Nebelhühner

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Die Jagd auf Auer- und Birkhahn zählt heutzutage zu einer Besonderheit, zumindest in Mitteleuropa. Die Rauhfußhühner gehören zwar zum heimischen Wild, das die meisten uns aber nur von Bildern, aus Filmen und Romanen kennen

Von Lothar L. Schmidt

Auerhahn
Auerhähne balzen sowohl auf dem Boden als auch auf waagerechten Ästen.
Hauptkennzeichen aller Rauhfußhühner sind ihre Anpassungsfähigkeit an zeitweise kalte, schneereiche Lebensräume. So ist das Gefieder dicht und mit sehr viel Daunenfedern durchsetzt, die Nasenlöcher sind von Federn bedeckt und Ständer und Zehen ganz (Schneehuhn) oder teilweise befiedert, weshalb sie als Rauhfußhühner bezeichnet werden.

Die Augen werden von einem warzigen, leuchtend roten Saum umzogen, der besonders über dem Auge stark ausgebildet ist und als Rose bezeichnet wird. Es handelt sich um eine hochrot gefärbte, unbefiederte, dafür aber mit warzen- bis zottenartigen Erhebungen versehene Hautpartie.

Besonders während der Balzzeit sind diese roten Stellen bei den Hähnen über den Augen stark entwickelt und werden deshalb auch Balzrosen genannt. Bei den Hennen ist die rote Umsäumung der Augen durchweg schwächer ausgebildet, auch matter in der Farbe und beschränkt sich im wesentlichen auf die Lider, vor allem auf das obere Augenlid.

Die stärksten Rosen finden sich beim Birkhahn zur Balzzeit. Sie werden hier so groß, dass sie sich an der Stirn nahezu berühren. Kleiner sind sie beim Auerhahn, dann folgen Hasel- und Schneehahn. Bei der Schneehenne ist hiervon kaum mehr etwas zu sehen.

Die Hähne der einzelnen Arten sind in ihrem Erscheinungsbild sehr unterschiedlich. Die Hennen aber ähneln sich in Gestalt, Färbung, Zeichnung und Gefieder so sehr, dass auf den ersten Blick nur die Größenunterschiede auffallen. Auch die Schneehenne fällt – jedenfalls in ihrem farbigen Sommerkleid – nicht wesentlich aus der Reihe.

Verbreitung

Die Familie der Rauhfußhühner ist in den kalten und gemäßigten Zonen der Nordhemisphäre beheimatet. Das Verbreitungsgebiet zieht sich vom Himalaja und von den ostasiatischen Gebirgen über ganz Asien und Europa, spart Südeuropa und Afrika gänzlich aus, erstreckt sich über das eisfreie Grönland und über ganz Nordamerika bis Mexiko.

Für die weiteren Ausführungen beschränke ich mich auf Auer- und Birkwild, weil die meisten Jagdveranstalter auch nur dieses Wild anbieten.

Auerwild

Das Auerhuhn ist der größte Vertreter der Rauhfußhühner. Die Hähne erreichen ein Gewicht von drei bis 6,5 Kilogramm und werden über einen Meter lang. Die Hennen sind bedeutend kleiner: Sie wiegen weniger als drei Kilogramm und werden ungefähr 70 Zentimeter lang.

Sein heutiges Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Nordspanien und den Alpen nordwärts und reicht bis zum Baikalsee und zur Lena.

Die Auerhuhnvorkommen in den Pyrenäen, im kantabrischen Gebirge und in den Dinarischen Alpen sind Restvorkommen aus der letzten Eiszeit.

In Deutschland kommt Auerwild fast nur noch in den Alpen vor und nach Wiederansiedlung in einigen wenigen Lebensräumen in den Mittelgebirgen. In Europa ist es in nennenswerten Besätzen noch in Österreich zu finden, in den Karpaten, in Skandinavien, im Baltikum und in Russland.

