Bei Bären, Elchen und Karibus: JAGDLAND ALASKA

4568


Alyeska, das mächtige Land, ist ein Wort der Ureinwohner, der Aleuten. Hier kann der Gastjäger die Riesen der Wildbahn, den mächtigen Elch und den Küstenbraunbären zwar zu hohen Preisen, doch ohne Ärger, wie oft in Sibirien, bejagen.

Von Arno H. Krumm

Mount Mc Kinley
Die atemberaubende Kulisse des Mount Mc Kinley. Am liebsten würde man sofort aufbrechen und Europa den Rücken kehren.
Als Folge der letzten Eiszeit wurden über den Landmassen der Nordhalbkugel gewaltige Mengen Wasser gebunden. Riesige Gletscher wuchsen heran, weltweit sank der Meeresspiegel bis auf 121 Meter unter heutiges Niveau. In der nur 80 bis 130 Kilometer breiten Meeresstraße zwischen Sibirien und Alaska trat schon bei einer Senkung des Wasserspiegels um 50 Meter Meeresboden zutage. So entstand während kalter Zeiten mehrfach die Bering Landbrücke. Nach heutigem Wissensstand wanderten Ureinwohner Sibiriens vor 12.000 Jahren über jene längst im Meer versunkene Landbrücke auf den riesigen Kontinent zwischen Alaska und Feuerland. Sie waren die ersten Amerikaner.
Erster Europäer Alaskas dagegen war der dänische Kapitän und Seefahrer Vitus Bering. Im Auftrag des russischen Zaren Peter dem Großen sollte er nach einer vermuteten Landbrücke zwischen Sibirien und Alaska suchen, stellte 1728 zunächst aber fest, daß beide Kontinente durch eine Meerenge, die nach ihm benannte Beringstraße, getrennt sind. Seine zweite Expedition entdeckte 1741 die Inselkette der Aleuten und nordamerikanisches Festland und nahm beides für den russischen Zaren in Besitz. Bering konnte seinen Erfolg dem Zaren nicht mehr selber übermitteln; er starb auf den der Halbinsel Kamtschatka vorgelagerten Commander lslands. Doch die frisch gekrönte Zarin Elisabeth interessierte sich nur wenig für Berings Entdeckung.
Die Nachricht reicher Seeotter- und Robbenkolonien lösten in Petersburg allerdings eine Flut russischer Pelzhändler aus. Der erste Boom Alaskas war geboren. Dabei bedienten sich die Russen der Fangkünste einheimischer Aleuten: Während ihre Frauen und Kinder als Pfand aufs sibirische Festland verschleppt wurden, jagten deren Männer und Väter die höchst kostbaren Seeotter und Robben. Von ursprünglich 16.000 Aleuten überlebten lediglich 3.000 den Frondienst bei der Pelztierjagd.
Die Russen blieben in Alaska 126 Jahre präsent. Nach Verhandlungen mit dem US-Außenminister William Seward verkaufte Rußland seine ferne Kolonie am 18. Oktober 1867 für 7,2 Millionen Dollar an die USA. Zunächst als „Sewards Eistruhe“ verspottet, sollten reiche Goldfunde in Juneau, Klondike (Yukon Territory) und Nome schon 13 Jahre später den zweiten Run auf Alaska starten.
Das entscheidende Jahr für die weitere Entwicklung Alaskas war 1968, als man in der Prudhoe Bay am Nordmeer auf Öl stieß. Seit 1977 fließt das schwarze Gold über die 1.285 Kilometer lange AlaskaPipeline zum eisfreien Hafen Valdez. Ironischerweise lag der Wert der ersten Schiffsladung Öl knapp über 7 Millionen Dollar.
Wildarten
Als Küstenbraunbär wird er oft bezeichnet, richtig heißt er Braunbär oder Ursus arctos. In Nordamerika sind zwei Unterarten des Ursus arctos offiziell anerkannt. Dies sind der auf den drei Kodiak-Inseln Kodiak, Afognak und Shuyak vorkommende Kodiakbär oder Ursus arctos middendorffi und der im Inland Nordamerikas lebende Grizzlybär oder Ursus arctos horribillis.
Die riesigen Braunbären der Alaska-Halbinsel und der Insel Kodiak verdanken ihren mächtigen Körperbau fischreichen Fanggründen im Südwesten Alaskas. Zur Trophäenbewertung wird ihnen das Gebiet südlich der Alaska Range und des 62. Breitengrades zuerkannt. Ihre Stärke liegt zwischen acht und elf Fuß, wobei die Mehrzahl erlegter Braunbären 8,5 bis 9,5 Fuß mißt. Maßgebend zur Boone & Crocket (B & C)- oder Safari Club International (SCI)-Bewertung sind die Schädelmaße (Breite und Länge). Der Auslandsjäger als alien non resident darf nur alle vier Jahre einen Bären erlegen.
Kennzeichen einer reifen Trophäe sind neun und mehr Fuß, gleichmäßig dichtes Haar, keine kahlen Kratzstellen (Ansprechen!) und allgemeines Exterieur. Oder wie der alte Guide sagte: „Wenn Du zwischen seinen Hinterläufen kein Tageslicht mehr siehst, dann ist es ein mächtiger Bär.” Die Decke variiert von Hellblond über Grau bis dunklem Braun. Schwarzbären kommen auf der Peninsula nicht vor.
Der endenreiche Alaska Yukon-Elch Alces a. gigas gilt als der stärkste Elch der Erde. Laut game regulation, dem Jagdgesetz des Alaska Department of Fish & Game müssen entweder eine Mindestauslage von 50 lnch oder drei Augsprossen pro Schaufel vorliegen. Der reife Peninsula Elch bringt bis zu 800 Kilogramm Lebendgewicht auf die Waage. Traumhafte Schaufeln mit 70 Inch Auslage und 25 bis 30 Kilogramm Trophäengewicht sind keine Ausnahmen. Allerdings bedeutet Auslage nicht gleich Stärke! Gerade Schaufeln in der 55 bis 60 lnch-Klasse zeigen sehr oft die begehrten Eigenschaften des Alaska-Elches: endenreiche, leicht gewölbte, hohe Schaufeln mit starken, zuweilen zu Schaufeln ausgebildete Augsprossen. Das Limit für den Auslandsjäger liegt bei einem Elchbullen pro Jahr, Jagdsaison ist im September.
