Slowakei: Die Jagd im Wandel

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Die vorliegende Jagdstrecke nehmen die Autoren zum Anlaß, ungeschminkt und mit großer Offenheit die derzeitige Situation der Jagd in der Slowakei zu beleuchten.

Von Dr. Pavel Hell und Jaroslav Slamecka

Hirschtrophäen
Aus den Revieren der Ost-Slowakei: zwei gute Hirschtrophäen.
Die Geschichte lehrt, daß Krieg, Revolution, Hungersnot, große Pest-Epidemien oder gesellschaftlicher Umsturz mit einem krassen Rückgang der ,,Nutzwild-Bestände“ einerseits und dem starken Anstieg der ,,Schadwild-Bestände“ andererseits verbunden waren. Im 20. Jahrhundert wurden die Wildbestände in der Slowakei vor allem durch die Weltkriege und die Nachkriegsjahre mit ihren politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Folgen dezimiert.
Nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel die Österreich-Ungarische Monarchie. Das Gebiet der Slowakei wurde in die Tschechoslowakische Republik eingegliedert. Diese zerfiel 1939; es entstand die faschistische Slowakische Republik, die 1945 in die neugegründete Tschechoslowakische Republik eingegliedert wurde, in der im Jahre 1948 eine kommunistische Diktatur entstand.
Nach der politischen Wende im Jahre 1989 begann eine große gesellschaftliche und ökonomische Umgestaltung. Sie ist mit großer Arbeitslosigkeit, wachsender Verarmung der breiten Bevölkerungsschichten, starkem Absinken der Moral und Mißachtung von Gesetzen verbunden.
Nach der Auflösung der Tschechoslowakischen Föderation und der Gründung der Slowakischen Republik im Jahre 1992 haben diese negativen Tendenzen leider noch zugenommen. Diese Veränderungen haben selbstverständlich auch die Entwicklung des Waidwerks in unserer Republik stark beeinflußt, im negativen, wie auch im positiven Sinne.
Jagdsystem und Gesetze

Das Revier-Jagdsystem hat in der Slowakei (43.000 Quadratkilometer Jagdfläche, davon 44,5 Prozent Wald) Tradition und wurde nie abgeschafft. Bis zum Jahre 1962 war das Jagdrecht an das Eigentum an Grund und Boden gebunden. Das Jagdgesetz Nr-23/1962 hat in das Jagdwesen totalitäre „sozialistische“ Regelungen eingeführt, das Jagdrecht den Bodeneigentümern aberkannt und die Jagdreviere den „sozialistischen“ und staatlichen landwirtschaftlichen und forstlichen Großbetrieben übertragen.

