Schneehammel in Sibirien oder warum billig zu teuer ist

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Das Angebot: Schneeschaf, Bär und Elch in Sibirien. Und lediglich Vorauszahlung der Jagdtage. Die nötigen Hubschrauberflüge sind in den Trophäenpreisen und Tagessätzen enthalten. Hier ein Erfahrungsbericht

Von Joachim Ted Weber

Bär und Elch
Bär und Elch: In Sibirien die Haupttrophäen
Eigentlich sollte es eine besondere Reise werden. Lange schon war der hohe Norden oder der weite Osten Ziel der Begierde, aber bisher entschied ich mich immer wieder für das südliche Afrika, weil mir Kälte verhasst ist. Doch ein Angebot eines kleinen (er möge mir verzeihen) Jagdvermittlers ließ mich dann doch zusagen. Das Besondere an diesem Angebot für die Region des Kolyma-Gebirges, nur wenig näher als Kamtschatka, war, dass hier lediglich im voraus die Jagdtage zu bezahlen waren und erst nach erfolgreicher Erlegung auch die Trophäen. Das schien ein faires Angebot zu sein.
Besonders wurde auch von dem Vermittler immer wieder bestätigt, dass nötige Hubschrauberflüge in den Trophäenpreisen und Tagessätzen enthalten wären. Hätte ich vorher logisch darüber nachgedacht, hätte ich schon im Vorfeld erkennen müssen, dass dies eigentlich gar nicht sein kann, wenn man mal bedenkt, was so eine Hubschrauberstunde kostet (auch oder gerade in Sibirien). Verunsichert von den Berichten in der Jagdpresse, wo immer wieder über nachträgliche Helikopterkosten berichtet wurde, fragte ich daher ganz konkret beim Vermittler nach, bekam aber jedesmal zur Antwort, dies wäre – sofern erforderlich (merken Sie schon etwas?) – einkalkuliert.
Doch lassen sie mich die ganze Reise erzählen, hat sie doch auch wunderschöne Erlebnisse gebracht.
1. Tag
Über Berlin ging es nach Moskau, wo ich vom russischen Veranstalter persönlich am Flughafen abgeholt wurde, und der sehr professionell meine Einreise inklusive Anmeldung der Waffe erledigte.
Um Moskau herum ging es dann auf der (wie bei uns durch Staus verstopften) Autobahn in rund drei Stunden zum Regionalflughafen. Auch dort wieder mit guter Hilfe problemloses Einchecken, mit entsprechendem „Zwinkern“ fast kein Aufpreis für das Übergepäck. Man sollte seine Flüge immer über den örtlichen Veranstalter buchen. In meinem Fall betrug der Unterschied zwischen einer Buchung aus Deutschland und der vor Ort in US-Dollar über 1 000 Mark.
Beim Abflug traf ich noch vier Jäger aus Lettland, die zusammen mit ihrem eigenen Präparator auf dem Weg in dasselbe Jagdgebiet waren, um dort drei bis vier Wochen (!!) auf Elch, Bär und Schneeschaf zu jagen. Mit vier Stunden Verspätung ging es dann endlich los. Die Il 62 war ein komfortables Fluggerät, und über den Service an Bord konnte ich mich nicht beschweren.
2.Tag
Acht Stunden Zeitverschiebung zwischen Moskau und der Ostküste von Sibirien sowie acht Stunden Flugzeit: So war ich am nächsten Tag gegen 14 Uhr in Magadan.
Ein erster Kälteschock begrüßte mich. Mit einem japanischen, komfortablen Geländewagen sollte es dann rund acht Stunden lang nach Norden gehen. Der Blick auf den katastrophalen Zustand der Reifen machte mir allerdings gehörige Sorgen, was aber zumindest auf der Hinfahrt unbegründet war. Doch setzt der Veranstalter mit diesem Gerät fahrlässig das Leben seiner Jagdgäste und seines Personals aufs Spiel.
So ging es mit diesem flauen Gefühl bei herrlichem Sonnenschein durch eine wunderschöne Landschaft. Der Herbst hatte schon alle Bäume in goldene Farben getaucht. Nach über 500 Kilometern kamen wir in dunkler Nacht in Seymchan an, der Stadt an der Kolyma. Leider war keiner der Ansprechpartner mehr aufzutreiben, so dass wir im einzigen „Hotel“ des Ortes unser Zimmer bezogen. Da nach „sozialistischem Brauch“ erst ab Oktober Winter befohlen ist, fror ich wie ein Hund im ungeheizten Raum.
3.Tag
Am nächsten Tag wurde der örtliche Jagdchef aufgefunden, und wir konnten weitere Pläne machen. Nicht mit dem Helicopter, sondern mit einem Boot sollte es weitere 100 Kilometer flußabwärts Richtung Ostsibirischem Meer gehen. Alle verfügbaren Motorboote waren nicht zu gebrauchen, so dass mit einem Flußschiffkapitän verhandelt wurde, der uns dann endlich auch mitnahm. So war ein (bezahlter) Jagdtag verloren, und nach dem Umladen der Vorräte und des Gepäckes ging es endlich um 19 Uhr weiter. Wir alle drängten uns in das Ruderhaus, wo es einigermaßen warm war.