Eine interessante Zugabe zur Elch- oder Bärenjagd im Südwesten Alaskas ist das Barren Ground- Karibu. Es gehört zur Peninsula- Herde und lebt bis zum Kälteeinbruch im Oktober in kleineren Rudeln mit 15 bis 30 Exemplaren. Zu Beginn der Jagdsaison am 10. August (bis 31. Oktober) bedeutet das oft lange Fußmärsche, um an diese weit verstreuten Rudel mit meist nur zwei bis drei reifen Bullen zu gelangen. Jetzt stehen sie sowohl in den mittleren Lagen der Peninsula Range wie im swamp, den so typischen Sumpfwiesen der langen Täler. Bilder von vielen Tausenden wandernder Karibus treffen hier nicht zu, auch wenn sich die Rudel gegen Oktober zusammenschließen und mit 1.000 bis 2.000 Stück in die Winteräsungsgebiete nördlich von King Salmon ziehen. Seen, Flüsse und Tundra sind jetzt gefroren, sie bieten der Piper Super Cub des Buschpiloten ideale Landebahnen, um seine Gastjäger näher an eine Herde zu fliegen.
Ende August fegen die Bullen ihr Geweih, die Brunft schließt sich unmittelbar an und dauert bis in den Oktober. Eine gute Trophäe zeichnet sich aus durch hohe, zunächst nach hinten und dann nach vorne gebogene Stangen mit weiter Auslage und großer Endenzahl. Ein Plus sind dicke Stangen und eine Doppelschaufel über dem Nasenbein. Auch hier gilt das Limit von einem Bullen pro Gastjäger pro Jahr.
Wolf und Vielfraß (wolverine) gelten als hoch geschätzte Wildarten bei der eigentlichen Großwildjagd. In der Regel kommen sie sehr überraschend beim Pirschgang oder Ansitz in Anblick. Der Vielfraß gehört zu der Familie der Marder, er ist überwiegend nachtaktiv. Die Wahrscheinlichkeit, ihn zu erbeuten, ist außerordentlich gering.
Jagdmethoden
Die Jagdgebiete der Alaska Peninsula zeichnen sich durch ihre enorme Weitläufigkeit und Abgeschiedenheit aus. Personen- und Warentransporte werden fast ausschließlich per Flugzeug erledigt, in begrenztem Umfang werden auch kleine Boote eingesetzt. Wetter, Jahreszeit und der Wasserstand der beschiffbaren Flüsse bestimmen unmittelbar die Zugänglichkeit zu den sehr abgelegenen Jagdrevieren.
Die Aleuten liegen zwischen der Bering See und dem Pazifischen Ozean. Sie gelten als die „Geburtsstätte von Wind und Regen“. Deshalb: Selbst bei Sonnenschein darf das komplette Regenzeug im Rucksack nie fehlen! Mit extrem schnellen Wetterumschwüngen muß gerechnet werden.
Hier greifen Outfitter und Guides auf ihre Erfahrungen in Alaskas Busch zurück, sie beobachten die jahreszeitlichen Abläufe in ihren Outfits sehr genau und entscheiden oft kurzfristig, welcher Bergrücken, welches Tal oder welcher Flußteil den größten Erfolg verspricht.
Was bestimmt nun die Jagdart auf zum Beispiel den Frühjahrsbraunbären? Im April beendet der Braunbär seinen Winterschlaf, die Erneuerung seiner abgebauten Reserven lassen ihn unmittelbar mit der Nahrungssuche beginnen. Immerhin schlafen die Kerle fast ein halbes Jahr, „ohne einen Bissen zu sich zu nehmen“. Doch das Angebot des gerade beginnenden Frühlings ist noch recht mager, das erste Gras beginnt die Südhänge zu begrünen, und genau darauf haben es die Bären abgesehen, obendrein beginnt jetzt im Mai die Ranzzeit. Zur Bärenjagdzeit im Mai beginnen Elch- und Karibukühe ihre Kälber zu setzen. Hierzu wählen Elchkühe oft die für die Peninsula so typischen Erlendickichte der „foothills“, in denen sie sich vor Bären am sichersten fühlen, doch weit gefehlt. Die Nase des Bären windet meilenweit und führt genau zum Fraß.
Ranz und Nahrungssuche lassen den Braunbären jetzt recht weite Strecken zurücklegen. Sie wandern in den unteren und mittleren Lagen der langgestreckten Berghänge, an welchen der Outfitter seine Bärencamps, meist aus ein bis zwei Zelten bestehend, einrichtet. Eine Anhöhe in Campnähe dient als Beobachtungspunkt, von dem tagelang die Umgebung abgeglast wird: eine Ansitzjagd im alaskanischen Sinne.
Doch darf nun niemand eine gebaute Einrichtung mit Dach und Leiter erwarten. Guide und Jagdgast sitzen auf der Erde, oft ungeschützt vor Wind und Regen. Hier empfehle ich dem Auslandsjäger unbedingt die „gear list”, die Ausrüstungsempfehlung des jeweiligen Outfitters, genau zu befolgen. Sie ist auf die jeweilige Jagdart zugeschnitten und erleichtert den Jagdablauf.
Ganz im Gegensatz zur Frühjahrsjagd (jeweils in geraden Jahren) findet die Herbstjagd (in ungeraden Jahren) entlang der lachsführenden Bäche und Flüsse statt. Von den fünf vorkommenden Lachsarten spielt lediglich der Silberlachs, der silver salmon, zur Bärenjagd eine wichtige Rolle. Der Zeitpunkt und die Stärke seines Zuges bestimmen unmittelbar die Zahl der Bären entlang der glasklaren Bäche.
