durchhält. Der Gepard hingegen kann seine hohe Sprint-Geschwindigkeit nur über wenige 100 Meter halten. Durch Hakenschlagen, plötzliche Sprünge und größere Ausdauer entkommen ihm deshalb viele Beutetiere.

Mit nur zehn bis 30 Prozent Erfolg bei den begonnenen Jagden sind Geparden deutlich weniger effektiv als andere Großräuber. Der Energie-Verbrauch für die rasante Hetzjagd ist aber extrem. So können Geparden aus energetischen Gründen nur in Gebieten mit hoher Beutedichte leben. Nur dort sind Jagderfolge in kurzen Zeitabständen möglich.

Diese enge nahrungsökologische Nische unterscheidet den Geparden von dem opportunistischen Leoparden. Als Ursache für den Bestandsrückgang des Geparden wird dieser Faktor aber nicht gebührend berücksichtigt: Denn in weiten Teilen seines Areals wurden die Haupt-Beutetiere stark dezimiert. Wo gibt es in Asien, Indien, Arabien oder Nordafrika denn noch große Gazellen- oder Antilopen-Herden? So wurde seine natürliche Lebensgrundlage bereits zerstört, bevor die Viehzüchter dem Geparden den Rest gaben.

Verschärft wird das Energieproblem durch opportunistische Räuber, die dem Geparden oft die Beute abnehmen. Vor Hyänen, Wildhunden, Löwen und Leoparden zieht er sich ohne Widerstand zurück. Sein Gebiss ist zu schwach für eine wirksame Verteidigung. Zudem könnte die geringste Verletzung seine Laufgeschwindigkeit und damit den Jagd-Erfolg beeinträchtigen.

Gepardinnen bringen ein bis acht, in der Regel drei bis vier Junge in einem gut getarnten Versteck zur Welt. In den ersten Lebenswochen werden sie alle paar Tage in ein neues Versteck getragen, um sie vor Feinden zu verbergen. Dennoch sind die Verluste durch Räuber sehr hoch. Die Gepardin muss jagen, um sich und ihren Nachwuchs zu versorgen. Doch selbst wenn sie anwesend ist, kann sie die Jungen gegen wehrhafte Räuber nicht schützen. Ihre größten Feinde sind Löwe, Leopard, Hyäne und Wildhund. In Natur-Reservaten mit hohem Bestand dieser opportunistischen Großräuber ist die Überlebensrate der Junggeparden fast null!

So haben wir bereits eine Erklärung für das scheinbare Paradoxon: In Natur-Reservaten ist der Gepard zwar vor menschlicher Verfolgung geschützt, es gibt aber viele, manchmal zu viele opportunistische Räuber. Sie nehmen ihm nicht nur ständig die Beute ab, sondern töten auch seine Jungen. So fehlt der Nachwuchs, und der Bestand geht langsam aber sicher zurück. Auf namibianischem Farmland hingegen fehlen die opportunistischen Großräuber fast ganz. Obwohl der Gepard dort verfolgt wird, ist die Überlebensrate der Jungen doch hoch.

Diese Erklärung reicht jedoch nicht aus. Aus anderen Viehzucht-Gebieten, wo die opportunistischen Großräuber ebenfalls fehlen, sind die Geparden ja verschwunden. Wir haben aber gesehen, wie wichtig die Beutetierdichte ist. Im Gegensatz zu anderen Gebieten ist wildlebende Beute auf den kommerziellen Farmen in Namibia reichlich vorhanden. Sogar eine deutliche Zunahme der Schalenwild-Bestände seit etwa drei Jahrzehnten ist belegt.

Die Gründe dafür sind bekannt: Durch die Wasser-Erschließung für das Vieh sind Tränken ganzjährig vorhanden. Der Raubdruck ist relativ gering, außer Leopard und Gepard gibt es kaum Großräuber. Die Bejagung der Antilopen und des anderen Wildes ist nachhaltig. Viele Farmer hegen das Wild, seit im Jahre 1967 das Naturschutzgesetz geändert wurde und die Landbesitzer somit Eigentümer des jagdbaren Wildes auf ihrem Land wurden.

Zudem ist die Weidekonkurrenz zwischen dem Vieh und den meisten Schalenwild-Arten nicht so groß wie in anderen Viehzucht-Gebieten. Aus klimatischen Gründen sind die Bestockungsraten gering. Im Vergleich zu Regionen mit stärkeren Regenfällen ist die Viehhaltung extensiv und lässt Raum für das Wild. Im Gegensatz zu den Viehhaltern in kommunalen Gebieten neigen Privatfarmer weniger dazu, ihr eigenes Land zu übernutzen und durch Uberweidung die ganze Vegetation zu zerstören. Manche Blattäser profitieren sogar von der extensiven Beweidung, weil große Gebiete zunehmend verbuschen.