Der Auerhahn ist ein ausgesprochener Waldvogel. Idealer Lebensraum sind dunkle, dichte Wälder mit Laub- und Nadelhölzern, aber auch reiner Nadelwald. Auerwild bevorzugt den natürlich gewachsenen Hochwald, Niederwald meidet es.

Nur ausnahmsweise ist es auf größeren Blößen oder gar auf freien Wiesen oder Feldern anzutreffen. Auch hier hält er sich bevorzugt in der Nähe des Waldrandes auf. Weist so ein Waldgebiet Bäume der verschiedenen Altersklassen auf mit Lücken und Blößen im Bestand, die auch kleinere Dickungen, kiesige und sandige Stellen, frische Wasserläufe und namentlich reichen Beerenwuchs umschließen, fühlt sich das Auerwild wohl.

Kleine Waldwiesen und einzelne hohe Bäume sind ihm sehr willkommen. Der Hauptgrund für das Zurückgehen der Besätze ist in erster Linie in der Kultivierung der Wälder zu suchen. Auerwild ist ein ausgesprochener Kulturflüchter.

Verhalten

Tagsüber halten sich Auerhühner auf dem Boden auf, wo sie in der schneefreien Zeit eine abwechslungsreiche Äsung aufnehmen: Blatt- und Blütenknospen, Samen und Beeren, auch Eicheln und Bucheckern und gelegentlich Kerbtiere und Schnecken. Im Winter dienen Nadeln, Triebe und Knospen von Kiefer, Tanne, Fichte und Lärche als Nahrung, die die Hähne während der Balzzeit fast ausschließlich zu sich nehmen.

Küken und Jungvögel leben anfangs ausschließlich von Kerbtieren, Würmern und Schnecken, so dass für ihr Gedeihen das reichliche Vorkommen der roten Waldameise sehr wichtig ist.

Gegen Abend baumen die Altvögel auf. Mit etwa zwei Wochen können die Küken schon flattern. Dann verbringen die Henne und ihre Jungvögel die Nacht ebenfalls im Geäst der Bäume.

Auerhühner leben etwa die Hälfte des Jahres in Gesellschaft. Sie bilden aber nur kleine und wenig beständige, meist gleichgeschlechtliche Gruppen. Die Hähne leben mit Ausnahme der Jährlinge nur zur Balzzeit vereinzelt.

Die Hennen verlassen nach der Begattung den Verband, suchen allein den Nistplatz und führen allein die Jungvögel, um die sich die Hähne nicht kümmern.

Im September lösen sich die Gesperre auf, und die Einzelvögel schließen sich den bestehenden Flügen an. Den Winter verbringen die Hähne getrennt von den Hennen im Schutze warmer Dickungen. An schönen Tagen sieht man sie hoch zu Baum in der Wintersonne. Mit Beginn der längeren Sonnenscheindauer werden die Hähne unruhig.

Birkwild

Der Birkhahn spielt, gegenüber dem „dramatisch“ wirkenden Auerhahn den „Clown“, kündet in weithin vernehmbaren Lauten seine Lenz- und Liebesgefühle, läßt seine schmucke „Uniform“ oft frei auf Feldern und Wiesen bewundern, und eine Laune bewegt ihn, der Heimat den Rücken zu kehren und sich an fremden Orten niederzulassen.

Die Birkhühner sind mit 60 Zentimeter Länge und einem Gewicht bis 1500 Gramm bei den Hähnen, 45 Zentimeter sowie 900 Gramm bei den Hennen viel kleiner als das verwandte Auerhuhn.

Das Verbreitungsgebiet ähnelt dem des Auerhuhns, erstreckt sich aber von den französischen Alpen, den Vogesen, den Ardennen und von Wales und Schottland quer über den eurasischen Kontinent bis zum Ochotskischen Meer.

Die Nordgrenze verläuft in Skandinavien bei 70°, in Asien bei 65° nördlicher Breite und reicht im Balkan, in den Karpaten, am Baikalsee und im Mündungsgebiet des Amur weiter nach Süden.

Bevorzugte Lebensräume sind sumpfige Heiden, Sumpfgebiete und Moore, besonders in der Nähe von Waldrändern oder mit vereinzeltem Baumbestand.

