Auf Socken an die Keiler

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Spannende, erfolgreiche Keilerjagd, das ist das Ergebnis der JWW-Leserreise im Juni 2004. Die Resonanz auf unser Leserreise-Angebot in JAGEN WELTWEIT 6/2003: „Auf starke Keiler in die Türkei!“ war ausgezeichnet. Innerhalb kurzer Zeit hatten sich acht JWW-Leser entschlossen, mitzufahren.

Arwins Traumkeiler mit 23,7 Zentimetern Waffenlänge.

Der Veranstalter hatte bewusst kurzfristig entschieden, in welcher Region der Türkei gejagt werden sollte. Die Entscheidung war je nach „Keiler-Situation“ gefallen. Letztlich haben wir in der Umgebung von Antalya im Taurusgebirge gejagt, und zwar in den Regionen Akseki, Kalkan und Elmali.

Der Veranstalter und wir erwarteten „Waffenlängen von 20 bis 23 Zentimeter. In der Spitzenklasse sind bereits Keiler zwischen 24 und 31 Zentimeter Waffenlänge erlegt worden. Die Streckenerwartung liegt bei ein bis zwei Keilern pro Jäger. Bei besonderem Waidmannsheil auch darüber.“ (So der Originaltext in der Ausschreibung.) Dieses Ziel wurde fast zu 100 Prozent erfüllt, wobei nur ein Jäger ohne Beute nach Hause gefahren ist. Sein Keiler wurde leider nicht gefunden, und auch sonst hatte er ein wenig Pech.

Alle anderen haben zumindest einen Keiler über 20 Zentimeter Waffenlänge erlegt, etliche mehrere: Insgesamt kamen 26 Sauen zur Strecke, davon 20 Keiler, davon wiederum 13 Keiler über 20 Zentimeter, davon sechs über 22 Zentimeter. Dazu kamen fünf Überläuferkeiler und eine Bache, die allerdings allein zog.

Unser Jüngster, Tobias, hatte ein Traum-Waidmannsheil. Er erlegte einen Spitzenkeiler mit 27,6 Zentimetern Waffenlänge gleich in der ersten Nacht. Es folgte einer mit 23,2 und einer mit 19,8 Zentimetern Gewehrlänge. Dann war sein Jagdetat verbraucht, und er hat sich mehr dem Strand- und Nachtleben gewidmet…

Die Erlegung des zweiten Kapitalkeilers mit vermutlich rund 30 Zentimetern Waffenlänge war dramatisch. Doch das wird Erich weiter hinten selbst berichten.

Soweit die Eckdaten und die Statistik. Doch zum Entspannen nun die Erlebnisse meiner letzten Keilernacht: Bis dahin war es mir gelungen, zwei gute Keiler (19,3 und 21,2 Zentimeter Waffenlänge) und zwei Überläuferkeiler zu erlegen. Aber insgeheim hoffte ich natürlich noch, wie wir alle, auf einen ganz starken.

In dieser Nacht vom 5. auf den 6. Juni, also zwei Tage nach Vollmond, ging der Mond erst nach Mitternacht auf, sodass uns nur drei bis vier Stunden für die Nachtjagd blieben. Die Berufsjäger hatten schon Wochen zuvor regelmäßig Kirrungen beschickt, um die Keiler aus den Bergeinständen auf Wiesen und andere Freiflächen zu locken.

Als das Licht endlich ausreichte, pirschten wir los. Der lokale Jagdführer Yusuf auf Turnschuhen, Kaan, der Outfitter, mit besonders weich besohlten, leichten Bergschuhen und ich auf meinen bewährten „Afrika-Tretern“. Die Sohlen sind zwar weich, aber haben Profil. Damit lässt sich im steinigen Gelände kaum lautlos pirschen, denn beim Abrollen der Sohlen knirschen die Steine im Profil.

Als wir also etwa 300 Meter an die erste Kirrung heran waren, trafen mich die vorwurfsvollen Blicke meiner beiden Jagdführer. Ich hörte es zwar unter ihren Schuhen auch gelegentlich knirschen, aber offensichtlich hört man die Geräusche seiner Mitstreiter besser als die eigenen…!

Kaan hielt es irgendwann nicht mehr aus und forderte mich freundlich aber bestimmt auf, die Schuhe auszuziehen. Dieses Pirschen hatte ich schon einige Male hinter mir, und auf bergigen, steinigen Forstwegen, kommt man sich spätestens nach 100 Metern vor wie ein türkischer Fakir.