Die Zahl der Jäger hat stark zugenommen, weil man die Reviere sehr billig pachten konnte und die Jagdausübung damit nicht nur den gut betuchten Bürgern vorbehalten war. Es gab jedoch einige politische Anforderungen, die Jäger erfüllen mußten, vor allem nach der Okkupation durch die Russen 1968. Damals wurde vielen Jägern die Jagdausübung verwehrt.
Das war die Etappe der sogenannten volkstümlichen Jagd. Die Reviere waren groß, die Zahl der Jäger in den Jagdgesellschaften auch. Die Schalenwildbestände und die Trophäenqualität stiegen ständig, die Hasenbesätze bis zum Jahre 1974 ebenfalls, dann brachen sie zusammen. Im ganzen genommen herrschten damals für das Schalenwild wie für die Jägerschaft – abgesehen von dem erwähnten politischen Terror -paradiesische Zustände.
Auch der Jagdtourismus war stark verbreitet. Ausländische Jäger jagten gern in den großen, wildreichen und landschaftlich reizvollen Revieren. Nach dem Einmarsch der Russen 1968 haben die kommunistischen Bosse die Jagd für Ausländer (außer für die eigenen Offiziere) zwar stark eingeschränkt, aber das war nur eine vorübergehende Erscheinung, denn der Staat brauchte dringend Devisen.
Nach der politischen Wende wurde das alte Jagdgesetz durch das Gesetz Nr. 99/1993 novelliert und ergänzt. Diese Novelle hat das Jagdrecht wieder an den Grundbesitz gebunden und die ärgsten totalitären Vorschriften aufgehoben. Es deklariert zwar eine stärkere Betonung der ökologischen und naturschützerischen Funktion der Jagd, aber in den einzelnen Paragraphen wird das nicht genügend umgesetzt.
Erfreulich, daß es gelungen ist, in der Novelle des Jagdgesetzes die bisherigen Mindestgrößen der Jagdreviere – 2 000 Hektar in Rotwildgebieten und 1 000 Hektar in den übrigen Gebieten – beizubehalten. In dieser Novelle ist auch die Höhe des Pachtschillings nach den vorkommenden Wildarten und der Bonität des Jagdreviers gesetzlich festgelegt, so daß bisher keine Versteigerungen stattfinden konnten.
Neuerdings wird das aber auf verschiedene Weise umgangen. Viele Reviere sind bereits von „Neureichen“ übernommen und werden manchmal leider mehr kommerziell als waidgerecht bewirtschaftet. Manche Jäger entdecken erst in ihrer zweiten Lebenshälfte, daß sie zur Jagd ,,berufen“ sind. Dadurch werden andere revierlos, oder sie müssen aus finanziellen Gründen die Jagd aufgeben. Derzeit wird ein vollkommen neues Jagdgesetz vorbereitet.
Jagd und Naturschutz
In den letzten Jahren ist die Slowakische Republik mehreren internationalen Naturschutzkonventionen beigetreten (wie CITES, Berner Konvention und andere), was zwar grundsätzlich sehr positiv zu werten ist, aber gleichzeitig auch viele Probleme bei der Jagdausübung mit sich bringt. Die größten Probleme ergeben sich beim jagdlichen Management unseres Großraubwildes (Bär, Wolf Luchs), weil seine Bejagung vom Umweltministerium sehr begrenzt und unzumutbare bürokratische Hürden bei der Erteilung der Sondergenehmigungen errichtet wurden. Das Ministerium für Bodenkultur, also die oberste Jagdbehörde, ist damit nicht einverstanden. Dadurch sind die Jäger sehr verunsichert.
Die Beschränkung stößt in der Jägerschaft auf großes Unverständnis, weil die Bestände dieser Wildarten bei uns schon mindestens 150 Jahre nicht so hoch waren wie derzeit und ihre Bejagung in der Kulturlandschaft notwendig ist. Das führt zu illegalen Abschüssen, vor allem beim Wolf und Luchs.