Eine interessante Fahrt auf der Kolyma begann. Der Fluss mäandert durch die Berge, und nach jeder Kurve tat sich ein noch schöneres Bild auf. Aber schon nach eineinhalb Stunden ließ der Kapitän am Ufer anlegen, weil eine Weiterfahrt durch die Sandbänke und Stromschnellen sicherlich zu gefährlich gewesen wäre.
Ein Steg wurde ans Ufer gelegt, und bald prasselte ein munteres Feuer. In dieser Nacht durfte ich in der Kapitänskajüte schlafen, während die anderen an Deck im Schlafsack lagen.
4.Tag
Am nächsten Morgen hatte es ganz leicht geschneit. Wir legten beim ersten Licht Richtung Norden ab. Nach drei Stunden gingen wir vor Anker, alles wurde vom Schiff in ein kleines Motorboot verladen und mit mir zusammen ans Ufer gebracht. Dort empfing uns eine Gestalt wie aus dem „Lederstrumpf“. Es war ein Trapper, der die nächsten Tage auch unser „Hüttenwirt“ sein sollte. Alles wurde ans höher gelegene Ufer getragen und unter Planen verstaut, während ich mich auf einem Trampelpfad Richtung Camp aufmachte. Es war inzwischen Montag, der vierte Tag meiner Jagdreise.
Gut 800 Meter vom Fluss entfernt stand das alte Blockhaus mit den Nebengebäuden. Auf meinem Weg dorthin machte ich erste Bekanntschaft mit einem Untergrund aus Moor, Wasser, unendlichem Blau- und Preiselbeerbewuchs und sah auch die erste Bärenlosung. Wie pochte da das Jägerherz! Gummistiefel sollten meine Begleiter für die nächsten Tage werden.
Das Blockhaus machte einen soliden Eindruck und bestand aus einem großen Raum, in dem wir die nächsten Tage lebten, kochten und schliefen. Endlich kam ich aus meinen (immer noch) Reiseklamotten. Und schon bald sollte es auf eine erste Pirsch gehen. Am Ufer zurück zeigte sich das Hauptproblem der nächsten Tage: die Außenbordmotoren. Der russische Veranstalter ließ wohl den Führern vor Ort zu wenig Geld , als dass die sich mit modernerer Technik ausstatten konnten. So wurde ich mehrmals am Tag Zeuge sibirischer Handwerkskunst, denn es gelang, mit einer Ausnahme, immer wieder, die Motoren, wenn auch oft nach stundenlanger Reparatur und dem Ausschlachten von anderen Motoren, wieder instand zu setzen.
Insgesamt ging dadurch natürlich wichtige Jagdzeit verloren, was allerdings ohne Bedeutung war, wie sich herausstellen sollte. So kamen wir fast keinen Tag vor zehn Uhr zum Jagen. An diesem ersten Tag ging es dann zusammen mit dem örtlichen Jagdchef Alex über den Fluss auf die andere Seite zur ersten Pirsch. Wege oder Pfade gab es nicht, und ich war froh über meinen Tesafilm über der Mündung, denn es ging ab jetzt nur noch durchs Gebüsch und gleich steil bergan.
Glücklicherweise hatte ich die letzten sechs Monate im Sportstudio meine Waden und Oberschenkel trainiert. Immer wieder machte der Führer mich auf Bärenlosung aufmerksam, die hauptsächlich aus den Überbleibseln der unzähligen Beeren bestand.
Von den Bergkuppen aus bot sich ein herrlicher Ausblick auf das Flusstal. Der Abstieg war mit den Gummistiefeln eher beschwerlich. Wir kamen allerdings an einer Stelle wieder ans Ufer, von der aus wir feststellen mussten, dass, bedingt durch den hohen Wasserstand, es keine Möglichkeit mehr gab, zur Anlegestelle unseres Motorbootes zu kommen. Was tun? Für den Rückweg über den Berg war es zu spät geworden. Ich sah mich schon die erste Nacht im Freien verbringen.
Doch flugs hatte sich Alex bis auf die Unterhose ausgezogen, nahm Waffe und Kleidung auf den Kopf und watete an der Felswand entlang durchs brusthohe Wasser, bis er wieder eine Stelle mit Uferstreifen gefunden hatte. Von dort wollte er zum Boot, um mich abzuholen. Wie ich allerdings später hören musste, gab es wohl, bedingt durch verkeilte Baumstämme, mit dem Boot kein Durchkommen.
Sie können sich meine Stimmung vorstellen!
Allein, übernächtigt von vier Reisetagen bei einer Zeitverschiebung von zehn Stunden und durchgefroren, harrte ich der Dinge. Gott sei Dank hatte ich aber Streichhölzer eingesteckt. So war binnen kurzem aus Rinde, Holzresten und meinem Sicherheitsvorrat an Klopapier ein Feuer gemacht. Schon bald zog der Rauch über den Fluss. Mir wurde warm. Damit stieg auch wieder meine Stimmung, und bald hörte ich Stimmen. Alex war zusammen mit einem anderen Jäger zu Fuß zurückgekommen. Gemeinsam versuchten sie, mir zu helfen.