Der Outfitter fliegt in der Regel seine Gewässer ab und verschafft sich einen Überblick über den Laichzug. Oft sind diese Bäche nur wenige Meter breit und vielleicht 30 Zentimeter tief, doch ihre immense Anzahl an Salmoniden muß man selbst erleben, um es zu glauben. An jenen Wasserläufen ziehen nun jeden Oktober die mächtigen Braunbären Alaskas auf der Suche nach ihrer letzten großen Eiweißquelle, bevor sie nur einen Monat später dem Ruf der Mutter Natur folgen und ins Winterlager gehen.
Diese Regelmäßigkeit weiß der Outfitter zu nutzen. Er fliegt seine Jagdführer und Gäste mit der kleinen Piper Super Cub in die Nähe dieser Wasseradern, möglichst in die Nähe eines geeigneten Beobachtungshügels. Die „Landebahn“ ist als solche für Außenstehende nicht zu erkennen, nach wenigen Sprüngen kommt die Piper mit Tundrabereifung zum Stehen. Das Zeltcamp hat der Guide schon im Vorfeld gut getarnt im Erlendickicht aufgestellt, er ist bemüht, die gute Lage seines Camps weder der fliegenden Wildbehörde, dem U.S. Fish & Wildlife Service, noch einheimischen Jägern preiszugeben. Lautes Reden, Lachen, Metallgeräusche oder ähnliches sind jetzt absolut tabu.
Nach einem deftigen Frühstück mit Pfannkuchen, Ahornsirup, Spiegeleiern, Speck und Kaffee wird am folgenden Morgen die Anhöhe erklommen, dann heißt es konsequent die Bachläufe und andere heiße Stellen abglasen. Immer und immer wieder. Stundenlang, tagelang. Selbst wenn zunächst kein Wild in Anblick kommt, darf die Hoffnung nicht aufgegeben werden.
Nur wer schon einmal mit eigenen Augen gesehen hat, wie ein gigantischer Elch mit 60 bis 70 lnch Auslage unauffindbar in diesem Buschwerk aus Krüppelerlen untertaucht, weiß die Lage positiv zu bewerten. Jeder Guide verschafft seinem Gast nur allzu gerne eine herrliche Jagdreise mit stolzer Trophäe, helfen Sie ihm und sich selbst mit dem Aufbringen von Geduld; in Alaskas Busch gehen die Uhren eben etwas anders …
Sehr selten wird „ins Blaue“ gepirscht. Dafür eignen sich die enormen Distanzen alaskanischer Outfits nicht. Heißt es jedoch, die Distanz zwischen Führer und einem fischenden neun oder zehn Fuß Braunbären zu verringern, wird vom Auslandsjäger alles abverlangt. Diese Powerpirsch bezeichnen viele erfolgreiche Jäger als den anstrengendsten Teil der gesamten Jagd. Dann noch auf 150 Meter einen sauberen Schuß ohne Auflage anzutragen, das braucht Übung.
Selbst wenn der Guide der deutschen Sprache nicht mächtig ist, empfiehlt es sich, zumindest in Zeichensprache die Schußplazierung in Ruhe vor dem Schuß zu besprechen. In der Regel wird dem Braunbären mit dem ersten Schuß die Schulter gebrochen, die wenigsten verenden jedoch mit nur einem Schuß. Deshalb ist ein zügiges Nachschießen sehr ratsam. Einem angeschossenen Bären ins Dickicht zu folgen, ist kein Honigschlecken.
Sofern die Zeit es erlaubt, wird der Petz gleich an Ort und Stelle aus der Decke geschlagen. Schädel, Decke und Penisknochen werden im Rucksack zurück ins Camp getragen. Noch am Anschuß muß der Decke die Wildmarke angehängt werden. Eine Pflicht zur Bergung des Braunbärenfleisches besteht in Alaska nicht.
Im Camp bearbeitet der Guide die Decke versandfertig. Gehöre, Lippen und Nase werden fein säuberlich gespalten, die gesamte Decke wird dann gesalzen. Laut Jagdgesetz muß der Schädel der Jagdbehörde, dem Alaska Department of Fish & Game, zur Versiegelung vorgelegt werden. Hier wird auch eine Zahnprobe zur präzisen Altersbestimmung entnommen.
Ein gleichsam spannendes Unternehmen erlebt der Jäger mit der farbenprächtigen Herbstjagd auf den größten Hirsch der Erde, dem Alaska Yukon-Elch. Von den insgesamt 26 Game Management Units des Staates Alaska, behördlich festgelegte jagdliche Verwaltungseinheiten, fällt Unit 9 auf die Aleuten. Dort darf der Elch von „non residents” lediglich im September bejagt werden, und dies oft nur für zehn bis 15 Tage. Entsprechend groß ist das plötzliche Aufkommen von Gastjägern, die über King Salmon oder Port Heiden in ihr gebuchtes Outfit fliegen.
Der Aufenthalt im Hauptcamp ist nur von kurzer Dauer: umpacken, Jagdschein und Lizenzen lösen, Probeschuß und Weiterflug ins spike camp. Sehr oft wird gleichzeitig auf Elch und Karibu gejagt, eine Kombinationsjagd also. Es obliegt dem Jagdgast, welche Wildart er zuerst erlegen möchte, meist konzentriert man sich jedoch zunächst auf den Elch. Wer Interesse an einem Wolf hat, sollte gleich eine Wolfslizenz mitlösen. Der Bestand an Wölfen ist auf einem Rekordhoch, trotzdem bedarf es einer gehörigen Portion Glück, eine dieser begehrten Trophäen zu erbeuten.
Eine ungebrauchte Lizenz wird nicht zurückgenommen, allerdings läßt sich eine Lizenz höheren Wertes für den Abschuß einer geringer eingestuften Wildart benutzen: Karibu anstatt Elch, Wolf anstatt Karibu. Die Lizenzkosten
Erfolgt der herbstliche Kälteeinbruch schon Anfang September, bestehen gute Aussichten auf eine frühe, intensive Brunft noch während der Jagdzeit. Suchend wandern die brunftigen Bullen am Fuße langgestreckter Berge oder durchkreuzen die goldenen Täler zwischen Moor und Erlenfeldern. Jetzt den Elch mit dem „bull call” zu rufen, sorgt für Spannung und führt nicht selten zum raschen Erfolg. Wie eingangs erwähnt, ist eine Trophäe dann legal, wenn sie mindestens 50 lnch Auslage mißt oder drei Augsprossen pro Seite besitzt.
