Take-down: Auf ein Neues

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Das Grundprinzip klassischer Take-down Repetierer wird nicht nochmals erfunden. Doch neue technische Feinheiten machen den „gewissen“ Unterschied. Zwei Take-down Repetierer mit „neuem“ Ritterbusch-System standen auf dem Prüfstand

Take-Down-Repetierer
Der Take-Down-Repetierer von Ritterbusch im Kaliber .375 H&H mit Wechsellauf .458 Lott.

Von Roland Zeitler
Die kleine Firma Ritterbusch fertigt vier Systemgrößen nach Art Mauser 98. Alle Repetierer gibt es auch in Take-down-Ausführung mit Wechselläufen. Da ist zunächst das Kurzsystem für Patronen der .308 Winchester Klasse. Kombinationen wie .22-250 Remington, .250 Savage und .308 Winchester wären denkbar.

Im Standardsystem passen alle „mittellangen“ Patronen. Besonders für solch universelle Kaliber wie 7×64, .30-06 Springfield, .300 Winchester Magnum, 8x57IS, 8x68S, 9,3×62 oder 9,3×64 ist es ideal.

Danach kommt das lange Magnumsystem, das sich am legendären Mauser 98 Magnumsystem orientiert. Es eignet sich für überlange Patronen ab der .375 Holland&Holland Magnum.

Es ist das klassische System für die .416 Rigby. Aber auch die .404 Jeffery, .450 Rigby oder .500 Jeffery sind darin gut aufgehoben. Alle Systeme gibt es auch als echte Linkssysteme.

Bei Wechsellaufkombinationen von Kalibern mit unterschiedlichen Bodendurchmessern fertigt Ritterbusch verschiedene Verschlusszylinder zum Tausch. Das Super-Magnumsystem ist besonders stark dimensioniert.

Es wurde speziell für solch „umwerfende“ Kaliber wie die .585 Nyatti entwickelt. Take-down Repetierer sind Jagdwaffen für Liebhaber schöner Waffen.

Ihren praktischen Sinn haben sie weniger in einer Transportverkürzung als vielmehr ? mit Wechselläufen – im Kaliberwechsel. Das Reisen mit einem langen Repetierer stellt heute dank hochwertiger Waffenkoffer kein Problem dar.

Schon eher mal das Gewichtslimit der Fluggesellschaften. Da ist es praktisch, wenn man nicht zwei Waffen mitschleppen muss: Ein Wechsellauf wiegt natürlich weniger als ein zweiter Repetierer.

Trotz aller kalkulierbaren oder theoretischen Vorteile dürfte heute Liebhaberei die gewichtigste Kaufentscheidung für einen Take-down Repetierer sein.

Dabei haben viele Modelle auch Nachteile. Da wären lose Vorderschäfte genauso zu nennen wie Treffpunktverlagerungen nach dem Auseinandernehmen und anschließendem Zusammenbau. Ferner kann Holzverzug die Treffpunktlage auch bei Take-down Repetierern beeinflussen.

Grundsätzlich gibt es bei klassischen Waffen mit Mauser 98er Systemen zwei Arten: das Steck- und das Schraubsystem. Beim Stecksystem wurden besonders oft eine Hülsenkopfschwächung und ungenaue Passungen sowie ungenügende Wechsellaufverriegelungen festgestellt.

Das Schraubsystem (am Wechsellauf befindet sich ein Gewinde) arbeitet dank der Schraubgewinde sehr passgenau. Der Nachteil besteht im Verschleiß der Gewinde bei rauer Behandlung sowie zahlenmäßig hoher Benutzung des Systems.

Bei einem Take-down Repetierer kommt es in erster Linie auf die handwerkliche Ausführung an. Oftmals stellen sich aber Mängel erst nach starkem Gebrauch heraus.

Klassische Großwildbüchse Ritterbusch hat einige Neuheiten an seinem Take-down Repetierer entwickelt, die die Praxistauglichkeit erhöhen sollen. Für den Test stand ein Repetierer mit neuem Mauser 98 Magnumsystem im Kaliber .375 Holland&Holland Magnum und Wechsellauf in .458 Lott zur Verfügung.

Daneben ein Take-down Repetierer in .416 Rigby zum Preis von 13225 Euro, bei dem nur die Schussleistung nach Auseinandernehmen und Zusammensetzen geprüft wurde. Der Ritterbusch Take-down Repetierer präsentiert sich als klassische Großwildbüchse.

Der geteilte Schaft wurde nach englischem Vorbild geschäftet. Der Hinterschaft weist einen griffigen, langgezogenen Pistolengriff, geraden Rücken und Deutsche Backe auf. Er schließt mit einer lederüberzogenen Gummischaftkappe ab.

Im Bereich des Auswurffensters wurde der Schaft klassisch angeschrägt, und der Übergang im Magazinkastenbereich ist fließend und formschön. Der gut greifbare Vorderschaft schließt mit Edelholzkappe ab. Der Schaft aus ansprechendem Nussbaumholz wurde sehr glatt geschliffen und bestens im englischen Stil geölt. Die Poren des Holzes wurden geschlossen.

Zwei Querbolzenverschraubungen im Systembereich sollen Schaftbruch vorbeugen. Das System wurde im Schaft mit Kunstharz gebettet. Es handelt sich um ein neu gefertigtes Mauser 98 Magnumsystem mit nur geringfügigen Änderungen gegenüber dem Original.