Auch ich wäre im Notfall durch das Wasser gestiefelt, wenn wir von Anfang an gewusst hätten, wie es weitergeht. So aber zogen sich beide wieder aus, und abwechselnd mich am Fels hangelnd und auf ihren Schultern balancierend, kamen wir alle drei zu guter Letzt auf festen Boden. Für diesen Tag war mein Bedarf an Abenteuer gedeckt. Nach einem bescheidenen Nachtmahl schlief ich selig ein.
5. Tag
Tag der großen Motorprobleme. Um es kurz zu machen: Gejagt wurde nicht, sondern ich lungerte mehr oder weniger am Ufer und in der Hütte herum. Die Verständigung war, mit einer Ausnahme, nur mit Händen und Füßen und zehn Worten Russisch, die ich konnte, möglich. Dennoch ist es ganz erstaunlich, mit wie wenig Worten man sich doch ganze Zusammenhänge erzählen kann, wenn alle nur wissen, worum es geht.
6.Tag
Eigentlich waren wir nie vor zehn Uhr am Ufer des Flusses, um von dort aus zu starten. An diesem Morgen aber hörten wir ein Boot. Voller Spannung wartete ich. Es kamen zwei einheimische Jäger, Sascha und Alexander. Wie ich den wenigen Worten entnehmen konnte, sollten sie eigentlich schon vor zwei Tagen gekommen sein, um meine Führung zu übernehmen. Aber auch ihnen war unterwegs der Außenborder kaputt gegangen. So warteten sie auf einen Schleppkahn, der sie zurückbrachte. Dort montierten sie aus verschiedenen anderen Motoren die benötigten Teile und stießen schließlich doch noch zu uns.
Wenn man bedenkt, dass ein neuer Motor japanischer Herkunft in Sibirien etwa 800 US-Dollar kostet, hätte ich die gerne „spendiert“, nur um dafür einigermaßen sicher jeden Tag jagen zu können. Aber es sind oft die kleinen Dinge, die den Erfolg verhindern.
Die beiden Jäger waren nach etwa vier Stunden Fahrt bei minus sechs Grad im offenen kleinen Motorboot ganz durchgefroren und brauchten erstmal ein warmes Feuer. Sie hatten ihre beiden Laika-Hunde dabei, die mir in den nächsten Tagen so richtig ans Herz wuchsen. Auf die Gefahr hin, dass ich mich noch wiederholen werde: Es waren gerade die Beziehungen zu Mensch und Tier, die für mich die besonders positiven Erlebnisse in Sibirien waren.
So warteten wir noch eine Stunde, und dann sollte es losgehen zu einem entfernteren Berg, wo die Jäger Schneeschafe vermuteten. Eine halbe Stunde später waren wir mit dem Boot da, und sofort begann der steile Aufstieg. Ich hatte für diesen Tag, Gott sei Dank, meine hohen Pirschstiefel angezogen. Nach gut zwei Stunden in der Direttissima zum Gipfel waren wir oben. Es bot sich ein grandioser Fernblick über das ganze Flusstal bis zu den schneebedeckten Kuppen der umliegenden Berge. Diese Gegend liegt gar nicht so hoch, etwa zwischen 200 und 1 500 Meter.
Ich hatte mir vor meiner Reise in München in einem speziellen Kartenladen Original-Flugkarten von dieser Gegend besorgt und war ganz überrascht gewesen, diese auch selbst für Sibirien ohne Problem zu bekommen. Dazu hatte mir ein guter Freund noch sein GPS-Gerät geliehen. So war ich über unseren Standort informiert und hätte auch bei Verlust meiner Führer (was ja im unwegsamen Gelände vorkommen könnte) stets zurückgefunden.
Für diese Tour hatte ich mir von zwei verschiedenen Herstellern spezielle Unterwäsche besorgt, die versprach, den Schweiß nach außen zu transportieren, um damit nach einem Aufstieg nicht zu frieren. Ich hatte darüber hinaus auch noch aus demselben Material Hemd und Parka an. Doch genützt hat es wenig. Mein Rücken war trotz teurer Technik klatschnass, und gerne würde ich meine Erfahrungen diesen Herstellern schildern, weil ich trotzdem ganz ordentlich fror.
Wir begannen, die umliegenden Grate mit den Gläsern abzusuchen, sahen auch überall Wechsel. Losung von Bär und Schaf war vorhanden. In dieser Stunde kam mir der Titel zu diesem Bericht in den Sinn, und das kam so. Sascha, mein Führer, hatte immer ein kleines, altes, zerfleddertes Liliputlexikon Russisch-Deutsch dabei. Er bemühte sich sehr, mit mir Kontakt zu halten und schaute immer ganz verschämt in dieses Büchlein.
