Kirgisien: Land der Steinböcke

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Steinbockjagd in Kirgisien dürfte wohl auch für erfahrene Bergjäger eine Herausforderung sein. Stimmen aber Einstellung, Kondition und vor allem das Jagdgebiet mit der dazu gehörigen Organisation, so gibt es kaum eine interessantere Bergjagd. Deshalb hier gesammelte Erfahrungen und Tipps aus den vergangenen acht Jahren.

Von Otto Gries

Sechs Stunden im Direktflug von Frankfurt oder Hannover nach Bischkek, und man kann nach Verlassen des Flughafengebäudes eine Bergwelt bestaunen, die, läge sie in Europa, Millionen von Menschen in ihren Bann zöge. Allerdings mit dem Unterschied, dass die Dimensionen in Kirgisien die der Alpen um einiges übertreffen.

Einen kleinen Eindruck von Land und Leuten kann man schon während der teilweise langen Anfahrt zum Jagdgebiet gewinnen. Wenn man Kirgisien auf einer Karte betrachtet, wird in der Regel nicht vermutet, dass riesige Gebirgsketten eine halbe Tagesreise nötig machen, um von einem Ort zum anderen zu gelangen, obwohl beide Orte gerade 100 Kilometer Luftlinie trennen. Es ist zwar nicht jedermanns Sache, stundenlang mit dem Geländewagen durch die Gegend geschaukelt zu werden, aber diese Landschaft macht sogar auf gestandene Alpen-Jäger Eindruck.

Der Bestand an Steinwild und die Trophäenqualität lassen in großen Gebieten keine Wünsche offen, zumal diese einmalige Hochgebirgslandschaft allein schon eine Reise wert ist. Allerdings hat in den vergangenen Jahren das Interesse an Jagden in Kirgisien nachgelassen, weil viele Jagdreiseanbieter versuchen, ihren Kunden eine Steinbockjagd in Kasachstan schmackhaft zu machen. Im Bereich Jagdtourismus hat Kirgisien einiges zu bieten.

Sicherheitsbedenken des Auswärtigen Amtes in Deutschland kann ich nicht nachvollziehen. Das Amt schätzt Kirgisien als „nicht ungefährlich“ ein. Diese Aussage könnte eine Assoziation zum Fundamentalismus auslösen. Ich kann dem nur widersprechen und würde es wie folgt begründen: So lange es fast an jedem Kiosk mehrere Sorten Bier und Wodka zu kaufen gibt, Schweinefleisch im Handel auf jedem Markt eine sehr gefragte Ware ist, Frauen überhaupt nicht daran denken, sich hinter einem Schleier zu verbergen und man sie vor allen Dingen auf den Straßen sieht, kann ich nur sagen, solche Aussagen sind einem Land sicher nicht hilfreich. Einem Land, dessen wirtschaftliche Perspektiven im Tourismus liegen könnten.

Flächen, die für sehr gute Steinbockjagden zur Verfügung stehen, übertreffen die Kasachstans bei weitem. Es wird nur eine Frage der Zeit sein, dass viele Jagdreiseanbieter wieder auf das große Potenzial an kapitalen Steinböcken in Kirgisien zurück greifen.

 

Ursprüngliches Jagen

Das Wort „Jagen“ hat in der Ursprünglichkeit des Sinnes sehr viel mit Bewegung, körperlichem Einsatz und Beutemachen zu tun. Zwar dürfte das „Beute machen“ letztendlich auch heute noch zutreffen, der körperliche Einsatz hat jedoch meist nur noch eine untergeordnete Bedeutung. Zumindest sollte jedem, der sich mit dem Gedanken Steinbockjagd in Kirgisien beschäftigt, von vornherein klar sein, dass es sich nicht um das handelt, was man hier zu Lande unter Jagd versteht.

Was erwartet man von einer Steinbockjagd? Steht ausschließlich die Stärke der Trophäe im Mittelpunkt? Ist sie der alleinige Grund für das Buchen einer Jagdreise? Oder interessiert auch das Besondere einer Bergjagd, wie es sie in unserer Kulturlandschaft nicht mehr gibt? Diese Punkte sollte jeder klären, bevor er eine Entscheidung bezüglich des Jagdlandes trifft.

Das ausschließliche Interesse an der Trophäenqualität soll auf keinen Fall bedeuten, dass es hieran in Kirgisien mangelt, im Gegenteil. Sie ist jedoch in erheblichem Maß von Vorbereitung und Einsatz abhängig. Zugegeben, ich selbst tue nicht allzuviel für meine Kondition und staune manchmal, mit wie viel Ehrgeiz und Regelmäßigkeit auch ältere Menschen immer öfter einer sportlichen Betätigung nachgehen.

Eine Jagdreise in die Höhen des Tien Shans mit der Möglichkeit, einen außergewöhnlich starken Steinbock zu erbeuten, ist die ideale Kombination zwischen körperlicher Herausforderung und Jagd in ihrer Ursprünglichkeit. Hinzu kommen unerschlossene gewaltige Gebirgslandschaften und sehr gute Steinwildbestände.