Ich bedauerte es mehrfach, dass ich nicht, wie ursprünglich geplant, meine Rosshaarsocken, die ich zu Hause in meinen Gummistiefeln trage, mitgenommen hatte, denn damit hätte sich bequem und leicht pirschen lassen. Doch so nahm das Martyrium seinen Lauf. Ich stakste wie der berühmte Storch im Salat hinter den beiden her, die nun offensichtlich mit meiner „Pirschlautstärke“ zufrieden waren.

An dieser Stelle wird sich so mancher deutscher Sauenjäger fragen, warum dieser Aufwand notwendig ist. Auch ich habe in Deutschland viele Sauenrotten erfolgreich auf kürzeste Entfernung ohne allzu große Vorsichtsmaßnahmen angepirscht und so im Feld erfolgreich gejagt.

Es ist aber ein Unterschied, ob man eine Rotte, die selbst Lärm macht, bejagt, oder einen einzelnen, erfahrenen Keiler. Zwar jagt die türkische Landbevölkerung nicht wie wir auf die Sauen, aber es ist ihnen erlaubt, mit Schrotflinten die Sauen aus den Feldern zu vertreiben. Da die moslemische Bevölkerung kein Interesse am Schwarzwild-Wildbret hat, dürfte das in der Praxis so aussehen, dass sie, wenn sie einigermaßen in der Nähe der Sauen sind, mit Schrot und Posten in Richtung der „Felderverwüster“ schießen. Die alten Keiler kennen das und reagieren auf pirschende Menschen ausgesprochen empfindlich. Deshalb also die Vorsicht unserer Jagdführer.

Doch zurück zu unserer Sockenpirsch. Mittlerweile hatten wir uns rund 150 Meter an die Kirrung heran gearbeitet, und meine beiden Jagdführer signalisierten mir: Keiler. Die Kirrung befand sich allerdings in Wegnähe im Halbschatten, sodass ich zunächst die Sau im Glas nicht finden konnte.

Nach flüsterndem Einweisen hatte ich sie endlich entdeckt, aber Sauen im Mondhalbschatten auf 150 Meter zu erlegen, gehört nicht unbedingt zu meinen Alltagserlebnissen. Ich wollte näher heran, aber man signalisierte mir, dass bei diesem Gelände ein Näherpirschen unmöglich sei. Energisch baute Kaan das Dreibein auf, und ich ließ mich dazu hinreißen, zumindest einmal Zielübungen zu machen. „Verdammt klein das Schwein“, dachte ich mir. Doch nachdem sich der Puls beruhigt hatte, stand das Leuchtkreuz des 8×56 Zielfernrohrs recht ruhig auf dem Blatt des Keilers. Im Vertrauen auf Kaliber und Geschoss (.375 Holland& Holland Magnum, 19,4 Gramm KS) schoss ich. Zunächst sah ich aufgrund des Mündungsfeuers nichts, aber Kaan und Yusuf hauten mir begeistert auf die Schulter, und Kaan rief: „He is down!“

So ganz traute ich „dem Braten“ nicht, und zügig hatte ich repetiert und behielt die Sau im Zielfernrohr. Es bestand doch immerhin die Gefahr des Krellschusses. Doch der Keiler rührte keinen Lauf, und schließlich hielten es meine beiden Begleiter nicht mehr aus. Yusuf war so freundlich, meine Schuhe zu holen, damit ich einigermaßen entspannt laufen konnte, und Kaan „flitzte“ in Richtung Sau.

Kurz darauf standen wir vor einem guten, alten Keiler mit reichlich 20 Zentimetern Waffenlänge. Kaan deutete kommentarlos auf den Schuss, und mir verschlug es die Sprache: Er saß zwischen zwischen Licht und Teller… kein Wunder, dass der Keiler schlagartig verendet war.