Trotz seiner immensen Körpergröße kann der Elch nicht als schußhart bezeichnet werden. Noch am Anschuß müssen Lizenz entwertet (mit dem Messer werden Tag und Monat ausgeritzt) und die Wildmarke angebracht werden. Laut Gesetz muß zunächst alles eßbare Wildbret ins Camp gebracht werden, bevor die Trophäe abtransportiert werden darf (das gilt auch für Karibu).
Während sich der amerikanische Jäger überwiegend für die Schulter-Kopfmontage (shoulder mount) interessiert, wählen die meisten Europäer den sogenannten „european mount”, die Schaufeln mit Oberschädel und Nasenbein. Laut Veterinärbestimmungen der EU-Länder dürfen Trophäen nur im vollkommen sauberen, gebleichten und desinfizierten Zustand eingeführt werden. Diese Feinpräparation wird nicht im Jagdgebiet erledigt; in der Regel werden Trophäen nach der Jagdsaison durch den Outfitter einem Präparator in Anchorage mit internationaler Spedition übergeben (vorher Preise erfragen, es kann teuer werden). Die Entgegennahme der wertvollen Stücke in Frankfurt durch eine deutsche Trophäenspedition hat sich bewährt. Ihre Adressen sind dem JWW-Anzeigenteil zu entnehmen.
Und so beginnt eine typische Braunbären-, Elch- oder Karibujagd. Nach Ankunft des europäischen Jagdgastes via Frankfurt und Anchorage (hier ist auf der Hin- und Rückreise ein Tag Aufenthalt zu empfehlen) begrüßt der Outfitter seine Jäger in King Salmon oder Port Heiden, Alaska, den Ausgangspunkten für die meisten Peninsula-Jagden.
Für Buschverhältnisse verfügt King Salmon über einen mächtigen Flughafen; während des kalten Krieges diente er der U.S. Luftwaffe als Basis für militärische Operationen gegen Sibirien. Heute wird King Salmon von Anchorage aus mit Alaska Airlines und Peninsula Airways im Linienverkehr mehrmals täglich angeflogen.
Port Heiden dagegen ist eine kleine, verstreute Siedlung einheimischer Aleuten. Hier bestehen Direktflüge von Anchorage mit Reeve Aleutian Airways, doch fliegen die meisten Jagd- und Fischereigäste mit einem Charterflug der Pen Air via King Salmon nach Port Heiden. Von hier aus nun geht die Weiterreise mit einer meist einmotorigen Cessna oder Piper ins Basiscamp des Outfitters. Wenn nicht schon geschehen, werden dort Jagdschein und Abschußlizenzen gekauft; Travellerschecks eignen sich gut als Zahlungsmittel.
Dient das Basiscamp nicht als Ausgangspunkt für die bevorstehende Jagd, beginnt ein Guide zusammen mit dem Gastjäger, die persönliche Ausrüstung für den Weiterflug per Kleinflugzeug ins „spike camp” umzupacken. Denken Sie schon beim Packen zu Hause an die kleinen Buschflugzeuge: Riesige Hartschalenkoffer sind nicht buschtauglich, greifen Sie lieber auf mehrere stabile, wasserfeste duffie bags (Seesack, Reisetaschen) zurück, sie sind problemloser zu verstauen.
In der Regel wird noch am gleichen Tag ausgeflogen, um am nächsten Tag schon jagen zu können. Das „same day airborne-Gesetz” verbietet nämlich die Jagdausübung am Tag, an dem geflogen wird. Im Camp angekommen, machen Guide und Jäger ihre Ausrüstung jagdfertig, Zelte werden bezogen, Liegematten ausgebreitet, Schlafsäcke ausgerollt. In den nächsten acht bis 14 Tagen kochen, schlafen und leben beide auf engstem Raum. Ein gutes persönliches Verhältnis zwischen Jagdführer und Jagdgast ist jetzt wichtiger denn je, es trägt maßgeblich zum Jagderfolg bei. Außerdem freut sich jeder Guide über die Mithilfe des Gastjägers bei Camparbeiten.
Persönliche Ausrüstung
„Excuse me, can I buy a Zeiss 10 x 40 in town?“ fragte mich der Jäger, als er nach mehreren verregneten Jagdtagen auf der Alaska Peninsula bei seinem fernöstlichen 12 x 50 im modernen Weltraumdesign mit leuchtend roten Objektiven beschlagene Okulare feststellte. Wär ja schön, könnte man hier im Busch Qualitätsartikel kaufen. Doch liegt „town” mit seinen 400 Einwohnern 180 Kilometer weiter nördlich, und wer kennt dort Zeiss…
Dabei meinte es der Gast gar nicht mal schlecht: Er läßt einfach sein gutes, altes Zeiss-Glas zuhause und kauft sich im Angebot für wenig Geld dieses „Topglas“ für die Herbstjagd in Alaska. Jetzt ist er um eine Erfahrung reicher: Die Möglichkeit, während der Jagd Ausrüstung zu erwerben, ist nahezu ausgeschlossen.
Leider sind die Ausrüstungslisten vieler Outfitter nur von allgemeiner Natur, jeder Auslandsjäger weiß wohl, daß Hosen und Hemden mitzubringen sind… Außerdem stellen Jagdgebiete im Inland Alaskas (Brooks Range etc.) unterschiedliche Anforderungen an die persönliche Ausrüstung.
Fragen Sie deshalb schon weit im Vorfeld der eigentlichen Jagd gemäß der angeforderten Referenzliste bei vorherigen Jagdgästen nach, lassen Sie sich von ihnen die Situation ausführlich schildern, lassen Sie sich Tips geben, lernen Sie von ihren Fehlern.