Eine kleine Begebenheit soll schildern, mit welchen Vorstellungen und wie unvorbereitet manche Jäger zur Steinbockjagd „losgondeln“. Bei einem Präparator wurde ich Zeuge, als ein Jäger seine Erlebnisse einer Steinbockjagd in Kirgisien schilderte. Wild gestikulierend und recht anschaulich versuchte er die Gefährlichkeit der abgrundtiefen Hänge, an denen sie reiten mussten, zu beschreiben. Diese wären so steil und gefährlich, dass man normalerweise nicht einmal zu Fuß dort hätte gehen können. Irgendwie wäre ihm schon nach den ersten Tagen die Lust vergangen.

Für solche Aussagen habe ich nur ein Kopfschütteln übrig. Die Erwartungen des „Jägers“ lagen sicher im Bereich dessen, was man in Europa unter Jagd versteht oder allenfalls was Auslandsjäger unter einer Jagd auf einer gut eingerichteten Jagdfarm in Namibia verstehen. Hier möchte ich jedoch zu bedenken geben, wie die Jagd in Namibia ohne geländegängiges Fahrzeug aussehen würde, wenn man alle Strecken mit dem Pferd oder zu Fuß bewältigen müsste.

Aber zum Glück oder Gott sei Dank hat die Technik noch kein Vehikel erfunden, das an einem über 45 Grad steilen Hang herumkurven kann. Ich sehe aber gerade in der Unerschlossenheit und in dem Urzustand, in dem sich dieses Hochgebirge heute noch befindet, wo außer Waffe und Fernglas eine weitere Nutzung von technischen Hilfsmitteln ausgeschlossen ist, wichtige Argumente, auf Steinbock zu jagen.

Nun werden viele sagen: „Alles schön und gut, ich kann sehr wohl einschätzen, was Bergjagd heißt, und bin nicht das erste Mal am Ende der Welt. Es nützt mir aber überhaupt nichts, wenn ich in einem Gebiet lande, wo ich Einsatz bringen kann, bis ‚der Wolf beißt‘, aber außer toller Landschaft nicht viel mehr zu sehen ist.“ Die Antwort hierauf liegt meiner Meinung nach in der Vorbereitung. Vorbereitung beinhaltet eben auch, ausreichende Referenzen über genau das Gebiet einzuholen, in dem gejagt werden soll.

Sitzt ein Kirgise ertmal im Sattel, geht er keinen unnötigen Schritt mehr zu Fuß. Der Jagdgast benötigt aber keine besonderen Reit-Fähigkeiten.

 

Fotos: Toma Ivanovic, Otto Gries

 

 

 

 

Gebietsabhängiger Jagddruck

Gebietsabhängiger Jagddruck

Der Grund für jagdlich stark beanspruchte Gebiete ist überall der gleiche. Es kann jeder eine Jagderlaubnis und Steinbock-Lizenz in Kirgisien für eine für deutsche Verhältnisse lächerliche Summe kaufen. In Gebieten, die einigermaßen mit dem Geländewagen erreicht werden können, und die im Umkreis größerer Städte liegen, herrscht gewiss ein starker Jagddruck. Das soll jedoch nicht heißen, dass es dort keine Steinböcke mehr gibt, aber es ist viel schwieriger, in solchen Gebieten erfolgreich zu jagen.

