Heym 26 BSV Allround Unique Plus

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Bergstutzen gelten als elegante sowie traditionelle Kipplaufwaffen. Heym geht mit dem neuen 26 BSV Allround Unique Plus andere Wege – mit Lochschaft, Schaftrückenverstellung sowie justierbarem Lauf. Von Norbert Klups

(Fotos: Norbert Klups)

Waren Bergstutzen früher haupt-sächlich teure Einzelanfertigungen aus Suhl oder Ferlach, gibt es heute auch preisgünstige Modelle großer Hersteller aus CNC-Fertigung. Bergstutzen sind besondere Waffen und wollen auch so behandelt werden. Sie haben zwei Kugelläufe in unterschiedlichen Kalibern. Das Laufbündel wird im Werk so zusammengelegt, dass die Läufe jeweils kalt ihre gewünschte Treffpunktlage haben. Das ist zwingend: Denn anders als bei der Doppelbüchse ist nicht klar, ob der obere oder untere Lauf (zuerst) abgefeuert wird. Der Bergstutzen ist also für den präzisen Einzelschuss gedacht, während die Doppelbüchse für schnelle Schusspaare gedacht ist. Das ist wichtig und muss vor allem beim Einschießen beachtet werden.

Kurz und leicht

Der Heym 26 BSV ist nur 100 Zentimeter lang und wiegt ohne Zieloptik keine drei Kilogramm. Damit ist er eine extrem führige Waffe, ideal für die Berge, Pirsch und enge Kanzeln. Das Laufbündel ist 58 Zentimeter lang. Die Basküle wird aus Aluminium gefertigt. Das spart Gewicht. Die CNC-Fertigung ist offensichtlich, aber bei Serienwaffen heute die Regel. Nur so lassen sich bezahlbare Waffen bauen.

Laufverstellung

Beim alten 26 BS war das Laufbündel auf klassische Weise fest verlötet und wurde ab Werk mit der gewünschten Laborierung eingeschossen. Hier war es notwendig, sich beim Kauf einen größeren Vorrat der Patronen für die beiden Kugelläufe zuzulegen. Denn ob nach Jahren eine andere Losnummer die gleiche Treffpunktlage hat, ist keinesfalls sicher. Auch die Umstellung auf eine andere Laborierung, etwa mit bleifreiem Geschoss, wird dann nicht einfach oder doch zumindest teuer, denn das Laufbündel müsste umgelötet werden.

In den vergangenen Jahren haben sich daher die Modelle mit Laufverstellung durchgesetzt. Diesem Trend folgt nun auch Heym und stattet die neue Version des 26 BS mit einer Verstellung für den kleinen Kugellauf aus. Der untenliegende große Kugellauf, bei der Testwaffe Kaliber 8 x 57 IRS, besitzt einen Mündungsdurchmesser von 13 Millimeter. Das darüber liegende Führungsrohr mit dem Lauf im Kaliber .222 Rem. ist lediglich 18 Millimeter dick. Optisch fällt das kaum auf und macht einen ausgesprochen schlanken Eindruck. Die Justierung des kleinen Kugellaufes erfolgt von der Mündung her über vier Schrauben.

Heym bezieht die Verstelleinrichtung vom Einstecklauf-Spezialisten Keller & Sim-mann. Höhen- und Seitenverstellung sind problemlos möglich. Der Kugellauf ist nur hinten im Hakenstück befestigt und liegt dann bis zum Verstellstück frei.

Die Verstellung des kleinen Kugellaufes geschieht von der Mündung aus, wie bei einem Einstecklauf

Die beiden Läufe, bzw. oben das Führungsrohr, sind in einen Monoblock eingelassen, der Laufhaken und Auszieher aufnimmt. Vorn hat der Monoblock an der Unterseite einen Zapfen, der in eine Ausfräsung des Eisenvorderschaftes eingreift. Der Vorderschaft stützt sich dort ab und liegt nicht an der Basküle an. Die exakte Passung lässt sich über eine Schraube im Vorderschaft justieren. Ebenfalls angelötet ist der vordere Riemenbügel, der sich mit 24 Zentimeter zur Laufmündung in korrektem Abstand befindet.

Der 26 BSV ist mit der Heym-Keilervisierung ausgestattet. Eine gelungene Fluchtvisierung, die nur wenig vom Ziel verdeckt und eine schnelle Zielaufnahme erlaubt. Allerdings wird ein Bergstutzen eher selten mit offener Visierung geschossen.