Zu der hohen Beutetier-Dichte kommt die besondere Vegetationsstruktur und das Campsystem auf den namibianischen Farmen. Dadurch wird die typische Jagdweise des Geparden begünstigt. Das Vieh hält den Unterwuchs kurz. Es gibt viele offene Flächen, also übersichtliches Jagdgelände.

Die Umtriebsweide erfordert eine Unterteilung der Farm in einzelne Camps und zwar durch relativ niedrige Innenzäune. Beim ruhigen Umherziehen sind die Campzäune kein Hindernis für das Schalenwild; manche Arten überfallen den Zaun, andere kriechen darunter hindurch. Bei der Flucht vor dem Geparden gehen am Zaun jedoch lebenswichtige Sekunden verloren. Nicht wenige Geparden haben sich darauf spezialisiert, ihre Beute in den Zaun zu hetzen!

Ein weiterer Faktor für den guten Bestand auf dem privaten Farmland Namibias ist die zunehmende Wertschätzung des Geparden als Einnahmequelle durch die Trophäenjagd. Dieser Faktor gewinnt in dem Maße noch an Bedeutung, wie immer mehr Farmen zu intensiver bewirtschafteten Jagd- und Wildfarmen umgewandelt werden.

Um konkurrenzfähig zu bleiben, wird das Jagdangebot durch zusätzliche, seltene und auch exotische Schalenwild-Arten bereichert. Den gelegentlichen Verlust einer Ziege, eines Rinderkalbes, eines Springbockes, Kudu- oder Oryxkalbes kann man noch verschmerzen. Vergreift der Gepard sich aber an den teuren Weißschwanzgnus, Impalas, Sable, Roan oder Tsessebes, dann wird es kritisch.

Aus der Sicht des wirtschaftlich denkenden Farmers sind Geparden nur tragbar, solange sie keine gravierenden finanziellen Verluste verursachen. Gebühren für den Abschuss von Trophäen-Geparden sind fast die einzige Einnahmequelle, die den gelegentlichen Verlust von Stücken wertvoller Schalenwildarten aufwiegen kann.

Geparden sind zu einem Flaggschiff des Naturschutzes geworden …

Foto-Touristen & Tierfreunde

Zwei weitere wichtige Einnahmequellen sind Touristen, die Geparden beobachten und fotografieren möchten, sowie Tierfreunde, die für den Schutz des Geparden spenden. Foto-Touristen sind aber meist auch mit Raubkatzen zufrieden, die in kleinen Gehegen gehalten werden. Auf dem Foto sieht man ja später nicht, wo die Aufnahme gemacht worden ist. Oft ist den Leuten auch gar nicht bewusst, dass die vermeintlichen Wildtiere in einem sicher eingezäunten Camp gehalten werden.So wird nicht der Wildbestand der Raubkatzen gefördert, sondern die Gefangenschaftshaltung. Leider gilt das aber auch für manchen „Trophäen-Geparden“. Jagdgäste aus Europa haben keine Vorstellung von der Größe afrikanischer Farmen. So bleibt ihnen verborgen, dass ihre Jagdbeute nicht aus der freien Wildnis stammt, sondern aus einem gezäunten Wildcamp.

Ähnlichen Illusionen unterliegen manche Tierfreunde, die mit besten Absichten für den Schutz der „vom Aussterben bedrohten Großkatzen“ spenden. Es gibt leider nicht wenige unseriöse Tierschutz-Organisationen, die fast nichts für den eigentlichen Spendenzweck tun. Schaut man hinter die Fassade, kommt eine Organisation zum Vorschein, die nur zum Sammeln von Spendengeldern betrieben wird, aus denen die Funktionäre bezahlt werden.

Naturschutz

Der Wettbewerb im Revier der Spendensammler wird immer größer. So sind heute auch seriöse Naturschutz-Verbände gezwungen, ausgebildete Fachleute zur Organisation von Spenden-Kampagnen anzustellen. Ein Großteil der Einnahmen wird wieder für die Spendenwerbung und nicht für die eigentliche Naturschutz-Arbeit eingesetzt. Hinzu kommen die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit und Naturschutz-Politik.Der Einfluss auf das Naturschutz-Bewusstsein der Bevölkerung und die Lobbyarbeit der Naturschützer sind wertvoll und verdienen Anerkennung. Doch durch eine Geldspende an einen beliebigen Naturschutz-Verband hilft man heute fast nur noch, die Funktionäre zu finanzieren. Sie arbeiten in klimatisierten Büros in afrikanischen Hauptstädten und fahren mit teuren und bestens ausgerüsteten Geländewagen über asphaltierte Straßen von einem Meeting zum nächsten. Dort werden ausgeklügelte Pläne, eindrucksvolle Projektberichte und anderes Papier produziert.