Des Weiteren sind zehn- bis 15-stündige Fahrten im Geländewagen, die weiten Strecken über abenteuerliche Hochgebirgspisten, mit Pässen über 4.000 Meter Seehöhe, sicherlich Gründe für viele Jagdreise-Anbieter, ihre Jagdgäste in zentrale Gebiete zu führen.
In Kirgisien gibt es weit über 30 einheimische Firmen, die nur darauf warten, Auslandsjäger von europäischen Jagdreiseanbietern vermittelt zu bekommen. Firmen, die in der Nähe der Hauptstadt präsent sind, dürften wohl auch am ehesten zum Zuge kommen. Diese Konzentration auf zentrale Jagdgebiete brachte in der Vergangenheit häufig nicht den erhofften Jagderfolg.
Ein sehr sicheres Zeichen für Ruhe in einem Gebiet ist das gleichzeitige Vorkommen von Steinböcken und Argalis. In engen Schluchten mit wenigen zusammenhängenden, größeren Grasflächen wird man aber auch in den abgelegensten Gebieten keinen Argali zu Gesicht bekommen.
Südlich des Isyk Kul, Richtung chinesischer Grenze, sorgen Militärposten zusätzlich für Ruhe in den riesigen Jagdgebieten. Diese sind Tag und Nacht besetzt und so positioniert, dass man sie nicht ohne weiteres umfahren kann. Für angemeldete Auslandsjäger gibt es jedoch keinerlei Schwierigkeiten beim Passieren der Posten.
Steinböcke kommen in Kirgisien in Höhenlagen von 2.600 bis weit über 4.000 Metern vor. Die Baumgrenze liegt zwischen 2.700 und 2.800 Metern. Eine Krummholzzone gibt es nicht. Die absolute Vegetationsgrenze liegt, je nach Hanglage, bei 3.500 bis 4.000 Meter Seehöhe. Viele Hänge, die sich zur Sonnenseite neigen, sind nicht bewaldet.
Wer aufmerksam die letzten Zeilen gelesen hat, wird sich fragen, was suchen Steinböcke in Höhenlagen über 4.000 Meter, wo es nichts mehr zu äsen gibt? Ich möchte es mit den Worten „alles reine Überlebensstrategie“ umschreiben. Wie kaum ein anderes Wild haben Steinböcke die Möglichkeit, sich dorthin zurückzuziehen, wo sie vor Nachstellungen des Menschen sicher sind.
Aber auch in Gebieten mit größerem Jagddruck gibt es starke Steinböcke. Der ehemalige Weltrekord mit Schlauchlängen von 1,42 Metern sowie der zur Zeit gültige Weltrekord von 1,52 Metern zeigen das. Sie wurden beide in der Nähe von Bischkek geschossen.
Steinwild ist in der Lage, bei wiederholter Störung Äsungsgewohnheiten zu ändern. Dies gilt insbesondere für Wild, das keine Jungtiere hat. Normalerweise äst Steinwild bis etwa neun Uhr morgens, vertritt sich um die Mittagszeit kurz die Läufe und wird erst nach 17 Uhr wieder aktiv. Bei ständigem Jagddruck ziehen alte Stücke sofort kurz nach Sonnenaufgang in hohe, unerreichbare Regionen, wo sie dann mit Argusaugen und grundsätzlich in verschiedene Richtungen postiert der Dinge harren, die von unten kommen könnten. Erst kurz vor Sonnenuntergang, immer die jüngsten Stücke vorweg, bewegen sie sich dann zur Äsung zurück nach unten.
Meist beobachten die stärksten Stücke eine Zeit lang von einer sicheren Warte aus das Äsen der jüngeren. Fluchtbewegungen der Vorhut werden sofort von allen registriert. Steinböcke äugen hervorragend; sie bekommen Bewegungen bis etwa 800 Meter Entfernung mit.

Starke Trophäen

Kapitale Steinböcke ziehen entweder allein, was höchst selten vorkommt, oder in einer Gruppe von nur männlichen Stücken. Das Alter in einer solchen Gruppe kann sehr unterschiedlich sein: von zwei- bis dreijährigen bis hin zu alten, kapitalen Böcken. Die Kopfstärke eines solchen Rudels variiert von zwei bis über vierzig Stück.

In solch einer Gruppe habe ich noch nie weibliche Stücke gesehen. Ich beobachtete einmal, dass eine Gruppe mit Geißen, Jungtieren und geringen Böcken durch ein „Altherrenrudel“ zog. Nach kurzer Zeit „gingen“ beide Gruppen wieder eigene Wege. In der größten Ansammlung von mehr als 100 Stück Steinwild, die ich bisher beobachteten konnte, waren keine Steinböcke, die eine Schlauchlänge von mehr als einem Meter hatten. Legt ein Jäger nur Wert auf kapitale Trophäen, so sollte er sich gleich auf „Altherrenrudel“ konzentrieren. Diese Beobachtungen lassen sich sicher nicht auf die Brunftzeit von Ende November und Dezember verallgemeinern.
Die besten Chancen, Steinwild auf große Distanzen zu beobachten, bestehen morgens auf den Äsungsflächen. Nach neun Uhr wird es häufig sehr schwer, Wild auf große Distanzen zu sehen. Die Luft an klaren Tagen flimmert dann so stark, dass nur noch auf kurze Entfernung mit dem Spektiv etwas zu sehen ist. Nach neun Uhr ist auch keine Bewegung mehr, außer wenn das Wild hoch gemacht wird. Äsendes Wild kann in aller Ruhe mit dem Spektiv verfolgt und die Einstände ausgemacht werden.
Die Unsitte, je weiter im Osten, desto länger braucht man morgens, um in die Gänge zu kommen, hat fatale Folgen. Das trifft besonders für Gebiete mit stärkerem Jagddruck zu. Nur durch Zufall bekommt man dann einen kapitalen Bock zu Gesicht. Denn das Spielchen „wer sieht wen zuerst“ kennen alte Böcke nur allzu gut und wissen es auf unglaublich „schlaue“ Weise zu nutzen.
Meist versucht man, mangelnden Anblick von kapitalem Wild mit heftigen Aktivitäten auszugleichen. Was aber meist zur Folge hat, dass das Wild den Jäger zuerst bemerkt, weil es ihn eigentlich schon erwartet. Diese erfolglosen Aktivitäten lassen die Moral des Gastjägers immer weiter dem absoluten Tiefpunkt entgegen stürzen. Das zeigen Berichte von Jägern, die außer Geißen mit Jungtieren nichts gesehen haben.
Meiner Einschätzung nach wurden diese Jäger in ein Gebiet geführt, in dem „Fleisch machen“ nichts Seltenes ist. Ein Jäger, der hier keine Bergerfahrung hat und nicht in der Lage ist, seinem Führer kräftig auf die Füße zu treten, hat schlechte Karten.
Nach meiner Erfahrung ist es das Schlimmste, wenn nach tagelanger Anstrengung kein jagdbares Wild in Anblick kommt. Andererseits habe ich erlebt, wie einem 60-jährigen nach Anblick wirklich kapitaler Trophäenträger Kräfte und Willen wuchsen, die ich bei ihm nicht erwartet hätte.
Wenn es nach größter Mühe und Anstrengung in einem solchen Revier doch gelingt, starke Trophäenträger zu Gesicht zu bekommen, wird es meistens so sein, dass sich die Böcke scheinbar gelangweilt, einer hinter dem anderen, in Richtung Höhe bewegen. Für denjenigen, der das zum ersten Mal beobachtet, ist es ein beeindruckender Anblick, der die Stimmung sofort steigen lässt.