Kaan grinste, er hatte natürlich begriffen, dass ich reichlich 20 Zentimeter vom Haltepunkt abgekommen war. Yusuf und der unterdessen heran gekommene Forstbeamte schauten mich fassungslos an. Ich habe mir dann einen Kommentar verkniffen und die Sache im Raum stehen lassen. Auf dem Weg zum Auto fragte ich Kaan, was die beiden von dem Schuss hielten. Seine Antwort: „They are very impressed of your impossible shot.“ Ich tat dann so, als würde ich meine Sauen immer so schießen…

Doch Kaan gab noch lange nicht auf. Zügig pirschten wir etwa zwei Stunden von Bergwiese zu Bergwiese, von Kirrung zu Kirrung. Doch diesmal hatten wir Pech. Offensichtlich stand ein Wetterumschwung an, denn der Wind küselte permanent, sodass wir zwei, zumindest im Wildbret, die Waffenstärke lässt sich ja nachts nicht ansprechen, starke Keiler vertraten. Einer sauste brummend auf 40 Schritt an uns vorbei in die dichte Macchie, und einer verkrümelte sich schon frühzeitig von einer Bergwiese.

Das Licht wurde nun immer besser und tatsächlich fanden wir noch den dritten Keiler auf weite Entfernung. Die Sau benahm sich ausgesprochen vorsichtig, warf ständig auf, und wir hatten den Eindruck, dass sie bereits Richtung Tageseinstand unterwegs war. Aufgeregt flüsterte Kaan: „It’s a big one“, und schon fiel er in Raum greifenden Laufschritt, um im großen Bogen um einen steinigen Hügel herum dem Keiler den Rückweg abzuschneiden.

Diesmal durfte ich wenigstens meine Schuhe anbehalten, aber sie waren nicht zugebunden, und ich stakste wiederum hinter dem Berufsjäger her. Frage: Sind sie schon einmal mit offenen Bergschuhen im steinigen Gelände gepirscht?

Schließlich waren wir hoch genug und entdeckten den Keiler auf fast 200 Meter im Tal vor uns. Irgendetwas hatte er mitbekommen, denn er verhoffte, sich mit erhobenem Haupt orientierend. Kaan signalisierte mir, ich solle mich auf die vor mir liegende Steinplatte legen und auf dem Doppelglas aufgelegt schießen. Eine auch für mich sehr sichere Anschlagart. Doch dadurch, dass ich nach unten schießen musste, hatte ich keinen Halt für den rechten Ellenbogen, und bei der Entfernung ist das eine echte Hilfe. Doch als Routinier verstand der Berufsjäger sofort, worum es ging und bot mir sein Knie als Stütze für den rechten Ellenbogen.

Der Keiler stand halbspitz von hinten. Das Absehen ließ sich absolut ruhig halten, und im Schuss raste die Sau los, um nach 100 Metern in Sichtweite zu verenden. Nun hielt Kaan nichts mehr. Er sprang mir vor Begeisterung auf den Rücken und trommelte mir mit beiden Fäusten auf die Schultern, dass ich glaubte, mir würde das Kreuz abbrechen. Dabei rief er: „Now we got the big one, Andreas, that’s a big one!“ Und auch ich war der festen Überzeugung, dass ich in letzter Minute meinen Lebenskeiler erlegt hatte. Wie von der Tarantel gestochen, rannte Kaan die 300 Meter zum Stück, doch ich vermisste, langsam den Hügel hinunter kletternd, das Freudengeschrei, denn unterdessen war auch Yusuf vor mir am Stück angekommen.

Die Bäume wachsen eben nicht in den Himmel, denn wir standen vor einem im Wildbret sehr starken… Überläuferkeiler. Auch ich mochte es nicht so recht glauben, aber wir fassten die Situation mit dem kurzen Resümee zusammen: „No trophy, but a perfect hunt.“

Einerseits ist es nicht immer leicht, nachts auf unterschiedliche Entfernung die Wildbretgewichte anzusprechen, andererseits gibt es in der Türkei auch im Wildbret starke, junge Keiler und Medaillenkeiler mit 80 Kilogramm Wildbretgewicht. Damit müssen alle Beteiligten leben. Nachts kann keiner die Waffenlänge ansprechen.

Deshalb werden wir, sollten wir diese interessante Reise wiederholen, nicht mehr den ersten erlegten Keiler in den Pauschalpreis aufnehmen. Wir alle, Redaktion und Veranstalter, halten es für besser, einen Grundpreis für die Jagdorganisation zu verlangen und dann nach Trophäenliste abzurechnen. Derjenige, der im Pauschalpreis einen 27,6 Zentimeter-Keiler erlegt, wie unser jüngster Jäger, reibt sich die Hände, aber was ist mit dem, der als ersten Keiler einen zweijährigen mit 15,5 Zentimetern erlegt?