Serienmäßig ist der 26 BSV für die Heym-Multi-Schnellmontage vorbereitet.
In die abgerundete Oberseite des Monoblockes sind zwei Prismen, sowie hinten eine Quernut eingefräst. Es handelt sich hier um eine Art Aufkipp-Montage, die direkt in diese Ausfräsungen eingreift und keine auf-gesetzten Unterteile benötigt. Als Montageoberteil dient eine Schiene mit seitlichen Drehhebeln, die auf zwei Krallen wirken. Die Unterseite der Montageschiene greift in die Prismen ein, und die beiden Krallen legen die Schiene nach Umlegen der Hebel fest. Zusätzlich greift ein Stollen an der Unterseite der Schiene hinten in die Nut ein.

Die Umschaltung der Läufe geschieht über den silbernen Knopf, der am Abzug angebracht ist

Auf die Schiene lassen sich nach Belieben Ringe oder Unterteile für Innenschienen anbringen. Das Swarovski Z8i 2-16 x 50 der Testwaffe war mit 30er-Ringen montiert. Es zeigte sich keine Veränderung der Treffpunktlage nach wiederholtem Glaswechsel.

Handspanner

Der 26 BSV ist als Sicherheitswaffe mit Handspannung auf dem Kolbenhals konzipiert. Erst vor dem Schuss werden die Schlosse über den Spannschieber gespannt. Beim Abknicken der Läufe entspannt der Bergstutzen automatisch. So kann der Schütze nicht vergessen, den Spannschieber zurückzunehmen, wenn er nach dem Nachladen eines oder beider Läufe nicht mehr schießen will. Zum Entspannen wird er noch etwas weiter vorgeschoben und kann dann langsam in die Endstellung zurückgelassen werden. Das ist lautlos möglich.

Die Waffe besitzt eine Handspannung. Beide Läufe werden über einen Abzug bedient. Welcher angewählt ist, lässt sich am in Gold eingravierten Schaubild ablesen

Beide Läufe werden über einen Abzug bedient. Der Abzug der Testwaffe löste ohne fühlbaren Vorweg beide Schlosse bei 850 Gramm aus. Ein top Abzug! Die Um-schaltung für die Laufvorwahl befindet sich als Drücker im Abzugszüngel. Nach links gedrückt wird der untenliegende große Kugellauf ausgelöst, nach rechts gedrückt der obenliegende kleine. Das erschien zunächst als wenig praxisgerecht und fummelig. Später zeigte sich jedoch, dass diese Anordnung durchaus Vorteile hat. Sie lässt sich leicht im Anschlag mit dem Abzugsfinger bedienen, und die Stellung des Wahl-schalters ist fühlbar. Damit jederzeit sichtbar ist, welche Stellung welchen Lauf auslöst, ist oben auf der Wurzel des Oberhebels ein Schaubild in Gold eingraviert.

Moderner Lochschaft

Optischer Blickfang ist der Hinterschaft des 26 BSV, der zwar aus edlem, geöltem Nussbaumholz gefertigt ist, aber für eine Kipplaufwaffe eine ungewöhnliche Form hat. Einen Lochschaft mit einer Höhenverstellung des Schaftrückens findet sich sonst fast ausschließlich an Repetierern. Großzügig gestaltet wurde der Durchgriff. Der Pistolengriff steht wie bei Lochschäften üblich sehr steil. Er ist anatomisch geformt sowie rechtsseitig leicht ballig verdickt, sodass der kleine Finger am unteren, schmaleren Teil optimalen Halt findet.

Der Lochschaft mit verstellbarem Schaftrücken wirkt an einer klassischen Waffe, wie diesem Bergstutzen, gewöhnungsbedürftig

Als Hinterschaftabschluss dient eine schmale Gummischaftkappe. Die Schaftlänge, gemessen vom Abzug, beträgt 360 Millimeter. Der Clou liegt im verstellbaren Schaftrücken. Wird die in die rechte Seite des Hinterschaftes eingelassene Taste gedrückt, wird der Schaftrücken durch Federdruck nach oben befördert. Er springt regelrecht heraus, wenn er nicht mit der Hand gestoppt wird. Bei gedrückter Taste kann er in jeder gewünschten Höhe fixiert werden, sobald die Taste losgelassen wird. Maximal lässt sich der Rücken um 23 Millimeter ausfahren.