Er las aber nie daraus vor, sondern versuchte aus zusammengesetzten Worten sich mir verständlich zu machen. Er steckte immer erst das Wörterbuch ein, wartete eine Weile, räusperte sich und begann dann erst zu reden. So auch dieses Mal, als er mir mit Blick auf den nächsten Gipfel eröffnete: „Wir heute jagen Schneehammel“. Sicherlich hatte er wörtlich übersetzt, und da stand vermutlich für das russische Wort Widder die deutsche Übersetzung Hammel.
Wir pirschten bergauf, bergab, fanden aber nirgends auch nur ein Haar. Doch hatten wir trotzdem einen herrlichen Anblick, als nämlich auf gut 1 000 Meter ein uralter Bär, Kopf und Schulterpartie waren silbergrau, in der typisch rollenden Bewegung vor uns flüchtete. Wir konnten ihn fast eine halbe Stunde verfolgen, als er immer weiter auf dem Grat von uns wegzog.
Vermutlich hatte er ganz ordentlich Wind von uns bekommen, weil er gar nicht mehr stoppen wollte. An ein Nachpirschen war nicht mehr zu denken, besonders auch deshalb, weil plötzlich eine Bärin mit drei Jungen auftauchte und ebenfalls von uns wegzog.
Ich war ganz atemlos von diesem Bild, kannte ich Bären bis dahin doch nur aus dem Fernsehen. Die vier waren ganz dunkel und so kugelrund gefressen, dass es aussah, als rollten sie über die Hänge. Inzwischen war es schon fast 17 Uhr geworden, so dass wir an den Abstieg denken mussten.
Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass dieser Jagdtag mein einziger auf Schneeschaf bleiben sollte, obwohl ich ja speziell eine Schneeschafjagd gebucht hatte! Später erfuhr ich etwas über die Größe unseres Gebietes, für das der örtliche Jagdchef allein zuständig war: 800 mal 800 Kilometer, also größer als ganz Deutschland! Da wurde mir das erste Mal ganz deutlich bewusst, dass wir mit unserer Methode der Fußpirsch wohl wenig Erfolg haben würden, denn der Wildbestand war mehr als gering und das Bärenerlebnis ein absoluter Zufall.
7. Tag
Man gab sich auch an diesem Tag alle Mühe, und wir durchpirschten ein wunderschönes Moorgebiet, allerdings so beschwerlich durchs Wasser über abgestorbene Bäume, dass ich kurzzeitig am Ende meiner Kräfte war. Am frühen Nachmittag brachen wir ab, zumal wir auch hier keinerlei frische Fährten entdecken konnten. Schade, denn die beiden Laika-Rüden wären in der Lage gewesen, eine zwei bis drei Stunden alte Bärenfährte zu halten und den Bären am Schluss zu stellen. Dieses Erlebnis, es sei vorweggenommen, blieb mir vorenthalten.
Beim Starten ging der Motor endgültig kaputt. Wie sollten wir nun zum Camp gelangen? Dieses lag flussabwärts, so dass wir rudernd zumindest in etlichen Stunden wieder, sofern wir durch die Stromschnellen kämen, ins Camp gelangen würden. Mit viel Rudern, das Boot auch durch sehr flache Passagen ziehend (das Wasser war in den letzten Tagen dank des sonnigen Wetter um mehr als einen Meter gefallen), kamen wir dann glücklich und völlig erschöpft zurück. Wir sehnten uns nur noch nach der Sauna, die schon eingeheizt war. Hier muß ich bemerken, auch wenn es nicht gerade lebensgefährlich war, wie leichtsinnig man doch – bedingt durch die schlechte Ausrüstung – mit seinen Jagdgästen umging.
8. Tag
Wieder die gleiche Beschäftigungstherapie: morgens stundenlanges Motorreparieren, nachmittags erfolgloses Pirschen in einem anderen Seitental. Wie bewundere ich doch heute meine beiden Führer, die nicht müde wurden, mich herumzuführen, wohl wissend, dass unsere Chance wohl gleich Null war. Auf dieser Pirsch kamen wir an einem verlassenen Goldgräbercamp vorbei. Heute, so schien es, wird es wohl abwechselnd von Trappern und/oder Wilderern genutzt.
Meine beiden Führer haben jedenfalls einige dicke Drahtschlingen abgebaut und vernichtet. Dann fanden wir eine gewaltige Bärenfalle zum Lebendfang. Ich konnte problemlos in dem runden Zylinder stehen. Es passt ein ganzer Elch hinein, was die Decken- und Knochenreste belegten. Wer hatte wohl damit früher „gearbeitet“?
Tagsüber hatten die Männer mit den Netzen Erfolg gehabt, denn abends gab es ungeheure Mengen von köstlichem, frischem Fisch.
9.Tag
Für heute waren noch zwei andere Gastjäger aus Deutschland angekündigt. Sie sollten mit dem Hubschrauber kommen. Sascha nahm mich morgens mit zur Kontrolle der Netze. Ich war begeistert vom Fischreichtum des sauberen Flusses, der für uns das Trinkwasser lieferte. Obwohl mir bei dem Betrieb der Schleppkähne und dem, was sie ins Wasser lassen, manchmal gar nicht so wohl war.
