Die .416 Rigby ist eine beliebte Patrone mit top Tiefenwirkung und Stoppkraft, aber auch deutlichem Rückstoß sowie beschränkter Reichweite. Nun ist das Problem gelöst. Von Norbert Klups
(Foto: Norbert Klups)
Als ich eine Büffeljagd am Linyanti plante, die mit dem Abschuss von Riedbock und Chapman-Zebra sowie der anschließenden Fleischjagd auf einer Jagdfarm kombiniert werden sollte, wusste ich, dass ich zwei Waffen bzw. Kaliber mitnehmen musste. Dieser Gedanke behagte mir wenig. So begann der Prozess, an einer Lösung zu arbeiten.
Der erste Gedanke, eine Büchse im Kaliber .375 H & H zu wählen, wurde in Erinnerung an vergangene Büffeljagden schnell verworfen. Die .375 hat zu wenig Stoppkraft, und am Linyanti war mit hautnahem Kontakt zu rechnen. Ein 10-Millimeter-Kaliber und ein Geschossgewicht von mindesten 26 bis 30 Gramm sollten es schon sein.
Im Waffenschrank standen dafür eine Doppelbüchse .450/400 NE, ein Repetierer .404 Jeffery sowie einer in .416 Rigby bereit. Die Doppelbüchse schied mangels Zielfernrohr aus. Beim Repetierer fiel die Wahl dann auf die Rigby, da sie die bessere Präzision besitzt und auch einen weiter verbreiteten Geschossdurchmesser als die Jeffery, die .423er-Projektile benötigt. Die Idee war, eine Großwildpatrone mit einem deutlich leichteren Geschoss zu laden, um den Rückstoß für meine Frau zu senken und die Rasanz deutlich zu erhöhen. Deutlich heißt, dass es mehr als 15 bis 16 Gramm nicht sein sollten. Die Suche begann.
HDB Alu Spitz
Viel Auswahl fand sich leider nicht. Das Bone Crusher von Sax war mit 19 Gramm zu schwer, das 3-Band-Classic von LFB mit 17 Gramm auch noch etwas über dem Limit, sodass die Wahl auf das HDB Alu Spitz von Reichenberg fiel, das mit 13 Gramm im idealen Gewichtsbereich liegt. Nur halb so schwer wie das 26-Gramm-Normalgeschoss sollte es sich angenehm schießen lassen und eine beachtliche Geschwindigkeit entwickeln.
HDB-Geschosse werden aus reinem Kupfer hergestellt und sind für ihre Präzision bekannt. Ob das allerdings auch funktioniert, wenn ein sehr leichtes Geschoss in eine große Hülse geladen wird, musste sich erst noch zeigen. Reichenberg hat das Alu-Spitz genau für den angedachten Zweck konstruiert und bietet zur Zeit Geschosse in den Durchmessern .416 (13 Gramm), .422 (12,5 Gramm), .458 (16,2 Gramm) sowie .470 (17,8 Gramm) an. Laut Hersteller sollen die Projektile ein sehr gutes Expansionsverhalten auch bei geringen Auftreffgeschwindigkeiten und kleineren Zielwiderständen haben, zudem eine hohe Augenblickswirkung. Damit sind sie optimal für weite Schüsse geeignet.
Ladedaten für die .416 Rigby gab es natürlich keine. So begann die Laborierungsentwicklung. Der Gedanke, die Patrone mit einer kleinen Menge offensiven Pulvers zu laden, wurde sofort wieder verworfen. Angesichts der dann zu geringen Ladungsdichte wären Füllmittel erforderlich. Damit habe ich in der Vergangenheit keine guten Erfahrungen bezüglich Präzision gemacht.
Progressiv abbrennendes Pulver wird zwar von der Leistungsbilanz schlecht ausfallen, weil bei dem geringen Geschossgewicht ein Teil des Pulvers vor dem Lauf verbrennt und außerdem mit gehörigem Mündungsfeuer zu rechnen ist. Unter der Sonne Afrikas ist Letzteres aber kein Thema und Leistung reichlich vorhanden, wenn ein 13-Gramm-Geschoss in einer Hülse mit dem Pulverraum der .416 Rigby verladen wird.