Das Birkwild ist in ursprünglichen, offenen Landschaften in der Nähe von Nadel- und Birkenwäldern anzutreffen und ersetzt das Auerwild in den weniger dicht bewaldeten Gebieten.

In Mitteleuropa besiedelt es nicht nur wie üblich das Flachland, sondern kommt auch in der Krummholzzone der Gebirge vor, wohl als Restbesatz der Eiszeit.

Wie das Auerhuhn, so hat auch das Birkhuhn nur eine Brutperiode im Jahr. Es lebt gesellig, nach Geschlechtern getrennt, in größeren Gruppen von zehn bis 40 Vögeln, in Russland sogar bis zu 150 Individuen.

Ich selbst habe in den östlichen Uralausläufern auf einer Fläche von der Größe eines Fußballplatzes 58 Hähne gezählt.

Während die Hähne dauernd gesellig leben, vereinzeln sich die Hennen zur Brutzeit und zur Zeit der Jungenaufzucht. Die Henne legt sechs bis zwölf Eier, die in 26 Tagen von ihr ausgebrütet werden.

Die Jungvögel leben anfangs wie beim Auerhuhn von Insekten und Weichtieren. Die Altvögel nehmen im Sommer nur gelegentlich Kerbtiere auf. In der Hauptsache äsen sie Nadelblätter, Blatt- und Blütenknospen, Beeren, junge Zäpfchen von Lärche und Kiefer, außerdem Kätzchen von Birke, Erle, Pappel und Weide.

Auch Sämereien bis zu Bucheckern und Eicheln, Flechten und junge Triebe vieler Sträucher werden geäst. Hennen und Junghühner schließen sich ab September wieder zu größeren Flügen zusammen.

In der Ebene beginnt die Balz im März, im Hochgebirge oft erst im Mai. In der Regel balzen die Hähne in Gesellschaften von fünf bis 50 Stück.

Die Jagd auf Waldhühner

Bei der Jagd auf den Auerhahn findet im deutschsprachigen Raum ausschließlich die Balzjagd statt, meistens bei der Morgenbalz. Die Seltenheit des stattlichen Vogels, seine Sinnesschärfe und Scheue, die besondere Jagdweise, die Verschleierung der Szenerie durch Morgengrauen und Abenddämmerung sowie die Abgelegenheit der rauhen Bergwälder, wo noch Winter und Lenz um die Herrschaft ringen, all das webt eine Aura aus Poesie und Romantik um die Auerhahnjagd.

Der Große Hahn wird während seines Balzgesanges angesprungen. Das Schleifen dauert lange genug, um zwei bis drei Schritte machen zu können. Es soll mehr ein Angehen als ein Anspringen sein. Der Hahn macht an einem Morgen gewöhnlich 200 bis 300 Spiele.

Wenn man jedesmal nur einen oder zwei Schritte macht, kommt man ziemlich weit voran. Während des Schleifens kann man auch husten oder niesen.

Der Jäger sollte den Hahn schon aus möglichst großer Entfernung erspähen. Wenn er einmal weiß, wo der Hahn steht, kann er sich schon den Weg für das weitere Anspringen aussuchen, so dass er möglichst gedeckt herankommt.

Von oben her kommt man zwar am schnellsten an den Hahn heran, nur macht man dabei am meisten Lärm. Unter der Schuhsohle löst sich leicht ein Stein, kollert dann hinunter und schlägt vielleicht gerade an dem Baum an, auf dem der Hahn balzt. Wenn Schnee liegt, so rieselt dieser hinunter und will nicht zum Stillstand kommen.

Überdies eräugt der Hahn den anspringenden Jäger leichter, weil in dieser Richtung das Geäst des Balzbaumes das Gesichtsfeld des Hahnes weniger einengt.
Geht man den Hahn von unten an, hat man diese Nachteile nicht.

Man ist besser gedeckt, kann ruhiger springen, und wenn man einen Stein zum Abrollen bringt, so kullert dieser vom Hahn weg.

