Als Drogenboss Pablo Escobar 1993 von der Polizei erschossen wurde, hinterließ er ein 20 km2 großes Anwesen in Puerto Triunfo in Kolumbien.
Neben einem Flugplatz, einer Gocart Rennstrecke und einem Skulpturenpark gab es dort auch einen Zoo mit afrikanischen Antilopen, Elefanten, Giraffen und Nilpferden. 2006 übernahm die Regierung den Besitz. Den Zoo gibt es immer noch, wenn auch mit inzwischen deutlich reduziertem Tierbestand. Die Nilpferde sind allerdings entwichen und verwildert. Sie vermehren sich fleißig. Ihre Anzahl wird inzwischen auf 40 bis 60 Tiere geschätzt. Genaues weiß man aber nicht.
Nilpferde in ihrer natürlichen afrikanischen Umwelt: Die Mehrtonner verteidigen ihr Revier und sind deshalb gefährlich. (Foto: Rolf D. Baldus)
Sie leben teilweise noch auf der großen Ranch, aber auch in Seen in der Umgebung und dringen in den Magdalena vor, den größten Fluss des Landes. Über die in einem „National Geographic“-Film als „Cocaine Hippos“ bezeichneten Tiere wurde mehrfach international berichtet.
Sie verteidigen ihr Territorium und stellen deshalb eine erhebliche Gefahr für die lokalen Fischer und andere Einwohner dar, die deswegen den Abschuss fordern. Auch der Umweltschutz spricht für die Entnahme dieser gebietsfremden Neozoen. Die Behörden sehen sie inzwischen als „invasiv“ an. Die ein bis vier Tonnen schweren Dickhäuter sind dafür bekannt, dass sie ähnlich wie Elefanten ihr Ökosystem gestalten. Die Fäkalien verändern die Wasserqualität und können Algenblüte verursachen. Bei weiterer Vermehrung könnten die gefräßigen Mehrtonner den Lebensraum der einheimischen Tiere, z.B. der Otter und Flusssehkühe zerstören.
Allerdings kämpfen jetzt sogenannte Tierschützer und Environmentalisten für den Erhalt dieser Tiere. Sie würden eine Nische in der Natur einnehmen, die vor Jahrtausenden von inzwischen ausgestorbenen Großtieren, wie dem flusspferdähnlichen „Toxodon“, besetzt war. Insofern stellten sie eine Bereicherung der Natur und ein naturwissenschaftliches Experiment vom Typ „Zurück zur Natur“ dar. Als 2009 ein Tier abgeschossen wurde, stilisierten Tierschützer dies zum Skandal. Die Behörden würden die Flusspferde gerne zumindest sterilisieren, was aber kaum durchführbar ist. Auch die Umsiedlung in Zoos wird als Option geprüft, ebenfalls kaum praktikabel und wenn, dann nur mit erheblichen Kosten. Ein Jungtier wurde im letzten Jahr eingefangen und in einen Zoo in Kolumbien verbracht.
rdb