Jagdstrategie

Jagdstrategie

Vor allem in der Zeit von neun bis 16 Uhr wäre das für mich jedoch ein sicheres Zeichen, dass das Wild die Gefahr bereits erkannt hat. Das schlechteste, was man in diesem Fall machen kann, ist, dem Wild in der Hoffnung nachzusteigen, dass man es hinter dem Grad abfangen könnte. Steinböcke haben die Fähigkeit, an Übergängen „Posten“ aufzustellen, wenn sie nicht genau wissen, ob sie verfolgt werden. Diese sichern nach hinten alles ab.

Es sieht schon etwas komisch aus, wenn man 200 oder 300 Meter unterhalb des Überganges angekommen, ein Steinbockhaupt sieht. In der Regel genau an der Stelle, an der man glaubt, bis dahin muss ich es noch schaffen, um die auf der anderen Seite nach unten ziehenden Böcke zu beschießen oder wenigstens ausfindig machen.
Stattdessen möchte man glatt bei diesem Anblick in der Erde versinken. Es hilft nichts, das Haupt wird sich erst dann bewegen, wenn man sich auch bewegt. Wohin, brauche ich nicht weiter kommentieren. Selbst wenn man Flügel hätte und in Sekunden dort wäre, wo eben das Haupt verschwunden ist, der Rest des Rudels wird längst weiter gezogen sein. Bestenfalls könnte man noch den sichernden Steinbock erwischen, was einem Jäger gelungen ist, der sich vom Führer zu einer solchen Hetzjagd anstecken ließ. Der Bock, der gestreckt wurde, war einer der letzten „neugierigen“. Das älteste Stück wird in den seltensten Fällen nach hinten absichern.
Meistens sieht man nicht einmal das Stück, das für die Nachhut zuständig ist. Schlimmstenfalls hört man den Pfiff einer Geiß, die irgendwo hinter Felsen versteckt mit ihrem Rudel das ganze Schauspiel beobachtet hat. Spätestens jetzt weiß jeder da oben, was die Stunde geschlagen hat. Wie gesagt, ich habe es erst einmal erlebt, dass jemand während einer solchen Nachsteigerei zum Schuss gekommen ist.
Mir fehlen die Worte, um das Trümmerfeld zu beschreiben, das sich nach solch erfolglosen Erlebnissen im Seelenzustand eines Jägers widerspiegelt. Es liest sich zwar ganz einfach: nachsteigen, am Grad ankommen und so weiter. Aber um nackte Zahlen zu nennen: Das alles spielt sich nicht selten auf 4.000 Meter Höhe ab. In einer solchen Höhe kriecht jeder an seiner Leistungsgrenze. Um dieses unnötige Abhetzen und den Kräfteverschleiß zu vermeiden, sollte man niemals ziehendem Wild zu Fuß oder Pferd folgen. Im beschriebenen Fall muss man sofort aus dem Gesichtsfeld des sichernden Steinbocks verschwinden.
Mit Ferngläsern ist man dem Steinwild immer überlegen. Stellen sich die Steinböcke auf dem Grat oder an Gletscherabbrüchen ein und kommen zur Ruhe, kann abends auf eine Chance gehofft werden, wenn sie, wie beschrieben, zurück zu den Äsungsflächen ziehen. Sind sie auch kurz vor Sonnenuntergang nicht zu sehen, dürfte der Grund auf der Hand liegen: Sie sind übergegangen. Pläne sollte man erst dann schmieden, wenn sich das Wild niedergetan hat.
Welch unglaubliche Fähigkeiten Steinwild hat, sich untereinander nur durch Bewegung zu warnen, und wie gut sie äugen können, soll ein Erlebnis zeigen. Unserem Lager gegenüber zog morgens etwa eine Stunde nach Sonnenaufgang eine über 30 Kopf starke, nur aus männlichen Stücken bestehende Gruppe in Richtung für uns unerreichbarer Gletscherabbrüche.
Wir beratschlagten schon, was, wie, wann, als plötzlich zwei Kilometer rechts am Hang, uns gegenüber, ein sehr kopfstarkes Rudel, bestehend aus Geißen, Jungtieren und Böcken ansichtig wurde. Das Rudel bewegte sich 80 Meter über dem Talgrund auf einer für uns gut erreichbaren Höhe. Nach dem Motto, lieber den Spatz in der Hand als die… wurde Hals über Kopf beschlossen, sich drei starke Böcke aus dem Rudel vorzunehmen. Die Hornlängen schätzten wir auf einen Meter.
Meine Einwände wurden in den Wind geschlagen. Das Argument, nach dem Versuch auf die drei könne man sich gleich für das Herunterkommen der Alten am Abend postieren, war einleuchtend. Nur keine Chance verpassen!
Jetzt musste alles schnell gehen. Von meinem Zelt aus konnte ich den ganzen Tag genau beobachten was sich am Gegenhang abspielte. Wie nicht anders zu erwarten war, versuchten der Guide, ein Träger und zwei Gastjäger vergeblich, am Fuß des Gegenhanges das etwa 70 Stücke umfassende Rudel mit den erwähnten drei Böcken anzupirschen. Der Wind musste sie verraten haben, denn lange bevor das Steinwild von den Jägern erreicht wurde, flüchteten alle Stücke parallel zum Hang nach rechts, in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