Der Nachteil ist, dass das Anspringen bergauf langsamer geht und man dabei leicht außer Atem kommt, so dass dann vielleicht die nötige Sicherheit beim Schießen fehlt.

Bei brüchigem Harsch, was gar nicht so selten vorkommt, ist das Anspringen besonders schwierig. In diesem Fall kann man nur einen einzigen Schritt machen und muß dann wieder ruhig stehen, auch wenn das Schleifen noch andauert, damit die abrutschenden Schneeplatten wenigstens einen Teil ihres geräuschvollen Weges noch während des Schleifens zurücklegen.

Das Erspähen des Hahnes ist oft schwierig. Manchmal kann man den Hahn nicht einmal ausmachen, wenn man schon ganz in der Nähe, ja unter dem Balzbaum ist. Aus etwas größerer Entfernung entdeckt man ihn gewöhnlich leichter als aus der Nähe, weil ihn die Äste nach unten viel besser decken als nach den Seiten.

Wenn man so weit herangekommen ist, dass man meint, man könnte ihn schon sehen, bleibt man bei einem oder auch bei mehreren Spielen vollkommen ruhig stehen und beobachtet scharf die Bäume und die Äste, auf denen man den Hahn vermutet.

In den meisten Fällen wird man während des Schleifens an einem Ast oder Zweig eine Bewegung wahrnehmen, oder man bemerkt beim Hauptschlag das Aufrichten und Niedergehen des Fächers.

Wenn das Schleifen aufhört, soll man fest und sicher stehen, also auf beiden Füßen und in einer Lage, in der man es auch längere Zeit aushält, denn man weiß ja nie, ob der Hahn eine ausgedehnte Pause macht.

Wenn er den Jäger „hängen lässt“ und der in einer verkrümmten Stellung dasteht, etwa auf einem Bein oder tief gebückt, dann können fünf Minuten zur Hölle werden. Ein Bergstock leistet hier gute Dienste; er kann als dritter Fuß benutzt werden.

Gleiches gilt auch für die Bodenbalz, wobei die Sache hierbei noch schwieriger ist, weil der Hahn am Boden extrem misstrauisch ist und noch besser sichert als vom Baum.

Schwierigkeiten verursachen manchmal die Hennen. Manche Henne bleibt ruhig am Baum stehen und äugt den anspringenden Jäger wie gebannt an, meist aber streichen sie laut gockend ab. Das „Gogg-gogg“ der Hennen und deren Abstreichen kann auf den Hahn verschiedene Wirkung haben: Entweder reitet er mit ab oder er wird zu eifrigerem Balzen angetrieben.

Wenn mehrere Hennen am Platz sind, vollführen sie bei diesem Warnen einen Heidenlärm. Der Hahn balzt immer hitziger, bis er sich endlich doch fortlocken lässt – oder bis es für ihn zu spät ist.

Nach meinen Beobachtungen hört der Hahn beim Warnen der Hennen erstmal mit der Balz auf, er pausiert für einige Minuten – manchmal auch für eine geschlagene Stunde – balzt dann zaghaft weiter, um schließlich doch mit den Hennen abzureiten.

Lockjagd

Wenn der Hahn recht faul meldet, lange Pausen macht oder ganz aufhört zu singen, kann man ihn durch Nachahmung des Hennengockens zu größerem Eifer reizen.

Dieses Gocken macht man in der Weise nach, dass man die Silbe „Ang“ ausstößt, möglichst am Gaumen, und dabei die Nase zuhält. Man kann diesen Ton mehr oder weniger dehnen: „Ang, ang, aan“.

Oft soll man dieses Gocken allerdings nicht wiederholen. Es genügt, wenn es der Hahn einige Male vernimmt. Meist wird er daraufhin schon eifriger balzen.

Es kann jedoch die Wirkung haben, dass er sofort zu Boden geht, um sich dort mit der vermeintlichen Henne zu treffen. Es kann aber auch sein, dass er den Schwindel erkennt und dann erst recht nicht mehr balzt, sondern misstrauisch sichert. Der Auerhahn ist bald verreizt und reitet ab.

