Meine Jagd-Erfolge auf sibirische Rehböcke im Kurgan-Gebiet zur Brunft Ende August, Anfang September waren bisher sehr gut. Bemerkungen der Jagdreise-Vermittlerund der sibirischen Jäger über noch bessere und leichtere Jagd-Erfolge im Oktober haben mich gereizt, es auch einmal in dieser Zeit zu versuchen.
Das sibirische Rehwild verhält sich ähnlich wie unser Rehwild. Nach der Brunft sind sie für einen Monat wie vom Erdboden verschwunden, doch dann werden sie wieder aktiv, um ihre Feistdepots für den Winter anzulegen, der im Kurgan-Gebiet spätestens Ende Oktober beginnt. Meine sibirischen Jagdfreunde berichteten auch, dass im Oktober meist eine stabile Wetterlage vorherrscht: trocken, kalt und sonnig. Aber eben nur meist!
Die erste Pirsch
Und…wider Erwarten, am nächsten Morgen erwartet uns schon die hochstehende Sonne, auch wenn ein strammer Ostwind bläst. Wir lassen Frühstück und Mittagessen zusammenfallen, uns drängt es ins Revier. Nach den obligatorischen Probeschüssen trennen sich unsere Wege, Günther fährt mit seinen beiden Jagdführern in den nördlichen Revierteil und ich mit Sascha in den mir schon gut bekannten westlichen Revierteil.
„An großer Birke…“
„An großer Birke…“
Dann verlangsamen sich seine Schritte, er schaut mehr nach links und rechts, glast die Flächen ab. Er deutet nach halb links vor uns, wo 500 Meter von uns entfernt eine große Birke auf einem Stoppelfeld steht. Das Feld zwischen zwei Birkenwäldern ist sicher nicht breiter als 100 Meter, aber eben weit über 500 Meter lang.
Ein Regentag
Schon nachts ändert sich das Wetter. Wolken ziehen vor den Sternenhimmel, und am Morgen regnet es aus Kübeln. Zu Hause hätte man sich im Bett einfach umgedreht, aber hier gilt es, jede Chance zu nutzen. Doch wie erwartet, wird auch nichts gesehen, geschweige denn erlegt.
Eine ausgedehnte Pirsch
Eine ausgedehnte Pirsch
Gemeinsam fahren wir am Nachmittag hinaus, postieren Günther und seinen Jagdführer an eben diesen Platz, während ich mit Sascha eine ausgedehnte Pirsch beginne. Sascha berichtet mir kurz von seinem Ziel: einem riesigen Feld mit aufkeimendem Getreide, wo er einen alten, starken Bock kennt.
Die letzte Rehbock-Pirsch
Hop oder Top, die Karten sind zum letzten Mal neu gemischt, auch wenn das neblig trübe Wetter keine großen Erwartungen zulässt. Kurz danach parken wir das Auto im Wald, und los geht die letzte Rehbock-Pirsch. Wir sind noch keine Viertelstunde unterwegs, als wir einen Schuss hören, den wir beide als Schrotschuss interpretieren. Saschas Kommentar: „Günther Birkhahn schießen.“
Happy End
Happy End
Ich versorge Günthers Birkhahn, damit er schnellstmöglich in die Tiefkühltruhe kommt. Währenddessen höre ich im Hintergrund Günther mit Natascha und seinem Jäger tuscheln, irgend etwas wird dann gesucht. Das Essen wird aufgetafelt, und wir werden zu Tisch gebeten. Nur Günther und Natascha fehlen noch. Plötzlich geht das Licht aus, die Tür öffnet sich, und Günther kommt in den Raum. In seinen Händen hält er einen Birkenholzscheid, auf dem in einem Kiefernzweig gebettet das Haupt eines starken Rehbockes mit einer brennenden Kerze zwischen den Stangen ruht.
Ins Top-Revier des Kurgan-Gebietes
Ins Top-Revier des Kurgan-Gebietes
Inzwischen hatten auch noch drei Jagdfreunde ihr Interesse an der Jagd auf den sibirischen Rehbock bekundet, und jetzt das. Da ich ja fast alle guten Reviere durch persönlichen Besuch kannte, suchte ich einen Vermittler, der das mir noch unbekannte Revier Kargapolje, das sich selbst als das weltbeste Rehbock-Revier bezeichnet und entsprechend vermarktet wird, im Programm hat. Ein mir schon bekannter Jagdreise-Vermittler mit Spezialgebiet Russland sollte für uns die Reise organisieren.
Mitten im Wald
So starten wir am 8. Oktober 2002 nach intensiver Waffen- und Gepäckkontrolle im Flughafen Frankfurt nach Ekaterinburg. Dort werden wir am späten Abend bereits erwartet. Nach zweistündiger Kontrolle der Waffen und Ausstellung diverser Papiere kann die Fahrt in die Reviere losgehen.
Der erste Jagd-Ausflug
Der erste Jagd-Ausflug
Schon am frühen Nachmittag starten wir zum ersten Jagd-Ausflug. Eugen erklärt mir, dass der Revierteil, in dem ich jage, 30 Kilometer entfernt ist. So rumpeln wir zunächst über kleine Landstraßen und über Schlammwege ins Revier. Hier ist Kriechtempo angesagt.
Naturgenuss pur
Die nächsten beiden Tage laufen nach gleichem Schema ab: sechs Uhr Wecken durch Zündung des Generators, kurzes Frühstück, eine Stunde Anfahrt ins Revier, danach stundenlanges Suchen nach Rehböcken mit dem Auto bis zehn oder elf Uhr. Danach Rückfahrt zum Camp, Mittagessen und gleich wieder ab ins Revier. Naturgenuss pur!
Vier kleine Chancen
Vier kleine Chancen
Ab dem dritten Tag beginnt es zu schneien, es wird bitter kalt, am nächsten Morgen ist überall der sibirische Winter eingebrochen. Bis zum dritten Tag habe ich mit meinen jagdlichen Experten in „unserem“ Revierteil mit Müh’ und Not vier stärkere Böcke bestätigen können. Von nun an werden nur noch die vermutlichen Territorien dieser Böcke, die uns bisher nicht eine Chance ließen, aufgesucht, durchquert und umrundet. Wohlgemerkt alles mit dem Auto! Am Ende der Jagd kenne ich dort jeden Baum.
Abschied von Sibirien
Abschied von Sibirien
Kurz vor der Abreise nach Ekaterinburg übergibt man uns die Trophäen, die zwar relativ sauber präpariert sind, aber dafür noch patschnass. Offensichtlich war man schlichtweg zu faul, die Schädel ein paar Stunden über den Ofen zu hängen. In Schadrinsk treffen wir dann noch einmal den Professor des Moskauer Vermittlerbüros, er hatte uns schon im Camp einen Besuch abgestattet, um am liebsten alle Abschüsse gleich bar abzukassieren, was so nicht vereinbart war.