Die Geißen nicht vergessen

Jetzt verschwanden meine Jäger in einer Schlucht. Sicher wollten sie darin nach oben steigen, um sich ungesehen für das Herunterkommen des „Altherrenrudels“ am Abend zu postieren. Diese Alten hatten sich, für mich gut sichtbar, auf Felsvorsprüngen etwa 200 Meter unter den Eiswänden niedergetan, und von all dem, was sich recht weit unter ihnen abspielte, nichts bemerkt. Auch ich war guter Dinge, denn der Wind fegte ziemlich heftig nach rechts das Tal hinunter. Wenn das bis zum Abend so bliebe und die Jäger gedeckt in der Schlucht nach oben kämen, würden sich gute Chancen ergeben.

Ich hatte viel Zeit, den Gegenhang mit dem Spektiv abzusuchen, und hoffte, die Jäger wieder zu finden. Plötzlich sah ich weit oberhalb der Stelle, an der die Jäger verschwunden waren, eine kleinere Gruppe von Geißen mit Jungtieren. Sie lagen in einem Sattel auf einem Schneefeld. Von der Stelle, an der die Jäger aufstiegen, waren sie mit Sicherheit nicht zu sehen. Die Entfernung zwischen den Geißen und den Alten betrug 800 Meter und ein Kontakt durch Warnrufe in Richtung der Böcke war durch die Windrichtung auszuschließen.
In heller Aufregung versuchte ganz plötzlich das männliche Rudel nach oben zu entkommen. Ein Blick nach rechts bestätigte, was ich vermutete: Die Geißen auf dem Schneefeld waren verschwunden und tauchten Sekunden später weiter rechts, parallel zum Hang, von den Alten weg flüchtend auf. Das Fluchtverhalten der Geißen hatte selbst auf diese Entfernung Panik bei den Böcken ausgelöst.
Von all dem hatten die aufsteigenden Jäger nichts mitbekommen. Sie waren damit beschäftigt, unsichtbar für mich und die alten Böcke, in der Schlucht aufzusteigen. Wie sie abends berichteten, wunderten sie sich nur, dass die Böcke nervös, ungefähr 200 Meter höher als vermutet, an einer Eiswand zu klettern versuchten und regelrecht wieder herunter rutschten. Das Rudel saß fest und konnte auf Grund riesiger Gletscherabbrüche nicht weiter nach oben entkommen.
Obwohl ich schon die tollsten Kletterkünste bei Steinwild gesehen habe, versuchten sie nicht nach links über ein steiles Schneefeld, an dem am Vortag eine Lawine abgegangen war, zu entkommen. Die Lage beruhigte sich nach kurzer Zeit wieder, denn sie konnten unmöglich etwas von den Jägern bemerkt haben. Ich sah dann auch die Jäger, wie sie gut gedeckt hinter Felsen auf den Abend warteten.
Das Misstrauen der Alten am Abend rührte wohl noch von der Panik am Mittag. Außer einigen geringen Böcken, die als Vorhut kurz vor dem Dunkelwerden nach unten stiegen, konnte sich kein Kapitaler entschließen, den sicheren Ort bei Tageslicht zu verlassen. Der Guide war sich noch am Morgen so sicher, dass er in aller Eile einen Strick zum Herunterziehen der Beute einsteckte. Bis zu meiner Begründung konnte er nicht begreifen, warum sie einen halben Tag hinter Felsen versteckt umsonst gewartet hatten.

Der geplante Jagderfolg

Der geplante Jagderfolg

Es könnte der Eindruck entstehen, dass in Kirgisien das Erbeuten einer starken Trophäe doch nur reiner Zufall ist. Um Zufälligkeiten möglichst zu vermeiden, sollte man alle Fakten kennen, die zu einem geplanten Jagderfolg führen. Am wenigsten liegt mir daran, irgendein phantastisches Bild von der Jagd im Land zu zeichnen, da ich während meiner zahlreichen Aufenthalte in den vergangenen acht Jahren genug Lehrgeld zahlen musste.