Der Braunbär wird schon seit vielen Jahren an Kirrungen und Luderplätzen bejagt, so daß man seine Bejagung planen und vorbereiten kann. Nach den neuen EU- Richtlinien ist die Einfuhr der Trophäen von Bär und Luchs aus der Slowakei in die EU-Länder problemlos, die vom Wolf jedoch untersagt.
Große Probleme brachte für das gesamte Jagdwesen (aber auch für die Forstwirtschaft und andere Wirtschaftszweige) auch das neue Natur- und Landschaftsschutzgesetz Nr.287/1994. Seine Fassung ist so bürokratisch und bedeutet so große Komplikationen für alle menschlichen Tätigkeiten in der Landschaft, daß das heutzutage auch der Gesetzgeber wenigstens teilweise eingesehen hat und bemüht sein wird, diese Hürden in den noch auszugebenden Ausführungsbestimmungen nach Möglichkeiten zu senken.
Vor allem wird für das Jagdwesen entscheidend sein, ob das in den erwarteten neuen Vorschriften über geschützte Pflanzen- und Tierarten zum Ausdruck kommen wird. Die Jägerschaft befürchtet nämlich, daß viele weitere Tierarten aus dem Jagdgesetz herausgenommen oder ihre Bejagung ganz untersagt werden sollen. Das gilt auch für überhaupt nicht gefährdetes Wild wie zum Beispiel die beiden Marderarten.
Auch militante Tierschützer machen sich schon bemerkbar; bisher hauptsächlich durch Zerstörung von Hochsitzen, was früher bei uns nicht vorkam.
Auf jeden Fall sollte sich die Zusammenarbeit der Jägerschaft mit dem Natur- und Landschaftsschutz verbessern. Beide Seiten sollten ihre orthodoxen Ansichten aufgeben und mehr Verständnis füreinander zeigen. Die Jäger bewirken viel Positives für den Schutz der Natur, was aber von den meisten Naturschützern leider nicht anerkannt wird. Aber sie müssen ihrerseits die Waidgerechtigkeit und den Tierschutzgedanken im Jagdbetrieb stärker berücksichtigen.
Die „neue“ Zeit
Nach der politischen Wende bekamen die Eigentümer die Möglichkeit, ihren Grundbesitz wieder zurückzufordern, was jedoch mit großen Schwierigkeiten bei der Beweisführung der Ansprüche nach 40 Jahren verbunden war. Die ganze Prozedur dauerte lange, und auch die Umstrukturierung der Jagdreviere ging nur langsam voran. Es mußten neue Reviere mit anderen Grenzen gebildet werden, was erhebliche Zeit in Anspruch nahm und mit vielen Streitigkeiten und Widersprüchen der Interessenten verbunden war. Zahlreiche Reviere blieben lange Zeit ,,herrenlos“, was die Wilderei sehr erleichterte, und viele Jäger, die wußten, daß sie ihr Revier verlieren würden, übernutzten die Bestände.
Die Reviergrenzen sollten zwar nach dem Gesetz im Einklang mit den Anforderungen einer sinnvollen Hege und mit Rücksichtnahme auf die Ökologie des Wildes geführt werden, aber die Behörden gaben vorrangig den Ansprüchen der Jagdflächeninhaber nach – zum Schaden des Wildes.
Sogar kleinere Feldgehölze wurden manchmal auf mehrere Jagdreviere aufgeteilt, und oft wurde die Wald-/Feldgrenze zur Reviergrenze, was für eine sinnvolle Wildhege sehr nachteilig ist.
In den letzten Jahren ist es im Zusammenhang mit der nach langer Zeit wiedereingeführten Marktwirtschaft zu starker Kommerzialisierung des Waidwerks gekommen. Gewildert wird nicht nur aus Hungersnot, um den Kochtopf der eigenen Familie zu füllen (das ist eine Seltenheit), aber vor allem, um an Wildbret und Trophäen Geld zu verdienen. Aus demselben Grunde wird auch bei der entgeltlichen Jagd auf Trophäenwild mehr geschossen, als es für die nachhaltige Nutzung des Bestandes verträglich ist, und viele Trophäenträger werden zu jung erlegt.