Gegen Mittag tuckerte vom Süden her ein Schleppkahn an, der ganz in der Nähe ankerte, und schon bald kamen zwei flinke Motorboote mit dem Gepäck, dem neuen Proviant und zwei deutschen Jägern. Bei den beiden möchte ich mich auf diesem Wege nochmal dafür entschuldigen, dass ich sie gleich mit meinen negativen jagdlichen Erfahrungen überfallen habe, aber es war halt meine erste Chance, mich mit jemandem in Deutsch zu unterhalten.
Sie kamen aus dem hohen Norden, und wir waren uns wohl auf Anhieb sympathisch. Es wurde erstmal erzählt, sich ausgetauscht, und ich erfuhr dabei, dass der Hubschrauber, der sie bringen sollte, Probleme mit dem Funkgerät hatte und frühestens nach seiner Reparatur am übernächsten Tag kommen könnte.
Welch eine Enttäuschung, hatte ich mir doch wenigstens mit einem Hubschrauber die Chance ausgemalt, von oben und vor allem auf weite Strecken mehr zu sehen. So verging auch dieser Tag ohne irgendwelche jagdlichen Aktivitäten, was besonders die beiden Neujäger nervte, denn außer dem Kontrollschießen ihrer Waffen war nur Nichtstun angesagt.
10.Tag
Sascha wollte mit mir in ein ganz besonderes Tal fahren, in der Hoffnung, dass wir vielleicht dort etwas zu sehen bekämen. Die einfache Entfernung betrug 80 Kilometer, was eine lange Fahrt bedeuten sollte. Ich hatte meine Fellmütze dabei, zog die winddichte Jacke und die guten Thermohandschuhe an, und schon ging’s los.
Der Motor hatte ausnahmsweise heute keine Aussetzer, es war ein anderer, den die neue Crew mitgebracht hatte. Aber nach zwei Stunden bei minus sechs Grad und dem Fahrtwind schlich sich doch auch die Kälte bis zur Haut vor. Wir waren froh, endlich anlegen zu können und wärmten uns mit heißem Tee.
Inzwischen war blauer Himmel, und die Sonne tat ein übriges zu unserem Wohlbefinden. Ich musste an meine neuen Mitjäger denken, die jetzt meine Tour zu den Schneehammeln machen sollten. Dabei muß ich zugeben, ein klein bisschen lächelte ich in mich hinein, wenn ich sie mir beim Aufstieg in die Berge so vorstellte, war ihre Kondition wohl doch etwas schwächer. Aber ich hoffte auf Waidmannsheil für die beiden, denn dann wusste auch ich wenigstens, dass es wohl Schneeschafe geben würde.
Unsere herrliche Pirsch in einem traumhaften Bergtal brachte leider das gleiche Ergebnis wie die Tage zuvor. Dabei waren wir uns sicher, dass in so einem Biotop Wild vorhanden sein musste. Ganz in der Nähe lag ein ehemaliges „Erholungscamp“ aus der Kommunismus-Zeit, das jetzt verfiel und nur noch von einem Fischer und seinem Sohn bewirtschaftet wurde.
Dort machten wir Rast, denn Sascha wollte das Loch im Boden unseres Bootes flicken, das wir uns Tage zuvor gerissen hatten. Er hatte es inzwischen ganz prima notdürftig abgedichtet, so dass kein Wasser eindrang, wollte es jetzt aber „professionell“ machen. Also setzte man mich in eine geheizte Hütte, während die anderen das Boot an Land holten. Langsam ging die Zeit voran, und endlich kamen sie zurück.
Dann wurde erstmal aufgekocht mit herrlichen Bratkartoffeln. Für mich wurde extra aus großen Fischen die Leber gesammelt und frisch gebraten, was für sibirische Gaumen eine Delikatesse sein mag. Dazu gab es natürlich Unmengen von gebratenem Fisch. Und auch ein halbes Fläschchen Wodka schmeckte im heißen Tee.
Mir dauerte das eigentlich zu lange.
Ich vermutete, dass, vorausgesetzt der Motor würde überhaupt funktionieren, die Fahrt stromaufwärts doch länger dauern würde. In eineinhalb Stunden würde es allerdings dunkel sein. Beim Losfahren stellte sich heraus, dass die Abdichtung zwar sehr gut aussah, aber leider nicht dicht war. Eine Horrorversion, hatte ich doch vor mehr als 30 Jahren bei einem Lausbubenstreich mit einem undichten Ruderboot im eiskalten Bodensee meine beiden Freunde durch Ertrinken verloren.
Es wurde immer dunkler und dunkler. Außer der Kälte machte sich jetzt doch trotz Schwimmweste regelrecht Angst breit, irgendwo aufzulaufen oder, im schlimmsten Fall, mit voller Geschwindigkeit auf einen versunkenen Baumstamm zu treffen und aus dem rasenden Boot geschleudert zu werden.
Die Leser werden vielleicht verstehen, dass ich in diesen Minuten alle verfluchte! In erster Linie mich, der sich im fernen Land in eine solche Gefahr brachte, dann den Veranstalter wegen seines desolatem Equipments und zum Schluss Sascha, dass er mit mir so spät erst die Heimfahrt angetreten hatte. Wer sich so einen Fluss mit all seinen Gefahren vorstellen kann, wird wohl meine Angst nachvollziehen können.
