Freunde wirklich rasanter 6,5-mm-Patronen haben nicht sehr viel Auswahl. An Fabrikpatronen stehen hier nur die 6,5×68 und die .264 Winchester Magnum zur Verfügung. Jetzt ist eine dritte 6,5 mm Weitschuss-Patrone hinzugekommen, die 6,5×63 Messner Magnum.
Von Norbert Klups
Die .264 Winchester Magnum ist mit den Jahren in ihrer Leistung immer mehr reduziert worden, und die heutige Fabrik-Laborierung von Winchester mit dem 140 Grains (9,07 Gramm) Power Point bringt es gerade mal auf eine Geschwindigkeit von 920 m/s. Rasante, leichte Laborierungen gibt es heute als Fabrikpatronen nicht mehr.
Die 6,5×68 ist da schon beeindruckender. Bei der leichten Sechs-Gramm-TMS-Laborierung verlässt das Geschoss mit 1.150 m/s den Lauf, und das schwerere 8,2- Gramm-Kegelspitzgeschoss ist mit 960 m/s auch nicht gerade lahm. Um diese Werte zu erreichen, sind aber unbedingt 65 Zentimeter lange Läufe notwendig. Aus einem 60er Lauf verliert die 6,5×68 sehr viel an Leistung.
Langläufige Waffen sind aber für die Bergjagd nicht gerade optimal. Hier setzte Joseph Messner bei der Entwicklung seiner 6,5×63 Messner Magnum an. Grundgedanke des Elsässers war bei der Entwicklung der 6,5×63, eine Patrone zu schaffen, die eine hohe Leistung auch aus 60 Zentimeter langen Läufen erbringt, sehr präzise ist, eine geringe Verschluss-Belastung aufweist und auch schwerere Geschosse ausreichend stabilisiert. Die letzte Forderung ist nur über die Drall-Länge zu erreichen und hat mit der Patrone selbst nichts zu tun. Messner empfiehlt für seine Patrone daher den kurzen Drall von 8,5 Zoll.
Ausgangshülse der 6,5-mm-Patrone ist die 9,3×64. Messner zieht die Hülse auf .264 ein und verändert den Schulterwinkel auf 30 Grad. Er erhält so eine 6,5mm Patrone mit sehr großem Pulverraum. Die Munition wird von Wolfgang Romey für Messner gefertigt. Die Hülsen stammen aus Horneber Fertigung und haben einen speziell geformten Boden. Messner sieht in der Innenform des Bodens Vorteile beim Pulverabbrand und eine Reduzierung der Verschluss-Belastung. Inwieweit dies zutrifft, lässt sich nur durch umfangreiche Messungen überprüfen, bei denen auch eingezogene Hülsen 9,3×64 mit normaler Bodenform verwendet werden. Ein Aufwand, der sich kaum lohnt.
Die zur Verfügung gestellten Patronen waren mit Nosler Ballistik Tip mit 140 Grains geladen. Die Angaben auf der Patronenschachtel sind beeindruckend. Bei einer Vo von 1001 m/s wird eine Mündungsenergie von 3.896 Joule erreicht, und die GEE liegt bei 215 Meter. Die Lauflänge wird ausdrücklich mit 60 Zentimeter angegeben. Damit ist die 6,5×63 Messner Magnum einer 6,5×68 überlegen – und die benötigt einen 65er Lauf, um ihre volle Leistung zu erreichen.
Die Büchse aus der Werkstatt Reimer Johannsens hat ein neu gefertigtes Mauser 98 System in Standardlänge mit Double-Square-Bridge und aus dem Vollen herausgearbeitete Montagesockel. Gesichert wird über eine seitliche Schlagbolzen-Sicherung, die mit Druckknopf gegen unbeabsichtigtes Entsichern geschützt ist.
Der nach der Messner-Philosophie nur 60 Zentimeter lange Lauf stammt aus Lothar-Walter-Fertigung und hat einen Mündungsdurchmesser von 16,5 Millimetern. Er trägt eine Viertelschiene, in die eine U-Kimme mit zusätzlichem klappbarem Kimmenblatt eingeschoben ist. Das Silberperlkorn verfügt über einen klappbaren Kornschutz und ein zusätzliches weißes Dämmerungskorn. Kornsattel und vorderer Riemenbügel sind in bester Büchsenmacher-Tradition mit einem Ring über den Lauf gezogen und verlötet. Kammer, Auszieher, die Feder des Schlosshalters und der Zubringer sind mit einem Sonnenschliff versehen.