Als Folge der letzten Eiszeit wurden über den Landmassen der Nordhalbkugel gewaltige Mengen Wasser gebunden. Riesige Gletscher wuchsen heran, weltweit sank der Meeresspiegel bis auf 121 Meter unter heutiges Niveau. In der nur 80 bis 130 Kilometer breiten Meeresstraße zwischen Sibirien und Alaska trat schon bei einer Senkung des Wasserspiegels um 50 Meter Meeresboden zutage. So entstand während kalter Zeiten mehrfach die Bering Landbrücke. Nach heutigem Wissensstand wanderten Ureinwohner Sibiriens vor 12.000 Jahren über jene längst im Meer versunkene Landbrücke auf den riesigen Kontinent zwischen Alaska und Feuerland. Sie waren die ersten Amerikaner.
Erster Europäer Alaskas dagegen war der dänische Kapitän und Seefahrer Vitus Bering. Im Auftrag des russischen Zaren Peter dem Großen sollte er nach einer vermuteten Landbrücke zwischen Sibirien und Alaska suchen, stellte 1728 zunächst aber fest, daß beide Kontinente durch eine Meerenge, die nach ihm benannte Beringstraße, getrennt sind. Seine zweite Expedition entdeckte 1741 die Inselkette der Aleuten und nordamerikanisches Festland und nahm beides für den russischen Zaren in Besitz. Bering konnte seinen Erfolg dem Zaren nicht mehr selber übermitteln; er starb auf den der Halbinsel Kamtschatka vorgelagerten Commander lslands. Doch die frisch gekrönte Zarin Elisabeth interessierte sich nur wenig für Berings Entdeckung.
Die Nachricht reicher Seeotter- und Robbenkolonien lösten in Petersburg allerdings eine Flut russischer Pelzhändler aus. Der erste Boom Alaskas war geboren. Dabei bedienten sich die Russen der Fangkünste einheimischer Aleuten: Während ihre Frauen und Kinder als Pfand aufs sibirische Festland verschleppt wurden, jagten deren Männer und Väter die höchst kostbaren Seeotter und Robben. Von ursprünglich 16.000 Aleuten überlebten lediglich 3.000 den Frondienst bei der Pelztierjagd.
Die Russen blieben in Alaska 126 Jahre präsent. Nach Verhandlungen mit dem US-Außenminister William Seward verkaufte Rußland seine ferne Kolonie am 18. Oktober 1867 für 7,2 Millionen Dollar an die USA. Zunächst als „Sewards Eistruhe“ verspottet, sollten reiche Goldfunde in Juneau, Klondike (Yukon Territory) und Nome schon 13 Jahre später den zweiten Run auf Alaska starten.
Das entscheidende Jahr für die weitere Entwicklung Alaskas war 1968, als man in der Prudhoe Bay am Nordmeer auf Öl stieß. Seit 1977 fließt das schwarze Gold über die 1.285 Kilometer lange AlaskaPipeline zum eisfreien Hafen Valdez. Ironischerweise lag der Wert der ersten Schiffsladung Öl knapp über 7 Millionen Dollar.
Wildarten
Als Küstenbraunbär wird er oft bezeichnet, richtig heißt er Braunbär oder Ursus arctos. In Nordamerika sind zwei Unterarten des Ursus arctos offiziell anerkannt. Dies sind der auf den drei Kodiak-Inseln Kodiak, Afognak und Shuyak vorkommende Kodiakbär oder Ursus arctos middendorffi und der im Inland Nordamerikas lebende Grizzlybär oder Ursus arctos horribillis.
Die riesigen Braunbären der Alaska-Halbinsel und der Insel Kodiak verdanken ihren mächtigen Körperbau fischreichen Fanggründen im Südwesten Alaskas. Zur Trophäenbewertung wird ihnen das Gebiet südlich der Alaska Range und des 62. Breitengrades zuerkannt. Ihre Stärke liegt zwischen acht und elf Fuß, wobei die Mehrzahl erlegter Braunbären 8,5 bis 9,5 Fuß mißt. Maßgebend zur Boone & Crocket (B & C)- oder Safari Club International (SCI)-Bewertung sind die Schädelmaße (Breite und Länge). Der Auslandsjäger als alien non resident darf nur alle vier Jahre einen Bären erlegen.
Kennzeichen einer reifen Trophäe sind neun und mehr Fuß, gleichmäßig dichtes Haar, keine kahlen Kratzstellen (Ansprechen!) und allgemeines Exterieur. Oder wie der alte Guide sagte: „Wenn Du zwischen seinen Hinterläufen kein Tageslicht mehr siehst, dann ist es ein mächtiger Bär.” Die Decke variiert von Hellblond über Grau bis dunklem Braun. Schwarzbären kommen auf der Peninsula nicht vor.
Der endenreiche Alaska Yukon-Elch Alces a. gigas gilt als der stärkste Elch der Erde. Laut game regulation, dem Jagdgesetz des Alaska Department of Fish & Game müssen entweder eine Mindestauslage von 50 lnch oder drei Augsprossen pro Schaufel vorliegen. Der reife Peninsula Elch bringt bis zu 800 Kilogramm Lebendgewicht auf die Waage. Traumhafte Schaufeln mit 70 Inch Auslage und 25 bis 30 Kilogramm Trophäengewicht sind keine Ausnahmen. Allerdings bedeutet Auslage nicht gleich Stärke! Gerade Schaufeln in der 55 bis 60 lnch-Klasse zeigen sehr oft die begehrten Eigenschaften des Alaska-Elches: endenreiche, leicht gewölbte, hohe Schaufeln mit starken, zuweilen zu Schaufeln ausgebildete Augsprossen. Das Limit für den Auslandsjäger liegt bei einem Elchbullen pro Jahr, Jagdsaison ist im September.