Schussleistung

Die Kaliberwahl der Testwaffe ist recht universell. Sie ist für alle Reviere geeignet, in denen neben Reh- und Raubwild auch Hochwild seine Fährte zieht. Persönlich würde ich für den kleinen Kugellauf allerdings eine Randpatrone, wie die 5,6 x 50 R Magnum oder die 5,6 x 52 R vorziehen. Die Testwaffe war für die Munitionssorten Geco Plus 12,7 Gramm sowie RWS Teilmantel 3,24 Gramm vorjustiert. Diese Patronen haben wir auch geschossen.

Wie eingangs erwähnt, wird ein Bergstutzen kalt geschossen. So wurden mit jedem Kugellauf fünf Schüsse abgegeben, wobei nach jedem Schuss 15 Minuten Pause eingelegt wurden. Die kleine Kugel schoss einen optimalen Streukreis von 2,4 Zentimeter, die große lag mit 2,8 Zentimeter dicht dahinter. Die Gesamtstreuung der zehn Schüsse betrug lediglich 5,1 Zentimeter.

Um zu sehen, wie sich mehrere Folgeschüsse auswirken, wurde die Waffe auch warm geschossen. Zunächst ein Schusspaar aus beiden Läufen direkt in Folge. Diese lagen genau zusammen. Eine Doublette aus Ricke und Kitz wäre also kein Problem. Danach wurden drei Schüsse aus dem großen Kugellauf hintereinander abgegeben. Die ersten beiden lagen nur 1,8 Zentimeter aus-einander, der dritte Schuss etwa vier Zentimeter höher. Beim kleinen Lauf war es ähnlich. Auch hier lag der dritte Treffer knapp vier Zentimeter über dem ersten Schusspaar. Damit zeigt sich der 26 BSV als sehr wärmeunempfindlich.

Die Standardversion besitzt einen matt- schwarzen Systemkasten. In dieser Ausführung ist die Waffe ab 4.650 Euro zu haben

Trotz seines geringen Gewichtes schießt sich der Bergstutzen durch die anatomisch gute Schäftung sehr angenehm. Der Lochschaft erlaubt einen bequemen, unverkrampften Anschlag, der Rückschlag wird geradlinig in die Schulter übertragen.

Resümee

Mit dem 26 BSV Allround Unique Plus stellt Heym einen modernen, sehr präzisen sowie handlichen Bergstutzen vor, der die Liebhaber traditioneller Kipplaufwaffen aber sicher in zwei Lager spalten wird. Ein Lochschaft an einer Kipplaufwaffe, selbst aus edlem Nussbaumholz, entspricht sicher nicht dem allgemeinen Geschmack. Wer die Waffe jedoch einmal in der Hand und im Anschlag hatte, wird die Vorteile schnell erkennen. Sollte die Abneigung trotzdem noch zu groß sein, steht bei Heym mit dem 26 BSV eine Alternative mit herkömmlichem Pistolengriffschaft sowie bayerischer Backe zur Verfügung.

Durch die Handspannung ist die Waffe sehr sicher. Gegenüber Wärmespannungen zeigte sie sich erstaunlich unempfindlich. Sie ist ab 4.650 Euro für die hier gezeigte, schlichte Ausführung erhältlich. Ist einer der Kugelläufe für randlose Patronen eingerichtet, kostet das 120 Euro Aufpreis.

Technik auf einem Blick:

Hersteller: Heym, Gleichamberg
Modell: 26 BSV Allround Unique Plus
Kaliber: Testwaffe 8 x 57 IRS und .222 Rem.
Verschluss:Laufhakenverriegelung
Basküle: Aluminium
Schloss: Zweischloss-Handspannsystem
Abzug: Einabzug mit Umschaltung
Abzugsgewicht: 850 Gramm
Laufbündel: obenliegender kleiner Lauf im Trägerrohr, mündungsseitig verstellbar Lauflänge: 58 cm
Visierung: Fluchtvisier
Schaft: Lochschaft aus edlem Nussbaumholz mit verstellbarem Schaftrücken Montage: vorbereitet für Heym-Multi-Schnellmontage
Zielfernrohr: Swarovski Z8i 2-16 x 50
Gewicht: 2.950 g (ohne Zielfernrohr)
Gesamtlänge: 100 cm
Preis: ab 4.650 Euro

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