Grauzone im Jagdtourismus
An der entgeltlichen Jagdausübung beteiligten sich immer mehr auch einheimische Jäger, die sich das leisten können. Wie diese, so sollten auch die ausländischen Jäger bei der Jagdausübung mehr an die Waidgerechtigkeit denken, den Abschuß von zu jungen Trophäenträgern ablehnen und nur bei offiziellen Jagdveranstaltern, nicht aber bei in die eigene Tasche wirtschaftenden ,,Jagdfreunden“ die Jagd buchen.
Die Anzahl der Jagdreviere hat sich von 1989 bis 1996 von 1236 auf 1702, also 1,38 mal, erhöht. Ihre durchschnittliche Fläche ist von 3480 Hektar auf 2527 Hektar gesunken, was für die Wildbewirtschaftung in den ausgedehnten Gebirgszügen der Karpaten sehr nachteilig ist, weil größere Hegegemeinschaften bisher noch nicht funktionieren. Dadurch ist das jagdliche Management des Schalenwildes und der großen Raubtiere sowie die selektive Bejagung des Wildes nach Altersklassen sehr problematisch geworden, nicht zu reden von den Wildzählungen dieser Wildarten mit ihren großen Einständen, die sich über mehrere Reviere ausdehnen können.
Entwicklung der Wildstrecken
Sie ist in der nebenstehenden Tabelle aufgezeigt, wobei wir drei Jahre ausgewählt haben: das Jahr 1989 als das letzte Jagdjahr vor der politischen Wende, das Jahr 1991 mit sehr stark erhöhten Abschüssen (Notwendigkeit der Verminderung der überhöhten Rot-, Schwarz- und Muffelwildbestände wegen zu großer Wildschäden und hemmungslosen Jagens derer, die mit dem Verlust ihrer Reviere rechneten) und das Jahr 1996, das den aktuellen Stand widerspiegelt.Auch die Wilderei, also die statistisch nicht erfaßten illegalen Abschüsse, waren im Jahre 1996 natürlich viel höher als im Jahre 1989, was man bei der Beurteilung des in der Tabelle angeführten Wachstumskoeffizienten 1996 zu 1989 bedenken sollte.
Beim Schwarzwild ist der Rückgang der Schalenwildstrecke am größten. Ursache ist hier vor allem die stark verbreitete Schweinepest. An zweiter Stelle liegt das Rotwild. Der erhöhte Abschuß in den vorigen Jahren, aber auch die stark angewachsenen Wolfsbestände sind hierfür verantwortlich. Beim Rehwild wurden hauptsächlich die Feldrehpopulationen durch illegale Abschüsse dezimiert, weil in diesen Revieren Wilderer mit dem Auto leichtes Spiel haben.
Der starke Rückgang der (schon auch vorher sehr niedrigen) Feldhasenstrecke im Jahre 1996 wurde durch den strengen Winter 1995/96 und sehr nassen und kalten Sommer 1996 bewirkt. Erfreulich ist, daß die Fasanenstrecke – wenn auch nur geringfügig -angestiegen ist, obwohl bedeutend weniger künstlich aufgezogenes Wild ausgesetzt wurde als vorher (112 500 im Jahr 1989, 1996 jedoch nur 78 833 Stück).
Es scheint, daß sich der in den letzten Jahren verminderte Kunstdünger- und Pestizideinsatz (wegen der ökonomischen Rezession der Landwirtschaft) auf den Fasan positiv ausgewirkt hat. Nach Überwindung der ökonomischen Schwierigkeiten wird jedoch die Anwendung der Agrochemie in der Landwirtschaft wieder anwachsen. Deswegen sollte man schon jetzt Maßnahmen zur Verbesserung der ökologischen Bedingungen einleiten und eine artenreichere Feldflur schaffen.
Ebenso erfreulich ist, daß die Strecke der Wildenten nur ganz geringfügig (um acht Prozent) gesunken ist, obwohl 50 Prozent weniger künstlich aufgezogene Vögel in die Natur entlassen wurden als vorher.