Ein kurzer Tipp zum Schluss: Sollten Sie mit einer solchen Jagd liebäugeln, trainieren Sie das Schießen vom Dreibein auf Entfernungen von 80 bis 150 Meter. Auch das „trocken“ Abziehen mit Pufferpatronen hilft. Man sieht, wo man abkommt.

Soweit der Eindruck von mir. Doch es hat ja mittlerweile Tradition bei den JAGEN WELTWEIT-Leserreisen, dass auch andere Teilnehmer der Reise ihre Eindrücke schildern…

 

Stolz präsentieren sich die passionierten Jagdführer hinter dem Keiler von Klaus.

Nicht nur Jagd

Nicht nur Jagd

Antalya, an der türkischen Südküste am Mittelmeer, empfängt neben uns neun „Wildschweinnarren“ jährlich vier Millionen Touristen (zwölf Millionen in der Türkei insgesamt). Das Land ist durchaus kein billiges mehr (Sprit ähnlich teuer wie bei uns, Essen natürlich preiswerter, Mieten in der Stadt nicht billiger).

Aber wer Sonne, blauen Himmel, Blumen, Palmen, den Duft des Orients, wilde, junge Autofahrer (am liebsten im BMW) nicht fürchtet und fröhliche, aufgeschlossene Menschen liebt, kann nur zutiefst begeistert sein. Ein „Salam Aleikum“ vom türkischen Schneider vor der Abreise hier gelernt, öffnet alle Türen und man wird von einem Schwall von unverstandenen, aber sicherlich lieb gemeinten Worten überschüttet.

Mein Jagdführer hieß Yusuf. Als Begleiter hatten wir einen uniformierten Beamten als Vertreter des Staates, der offensichtlich dafür sorgen sollte, dass alles „seine Ordnung hatte“.

Gejagt wurde abends – zu meinem Leidwesen nie morgens – nach Sonnenuntergang und nachts nach Mondaufgang in der Nähe von Kirrungen (Mais) durch Ansitz oder Pirschen auf Strümpfen. Da es in unserer Gegend große Skorpione und giftige Schlangen geben sollte, hielt sich meine Begeisterung in Grenzen, aber es ist nichts passiert! Bei der Pirsch wurde vom Dreibein aus geschossen, durchaus nicht selbstverständlich für uns.

Nach dem Schuss, wenn er denn erfolgreich war, wurde das Stück nicht aufgebrochen, sondern auf den Wagen verladen und ab ging es ins Hotel. So kamen wir zwischen zwei und vier Uhr zu einem Abschlusstrunk nach Hause. Am nächsten Morgen wurde das Stück mit allen Beteiligten ausführlich fotografiert und die Waffen zur Präparation ausgelöst. Die Karkasse verschwand in einer Bodensenke und diente der Fortpflanzung von Adler, Dachs und Fuchs. Für uns sehr gewöhnungsbedürftig, aber so ist das nun einmal in moslemischen Ländern.

Nach der Ankunft in Antalya und einem gemeinsamen Mittagessen wurden wir in vier Gruppen in der Umgebung von Antalya untergebracht. Winfried (mein Mitstreiter) und ich hatten das große Los gezogen mit einem kleinen Gebirgsdorf und einem neu gebauten Hotel.

Wir hatten da alles, was wir brauchten. Man kümmerte sich rührig um uns. Rechtzeitig vor den Mahlzeiten suchten wir uns an der Kühltheke Fleisch oder Fisch aus. Das alles wurde schnell und ordentlich mit viel Salat und Gemüse lecker zubereitet; dazu Weißbrot, ein leichtes, köstliches Essen. Den anderen ist es wohl nicht so gut gegangen wie uns. Vielleicht lag es aber auch an unserer „Seniorität“.

JAGEN WELTWEIT hatte in Zusammenarbeit mit dem Veranstalter die Jagd für die Zeit vom 1. bis 7. Juni, also gleich nach Pfingsten, kurz vor Vollmond, ausgeschrieben. Damit war für diese Zeitung offenbar die Arbeit bis zum auch nicht organisierten Zusammentreffen in Frankfurt getan.

Ich erlegte einen Keiler mit 22 Zentimetern Gewehrlänge, meinen bisher besten, und ich bin trotz Fehlschuss auf einen starken Keiler nicht unzufrieden, weil ich eigentlich auch nur einen starken Keiler erlegen wollte.