Aber es sollte gutgehen. Nach 22 Uhr sahen wir endlich ein Feuer in der Ferne, das die Freunde für uns angezündet hatten, weil sie sich ebenfalls große Sorgen um uns machten. Die beiden Jäger hatten auf den Schneebergen keinerlei Anblick gehabt und waren entsprechend frustriert. Meine Erklärungen über den sehr geringen Wildbestand konnten sie wenig trösten, und so gingen wir Jäger und Jagdführer spät aber wohlbehalten zu Bett.
11.Tag
Heute soll zwischen elf und zwölf Uhr der Helikopter kommen! Sie ahnen sicherlich schon, dass auch an diesem Tag der Hubschrauber nicht kam. Stattdessen verbrachten wir bei herrlichem Sonnenschein einen schönen Tag am „Strand“, immer in der Erwartung, der Hubschrauber könnte ja doch noch landen. Um 19 Uhr begruben wir aber diese Hoffnung dann endgültig.
12.Tag
Eigentlich mein vorletzter Jagdtag, ohne je einen Schuß abgegeben zu haben. So hoffte ich erneut auf den Hubschrauber für diesen Tag. Sascha nahm mich schon früh mit nach draußen und hatte sein Kleinkalibergewehr dabei. Wir wollten auf Haselhühner jagen!
Mit einer leeren Patronenhülse konnte er die Stimme des Haselhahns so täuschend echt nachmachen, dass wir schon bald im Umkreis von 500 Metern mehrere Hähne melden hörten. Am Anfang hatte ich erst mal Probleme, die Vögel in den nordischen Lärchen zu entdecken, aber schon bald wurden mir die dunklen Silhouetten in dem Gold der Zweige vertraut. Der erste Schuß ging noch fehl, weil die Kimme eine Idee zu hoch war, doch dann lagen in einer Stunde drei Hähne zu Füßen. Ich sollte locker so weiter schießen, was mir aber zuwider war, und so pirschten wir zum Camp zurück.
Dort war schon wieder alles gepackt und sollte zum Flussufer getragen werden, weil wohl alle an ein heutiges Kommen des Helikopters glaubten. Und in der Tat hörten wir gegen halb zwölf Uhr das tiefe Brummen eines großen Transporthubschraubers. Noch einmal flackerte Hoffnung auf, vielleicht in den letzten beiden Tagen zu Schuß zu kommen. Schnell wurde alles in die Maschine verladen, und man informierte uns, dass wir 200 Kilometer weiter nach Norden fliegen sollten, wo noch ein anderes Camp am Fluss lag. Diese Gegend wäre ein typisches Brunftrevier der Elche.
Sie können sich vorstellen, dass dies unseren Blutdruck in die Höhe trieb, obwohl wir uns noch nicht vorstellen konnten, was ein Hubschrauber mit der Elchjagd gemein hat. Wir waren uns doch sicher, dass keiner von uns bereit wäre, aus dem Hubschrauber zu schießen (was wohl auch bei diesem Transporthubschrauber kaum möglich gewesen wäre). Dies muß in „Russischen Gefilden“ nicht unüblich sein, wie mir ein befreundeter Präparator erzählte: Etliche der angelieferten Bären aus Ost-Sibirien hätten die Einschüsse auf dem Rücken.
Traumhafte Landschaften zogen unter uns vorbei, und wir waren bei unserer Landung sicher, vier Elche während des Fluges entdeckt zu haben, was bei 200 Kilometern einer „durchschnittlichen Elchpopulation von einem Elch auf 50 Kilometer“ entsprach. Und da habe ich mich gewundert, dass ich nie einen Elch auf der Pirsch gesehen habe?
Nach kurzem Ausräumen ging es wieder mit dem Helikopter weiter. Man informierte uns, dass große Gebiete abgeflogen würden (wie stand doch in der Reisebestätigung, alle Hubschrauberflüge ohne Aufpreis, sofern erforderlich). Sähe man jagdbares Wild, würde man in Ruhe die Trophäe ansprechen und dann entscheiden, ob gelandet und angepirscht würde.
Das kam uns nicht gerade sehr waidgerecht vor. Es kann aber doch in dieser unendlichen Weite und dem geringem Wildbestand die einzig chancenreiche Jagdmethode sein. Und ist denn eine Drückjagd waidgerechter, wo das Wild ja direkt auf die Schützen getrieben wird? Ich möchte damit jetzt keine neue Diskussion entfachen, nur sollte jedem Jäger, der in Sibirien jagen will, diese Problematik bewusst sein.
So ging es los, und nach 20 Minuten sahen wir den ersten Elch. Er hatte eine Vorschaufel, schien mir Greenhorn (kannte ich doch Elche bisher nur aus Bildern in Jagdzeitschriften oder von den Trophäenwänden der Jagdfreunde) nicht so stark zu sein. Diese Überlegungen brachten einen meiner Mitjäger schier an den Rand der Verzweiflung, weil das Jagdfieber ihn wohl so richtig gepackt hatte.