Die einfachste Variante, mit der es gelingen kann, alte kapitale Steinböcke zu überlisten, ist das Erwarten der Böcke auf den Äsungsflächen am späten Nachmittag. Wenn es gelingt, ungesehen und unter Berücksichtigung der entsprechenden Windrichtung die Äsungsflächen unterhalb der begehrten Beute zu erreichen, und wenn man dann noch warten kann, bis die ganz Großen erscheinen, liegt es nur noch am Schützen selbst. Schussentfernungen von 200 Metern müssen eingeplant werden.
Wenn man zu zweit ist, sollte man versuchen, durch unterschiedliche Positionierung die Chancen zu erhöhen. Steinböcke flüchten niemals bei direktem und plötzlichem Beschuss nach oben. Sie versuchen vielmehr sofort seitlich nach unten wegzukommen. Dieses völlig ungeordnete Flüchten in höchster Geschwindigkeit geht nach einigen hundert Metern in einen geordneten Rückzug über.
Die Stücke werden dann wieder geordnet, eines hinter dem anderen, nicht mehr springend, versuchen, schräg vom Jäger weg nach oben zu entkommen. Hat jetzt der zweite Jäger, der auf Grund der Windrichtung mindestens einen Kilometer entfernt positioniert sein muss, eine annähernd gute Stellung, kann er sehr gut zum Schuss kommen. Je größer die Entfernung zur Gefahrenquelle ist, um so mehr werden die Steinböcke verhoffend nach hinten sichern. Das bringt gute Gelegenheiten auch für weite Schüsse. Da man im Hochgebirge niemals ganz sicher den Wind voraussagen kann, sollte dieses unterschiedliche Positionieren der Jäger immer beachtet werden.
Hat der erste Jäger Pech und die Steinböcke bekommen Wind bevor ein gezielter Schuss angebracht werden kann, müssen sofort Schüsse so platziert werden, dass die Einschläge im Fels unmittelbar vom Wild wahrgenommen werden. Schießt man nur in die Luft, um sie dem anderen Jäger zuzutreiben, kann es passieren, dass alle sofort nach oben verschwinden. Geländegegebenheiten, Windrichtung und das Vorhandensein weiterer Rudel machen jedoch ein Herangehen an die Äsungsflächen in vielen Fällen unmöglich.
Nun werden einige erfahrene Bergjäger fragen, warum versucht man nicht, das Wild von oben her anzugehen. Hierzu kann ich nur sagen, dass es nicht jedermanns Sache ist, morgens auf 4 000 Meter aufzusteigen. Ferner sind Hänge mit Höhenunterschieden von 1 000 Metern von oben sehr schlecht einsehbar, und die Gefahr, während des Aufstieges Wild zu vergrämen, ist sehr groß. Häufig ist wegen Vergletscherung ab einer gewissen Höhe kein Gehen möglich.
Natürlich gibt es auch diese Art der Jagd; besonders wenn Höhenzüge mit dem Pferd erreicht werden können. Allerdings habe ich im Gegensatz zum Kaukasus mit dem direkten Angehen von oben in Kirgisien noch keinen Erfolg gehabt. In der Regel ist in letzter Sekunde immer etwas dazwischen gekommen, oder die Böcke, die ich erreichen wollte, standen nun wieder unterhalb von argwöhnisch wachenden Geißen.
Eine weitere sehr effektive Methode liegt darin, die Eigenart der Steinböcke zu nutzen, bei nicht unmittelbarer Gefahr stur immer genau einen Wechsel einzuhalten. Hierzu sollte man wissen, dass ältere Hirten in ihrem ganzen Leben nichts anderes getan haben, als ihre Pferde und Schafe den Sommer über in den Bergen zu hüten und nebenbei Fleisch zu machen. Es gab sogar zu der Zeit, als Kirgisien noch zur Sowjetunion gehörte, ein gewisses Soll an Wildbret, das abgegeben werden musste. Hat man nun einen solchen Mann als Führer, kann der mit ziemlicher Sicherheit voraussagen, wohin sich die Steinböcke beim Bemerken der kleinsten Unwägbarkeit zurückziehen werden.
Wie schon gesagt, konkrete Pläne können erst geschmiedet werden, wenn das Wild ausgemacht ist, sich niedergetan hat, der Jäger mit der Stärke der zu erwartenden Trophäe einverstanden ist und absolute Ruhe herrscht.
Die Kunst besteht jetzt darin, rechtzeitig bevor das Wild wieder aktiv wird, unbemerkt an die Stelle zu gelangen, an der die Stücke zu 90 Prozent durchwechseln werden. Das setzt ein möglichst frühes Bestätigen des zu bejagenden Wildes voraus. Für die Jäger mit weniger Kondition ist es nur mit ausreichender Zeit möglich, bestimmte Übergänge zu erreichen. Ein Schuss von einer geeigneten Stelle reicht aus, um das Wild in die richtige Richtung zu lenken. Wenn das Rudel aus Geißen und Böcken besteht, werden die stärksten Böcke des Rudels immer zuletzt ziehen. Nicht die Nerven verlieren, sollten die Böcke nicht unmittelbar folgen.
Gehören sie zum Rudel, werden sie auf jeden Fall nachziehen. Die Chancen, in solchen ruhigen Situationen zum Erfolg zu kommen, sind sehr groß. Wer das zweimal auf seiner Jagdreise geboten bekommt und vor allen Dingen fähig ist, diese Stellen zu erreichen, wird nicht als Schneider nach Hause fahren. In den meisten Fällen wird eine solche Chance ausreichen.
Es wird mir niemals gelingen, die Anspannung in Worte zu fassen, wenn polterndes Geröll das Kommen des Wildes ankündigt. Ich kann bis heute nicht verhindern, dass mir in solchen Momenten meine Knie weich werden. Hinzu kommt die Schwierigkeit, in der Aufregung der Situation, mit Geduld und Übersicht das stärkste Stück anzusprechen. Der Erfolg jedoch entlohnt für Anstrengungen, Mühen, Schweiß und Beharrlichkeit.
Bis Ende Oktober kann es noch sehr heiß werden im Tien Shan. Liegen am Morgen noch zehn Zentimeter Schnee, so ist es durchaus möglich, dass die Mittagssonne den gesamten Schnee schmilzt. Durch extreme Sonneneinstrahlung und durch große Temperaturunterschiede können gewaltige Thermikwinde entstehen. Sie können in Sekunden den besten Plan zunichte machen. Auch deshalb ist das weiträumige Angehen an die Fluchtwechsel eine sehr gute Jagdvariante.
Eine wesentliche Rolle spielt ebenso die Jagdzeit. Solange Kirgisen das Land besiedelt haben, lebten sie fast ausschließlich von ihren Herden. Eine Vorratswirtschaft in unserem Sinne hat es zu diesen Zeiten nicht gegeben. Das Überleben der Pferde und Schafe konnte allein mit der Nutzung der Winterweiden erreicht werden. Man muss sich das so vorstellen, dass es auch im Winter riesige Hanglagen über 3.000 Meter Seehöhe gibt, die in der Regel immer schneefrei sind.
Diese Südseiten wurden von je her als Winterweiden genutzt. Es sind noch heute die Grundrisse der Juchten und Einzäunungen als runde oder eckige Flecken eindrucksvoll in der Landschaft zu sehen. Der Viehbestand beträgt heute nur noch ein Fünftel dessen, was zu Sowjetzeiten auf den Weiden stand. Ferner werden Winterweiden kaum noch genutzt. Auf diese Flächen konzentriert sich im Winter ungestört das Wild.
Ich brauche ja nicht weiter zu kommentieren, dass eine große Konzentration von Wild auch immer größere Chancen bietet. Zugegeben hat man dann jedoch den Nachteil des teilweise winterlichen Wetters. Den wunderschönen kirgisischen Herbst, der in vielen Jahren bis weit in den November goldene Tage bringt, und Jagden in Bezug auf das Wetter sehr berechenbar macht, kann man dann allerdings nicht erleben.