Die Besätze des Auer- und Birkwildes vermindern sich ständig, und nur ausnahmsweise wird ein Abschuß genehmigt. Das Interesse der Jäger an der Bejagung des noch häufigen Haselhuhns ist minimal. Auch die Wildkatzenbesätze sind aus bisher ungeklärten Gründen in den letzten Jahren stark zurückgegangen.
Die Rotfuchsstrecke ist stabil geblieben. Die Impfung gegen Tollwut, die derzeit nicht weitergeführt wird, hat bisher nicht den befürchteten Anstieg der Fuchspopulation bewirkt. Stark zurückgegangen sind jedoch die Besätze beider Iltisunterarten (Wald- und Steppeniltis). Hermelin und Wiesel werden kaum bejagt.
Die Großtrappe ist aus der Westslowakischen Ebene in den letzten Jahren praktisch verschwunden, und auch das Rebhuhn zählt schon zu den gefährdeten Arten. Der Goldschakal ist nach einem halben Jahrhundert bei uns wieder erschienen. Mehrere Exemplare wurden in den letzten Jahren in der südlichen Slowakei bereits erlegt.
Den starken Rückgang der Rabenvogelstrecke hat nicht so sehr die Verminderung ihrer Besätze, als viel mehr die Verteuerung der Patronen und das dadurch gesunkene Interesse der Jäger an ihrer Bejagung sowie das Verbot von Gifteiern verursacht. Sehr stark hat sich in den letzten Jahrzehnten der Kolkrabe verbreitet, der bisher aber nicht zum Wild gerechnet wird, weil der Gesetzgeber im Jahre 1962 diese Art, die damals bei uns noch selten war, ,,vergessen“ hat. Zur Plage geworden ist in den letzten Jahren der geschützte Kormoran, der enormen Schaden an den Fischbeständen, vor allem in den Fischteichen, verursacht.
Auch die Anzahl der geschossenen streunenden Hunde und Katzen ist gesunken; möglicherweise weil die Besitzer dieser Haustiere derzeit mehr wertvolle, reinrassige Tiere halten und sich um diese besser kümmern. Trotzdem ist aber die Anzahl dieser geschossenen Haustiere – die in der freien Natur ganz eindeutig nichts zu suchen haben – noch immer sehr groß. Man kann mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, daß die streunenden Hauskatzen den Genpool der Wildkatze bereits stark negativ beeinflußt haben.
Der Wolf erbeutet zwar oft Haushunde, aber er kann sich mit ihnen unter besonderen Umständen auch paaren, und solche Mischlinge sind in der Natur selbstverständlich unerwünscht.
Wildschaden
Der Wildschaden im Forst ist in den letzten Jahren geringer geworden. Das liegt zum einen an den geringeren Beständen des Rotwildes, zum anderen wird die Schadensschätzung, namentlich in den Eigenjagden, die von ihren Eigentümern bejagt werden, nicht mehr so gründlich durchgeführt wie vorher. Der direkte Forstschaden (ohne Kosten für Abwehrmaßnahmen) wurde im Jahre 1996 mit sechs Millionen Slowakischen Kronen (100 SK entsprechen etwa 5 DM) beziffert, wovon aber nur eine Million Kronen direkt ersetzt wurde (im Jahre 1991 waren es noch zwei Millionen Kronen).
Auch der Feldschaden ist stark gesunken. Das liegt vor allem am drastischen Rückgang der Schwarzwildbestände. Im Jahre 1996 wurde er auf 2,8 Millionen Kronen geschätzt, wovon aber nur 0,7 Millionen Kronen ersetzt wurden. Im Jahre 1991 waren es nur 0,4 Millionen Kronen (obwohl die Schwarzwildbestände noch viel höher waren), weil der Schaden von den landwirtschaftlichen Betrieben meistens toleriert wurde. Das ist in der neu eingeführten Marktwirtschaft kaum mehr möglich.
Der durch Braunbären an Haustieren angerichtete Schaden wurde im Jahre 1996 auf 0,62 Millionen Kronen beziffert (311 Schafe, 6 Ziegen, 9 Rinder) und mit 0,24 Millionen Kronen an Bienenstöcken. Ersetzt wurden aber nur 0,64 Millionen. In den Jagdrevieren, in denen ein Bärenabschuß bewilligt wurde, muß der Jagdberechtigte selbst diesen Schaden ersetzen, in den anderen Gebieten wird er vom Staat ersetzt.