In manchen Gegenden ist die Jagd bei der Bodenbalz üblich. Ein solches Balzverhalten zeigen die Hähne in der Zone der Waldtundra, im Uralgebirge und auch in höheren Lagen der Ostkarpaten. In solchen Fällen werden sie von Schirmen aus bejagt.

Je weiter der Morgen fortgeschritten ist, um so schwieriger wird das Angehen des Hahns. Nicht, weil er bald mit seinem Spiel zu Ende sein wird, sondern weil die anderen gefiederten Waldbewohner sich auch melden und durch ihr Pfeifen und Singen das Verhören der einzelnen Balzlaute erschweren.

So nebenbei kann der Hahn nicht bejagt werden, der Jäger muß schon eine Jagd speziell auf dieses edle Wild unternehmen. Von einigen Ausnahmen abgesehen, ist es eine anstrengende Jagd, die, je nach geographischer Lage, mit Entbehrungen und klimatischen Herausforderungen verbunden sein kann. Dafür bietet sie aber einen ganz besonderen Reiz.

In Schweden sieht die Herbstjagd so aus, dass der Auerhahn vom Hund aufgestöbert wird. Das Wild baumt dann auf und konzentriert sich so sehr auf den bellenden Vierbeiner unter ihm, dass sich der Jäger auf Schussweite annähern kann.

Aber auch reine Pirschjagden werden veranstaltet, besonders in Norwegen, wobei aus sicherer Entfernung die Wipfel der Nadelbäume abgeglast werden. Die aufgebaumten Vögel sind als Silhouetten gegen den Winterhimmel zu sehen.

Der Jäger versucht, sich auf Kugeldistanz heranzupirschen. Ein schwieriges Unterfangen: Die Hähne sichern sehr gründlich und haben von ihrer hohen Warte aus einen guten Überblick. Die Fähigkeit, auf große Entfernung zu schießen, ist Voraussetzung.

Für diese Jagd auf Skiern mit Schneehemd ist gute körperliche Fitness unabdingbare Voraussetzung.

Jagd auf den Birkhahn

Die vielversprechendste Jagd auf den Spielhahn ist die Jagd aus dem Schirm. Der Jäger sollte schon drin sein, bevor im Osten der Silberstreif den Himmel öffnet. Der Schirm mag gut und dicht sein, der Birkhahn erspäht jede noch so kleine Bewegung. Er hat wahrlich auf jeder Feder ein Auge.

Das Gesicht sollte im Hintergrund des Schirms gehalten werden, also im Dunkeln, wo es vom Hahn weniger leicht eräugt werden kann. Auch den Gewehrlauf sollte man nicht von Anfang an zur Schussöffnung hinaushalten.

Der Hahn wird durch unvermeidliche Bewegungen des Laufs misstrauisch gemacht und vielleicht zum Abreiten veranlasst.

Unruhig wird der Hahn auch, wenn er einen seiner Feinde erspäht, sei es Fuchs, Habicht oder gar Adler. Wenn sich einer dieser Räuber auch nur von Ferne zeigt, ist es an diesem Morgen mit der Balz vorbei. Der Hahn zieht die Federn ein, wird schlank und schmal und ist plötzlich lautlos verschwunden.

Wird der Hahn aus anderen Gründen still, soll man nicht gleich den Schirm verlassen: Er fängt vielleicht wieder mit der Balz an.

Auch schon deshalb soll man den Schirm nicht zu früh verlassen, weil weder Hähne noch Hennen wahrnehmen sollen, dass aus diesem Busch ein Mensch heraustritt. Sie werden sonst für ein anderes Mal misstrauisch.

Wenn man einmal im Schirm bemerkt worden ist, sollte man mehrere Tage vergehen lassen, bis man ihn wieder benutzt, weil am nächsten Morgen das Birkwild ganz gewiß diesen Schirm argwöhnisch im Auge behält.