Aber für 1 500 US-Dollar wollte ich lieber gar keinen Elch schießen, als einen geringen. Ich hatte doch fälschlicherweise die Vorstellung, die Elche müssten hier wesentlich stärker sein. Dies stimmte wohl auch für früher oder für noch weiter entfernte Gebiete. Hier war im Jagd-Devisenrausch der letzten Jahre zu sehr dezimiert worden.
So flogen wir weiter. Mir blieb schier das Herz stehen, als ich einen Bären plötzlich unter uns sah. Sofort suchten wir nach einem geeigneten Landeplatz. Sascha, der Hund und ich sprangen aus dem Hubschrauber, der schnell wieder abhob. Wir hatten Glück, und schon bald konnten wir den Bären ausmachen. Er zog direkt auf uns zu. Ich legte die 9,3×64 mit dem 19 Gramm schweren TUG-Geschoss an einem abgestorbenen Baum an. Schon gewaltig, wenn man im Zielfernrohr den Bären so auf sich zu rennen sieht.
Ich dachte überhaupt nicht an die Trophäe, hatte ich ja bisher auch nie einen Vergleich gehabt. Der erste Schuß ließ ihn wanken, Sascha schoss mit seinem „Spielzeug“ 7,62×39 nach, und mein zweiter Schuß ließ ihn verenden. In der Aufregung hatte ich mir mal wieder einen „Weatherby-Kuss“ geholt. Das Blut lief mir aus Augenbraue und Nasenwurzel. Aber ich hatte meinen Bären: eine traumhafte Decke, lange Krallen und buschige Gehöre!
Als der Heli ganz in der Nähe gelandet war, wurde mit vereinten Kräften der ganze Bär im Transportraum am Heck verstaut. Sofort ging es weiter auf der Suche nach den Elchen. Als nächster war Heinz an der Reihe. Schon bald entdeckten wir den ersten Elch wieder. Hans, der vorher schon geschossen hätte, war nun an der Reihe, und wir setzten ihn mit dem Jäger ab und flogen weiter. Aus der Luft sahen wir dann, dass der Elch aber nun seine Richtung komplett geändert hatte und genau entgegengesetzt zog. So entschied sich der Pilot, einen Bogen zu fliegen, um dann Heinz abzusetzen, damit er sein Glück von der anderen Seite versuchen sollte, sofern der Elchbulle seine Richtung beibehielt. Und er tat uns den Gefallen. Schon 30 Minuten später hatte Heinz seinen Elch.
Es war dann doch noch eine passable Trophäe mit rund 13 Kilogramm (mit ganz kurz gekapptem Schädel). Nachdem der Elch komplett zerlegt und mit allen Innereien, außer dem Gescheide, im Hubschrauber verstaut war, flogen wir zurück, um auch Hans und den Jäger wieder aufzunehmen. Sie hatten nicht einmal den Schuß gehört und waren überrascht. Eine halbe Stunde später konnte dann auch Hans noch seinen Elch strecken. Der war nicht besonders stark, aber die beiden Elche waren alles, was wir in 1,5 reinen Flugstunden aus der Luft entdeckt hatten.
Wir waren zwar froh, aber auch ernüchtert. Auch dieser Elch wurde komplett im Heli verstaut, so dass wir nun einen Bären und zwei Elche an Bord hatten. Und dies alles innerhalb von etwa vier Stunden. Dafür würde doch eigentlich ein bezahlter Jagdtag reichen? Der Abend verging mit dem Zerwirken, dem aus der Decke schlagen des Bären und den obligatorischen Fotos. Der Bär war so feist, dass alleine die Feistseiten, die sich die Jäger abschnitten, über 50 Kilogramm wogen und handbreit dick waren.
13.Tag
Heute sollten wir wieder zurückfliegen, weil der Spritvorrat nur noch für den Rückflug und einen Schlenker reichen würde. Die Versorgung mit Brennstoff scheint eines der großen Probleme zu sein, und in diesem Falle mussten wir darunter leiden. Man verstaute alles im Hubschrauber und wollte versuchen, dass ich auf dem Rückflug vielleicht noch einen Elch erlegen könnte. So war es dann auch: Schon nach 20 Minuten hatten wir einen guten Elch (für unsere Verhältnisse, gemessen an dem, was wir überhaupt gesehen haben) unter uns. Hans sah noch, dass er schwer ging und vermutete eine Kniegelenkverletzung.
Abspringen aus dem Hubschrauber und Angehen des Elches. Durch seine Schwerfälligkeit konnten wir gut folgen. Und schon bald lag auch dieser alte Recke. Nach dem Zerwirken sahen wir ein mehrfach vergrößertes und vereitertes Kniegelenk, obwohl er nicht abgekommen war. Mir tat es leid, die wunderbare Elchdecke zurückzulassen, aber für einen Transport als Übergepäck wäre es zu teuer geworden.
Ich verstehe nicht, warum auch die Einheimischen die Decken nicht mitnehmen, aber vielleicht ist die Decke von so einem alten Elch (er war rund zwölf Jahre alt) schwer zu gerben? Ich hatte einen braven Elch erlegt, so richtig nach meinem Geschmack, mit seinen gleichmäßigen Schaufeln. Er hatte immerhin 50 Inch Auslage, und die Trophäe wog fast 20 Kilogramm (nur mit kleinster Schädelplatte gewogen).