„Nichts zu Fuß“

„Nichts zu Fuß“

Ganz selbstverständlich für Kirgisien und die Jagd im Speziellen ist das Reiten. Ein richtiger Kirgise denkt gar nicht daran, einen Schritt zu Fuß zu gehen, wenn er erst einmal auf dem Pferd sitzt. Beim Aufstieg wird so lange nach oben gekreuzt, bis das Pferd Schwierigkeiten beim Drehen hat, oder man schon fast liegend auf dem Pferd mit ausgestrecktem Arm den Hang greifen kann. Aber keine Angst für den ungeübten Reiter!

Ein Pferd hat vier Füße, hängt auch sehr am Leben und hat solche Situationen mit Sicherheit schon mehr als 100 Mal gemeistert. Selbstverständlich gilt die Regel „nichts zu Fuß“ auch für das Reiten nach unten. Wer sich das in solchen Situationen nicht zutraut, sollte mit Bestimmtheit verlangen, dass das Pferd von einem anderen übernommen wird. Absteigen und zu Fuß gehen ist immer das Sicherste.
Die Pferde, die zum Einsatz kommen, bewältigen alle Hindernisse mit einer stoischen Ruhe, so dass auch der ungeübte Reiter nicht viel falsch machen kann. Große Reitkenntnisse sind nicht nötig. Im Gegenteil, je ungeübter der Reiter, desto langsamer wird das Pferd.
In Veröffentlichungen der vergangenen Jahre geht man teilweise von der Befürchtung aus, in Kirgisien könnte das Steinwild ausgerottet werden. Genau das hätte aber zur Zeit der Kolchosen eintreten müssen. Nach 1960 setzte eine intensive Erschließung auch der entlegensten Gebiete ein. Man glaubt es kaum, verfallene Wege, Strommasten ohne Leitungen und klägliche Überreste einstiger Stallanlagen aus Beton künden von einer Zeit, in der teilweise Überweidung bis in den letzten Winkel betrieben wurde. Und um Planvorgaben an Wildbret zu erfüllen, wurden bereits damals in diesem straff organisierten System Waffen mit gezogenen Läufen ausgegeben.