Die Abrechnung am letzten Nachmittag in Antalya durch den Veranstalter selbst wurde korrekt, zuvorkommend und gerecht abgewickelt, auch wenn einige etwas anderes befürchtet hatten.

Den leitenden Herren kann man nur Lob aussprechen, auch wenn vielleicht der Bonus Chefredakteur und Mitarbeiter etwas mehr Dampf gemacht hat als normal. Kaan als Veranstalter hatte seine Leute im Griff! Fazit: Ich gehöre zu den neuen Fans der Türkei! Dies bezieht sich auf die Menschen, nicht auf politische Lösungen.

Bei der Beantwortung des Fragebogens des IVA schrieb ich auf die Frage: Würdest du deinem besten Freund die Jagd empfehlen? Ja, wenn ich von Redaktion und Organisator die Informationen bezogen auf Jagd, Gelände und Wild gehabt hätte, wie ich sie heute habe.

Klaus P. von Zitzewitz

Interessante Nachtjagd

Interessante Nachtjagd

Als begeisterter Bergwildjäger bin ich eigentlich an strapaziöse Jagdreisen im Ausland gewöhnt. Aber dieses Mal war es eher eine Urlaubsreise mit interessanter Nachtjagd auf Keiler. Hotel prima, beste und sehr aufmerksame Betreuung durch Engin Pehlivan. Ramasan und Erdogan waren zwei qualifizierte Jagdführer und führten uns abwechselnd. Guter Wildbestand.

Die durchschnittliche Waffenlänge beträgt meiner Ansicht nach zirka 20 bis 22 Zentimeter, wobei die Wildbretgewichte deutlich niedriger sind als bei uns. Wir wurden meistens gegen 17.00 Uhr nachmittags vom Hotel abgeholt und jagten im Taurusgebirge auf etwa 1.500 bis 1.600 Meter Höhe. Rückkehr morgens gegen 3.00 Uhr ins Hotel.

Ich war mit der Jagdreise sehr zufrieden, obwohl ich den erhofften starken Keiler nicht erlegen konnte. Dafür schoss mein Mitjäger bereits am ersten Abend einen Keiler mit 27 und knapp 28 Zentimetern Waffenlänge. Meine Trophäen bewegen sich zwischen 20 und 22 Zentimeter.

Zum Schluss noch zwei Empfehlungen an den Veranstalter: Die Vorbereitungen für eine Auslandsreise sind für mich ein wichtiger Bestandteil der gesamten Reise. Dazu gehören rechtzeitige und detaillierte Informationen über die Durchführung der Jagd (zum Beispiel Ansitzjagd oder Pirschjagd, Pirschen auf Socken oder mit Filzüberschuhen, Schießen mittels Dreibein oder über Stock, Unterkünfte, Trinkgelder).

Ferner empfehle, ich die Jagdführer zu schulen, dass nicht auf Bachen oder mittelstarke Sauen geschossen wird. Denn wir wollen ja alle nur auf wirklich starke Keiler jagen. Eventuell Erfolgsprämie! (Für mich war es nämlich schwer, bei Nacht die Sauen richtig anzusprechen – vor allem aber bei den zum Teil beachtlichen Entfernungen.) Wie gesagt: keine Kritik, sondern eine Empfehlung.
Peter Mogg

Mein Lebenskeiler

Mein Lebenskeiler

Seit drei Nächten schon pirschte ich mit meinen beiden Guides Mehmet und Nashem durch die Höhen des Taurusgebirges ohne Anblick an reifen Keilern. Als wir am Ende dieser dritten Nacht an einen von mir erlegten Schwarzkittel herantraten, und statt des vermeintlich starken Hauptschweines an einer allein ziehenden, uralten Bache standen, schwand mir ein bisschen der Mut, hatten wir doch nur fünf Nächte, um an das Ziel unserer jagdlichen Träume zu gelangen. Aber die freundschaftlichen Worte von Kaan, dass man für die „ganz Dicken“ eben etwas mehr Zeit benötigt und er noch ein besonders lauschiges Plätzchen wüsste, ließen die Passion wieder in mir steigen.

Gestärkt von gegrillten Lammkoteletts, kamen wir nach zwei Stunden abenteuerlicher Jeepfahrt in ein kleines Bergdorf, in dem die Zeit vor mehr als hundert Jahren stehen geblieben zu sein schien. Begeistert von den gewaltigen Felswänden, die uns umgaben, zog mich meine Frau Silke zur Seite und fragte mich, ob wir den Jagdplan geändert hätten und ich nun nicht mehr auf Keiler, sondern auf Bezoar-Steinböcke jagen würde!?