Wenn der Hahn nicht von selbst auf Schussnähe herankommt, reizt man ihn an: am besten durch Zischen oder Grugeln. Das „Tschiu-chui“ oder „Ssch-schui“ ist leicht nachzuahmen.

Es ist erstaunlich, wie genau der Hahn aus weiter Entfernung den Platz feststellen kann, von dem aus der Lockruf ertönt. Man soll sich daher, wenn man einmal gezischt hat, um so ruhiger verhalten. Der Hahn äugt, auch wenn er nicht zusteht, immer wieder zum Schirm, weil er hier seinen Rivalen vermutet.

Das Zustehen erfolgt manchmal streichend, bald zu Fuß. Manchmal kommt er mit polternden Schwingenschlägen unmittelbar bis vor den Schirm herangebraust. Ein anderes Mal kommt er so merkwürdig angelaufen, dass man ihn in der Dämmerung für einen Marder oder eine Katze halten könnte.

Den Spielhahn anzupirschen ist eine echte Herausforderung. Der Jäger muß fit genug sein, steile und steilste Hänge hinauf- und hinabzuturnen, auf allen Vieren zu schleichen oder gar zu robben.

Oft muß man einen Graben durchqueren und holt sich nasse Füße bis hoch zu den Knien. Dann wieder geht es auf Händen über spitze Steine und durch stacheliges Brombeergerank.

Wenn ich dann aber nach so einer Mühsal dem Hahn die Ständer zusammenbinden darf, ist die Freude nicht zu überbieten.

Bei der Hahnenjagd ist es wie bei den anderen Jagden auch: Man kann sich eine bequeme Jagd zusammenstellen lassen, sei es in leicht begehbarem Gelände oder mit gut ausgepolsterten Schirmen und Heizofen drin, oder aber eine Jagd die mit Mühen und Entbehrungen verbunden ist – aber erlebnisreich und unvergesslich.

Auch hier gilt: Die schönste Beute beim Waidwerk ist die Erinnerung.

Waffen und Kaliber

Nicht zu Unrecht lautet ein Jägerspruch: „Dem Hochwild gehört die Kugel.“ In Bezug auf den Auerhahn möchte ich diese Regel aber einschränken.

Ich halte in vielen Fällen den Kugelschuss für unwaidmännisch. Zum einen ist es keine Kunst, bei gutem Licht auf 100 Meter und mehr einen auf einem Ast ungedeckt sitzenden Hahn zu schießen.

Der Schütze bringt sich so um all das Herrliche, das die Hahnenbalz zu einer der schönsten Jagden macht, die es überhaupt gibt: um die Beobachtung dieses scheuen Wildes aus nächster Nähe bei seinem reizvollen Balzgebaren.

Ein weiterer Nachteil des Kugelschusses ist die Gefahr, das Wild waidwund zu schießen. Wenn die Kugel nicht eine Schwinge oder einen zum Flug nötigen Muskel getroffen oder sofort tödlich gewirkt hat, ist der Hahn in vielen Fällen verloren. Er breitet die Schwingen, reitet im Gleitflug ab, oft auf die andere Talseite und ist nicht wieder zu finden.

Um den Balg nicht zu zerstören, muß ein Vollmantelgeschoß verwendet werden, bei nicht zu kleinem Kaliber. Ich habe Auerhähne schon mit der Savage erlegt (5,6x52R), bevorzuge aber ein Vollmantelgeschoß im Kaliber .30-06 oder ähnlichem. Der Balg bleibt geschont, Ein- und Ausschuss sind nur kalibergroß, das Geschoss wirkt aber sicherer, es hat mehr Reserve.

Der andere Grund, weshalb viele erfahrene Auerhahnjäger den Schrotschuss bevorzugen, ist die Tatsache, dass der Hahn oft durch Äste, Zweige, herabhängende Flechten oder Reiser verdeckt ist.