Stabile Wild-Bestände?

Stabile Wild-Bestände?

Ich kann die Bedenken bezüglich einer Gefährdung der Steinbockbestände aus heutiger Sicht nicht teilen. Wie bereits erwähnt, ist der Weideviehbestand im Gegensatz zu den 80er Jahren erheblich zurückgegangen. Die Nahrungskonkurrenz, die besonders mit dem Aufbau der Kolchosen und der intensiven Nutzung der entferntesten Bergwiesen einher ging, gibt es nicht mehr.

Mit dem Zusammenbruch der Kolchosen, dem Wegfall garantierter Preise und Abnahmen setzte nach der Wende eine regelrechte Flucht in die zentralen Gebiete Kirgisiens ein. Nun behaupte ich sogar, dass aus diesem Grund in vielen Gebieten eher mit einer Zunahme des Wildbestandes zu rechnen ist.
In vielen abgelegenen Gebieten sterben die wirklich reifen und alten Böcke heute eines natürlichen Todes. Bei der Suche nach neuen Gebieten im Sommer des vergangenen Jahres, fand ich die Bestätigung durch zahlreiches Fallwild mit kapitalen Schläuchen.
Ein weiterer Hinweis auf die Beziehung zwischen Weidevieh und Steinwild ist die bis heute auftretende Räude. Im Gegensatz zu Steinbockbeständen in den Alpen, wo das Auftreten der Krankheit zum Zusammenbruch ganzer Bestände führt, scheint diese Krankheit, die latent unter der Steinbockpopulationen in Kirgisien auftritt, keine sichtbaren Schäden zu hinterlassen. Eine weitestgehende Immunisierung kann nur durch Jahrhunderte währenden Kontakt mit Weidevieh entstanden sein.
Ich möchte behaupten, dass in vielen Gebieten heute kaum gejagt wird, und dass sich für den Auslandsjäger bei entsprechenden Recherchen sehr gute Jagdmöglichkeiten auf Steinbock und Tien-Shan Argali ergeben. Aber, ich möchte nicht in Abrede stellen, dass in bevölkerungsreichen Gebieten ein erheblicher Jagddruck herrscht. Eines kann ich mit Sicherheit auf Grund eigener Beobachtungen feststellen: In einem Gebiet, das eine Autostunde von Bischkek entfernt liegt und einem ständigen Jagddruck durch einheimische Jäger ausgesetzt ist, hat der Bestand an Rehwild in den letzten acht Jahren nicht abgenommen. Wie das möglich ist, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären. Denn anders als die Einzugsgebiete der Steinböcke, die zu 90 Prozent erst nach mindestens halbtägigen Fußmärschen oder stundenlangen Ritten erreichbar sind, kann man die Rehwildeinstände teilweise mit dem Geländewagen erreichen.
Ich spreche von einem Gebiet, das ich seit acht Jahren im Hinblick auf Steinwild und Sibirischen Rehwildbestand kenne. Nun werden einige fragen: „Wo vor acht Jahren vier Stück Rehwild auf tausend Hektar standen, stehen heute zwei, ist da ein Unterschied zu sehen?“ Weit gefehlt, entgegen Berichten in der Jagdliteratur gibt es Gebiete mit einem sehr guten Sibirischen Rehwildbestand. Solche reifen kirgisischen Rehgehörne können zwar gewichtsmäßig nicht mit dem Rehwild aus dem Kurgan-Gebiet mithalten, wohl aber in Größe und Form.
Das Schwarzwild scheint dem Jagddruck nicht gewachsen zu sein, denn die Bestände sind sehr zurückgegangen. Wie mir berichtet wurde, soll das auch auf die einmaligen, natürlichen Walnusswälder bei Osch zutreffen. Wie nicht anders zu erwarten, ist das Bild, das ich von der Steinbockjagd und Jagd im Allgemeinen in diesem Land aufzeige, sehr differenziert. Vor allem ist es sehr schwer zu vermitteln, was eine Jagd auf Steinbock in diesem Hochgebirge für mich und bestimmt für viele andere Jäger so reizvoll macht.
Des Weiteren wird zurzeit nur in Kirgisien der Steinbock weit unter 4.000 Euro ab 120 Zentimeter Schlauchlänge von einigen Jagdreiseagenturen angeboten. Ich spreche natürlich über Kosten von der Haustür bis zur Haustür.
Kapitale Trophäen waren schon immer die Argumente, mit denen sich Kirgisien gegenüber Kasachstan abheben konnte. Meiner Meinung nach sind die 1,52 Meter Schlauchlänge des aktuellen Weltrekords noch nicht das letzte Wort. Das Potenzial an kapitalen Steinböcken in Kirgisien wird noch für einige Überraschungen sorgen.

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