Wir hatten noch drei Stunden bis zum Einbruch der Dunkelheit und eine weitere Stunde bis zum Erscheinen des Mondes. Diese Zeit war fast zu knapp, denn jeder der überaus gastfreundlichen Bergbewohner wollte uns persönlich begrüßen und uns auf ein Glas Tee einladen. Selbst der Bürgermeister unterbrach seine Tätigkeit und wollte einen Empfang für uns geben. Wir mussten die meisten der großzügigen Einladungen leider abweisen, wurden aber freudig entlassen, da wir ja Sauen jagen wollten.

Um es kurz zu machen, trotz der besten Voraussetzungen schienen auch bei dieser Pirsch „Diana und Hubertus“ vielmehr am Strande von Antalya zu liegen, als mich auf meiner Jagd zu begleiten, und gegen drei Uhr schlappten Silke und ich hinter Nashem her in Richtung Dorf, wo Mehmet mit dem Fahrzeug auf uns wartete. Kurz vor dem Dorf hörte ich in einem kleinen Haferacker ein wohlbekanntes Schmatzen. Wir gingen es direkt an und schon nach kurzer Zeit konnte ich dem im Troll aus dem Hafer auswechselnden ,,Riesenschwein“ auf zirka 60 Meter die Kugel antragen. Doch der Keiler verschwand in den krüppelwüchsigen Zerreichen und war noch lange, sich immer weiter entfernend, zu hören. Auch der Anschuss brachte keinerlei Aufschluss.

Sieben Stunden später kniete ich wieder am Anschuss mit Kaans hochläufiger Bracke. Nichts! Der Hund sog sich trotz allem an einer auf felsigem Untergrund nicht zu erkennenden Fährte fest. Nach 150 Metern tatsächlich ein einziger Tropfen Schweiß und nach zirka 400 Metern am Fuße einer gigantischen Hochlagenkiefer ein Wundbett. Es war leer aber warm – es roch sehr stark nach Sau – also schnallen. Mit hellem Geläut verschwand unser Hund bergauf in Richtung einer zerklüfteten Felswand. Wir hinterher. Es wurde immer steiler, mir pochte das Blut wie wild in den Schläfen. Weit über uns konnten wir den Hund sehen, wie er durch die Felsen ,,kletterte“ und schließlich über den Grat verschwand.

Es dauerte fast eineinhalb Stunden, bis ich an der Stelle stand, wo wir Kaans Bracke das letzte Mal sahen und hörten. Ich war konditionell fertig. Doch dann, ganz unten im Nachbartal, war verschwommen Standlaut zu hören.

Bergab ging’s leichter, und so waren wir nach knapp 20 Minuten rund 80 Meter oberhalb des Geschehens. Nur schemenhaft konnten wir von unserer „Bühne“ aus in den buschwüchsigen Zerreichen die harten Attacken des Keilers gegen den Hund erkennen.

Durch Fallwinde musste der Keiler uns mitbekommen haben, ließ Hund Hund sein, und wurde erneut flüchtig. Seit meinem nächtlichen Schuss waren bereits fast sieben und seit dem Aufmüden aus dem Wundbett weitere zwei Stunden vergangen, bis sich dieser Urian nach einer Hetze im wahrsten Sinne des Wortes über Berg und Tal vor der hochläufigen Bracke das erste Mal stellte.

Wo, um Gottes Willen saß mein Schuss?! Schlagartig fiel die Entscheidung, dem flüchtenden und von Büschen gedeckten Stück einen Schuss anzutragen. Auf den lauten Knall der .300er Winchester-Magnum hörte man den schweren Keiler einen Abhang hinunter stürzen und mehrfach aufschlagen.

Erneuter Hetzlaut und zirka 300 Meter weiter wieder Standlaut. Also hinterher. Ich wählte die Flucht nach vorn und ging den Keiler direkt an. Der Basse nahm mich, auf etwa 40 Meter herangekommen, direkt an, sodass ihn meine dritte Kugel spitz von vorn an den Platz bannte. Am Ende meiner Kräfte trat ich an meinen Lebenskeiler, der er für immer bleiben wird. Nicht nur wegen der dramatischen Jagd, sondern auch wegen der Waffen, oder besser gesagt, was davon übrig geblieben ist.