Der klassische Nussbaum-Schaft mit geradem Rücken, deutscher Backe und flachem Pistolengriff wird am Schaft-Ende mit einer Pachmayr-Gummikappe und am Pistolengriff mit einem stählernen Griffkäppchen abgeschlossen. Johannsen hat das System auf der Ober- und Unterseite verlängert, und die angesetzte System-Verlängerung reicht bis zur Schaftnase sowie bis zum Ende des Pistolengriffs.
Solche Schaft-Verstärkungen waren früher bei englischen Büchsen üblich. Heute findet man so etwas nur noch sehr selten, und technisch notwendig ist es bei einer 6,5mm-Patrone sicher nicht. Dafür macht es optisch aber eine Menge her. Der trocken eingestellte Flintenabzug löst bei 1.500 Gramm aus. Bei einer Gesamtlänge von 116 Zentimeter wiegt die elegante Büchse 3 990 Gramm.
Für den Präzisionstest wurde mittels EAW-Schwenkmontage ein Schmidt &Bender-Zielfernrohr 3-12×50 mit beleuchtetem Absehen montiert. Zunächst wurde die tatsächliche Mündungsgeschwindigkeit der Patronen aus der Testwaffe ermittelt. Der Lichtschranken-Chronograph wurde fünf Meter vor der Laufmündung aufgebaut, um Fehlmessungen durch unverbranntes Pulver zu vermeiden. Bei der relativ großen Pulvermenge dieser Patrone ist ein genügender Sicherheitsabstand unbedingt notwendig. Das Mittel aus fünf Messungen betrug 993 m/s. Die Angabe von 1001 m/s als Vo ist damit realistisch. Für die Lauflänge von 60 Zentimeter ist die Leistung damit sehr hoch. Interessant wäre es, eine Büchse mit 65er Lauf in diesem Kaliber zu messen.
Der Präzisionstest erfolgte wie gewohnt aus dem Schießgestell System Preuß auf 100 Meter. Die Patrone heizt den Lauf extrem auf, und es waren sehr lange Abkühlpausen notwendig. Wird ohne Pausen geschossen, zeigt bereits der dritte Schuss erhebliche Abweichungen. Aus völlig kaltem Lauf ist die Präzision jedoch beachtlich. Fünf Schuss lagen auf 2,1 Zentimeter zusammen.
Die Waffe schoss sich noch durchaus angenehm, und die Kammer ließ sich nach dem Schuss leicht und ohne Kraftaufwand öffnen. Das Zündhütchenbild deutet auf einen Gasdruck im Normalbereich hin.
Die 6,5×63 Messner Magnum ist eine weitreichende Jagdpatrone für mittelschweres Wild, wie Gams- und Steinwild oder auch die Antilopen in den Steppen Afrikas. Auch bei der Pronghorn-Jagd in den Prärien Amerikas dürfte sie optimal sein.
Besonders für den Bergjäger ist sie interessant, da sie ihre Leistung aus 60 Zentimeter langen Läufen erbringt und so den Bau nicht zu sperriger Büchsen erlaubt. Zumal es auch eine Randversion mit gleicher Leistung gibt, die sich für leichte Kipplauf- oder Blockbüchsen anbietet.
Ihre Stärke ist die gute Präzision und die Stabilisation schwerer Geschosse, was für eine Patrone, die zur Bejagung von Schalenwild gedacht ist, sehr wichtig ist. Der .264 Winchester ist sie eindeutig überlegen und die Leistung der 6,5×68 kopiert sie aus kürzerem Lauf. Eine Entwicklung, die durchaus Zukunftschance hat, auch wenn das Patronenangebot in der heutigen Zeit eigentlich unnötig groß ist.
Die 6,5×63 Messner wurde aus einem Johannsen-Repetierer getestet (siehe oben). Die neue Patrone (links) neben der Mutter-Patrone 9,3×64. |
Kasten:
Vorteile & Nachteile
Fotos: Norbert Klups