Eine interessante Zugabe zur Elch- oder Bärenjagd im Südwesten Alaskas ist das Barren Ground- Karibu. Es gehört zur Peninsula- Herde und lebt bis zum Kälteeinbruch im Oktober in kleineren Rudeln mit 15 bis 30 Exemplaren. Zu Beginn der Jagdsaison am 10. August (bis 31. Oktober) bedeutet das oft lange Fußmärsche, um an diese weit verstreuten Rudel mit meist nur zwei bis drei reifen Bullen zu gelangen. Jetzt stehen sie sowohl in den mittleren Lagen der Peninsula Range wie im swamp, den so typischen Sumpfwiesen der langen Täler. Bilder von vielen Tausenden wandernder Karibus treffen hier nicht zu, auch wenn sich die Rudel gegen Oktober zusammenschließen und mit 1.000 bis 2.000 Stück in die Winteräsungsgebiete nördlich von King Salmon ziehen. Seen, Flüsse und Tundra sind jetzt gefroren, sie bieten der Piper Super Cub des Buschpiloten ideale Landebahnen, um seine Gastjäger näher an eine Herde zu fliegen.
Ende August fegen die Bullen ihr Geweih, die Brunft schließt sich unmittelbar an und dauert bis in den Oktober. Eine gute Trophäe zeichnet sich aus durch hohe, zunächst nach hinten und dann nach vorne gebogene Stangen mit weiter Auslage und großer Endenzahl. Ein Plus sind dicke Stangen und eine Doppelschaufel über dem Nasenbein. Auch hier gilt das Limit von einem Bullen pro Gastjäger pro Jahr.
Wolf und Vielfraß (wolverine) gelten als hoch geschätzte Wildarten bei der eigentlichen Großwildjagd. In der Regel kommen sie sehr überraschend beim Pirschgang oder Ansitz in Anblick. Der Vielfraß gehört zu der Familie der Marder, er ist überwiegend nachtaktiv. Die Wahrscheinlichkeit, ihn zu erbeuten, ist außerordentlich gering.
Jagdmethoden
Die Jagdgebiete der Alaska Peninsula zeichnen sich durch ihre enorme Weitläufigkeit und Abgeschiedenheit aus. Personen- und Warentransporte werden fast ausschließlich per Flugzeug erledigt, in begrenztem Umfang werden auch kleine Boote eingesetzt. Wetter, Jahreszeit und der Wasserstand der beschiffbaren Flüsse bestimmen unmittelbar die Zugänglichkeit zu den sehr abgelegenen Jagdrevieren.
Die Aleuten liegen zwischen der Bering See und dem Pazifischen Ozean. Sie gelten als die „Geburtsstätte von Wind und Regen“. Deshalb: Selbst bei Sonnenschein darf das komplette Regenzeug im Rucksack nie fehlen! Mit extrem schnellen Wetterumschwüngen muß gerechnet werden.
Hier greifen Outfitter und Guides auf ihre Erfahrungen in Alaskas Busch zurück, sie beobachten die jahreszeitlichen Abläufe in ihren Outfits sehr genau und entscheiden oft kurzfristig, welcher Bergrücken, welches Tal oder welcher Flußteil den größten Erfolg verspricht.
Was bestimmt nun die Jagdart auf zum Beispiel den Frühjahrsbraunbären? Im April beendet der Braunbär seinen Winterschlaf, die Erneuerung seiner abgebauten Reserven lassen ihn unmittelbar mit der Nahrungssuche beginnen. Immerhin schlafen die Kerle fast ein halbes Jahr, „ohne einen Bissen zu sich zu nehmen“. Doch das Angebot des gerade beginnenden Frühlings ist noch recht mager, das erste Gras beginnt die Südhänge zu begrünen, und genau darauf haben es die Bären abgesehen, obendrein beginnt jetzt im Mai die Ranzzeit. Zur Bärenjagdzeit im Mai beginnen Elch- und Karibukühe ihre Kälber zu setzen. Hierzu wählen Elchkühe oft die für die Peninsula so typischen Erlendickichte der „foothills“, in denen sie sich vor Bären am sichersten fühlen, doch weit gefehlt. Die Nase des Bären windet meilenweit und führt genau zum Fraß.
Ranz und Nahrungssuche lassen den Braunbären jetzt recht weite Strecken zurücklegen. Sie wandern in den unteren und mittleren Lagen der langgestreckten Berghänge, an welchen der Outfitter seine Bärencamps, meist aus ein bis zwei Zelten bestehend, einrichtet. Eine Anhöhe in Campnähe dient als Beobachtungspunkt, von dem tagelang die Umgebung abgeglast wird: eine Ansitzjagd im alaskanischen Sinne.
Doch darf nun niemand eine gebaute Einrichtung mit Dach und Leiter erwarten. Guide und Jagdgast sitzen auf der Erde, oft ungeschützt vor Wind und Regen. Hier empfehle ich dem Auslandsjäger unbedingt die „gear list”, die Ausrüstungsempfehlung des jeweiligen Outfitters, genau zu befolgen. Sie ist auf die jeweilige Jagdart zugeschnitten und erleichtert den Jagdablauf.
Ganz im Gegensatz zur Frühjahrsjagd (jeweils in geraden Jahren) findet die Herbstjagd (in ungeraden Jahren) entlang der lachsführenden Bäche und Flüsse statt. Von den fünf vorkommenden Lachsarten spielt lediglich der Silberlachs, der silver salmon, zur Bärenjagd eine wichtige Rolle. Der Zeitpunkt und die Stärke seines Zuges bestimmen unmittelbar die Zahl der Bären entlang der glasklaren Bäche.
Der Outfitter fliegt in der Regel seine Gewässer ab und verschafft sich einen Überblick über den Laichzug. Oft sind diese Bäche nur wenige Meter breit und vielleicht 30 Zentimeter tief, doch ihre immense Anzahl an Salmoniden muß man selbst erleben, um es zu glauben. An jenen Wasserläufen ziehen nun jeden Oktober die mächtigen Braunbären Alaskas auf der Suche nach ihrer letzten großen Eiweißquelle, bevor sie nur einen Monat später dem Ruf der Mutter Natur folgen und ins Winterlager gehen.