Mein erster Schuss (.300 Win. Mag., Norma Oryx, 13 Gramm) war tiefblatt in den Wildkörper eingeschlagen und hatte unter dem Schultergelenk den rechten Vorderarmknochen zerschlagen, zertrümmerte das Brustbein, um dann im beinahe 90-Grad-Winkel im Drosselbereich in Splittern auszutreten.

Mein zweiter Schuss, also der erste Fangschuss, war spitz von hinten am linken Backenknochen eingetreten und hatte das rechte Gewehr an der Basis abgeschlagen. An der Absturzstelle musste der Keiler zentral mit dem Gebrech auf einen Felsen geknallt sein, da dort nebst einem großen Schweißfleck ein völlig zertrümmertes Gewehr sowie Bruchstücke eines Haderers zu finden waren.

Rekonstruktionen ergaben eine Waffenlänge von knapp 30 Zentimetern mit einer Schleiflänge von rund elf Zentimetern. Der verbliebene massive und schwere Haderer hatte an dem Ende keinen Schliff mehr und wuchs „full-curl“.

Mein Gott, was für ein hauendes Schwein. Selbstvorwürfe?! Was wäre gewesen wenn? Hätte ich eine Sekunde später….! Wäre das erste Geschoss zwei Zentimeter höher….!

Nach einer weiteren Stunde kam Silke, fast schon mit Tränen in den Augen, teils vor Erschöpfung, teils vor Freude uns überhaupt in den Bergen gefunden zu haben, und nahm mich glücklich in die Arme.

Alles in allem ist jedoch sicher, dass ich meinen Lebenskeiler gestreckt habe, der mir konditionell und jagdlich alles abverlangte, was ich als Berufsjäger zu bieten hatte. Sicher ist, dass, wenn das Keilerwaffenpuzzle durch einen befreundeten Zahntechniker zusammengefügt ist, ich wohl meine interessanteste Trophäe an die Wand hängen werde. Und sicher ist auch, dass meine türkischen Freunde Kaan, Mehmet und Nashem, mir und meiner Frau Silke wohl eines unserer schönsten Jagderlebnisse beschert haben.
Erich Kaiser

Im ersten Anlauf

Im ersten Anlauf

Nachdem wir gut in Antalya gelandet waren und Peter, mein jagdlicher Mitstreiter, und ich uns „beschnuppert“ hatten, trafen wir nach dreistündiger Autofahrt in unserem „Jagdhotel“ ein. Viel Zeit zum jagdlichen Aufbruch blieb eigentlich nicht, denn es sollte schon um 19 Uhr losgehen; also warteten wir gespannt auf unsere Jagdführer. Meiner teilte mir jedoch als „Einstiegsüberraschung“ mit, dass sein Auto defekt sei, das er eben noch schnell reparieren müsse. Die angekündigte Stunde zog sich auf zwei Stunden hinaus.

Mittlerweile war es dunkel geworden, und der Mond stand hoch am Himmel. Nun mussten wir aber noch eineinhalb Stunden über steinige, schmale Gebirgswege, durch urige Zerreichen-, Pinien- und Lärchenwälder auf 1.500 Meter hinauf fahren, um dort auf die erhofften starken und reifen Keiler zu jagen.

Oben angekommen lag vor mir ein mit Buschwerk bewachsener Gebirgszug. Bevor wir los pirschten, versorgte mein Jagdführer mich mit Überschuhen, bestehend aus Stoff und einer dicken Filzsohle. Mit diesen Überschuhen ließ sich wunderbar leise im steinigen Gebirge pirschen. Nach einer rund einem Kilometer langen Pirsch wurde mein Jagdführer plötzlich langsamer und schaute vorsichtig mit dem Glas um die Hangkante.

Am Gegenhang zeigte er mir eine grobe Sau und meinte, die würde passen. Wir zogen uns vorsichtig zurück, um näher heran zu kommen, was uns auf etwa 150 Meter Entfernung gelang. Der, wie sich später herausstellte, kapitale Keiler präsentierte sich im besten Mondlicht. Ramasan baute den dreiteiligen Zielstock auf und ich konnte dem Bassen sauber die Kugel antragen. Freudig haute mein Jagdführer mir auf die Schulter, was mir signalisierte, dass die Sau wohl läge.

