Der Reiserepetierer – Take Down-Büchse von Hartmann&Weiß

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Hartmann&Weiss im Kaliber .244
Eine edle Schäftung zeichnet den Reise-Repetierer von Hartmann&Weiss im Kaliber .244 Holland&Holland aus.

Von Norbert Klups
Viele moderne „Baukastenrepetierer“ erfüllen diese Voraussetzungen. Wird allerdings eine Waffe mit klassischem 98er System gewünscht, muß eine Einzelanfertigung her.

Waffen mit Take Down-Technik, also ohne Werkzeug abnehmbarem Lauf samt Vorderschaft, waren früher viel häufiger anzutreffen als heute. Das 98er System war fast immer die Grundlage solcher Waffen, vereinzelt waren aber auch Waffen mit Blocksystem, meist Martini Henry- oder Lever Action-Systeme anzutreffen.

US-Hersteller wie Winchester oder Savage lieferten Take Down-Ausführungen gegen Aufpreis ab Werk, und hochwertige englische Repetierer von Rigby oder Holland&Holland wurden sehr oft als Take Down gebaut.

Wer heute eine zerlegbare Büchse mit klassischem 98er System führen will, hat da weniger Auswahl. Büchsenmacher, die solche Waffen bauen, sind rar.
Die vorliegende Büchse stammt von der Hamburger Firma Hartmann&Weiß, die für ihre exklusiven und hervorragend gearbeiteten Waffen weltweit bekannt ist. Es handelt sich um einen leichten Reiserepetierer im Kaliber .244 Holland&Holland Magnum, einer Patrone, die selbst schon eine Rarität ist.

Als System dient ein Original Mauser 98-System aus Oberndorfer Fertigung. Es wurde graviert und bunt gehärtet. Die hintere Hülsenbrücke wurde zur Square-Bridge umgearbeitet und dient mit einer entsprechenden Hinterfräsung als Gegenlager für die Zielfernrohrmontage.

Die Flügelsicherung musste einer Dakota-Sicherung, die horizontal arbeitet und eine flache Zielfernrohrmontage zulässt, weichen. Außer einem neuen Kammerstengel mit wunderschön geschnittener Fischhaut an der Kugel wurde das System nicht verändert.

Der 60 Zentimeter lange Lauf kann ohne große Anstrengung aus dem Systemkopf geschraubt werden, wenn die unter dem Vorderschaft angebrachte gefederte Sperrklinke betätigt wurde. Diese kleine Klinke sorgt dafür, dass der Lauf immer dieselbe Position einnimmt. Beim Eindrehen des Laufes in das System rastet sie selbsttätig ein und verriegelt Lauf und System. Der Vorderschaft ist fest mit dem Lauf verbunden, und die beiden Stirnflächen der Hölzer von Hinter- und Vorderschaft sind mit Metallabschlüssen ausgestattet.

Als Abzug baute Hartmann&Weiß einen trocken stehenden Flintenabzug ein, der bei 800 Gramm auslöste. Der Magazindeckel ist zum bequemeren Entladen aufklappbar.
Auf den Lauf ist eine schmale Visierschiene gelötet, in die ein Expressvisier mit zwei Klappen für 100 und 200 Meter eingeschoben ist.

Als Korn dient ein zierliches Perlkorn, vor das aber ein stärkeres Dämmerungskorn aus weißem Kunststoff hochgeklappt werden kann. In eingeklapptem Zustand schließt dieses Korn bündig mit dem Kornträger ab. Der Kornträger ist ebenso wie der vordere Riemenbügel mit einem über den Lauf gezogenen Ring befestigt.

Die Waffe ist mit einer Steyr-Schwenkmontage ausgestattet und mit einem Zeiss 3-12×56 „verunziert“. Etwas weniger gewichtige Optik wäre hier bedeutend mehr gewesen. Elegante, leichte Büchsen, wie der vorliegende Repetierer, werden von einem Riesen-Zielfernrohr geradezu erschlagen.

Eine wahre Augenweide ist die Schäftung des Repetierers. Der Schaftrücken ist gerade gehalten, und der Pistolengriff fällt in englischer Art flach aus. Abgeschlossen wird er mit einem stählernen, ebenfalls bunt gehärteten Pistolengriffkäppchen.

Der Hinterschaft trägt eine elegant geschwungene kleine deutsche Backe und wird mit einer Gummikappe abgeschlossen. Der schlanke Vorderschaft endet in einem angesetzten Stück Büffelhorn, das spiegelblank poliert wurde.

Vorderschaft und Pistolengriff sind mit feiner und absolut sauber ausgeführter Fischhaut verschnitten. Die Oberfläche des ausdrucksvoll gemaserten Nußbaumholzes ist sorgfältig geschliffen und geölt, so dass wirklich alle Poren geschlossen sind. Mit einem speziellen Schaftöl ist das Holz hochglänzend poliert. Unter dem System wird der Schaft von einer ebenfalls gravierten Querstollenverschraubung verstärkt.

Die Büchse wurde mit Patronen aus der Fertigung von Wolfgang Romey geschossen. Die .244 Holland&Holland Magnum ist eine spezielle Patrone mit dem unüblichen Geschossdurchmesser von .245 Zoll. Normale .243er Geschosse, wie sie etwa für die .243 Winchester verwendet werden, sind etwas zu dünn. Romey macht diese Geschosse „dicker“, indem eine Nickelschicht aufgetragen wird, bis das Endmaß erreicht ist.

Die Waffe zeigte ihre beste Präzision mit modifizierten 85 Grains schweren Sierra Game-King Geschossen mit offener Lochspitze. Damit ließen sich Streukreise bei drei Schuß von unter einem Zentimeter schießen. Daran änderte auch das wiederholte Ein- und Ausbauen des Laufes nichts. Auch die Treffpunktlage veränderte sich nicht.

Mit dieser Präzision und der rasanten Patrone im Kaliber .244 Holland&Holland Magnum, die fast 1000 m/s schnell ist, ist diese Waffe eine hervorragende Weitschussbüchse auf leichtes und mittleres Wild, wie etwa Gams oder auch Hirsche in den schottischen Highlands. Dazu lässt sie sich unauffällig transportieren und leicht zusammenbauen. Für den Jagdreisenden, der es sich leisten kann, eine feine Waffe.

Der Preis richtet sich natürlich nach Ausstattung und der Gravur, die bei jeder Waffe individuell mit dem Kunden abgestimmt wird. Doch unter 20 000 Mark ist so ein Schmuckstück auch in einfacher Ausführung kaum zu haben.

Mauser-System
Die Waffe besitzt ein klassisches Mauser-System aus Oberndorfer Fertigung.

 

Tabellen:
Technik auf einen Blick
Fotos: Norbert Klups

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