Diese Regelmäßigkeit weiß der Outfitter zu nutzen. Er fliegt seine Jagdführer und Gäste mit der kleinen Piper Super Cub in die Nähe dieser Wasseradern, möglichst in die Nähe eines geeigneten Beobachtungshügels. Die „Landebahn“ ist als solche für Außenstehende nicht zu erkennen, nach wenigen Sprüngen kommt die Piper mit Tundrabereifung zum Stehen. Das Zeltcamp hat der Guide schon im Vorfeld gut getarnt im Erlendickicht aufgestellt, er ist bemüht, die gute Lage seines Camps weder der fliegenden Wildbehörde, dem U.S. Fish & Wildlife Service, noch einheimischen Jägern preiszugeben. Lautes Reden, Lachen, Metallgeräusche oder ähnliches sind jetzt absolut tabu.
Nach einem deftigen Frühstück mit Pfannkuchen, Ahornsirup, Spiegeleiern, Speck und Kaffee wird am folgenden Morgen die Anhöhe erklommen, dann heißt es konsequent die Bachläufe und andere heiße Stellen abglasen. Immer und immer wieder. Stundenlang, tagelang. Selbst wenn zunächst kein Wild in Anblick kommt, darf die Hoffnung nicht aufgegeben werden.
Nur wer schon einmal mit eigenen Augen gesehen hat, wie ein gigantischer Elch mit 60 bis 70 lnch Auslage unauffindbar in diesem Buschwerk aus Krüppelerlen untertaucht, weiß die Lage positiv zu bewerten. Jeder Guide verschafft seinem Gast nur allzu gerne eine herrliche Jagdreise mit stolzer Trophäe, helfen Sie ihm und sich selbst mit dem Aufbringen von Geduld; in Alaskas Busch gehen die Uhren eben etwas anders …
Sehr selten wird „ins Blaue“ gepirscht. Dafür eignen sich die enormen Distanzen alaskanischer Outfits nicht. Heißt es jedoch, die Distanz zwischen Führer und einem fischenden neun oder zehn Fuß Braunbären zu verringern, wird vom Auslandsjäger alles abverlangt. Diese Powerpirsch bezeichnen viele erfolgreiche Jäger als den anstrengendsten Teil der gesamten Jagd. Dann noch auf 150 Meter einen sauberen Schuß ohne Auflage anzutragen, das braucht Übung.
Selbst wenn der Guide der deutschen Sprache nicht mächtig ist, empfiehlt es sich, zumindest in Zeichensprache die Schußplazierung in Ruhe vor dem Schuß zu besprechen. In der Regel wird dem Braunbären mit dem ersten Schuß die Schulter gebrochen, die wenigsten verenden jedoch mit nur einem Schuß. Deshalb ist ein zügiges Nachschießen sehr ratsam. Einem angeschossenen Bären ins Dickicht zu folgen, ist kein Honigschlecken.
Sofern die Zeit es erlaubt, wird der Petz gleich an Ort und Stelle aus der Decke geschlagen. Schädel, Decke und Penisknochen werden im Rucksack zurück ins Camp getragen. Noch am Anschuß muß der Decke die Wildmarke angehängt werden. Eine Pflicht zur Bergung des Braunbärenfleisches besteht in Alaska nicht.
Im Camp bearbeitet der Guide die Decke versandfertig. Gehöre, Lippen und Nase werden fein säuberlich gespalten, die gesamte Decke wird dann gesalzen. Laut Jagdgesetz muß der Schädel der Jagdbehörde, dem Alaska Department of Fish & Game, zur Versiegelung vorgelegt werden. Hier wird auch eine Zahnprobe zur präzisen Altersbestimmung entnommen.
Ein gleichsam spannendes Unternehmen erlebt der Jäger mit der farbenprächtigen Herbstjagd auf den größten Hirsch der Erde, dem Alaska Yukon-Elch. Von den insgesamt 26 Game Management Units des Staates Alaska, behördlich festgelegte jagdliche Verwaltungseinheiten, fällt Unit 9 auf die Aleuten. Dort darf der Elch von „non residents” lediglich im September bejagt werden, und dies oft nur für zehn bis 15 Tage. Entsprechend groß ist das plötzliche Aufkommen von Gastjägern, die über King Salmon oder Port Heiden in ihr gebuchtes Outfit fliegen.
Der Aufenthalt im Hauptcamp ist nur von kurzer Dauer: umpacken, Jagdschein und Lizenzen lösen, Probeschuß und Weiterflug ins spike camp. Sehr oft wird gleichzeitig auf Elch und Karibu gejagt, eine Kombinationsjagd also. Es obliegt dem Jagdgast, welche Wildart er zuerst erlegen möchte, meist konzentriert man sich jedoch zunächst auf den Elch. Wer Interesse an einem Wolf hat, sollte gleich eine Wolfslizenz mitlösen. Der Bestand an Wölfen ist auf einem Rekordhoch, trotzdem bedarf es einer gehörigen Portion Glück, eine dieser begehrten Trophäen zu erbeuten.
Eine ungebrauchte Lizenz wird nicht zurückgenommen, allerdings läßt sich eine Lizenz höheren Wertes für den Abschuß einer geringer eingestuften Wildart benutzen: Karibu anstatt Elch, Wolf anstatt Karibu. Die Lizenzkosten
Erfolgt der herbstliche Kälteeinbruch schon Anfang September, bestehen gute Aussichten auf eine frühe, intensive Brunft noch während der Jagdzeit. Suchend wandern die brunftigen Bullen am Fuße langgestreckter Berge oder durchkreuzen die goldenen Täler zwischen Moor und Erlenfeldern. Jetzt den Elch mit dem „bull call” zu rufen, sorgt für Spannung und führt nicht selten zum raschen Erfolg. Wie eingangs erwähnt, ist eine Trophäe dann legal, wenn sie mindestens 50 lnch Auslage mißt oder drei Augsprossen pro Seite besitzt.