Als wir an das Stück heran traten, traute ich meinen Augen kaum. So einen kapitalen Keiler hatte ich noch nie zuvor gesehen. Überglücklich kniete ich vor meinem Lebenskeiler.
Tobias Kleindorp

Späte Erfolge

Späte Erfolge

Gleich am ersten Abend sahen wir einige Sauen, und mein Jagdführer gab mir zu verstehen, dass ich schießen sollte. Ich sprach sie jedoch als Überläuferbachen mit geringen Frischlingen an und schoss selbstverständlich nicht.

Am nächsten Morgen fuhren wir mit unseren Jagdführern die Felder zum Abfährten ab und kontrollierten die Kirrungen. Da ich auch an diesem Abend wieder gedrängt wurde, ein Stück aus einer gemischten Rotte aus Bachen, Überläuferbachen und Frischlingen zu beschießen, hielt sich meine Euphorie allmählich in Grenzen.

Am folgenden Tag bekamen mein „Mitstreiter“ Heinz und ich jeweils einen neuen Jagdführer zugeteilt. Heinz sollte mit Ohan jagen, mein Jagdführer hieß Yildirim. Nach gemeinsamer Revierfahrt einigten wir uns auf einen viel versprechenden Ansitzplatz für den Abend.

Und da war der Knoten geplatzt: Gegen Mitternacht erschien auf dem Feld vor uns der erste Keiler, den ich in Absprache mit Yildirim erlegte. Da es noch früh genug war, fuhren wir in einen anderen Revierteil, wo ich eine Stunde später, nach spannender Pirsch auf Socken einen zweiten Keiler erlegen konnte. Heinz hatte leider auch in dieser Nacht kein Waidmannsheil und setzte seine Hoffnung auf den folgenden Abend.

Am nächsten Tag, es war mittlerweile Freitag, trafen wir uns mit der Gruppe von Andreas Rockstroh von JAGEN WELTWEIT zum Mittagessen. In malerischer Landschaft, an einem idyllischen Gebirgsbach, genossen wir frische Forellen und tauschten unsere bisherigen Jagderlebnisse und Erfahrungen aus.

An diesem Abend wechselten Heinz und ich die Jagdführer, und ich setzte mich mit Ohan im selben Revierteil wie am Vortag an. In dieser Nacht ging der Mond erst sehr spät, gegen 23.45 Uhr auf, und als er sich endlich über die Berge schob, entdeckte ich im Feld eine einzelne Sau, die immer näher zog. Ich zögerte allerdings mit dem Schuss, da mir das Stück gering vorkam. Schließlich entschloss ich mich doch, es zu erlegen, was ziemlich schwierig war, weil der Mond genau ins Zielfernrohr schien.

Als wir beim erlegten Keiler ankamen, stellte ich jedoch zu meiner Freude fest, dass er zwar vom Wildbret her der schwächste war, den ich hier bisher erlegt hatte, aber seine Waffen waren die besten (21,3 und 20,5 Zentimeter), und als sehr alt erwies er sich auch.

Es dauerte nicht lange, und aus dem nahegelegenen Dorf kamen schließlich drei Autos angefahren. Der Bürgermeister, der Muezzin und vier Bergbauern wollten sehen, was ich erlegt hatte. Immer wieder klopfte mir der Bürgermeister auf die Schultern und gratulierte mir. Er war hocherfreut, denn ich hatte nun immerhin schon den zweiten Keiler auf seinem Feld erlegt. Wir beendeten die Jagd für diese Nacht und erfuhren beim anschließenden Imbiss über Handy, dass Heinz auch einen starken, alten Keiler erlegt hatte, worüber wir uns besonders freuten. Obwohl die Jagd am Samstag erfolglos blieb, waren wir dennoch sehr zufrieden.

Nach meiner Einschätzung war jedoch der Anteil an starken, alten Keilern, die wir insgesamt erlegt hatten, zu gering. Wenn über Jahre hinweg weiterhin zu junge Keiler geschossen werden, wird es bald keine alten Stücke mehr geben.

Für mich war es eine sehr erlebnisreiche Jagdwoche, die mir sehr gut gefallen hat. Mit meinem sympathischen Mitjäger Heinz hatte ich eine gute Zeit. Die Betreuung durch unseren Dolmetscher Szedet war ausgezeichnet, und durch ihn erfuhren wir viel über Jagd, Land und Leute. Mein besonderer Dank gilt den Verantwortlichen von JAGEN WELTWEIT, die diese Jagd bestens vorbereitet und organisiert haben.
Reinhard Ruppersberg

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