Auf die Ladebank kamen also eher progressive Pulver, wie Vihtavuori N540 und N550, die eine hohe Ladedichte bringen sowie Reload Swiss RS 50. Die beste Präzision brachte die Laborierung mit 94 grains N 540, die bei einer Ladedichte von 90 Prozent lag und Streukreise von 4 Zentimeter auf 100 Meter lieferte. Keine Matchqualität, aber für Afrika-Wild mehr als genug.
Das 13-Gramm-HDB (links) im Vergleich zum 26-Gramm-Swift-A-Frame (rechts) in der Norma-Fabrikpatrone
Die gemessene Mündungsgeschwindigkeit aus einem 61 Zentimeter langen Lauf lag bei 925 m/s. Damit ist es beinahe eine Kopie der .300 Weatherby Magnum. Hornady etwa gibt für die Laborierung mit dem 13 Gramm schweren ELD-X eine V0 von 899 m/s an. Unsere .416 Rigby Light ist zwar noch etwas schneller, verliert aber durch die geringere Querschnittsbelastung des leichten, dicken Geschosses auch schneller an Geschwindigkeit, sodass die Flugbahn bis 200 Meter in etwa identisch sein dürfte. Aus der schweren Großwildbüchse schoss sich die Laborierung überaus angenehm und lag etwa im Bereich der .300 Win. Mag.
Zweites Zielfernrohr
Der erste Gedanke, die Originalpatrone und die Light mit einem Zielfernrohr zu verwenden, wurde schnell wieder verworfen. Die Treffpunktlagen waren zu unterschiedlich. Daher wurde eine zweite Optik montiert.
Der Büffel war nach drei Tagen erlegt. Das 1–6-fache Zielfernrohr sowie das 26 Gramm schwere Swift-A-Frame wurden dann gegen die Rigby-Light sowie die große Zieloptik getauscht. In den nächsten Tagen wurden damit Impala, Riedbock, Oryx, Strauß, Zebra, Gnu und Eland erlegt. Die Schussdistanzen lagen zwischen 80 und 225 Meter.
Auf Zebra und Eland waren Nachsuchen erforderlich, was aber an den Schüssen lag. Beide Stücke kamen zur Strecke. Aus ihnen konnten Geschossreste geborgen werden, alles andere Wild hatte Ausschuss. Das Zebra war halbspitz von vorn auf 120 Meter beschossen worden. Der Einschuss lag zu weit hinten.
Die gefundenen Geschossreste der .416 Rigby Light. Das linke stammt aus dem Zebra, das rechte aus dem Eland (Fotos: Norbert Klups)
Das Geschoss hatte sich durch den Pansen hindurchgearbeitet und steckte vor der Keule. Es war kaum aufgepilzt, der Geschossrest wog bei 12 Millimeter Durchmesser noch 12,6 Gramm. Er war noch 19,5 Millimeter lang, und bis zum Boden der Hohlspitze waren noch 7 Millimeter vorhanden. Die Originalgeschosslänge beträgt ohne Aluspitze 20 Millimeter. Der Pansenschuss hatte eine Deformation des Geschosses offenbar verhindert.
Beim Eland fand sich das Projektil auf der Ausschussseite liegend unter der Decke. Es war durch einen Lungenflügel gegangen und wog noch 12,4 Gramm. Die Fahnen waren vollständig aufgepilzt, und der Geschossdurchmesser betrug 18,5 Millimeter.
Resümee
Mit dieser Laborierung ist es möglich, mit einer schweren Großwildbüchse im Kaliber .416 Rigby auch Plains Game auf größere Distanz erfolgreich zu bejagen. Für die Verwendung der Ladedaten übernehmen allerdings weder Verlag noch Autor Verantwortung. Jeder Wiederlader handelt eigenverantwortlich.