Trotz seiner immensen Körpergröße kann der Elch nicht als schußhart bezeichnet werden. Noch am Anschuß müssen Lizenz entwertet (mit dem Messer werden Tag und Monat ausgeritzt) und die Wildmarke angebracht werden. Laut Gesetz muß zunächst alles eßbare Wildbret ins Camp gebracht werden, bevor die Trophäe abtransportiert werden darf (das gilt auch für Karibu).
Während sich der amerikanische Jäger überwiegend für die Schulter-Kopfmontage (shoulder mount) interessiert, wählen die meisten Europäer den sogenannten „european mount”, die Schaufeln mit Oberschädel und Nasenbein. Laut Veterinärbestimmungen der EU-Länder dürfen Trophäen nur im vollkommen sauberen, gebleichten und desinfizierten Zustand eingeführt werden. Diese Feinpräparation wird nicht im Jagdgebiet erledigt; in der Regel werden Trophäen nach der Jagdsaison durch den Outfitter einem Präparator in Anchorage mit internationaler Spedition übergeben (vorher Preise erfragen, es kann teuer werden). Die Entgegennahme der wertvollen Stücke in Frankfurt durch eine deutsche Trophäenspedition hat sich bewährt. Ihre Adressen sind dem JWW-Anzeigenteil zu entnehmen.
Und so beginnt eine typische Braunbären-, Elch- oder Karibujagd. Nach Ankunft des europäischen Jagdgastes via Frankfurt und Anchorage (hier ist auf der Hin- und Rückreise ein Tag Aufenthalt zu empfehlen) begrüßt der Outfitter seine Jäger in King Salmon oder Port Heiden, Alaska, den Ausgangspunkten für die meisten Peninsula-Jagden.
Für Buschverhältnisse verfügt King Salmon über einen mächtigen Flughafen; während des kalten Krieges diente er der U.S. Luftwaffe als Basis für militärische Operationen gegen Sibirien. Heute wird King Salmon von Anchorage aus mit Alaska Airlines und Peninsula Airways im Linienverkehr mehrmals täglich angeflogen.
Port Heiden dagegen ist eine kleine, verstreute Siedlung einheimischer Aleuten. Hier bestehen Direktflüge von Anchorage mit Reeve Aleutian Airways, doch fliegen die meisten Jagd- und Fischereigäste mit einem Charterflug der Pen Air via King Salmon nach Port Heiden. Von hier aus nun geht die Weiterreise mit einer meist einmotorigen Cessna oder Piper ins Basiscamp des Outfitters. Wenn nicht schon geschehen, werden dort Jagdschein und Abschußlizenzen gekauft; Travellerschecks eignen sich gut als Zahlungsmittel.
Dient das Basiscamp nicht als Ausgangspunkt für die bevorstehende Jagd, beginnt ein Guide zusammen mit dem Gastjäger, die persönliche Ausrüstung für den Weiterflug per Kleinflugzeug ins „spike camp” umzupacken. Denken Sie schon beim Packen zu Hause an die kleinen Buschflugzeuge: Riesige Hartschalenkoffer sind nicht buschtauglich, greifen Sie lieber auf mehrere stabile, wasserfeste duffie bags (Seesack, Reisetaschen) zurück, sie sind problemloser zu verstauen.
In der Regel wird noch am gleichen Tag ausgeflogen, um am nächsten Tag schon jagen zu können. Das „same day airborne-Gesetz” verbietet nämlich die Jagdausübung am Tag, an dem geflogen wird. Im Camp angekommen, machen Guide und Jäger ihre Ausrüstung jagdfertig, Zelte werden bezogen, Liegematten ausgebreitet, Schlafsäcke ausgerollt. In den nächsten acht bis 14 Tagen kochen, schlafen und leben beide auf engstem Raum. Ein gutes persönliches Verhältnis zwischen Jagdführer und Jagdgast ist jetzt wichtiger denn je, es trägt maßgeblich zum Jagderfolg bei. Außerdem freut sich jeder Guide über die Mithilfe des Gastjägers bei Camparbeiten.
Persönliche Ausrüstung
„Excuse me, can I buy a Zeiss 10 x 40 in town?“ fragte mich der Jäger, als er nach mehreren verregneten Jagdtagen auf der Alaska Peninsula bei seinem fernöstlichen 12 x 50 im modernen Weltraumdesign mit leuchtend roten Objektiven beschlagene Okulare feststellte. Wär ja schön, könnte man hier im Busch Qualitätsartikel kaufen. Doch liegt „town” mit seinen 400 Einwohnern 180 Kilometer weiter nördlich, und wer kennt dort Zeiss…
Dabei meinte es der Gast gar nicht mal schlecht: Er läßt einfach sein gutes, altes Zeiss-Glas zuhause und kauft sich im Angebot für wenig Geld dieses „Topglas“ für die Herbstjagd in Alaska. Jetzt ist er um eine Erfahrung reicher: Die Möglichkeit, während der Jagd Ausrüstung zu erwerben, ist nahezu ausgeschlossen.
Leider sind die Ausrüstungslisten vieler Outfitter nur von allgemeiner Natur, jeder Auslandsjäger weiß wohl, daß Hosen und Hemden mitzubringen sind… Außerdem stellen Jagdgebiete im Inland Alaskas (Brooks Range etc.) unterschiedliche Anforderungen an die persönliche Ausrüstung.
Fragen Sie deshalb schon weit im Vorfeld der eigentlichen Jagd gemäß der angeforderten Referenzliste bei vorherigen Jagdgästen nach, lassen Sie sich von ihnen die Situation ausführlich schildern, lassen Sie sich Tips geben, lernen Sie von ihren Fehlern.
Hansgeorg Arndt

Hansgeorg Arndt

Elch
Der endenreiche Alaska Yukon-Elch gilt als der stärkste Elch der Erde.
Hansgeorg Arndt


Bilder:

Ein 30 Kilogramm schwerer Königslachs aus dem Naknek River.

Hansgeorg Arndt

Tabellen:
[Lizenzkosten]

Foto: Stefan Meyers, Eberhard Brunner

Hansgeorg Arndt

ANZEIGEAboangebot