Wölfe werden nicht nur in Deutschland zum politischen Problem. Die BILD mutmaßte schon, die Angst vor dem Wolf könne im Osten die nächsten Landtagswahlen im Herbst entscheiden.
Der jahrtausendealte Konflikt zwischen Mensch und Wolf reißt Gräben auf zwischen städtische Wolfsfreunden und ländlicher, nicht unbedingt landwirtschaftlicher Bevölkerung. Nach Angaben der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf haben Wölfe 2017 fast 1.700 Nutztiere getötet oder verletzt. Das ist eine Steigerung um 55% im Vergleich zum Vorjahr.
Das Ergebnis einer Lappjagd auf Wölfe (Foto: Viktor Kozlowski)
Die Zahl der offiziell erfassten Angriffe stieg sogar um zwei Drittel. Hauptsächlich betroffen sind Schafe und Ziegen, zunehmend aber auch große Weidetiere wie Rinder und Fohlen. In Deutschland leben inzwischen über 1.000ß Wölfe, so der DJV.
In Frankreich musste die Regierung im Jahr 2016 über drei Millionen Euro Entschädigungsleistungen an Bauern zahlen, eine Steigerung von fast 10 % zum Vorjahr. 2017 rissen dort 300 Wölfe 10.000 Schafe, wenn die offiziellen Zahlen stimmen. Alle Schutzmaßnahmen der Bauern waren erfolglos. Das bestätigte sogar ein grüner Europaabgeordneter in Brüssel. Allerdings war der vorher selbst Schafzüchter gewesen.
Aus Skandinavien kommen Schätzungen von bis zu 600 Wölfen in Schweden und Norwegen. Andere Quellen gehen von deutlich höheren Zahlen aus. Das Institut für Natürliche Ressourcen in Finnland schätzte im März 2018 einen Bestand von 24 Wolfsrudeln mit rund 200 Tieren, die meisten davon im Westen des Landes. Entlang der offenen Grenze zu Russland gebe es fünf so genannte Grenzrudel. Damit wäre die Population leicht zurückgegangen. Die Gründe sind unbekannt, möglicherweise ein Rückgang von Beutetieren aufgrund der Prädation. In Karelien musste im letzten Jahr sogar die Elchjagd unterbleiben. Dies trifft die Bevölkerung hart, da dies ein echter Volkssport ist und das Elchfleisch ein wichtiges und beliebtes Nahrungsmittel darstellt. Über die offiziellen Wolfszahlen schüttelt man in Ostfinnland deshalb auch nur den Kopf. Insgesamt ist die Feststellung der Populationshöhe von Wölfen sehr schwierig, da sie nicht einfach gezählt werden können. Die Verfahren erfordern Schätzungen und die Interpretation von Wolfsverhalten, z.B. bei grenzüberschreitenden Populationen. Die jährliche Wachstumsquote liegt bei 30%.
Frankreich hat inzwischen eine ganz normale Jagdquote von 40 Wölfen jährlich, ähnlich wie Schweden oder Finnland. Die EU Kommission reagiert auf die gefühlte Provokation der Lizenzjagd mit der Androhung von Vertragsverletzungsverfahren. Knackpunkt ist die “Habitat Direktive” der EU, die den Wolf grundsätzlich schützt und Abschüsse nur dann erlaubt, wenn es keine “befriedigende Alternative” gibt.
Für grüne Umweltminister und für die vielen Verbände der Wolfsfreunde, die diesen Prädator als frisch sprudelnde Einnahmequelle, sei es durch Spenden, sei es durch staatliche Forschungs- und Betreuungsaufträge, entdeckt haben, ist hingegen der Abschuss keine befriedigende Alternative. Sie setzen auf immer höhere Zäune, Wolfshunde oder halten die Bauern für eine zu vernachlässigende Größe. Der Wolf entwickelt sich in ganz Europa zu einem politischen Konflikt zwischen Stadt und Land. Die Entnahme einzelner Problemwölfe ist auf Dauer kaum praktizierbar. Man geht kaum fehl in der Annahme, dass in wenigen Jahren der Wolf in den meisten Ländern ganz normal im Rahmen einer Populationskontrolle bejagt werden kann.
rdb