Trotz des seit Dezember 2013 in Südsudan herrschenden Bürgerkriegs wurde im letzten Jahr eine Wildzählung aus der Luft durchgeführt. Die 18.000 Kilometer langen Beobachtungsflüge deckten ein Gebiet von insgesamt 21.000 Quadratkilometer ab. Etwa die Hälfte der bedeutsamen Wildgebiete des Landes konnten wegen des Krieges jedoch nicht erfasst werden. Frühere Zählungen gab es in den Jahren 2007, 2008, 2010 und 2013.
Die Ergebnisse der aktuellen Zählung liegen jetzt vor. Danach haben signifikante Wildpopulationen überlebt, allerdings nehmen die Wilderei und andere schädliche Aktivitäten wie Abholzung und illegaler Bergbau zu. Im Südsudan findet die nach der Serengeti zweitgrößte Wildtier-Migration statt. Und zwar wandern die Tiang und andere Antilopen alljährlich zwischen dem Badingilo Nationalpark und dem großen Feuchtgebiet des Sudd.
In den 1970er Jahren wurden rund 80.000 Elefanten bestätigt, bei der Zählung im vergangenen Jahr waren es nur noch 730 (Foto: Heinz Lehmann)
Mindestens 730 Elefanten wurden im Zählgebiet bestätigt. Vor dem Kriege gab es im ganzen Land etwa 2.300 Elefanten, nicht besonders viel im Vergleich zu den 1970er Jahren, als noch 80.000 Stück ihre Fährten zogen. Ein paar hundert Giraffen wurden gezählt. Es besteht die Gefahr, dass sie lokal aussterben. Eland, Oryx, Kob, Tiang, Riedböcke und Mongalla Gazellen wurden bestätigt.
Der Wildschutz im Lande wird überwiegend vom Entwicklungsdienst der Vereinigten Staaten zusammen mit der amerikanischen “Wildlife Conservation Society” finanziert. Die südsudanesische Regierung verfügt kaum über eigene Finanzmittel für diesen Zweck. Schätzungen zufolge wird in diesem Jahr die Hälfte der Bevölkerung nicht ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgt sein. Mangels eigener Einnahmen wollte die Regierung vor einigen Monaten die ausländischen Nothelfer im Lande mit einer Steuer von 10.000 Dollar im Jahr belegen. Diese Pläne wurden nach Protesten vorerst ausgesetzt.
Der Südsudan war vor einigen Jahrzehnten eines der besten Jagdgebiete des Kontinents. Fachleute sind sich einig, dass eine nachhaltige Jagd auf nicht gefährdete Wildarten selbst unter den aktuellen politischen Verhältnissen möglich wäre und Einnahmen für die Wildschutzbehörde erwirtschaften könnte. Die amerikanischen Helfer haben jedoch seit der Unabhängigkeit einseitig auf Nationalparks gesetzt. Verschiedene Versuche in den Jahren um 2005, die Jagd zu eröffnen, wurden politisch abgewürgt. Mit Touristen, die die Nationalparks besuchen könnten, ist jedoch nicht zu rechnen. Im Übrigen gibt es dort keine Infrastruktur. Die Nationalparks müssen deshalb auf Dauer von außen unterhalten werden.
rdb