Auch dieser Fleischberg wurde noch in dem Heli verstaut, und es war ein Wunder, dass die Maschine immer noch flog. Auf dem Rückweg versuchte der Pilot, einige Schneeregionen auf den Gipfeln abzufliegen, auf der Suche nach dem „Schneehammel“. Wir sahen frische Fährten im Neuschnee, aber keine Schafe. So waren wir dann bald wieder in der Zivilisation und bezogen Quartier in diesem kalten, scheußlichen Hotel meiner Anreise. Der Tag verging ohne irgendwelche neuen Aktivitäten, und am nächsten Morgen, meinem Abreisetag, sollte alles nochmal besprochen werden.
14.Tag
Heimreise. Was Sie sicherlich schon von Anfang an ahnten, kam nun auf uns die Abrechnung zu. Ich will es kurz machen. Die angeblich im Preis enthaltenen Hubschrauberkosten hätten sich nur auf den Transport zum und vom Camp bezogen. Bei Erlegung eines Schneeschafes wäre auch eine Stunde umsonst gewesen, alles andere kostet 550 US-Dollar pro Flugstunde. Nicht einmal unverschämt, wenn man weiß, was bei uns eine Hubschrauberstunde inklusive des ganzen Personals kostet. Aber wir waren stocksauer, fühlten uns abgezockt und falsch informiert. Außerdem hatten wir uns ja eine ganz andere Jagd vorgestellt!
Um aber keinen ƒÄrger zu verursachen (wir waren ja auf die anderen angewiesen, oder wie wären wir jemals wieder von dort weggekommen?) bezahlten wir insgesamt etwa 1 800 US-Dollar für unsere zusätzliche Flugzeit für Elch und Bär.
Wir nahmen uns vor, uns dann in Deutschland an den Vermittler zu wenden, wobei mir schon damals klar war, dass wir bei einem Vermittler schlechte Karten haben würden. Dann, die beiden Mitjäger hatten ja noch weitere vier Tage zum Jagen, wurde ein Plan für deren verbleibende Zeit gemacht. Ich schlug vor, sie sollten doch besser gleich mit mir fliegen, denn zusätzliche Helikopter-Stunden wollten sie verständlicherweise nicht mehr bezahlen. Aber ohne hätte ich nicht gewusst, wie sie von dieser Stadt aus – ohne Jagdcamp – weiterjagen wollten?
Man beschloss also, dass sie an diesem Tag eine erste Autopirsch durch ein zugängliches Bergtal machen sollten. Am nächsten Tag genauso, und für den übernächsten versprach man ihnen dann noch eine weitere Schneeschafjagd inklusive zwei Stunden kostenlosem Hubschrauber – falls zwei Widder erlegt würden.
Auch bei Nichterfolg sollte nichts zu bezahlen sein, eigentlich schon ein Widerspruch in sich. Aber Sie ahnen es sicherlich¥ schon, nichts dergleichen passierte in diesen Tagen. Jeden Tag gab es eine neue Ausrede, warum der Heli nicht starten konnte. Mir taten die beiden leid, weil sie doch von zwölf gebuchten Jagdtagen lediglich an nur drei Tagen überhaupt die Chance zum Pirschen hatten.
Ich hätte wirklich gute Lust, an dieser Stelle die Namen des Vermittlers und Veranstalters zu veröffentlichen, damit nicht noch jemand soviel Geld für einen „Wanderurlaub in Sibirien“ ausgibt. Aber der Redaktion liegt meine Adresse vor, und Sie können sich gerne an mich wenden, bevor Sie in Ost-Sibirien auf die Jagd gehen wollen.
Gegen Abend endlich kam ich dann mit meinem Fahrer los. Weitere acht Stunden Schlaglochpiste lagen vor uns. Natürlich platzte dann auch gleich einer der Reifen, die mich schon auf der Hinfahrt unsicher gemacht hatten. Mein Fahrer hatte die Sache jedoch im Griff, und gegen zwei Uhr morgens waren wir dann endlich in Magadan.
15. Tag
Übernachten konnte ich bei einem der Veranstalter zu Hause und wurde dann mit einem Glas Lachskaviar, einem großen tiefgefrorenen Lachs und zwei Geräucherten zum Flughafen gebracht. Auch in Moskau ging wieder alles sehr professionell mit der Ausreise vonstatten, so dass ich glücklich wieder gegen Mitternacht meine Frau am Flughafen in die Arme schließen konnte.
Fazit: Eine grandiose Landschaft mit herzlichen Menschen, geringer Wilddichte und dem Rat, Veranstalter zu wählen, die für diese Region über Referenzen verfügen, bei denen man sich erkundigen kann. Wobei mich jetzt einige fragen werden, warum ich mich so aufrege. Ich habe doch zwei gute Trophäen erlegen können!

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Foto: Joachim Ted Weber

Hansgeorg Arndt

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