Bei schlechtem Licht in der Dämmerung werden auch im guten Glas diese Hindernisse oft übersehen, oder man kann nicht mit Sicherheit sagen, ob die dünnen Zweige vor oder hinter dem Hahn herunterhängen. Folge ist, dass das Geschoss abprallt, oder noch schlimmer, das Wild nicht tödlich trifft, sondern es anschweißt.

Wenn jedoch ein sicherer Kugelschuss angetragen werden kann, beispielsweise bei der Bodenbalz oder bei gutem Licht auf einen wirklich frei sitzenden Hahn, dann sollte man auf den Spiegel schiessen (der helle Fleck auf den Schwingen) oder von schräg unten auf die Brust.

Den Schuß gibt man beim Schleifen ab. Sollte man gefehlt haben, besteht die Möglichkeit zum Nachschuss, weil der Hahn den ersten Schuß wegen seiner „Taubheit“ nicht vernommen hat.

Beim Schrotschuss gilt die alte Regel, dass man keinesfalls über eine Entfernung von 25 bis 30 Metern schießen sollte. Das bedeutet natürlich, dass man sich entsprechend nahe an den Hahn heranarbeiten muß – aber ist es nicht gerade das, was die Hahnenjagd ausmacht?

Ideal ist der Schuß von schräg hinten, am besten von unten her. Für den Birkhahn gilt das sinngemäß. Ich habe auch hier mit dem „dicken“ Vollmantelgeschoß die besten Erfahrungen gemacht. Der Spielhahn wurde auf den Platz gebannt, kalibergroße Ein- und Ausschüsse haben den Balg nicht unansehnlich gemacht.

Trophäen

Als Trophäen gelten beim Auerhahn der gesamte, präparierte Vogel (am besten in Balzstellung), sowie Grandeln, Bart, Stoß, Fächer und Waidkorn. Die Grandeln (Malerfederchen) sind kleine verkümmerte Schwungfedern und sitzen an den Schwingenkanten. Das Waidkorn sind kleine Magensteine, die der Vogel zu seiner Verdauung benötigt.

Ähnlich wie beim großen Hahn gilt der ganze präparierte Birkhahn als Trophäe, sei es in Balzstellung oder auch als Stilleben (hängend mit dem Kopf nach unten). Außerdem der Stoß und die Krummen (sichelförmige Stoßfedern).

Versorgen des Hahns

Möglichst gleich nach dem Erlegen sollte man dem Hahn einen Streifen Papiertaschentuch tief in den Schnabel drücken.

Für den Präparator ist es sehr aufwendig, durch Schweiß verunreinigtes und verklebtes Gefieder zu säubern.

Falls eine Tiefkühltruhe zur Verfügung steht, kann man den Hahn für den Transport nach Hause einfrieren. Diese Methode bietet sich vor allem dann an, wenn man noch nicht gleich abreisen möchte.

In Schweden habe ich eine Verpackungsmethode mit einem Damenstrumpf kennengelernt, die es erlaubt, auch einen großen Auerhahn so zu behandeln, dass er gut geschützt ist, aber doch nur wenig Platz beansprucht. Hierzu drückt man den Kopf des Hahns unter eine Schwinge und streift nun über diese Gebilde einen Nylonstrumpf.

Bevor man den Strumpf verknotet, wird der Stoß in einen Streifen gefalteter Pappe gelegt und somit versteift, damit die Stoßfedern nicht umknicken.

Wenn man dieses Paket in die Tiefkühltruhe gibt und vor der Heimreise gut in Zeitungspapier einwickelt, kann man Tage unterwegs sein, ohne dass der Trophäe etwas passiert.

Nach der Ankunft bringt man ihn gleich zum Präparator, oder man kann das Ganze nochmals einfrieren.

Auer- und Birkwild zählen nach dem Bundesjagdgesetz zu den jagdbaren Arten. Aus diesem Grund sind sie von artenschutzrechtlichen Bestimmungen ausgenommen.

Trophäen können daher ohne artenschutzrechtliche Genehmigung nach Deutschland eingeführt werden.

Foto: Ingo Gerlach

Hansgeorg Arndt

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