Die Jägerschaft
In der Slowakei gibt es etwa 49.000 Jagdscheininhaber (0,91 Prozent der Bevölkerung), wovon etwa 46.000 Mitglieder des Slowakischen Jagdverbandes (SJV) sind. Seit der politischen Wende gibt es außer dem SJV noch weitere Jagdverbände, doch ihre Bedeutung ist sehr gering. Im Jahre 1990 waren als Mitglieder des SJV 36,7 Prozent Arbeiter, 10,8 Prozent Landwirte, 12,8 Prozent Förster, 15,5 Prozent Beamte und 24,2 Prozent andere Berufsgruppen registriert. Seitdem ist die Anzahl der Rentner und Arbeiter ein wenig gesunken; die Anzahl der neu entstandenen Berufsgruppe der Unternehmer wächst jedoch ständig.
Die zwischenmenschlichen Beziehungen in der Jägerschaft haben sich verschlechtert, Jagdneid hat zugenommen, die jagdliche Moral und Disziplin aber abgenommen. Das fachliche Niveau der Jägerschaft ist in den letzten Jahren – hoffentlich nur vorübergehend – gesunken. Das hängt auch damit zusammen, daß wegen des Geldmangels in letzter Zeit praktisch keine neuen Fachbücher über die Jagd erschienen sind.
Die Jagdkynologie hat auch derzeit ein hohes Niveau; 6150 reinrassige Jagdgebrauchshunde mit bestandenen Prüfungen und weitere 2150 ohne Prüfungen (viele davon noch in Ausbildung) sind registriert. Die Verteuerung der Jagdwaffen und der Munition hat dazu geführt, daß das jagdliche Schießen immer mehr vernachlässigt wird.
Im Jahre 1997 hat sich die Anzahl der Kreise in der Slowakei im Rahmen einer geographischen Reorganisation der Verwaltung mehr als verdoppelt. Leider haben sich auch die meisten Kreisgruppen des SJV zerteilt, wodurch viele, sehr kleine neue Kreisgruppen entstanden sind, die an Geldmangel leiden und deswegen nur eine beschränkte Tätigkeit ausüben können. Bei größeren Veranstaltungen (Trophäenschauen, Hundeprüfungen usw.) müssen sie mit den Nachbarn zusammenarbeiten, was nicht immer problemlos ist.
Zum Schluß muß gesagt werden, daß sich aus der politischen Wende für das Jagdwesen in der Slowakei bisher mehr Negatives als Positives ergeben hat. Das gilt vor allem für die Jägerschaft, aber auch für das Schalenwild, bei dem sich hauptsächlich die Verschlechterung der sozialen Struktur seiner Bestände bemerkbar macht.
Die Verringerung der Intensität der Landwirtschaft hat zwar positive Auswirkungen auf die Biotope des Niederwildes; sie ist aber wahrscheinlich nur eine vorübergehende Erscheinung. Es ist zu hoffen, daß sich die Verhältnisse in den Revieren bald wieder konsolidieren und es gelingen wird, auch die Wilderei einzudämmen und das Niveau der Jäger weiter zu heben.
Das alles hängt selbstverständlich sehr eng mit dem Zustand der Gesellschaft zusammen. So wie diese sich entwickeln wird, wird sich auch das Jagdwesen im Lande gestalten. Eine Konsolidierung hat bereits begonnen, und es gibt wieder etliche Reviere, wo man waidgerecht jagen und auch starke Trophäen erbeuten kann. Davon machen auch viele ausländische Jäger gern Gebrauch.
Hansgeorg Arndt

Hansgeorg Arndt

Rehwild
Auch Rehwild spielt bei den Jagdgästen eine grosse Rolle.
Hansgeorg Arndt

Bilder:

Ein typisches Rotwild-Revier bei Presov in der Ost-Slowakei. Rehwild wird besonders in Feldrevieren häufig gewildert.

Hansgeorg Arndt

Foto: Toma Ivanovic, Karl-Heinz Volkmar

Hansgeorg Arndt

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