Draußen im Busch sieht man sie selten. Wenn vor Ort etwas bewegt wird, dann von freiwilligen oder ehrenamtlichen Idealisten, die nicht oder nicht angemessen bezahlt werden. Ihre Bedeutung als Statisten für Spendenkampagnen ist meist größer als die messbaren Erfolge im Naturschutz. Der Gepard ist zu einem wichtigen „Flaggschiff“ für den internationalen Naturschutz geworden. Spenden-Aufrufe mit dem Geparden als Zugpferd sind leider sehr kritisch zu betrachten.

Erhaltung

In Namibia setzen sich der Berufsjagdverband, das Naturschutz-Ministerium und mehrere private Naturschutz-Verbände gemeinsam für die Erhaltung, Hege und nachhaltige Nutzung des Geparden in der freien Wildbahn ein. Als freie Wildbahn gelten nicht nur besonders geschützte Naturreservate, sondern auch kommunale Gebiete und selbstverständlich auch kommerzielle Viehzucht-Gebiete, wo die Hauptvorkommen sind.Die wildsicher gezäunten Jagd- und Wildfarmen gelten als freie Wildbahn, solange die Geparden sich zwischen anderen Wildarten frei bewegen können und nicht gefüttert werden. Sehr positiv auf weit umherziehende Wildarten wie den Gepard wirkt sich die wachsende Zahl von Hege-Gemeinschaften aus, in denen das Wild als gemeinsame Ressource bewirtschaftet wird. Ein Teil der landesweiten Aktivitäten zur Erforschung und Hege des Geparden wird über eine erhöhte Gebühr für den Abschuss von Trophäen-Geparden finanziert.

Viele Farmer und andere Ortsansässige helfen bei der Geparden-Forschung mit. Im Gegenzug werden sie über Techniken und Methoden informiert, durch die Schäden an Vieh und Schalenwild gemindert oder vermieden werden. Anatolische Hirtenhunde sind dafür bekannt, ihre Herde auch gegen Raubkatzen zu verteidigen. Sie werden in Namibia inzwischen gezüchtet und an interessierte Farmer kostengünstig abgegeben.

Eine andere, zunächst etwas kuriose Methode sind führende Eselinnen, die zu einer Viehherde mit Kälbern gestellt werden. Sie verteidigen nicht nur ihre eigenen Fohlen, sondern auch das Vieh gegen angreifende Geparden. Kommt es zu größeren Problemen, kann den Farmern geholfen werden, indem man zu Schaden gehende Geparden lebend fängt. Soweit praktikabel, werden diese anderswo ausgesetzt. Aus biologischer Sicht ist das aber fragwürdig, denn fast immer wandern die Raubkatzen in ihr altes Gebiet zurück und kommen dabei um.

Ohne wissenschaftliche Basis ist bis jetzt auch die Methode, den Geparden durchElektroschocks die Lust am Schlagen von Vieh zu nehmen, bevor sie wieder freigelassen werden. Diese Tiere vergreifen sich wohl schnell wieder am Vieh, wenn andere Beute knapp ist. Was hier aber zählt, ist die gute Absicht aller Beteiligten. Aus den eigenen Fehlern zu lernen ist keine Schande.

Ein Schadgepard, der geschossen und vergraben wird, bringt keinerlei weiteren Nutzen. Im Gehege gehalten ist er immerhin eine Touristen-Attraktion. In entsprechendem Rahmen kann er auch für ein vernünftiges Schutzkonzept werben. So hat er für die Erhaltung seiner freilebenden Artgenossen noch einen gewissen Wert.

Hinzu kommt die enge genetische Bandbreite, für die diese Art bekannt ist. Jeder Schadgepard, der mangels besserer Alternativen und ohne weiteren Nutzen getötet werden muss, ist ein genetischer Verlust für die Art. Es gibt zwar Beispiele für einst bedrohte Wildarten, die aus Restbeständen wieder herangehegt worden sind. Erwähnt seien nur Wisent, Alpensteinbock und Breitmaul-Nashorn. Von Vorteil für das Überleben der Art in einer veränderlichen Umwelt ist eine schmale genetische Basis aber auf keinen Fall.

Der Gepard in Namibia ist ein Beispiel für die Erhaltung einer Wildart durch vernünftige Nutzung. Auf extensiv bewirtschaftetem Farmland, wo er in einem naturnahen Lebensraum nachhaltig genutzt wird, geht es ihm sogar besser als in den besonders geschützten Naturreservaten. Der Gepard hat in einigen Gebieten Afrikas heute gute Zukunftsaussichten, wenn der allgemeine politisch-administrative Verfall nicht ungebremst weitergeht.

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