Für hohe Zuverlässigkeit sprechen seitlicher, langer sowie nicht rotierender Auszieher und manueller Auswerfer. Dieser erfordert aber ein kräftiges Zurückziehen der Kammer bis zum Anschlag, damit die Hülse ausgeworfen wird.

Die Auszieherkralle wurde nicht überarbeitet, so dass nur Patronen aus dem Magazin zugeführt werden können. Das Magazin mit Klappdeckel fasst in den beiden Kalibern .375 H&H Magnum und .458 Lott fünf Patronen.

Das Schlösschen erhielt eine horizontale Dreistellungssicherung, die einer niedrigen Zielfernrohrmontage nicht entgegensteht. Die Sicherung legt direkt den Schlagbolzen fest. Der große Abzugsbügel ist groß genug, damit Finger aufgrund des Rückstoßes nicht geprellt werden. Der Flintenabzug stand sehr trocken und löste bei nur 900 Gramm Widerstand sauber aus: ein hervorragender Abzug, der auch sehr präzises Schießen erlaubt.

Die Verschlussbahnen wurden gut poliert, so dass sich der Verschluss leicht bewegen lässt. Auf dem Lauf befindet sich eine formschöne Drittelvisierschiene mit Expressvisier und zwei Klappen.

Der Kornsattel wurde mit einem Ring am Lauf befestigt. Der vordere Riemenbügel sitzt ebenfalls an einem Laufring: ein erstklassiges Visier für die Großwildjagd. Die Standkimme wurde in flacher Schmetterlingsform ausgeführt, so dass seitlich wenig verdeckt wird.

Der starke weiße Mittelstrich erlaubt ein blitzschnelles Korneinpassen. Die erste Kimme wurde auf 50 Meter Fleck eingeschossen. Die erste Klappe weist ebenfalls eine angedeutete Schmetterlingskimme mit Rundausschnitt auf. Sie wurde auf 100 Meter eingeschossen.

Mit der dritten Klappe (nur Rundausschnitt) schoss die Waffe auf 150 Meter Fleck. Als Korn wählte man ein zwei Millimeter starkes, buntmetallhinterlegtes Rundkorn. Ein Dämmerungskorn mit weißer Perle (vier Millimeter stark) kann hochgeklappt werden.

Ein gesicherter Kornschutz lässt sich nach Druckknopfentriegelung abziehen. Die Visierschiene wurde mit Goldlinien verziert. Auch die Inschriften für Hersteller und Kaliber wurden in Gold gehalten. Den glatt polierten Lauf hat Ritterbusch tiefschwarz brüniert.

Das System der .375er wurde einschließlich Kammer in England buntgehärtet, was sehr ansprechend wirkt. An hochbelasteten Stellen wurde nachgehärtet. Bei der .416 Rigby war die Hülse brüniert und die hell belassene Kammer mit einem Sonnenschliff versehen.

Er nutzt sich allerdings schnell ab. Der Kammerstängel ließ sich gut greifen. Die Kugel ist in vier Flächen mit Fischhaut unterteilt. Zielfernrohre wurden mittels schussfester Hebelschwenkmontage montiert. Hierzu hielt man die Square-bridges sehr hoch, damit sie ohne Systemschwächung die Montagebasen aufnehmen können.

Schließlich dienten die rechteckigen Square-bridges auf Hülsenkopf und Hülsenbrücke ursprünglich nicht für eine Zielfernrohrmontage, sondern zur Hülsenverstärkung.

Die Treffpunktlage blieb nach Ab- und Aufsetzen der Zielfernrohre stets gleich. „Neues“ Take-down System Die Take-down Repetierer bestehen aus zwei Teilen: einem Hinterteil mit System und Hinterschaft sowie dem Lauf mit Verriegelungshülse und Vorderschaft. Da es sich um ein Stecksystem handelt, wurde der Lauf in eine Verriegelungshülse geschraubt.

Diese ist außen glatt und lässt sich leicht gleitend in den Hülsenkopf stecken. Die Kammer verriegelt mit zwei Warzen in der Hülse. Wie bei Mauser üblich, sitzt eine dritte Sicherungswarze im Bereich der Hülsenbrücke. Ritterbusch hat aber nicht, wie oft üblich, das Gewinde aus dem Hülsenkopf gefräst und diesen dadurch geschwächt.

Die Systeme wurden speziell als Take-down Systeme konstruiert und sind dementsprechend dimensioniert. Weiterer Schwachpunkt ist die Verriegelung. In der Regel befinden sich die beiden Metallplatten an den Stirnseiten des Vorder- und Hinterschaftes.

Für die Verriegelung an diesen Platten gibt es verschiedene Arten. Hinsichtlich langlebiger Funktion kommt der Verriegelung eine hohe Bedeutung zu. Bei Holzverzug käme es zu Passungsproblemen und damit zu Funktions- und Schussleistungseinbußen. Ritterbusch verbindet deshalb das Verriegelungsgehäuse durch ein Stahlgestänge massiv mit dem Hülsenkopf.

Die hintere Stoßplatte dient der Abdeckung dieses Verriegelungsgehäuses, in dem sich auch der Verriegelungsschieber befindet. Die Platte am Vorderschaft wird ebenfalls nicht vom Holz getragen, sondern ist mit einer stabilen Hülse, die über den zylindrischen Teil des Laufs gezogen wurde, massiv mit diesem verbunden.

Zur Verriegelung des Laufes mit dem System gibt es an der Abschlussplatte des Laufes einen dicken Bolzen, der in eine Öffnung der Systemplatte gesteckt wird. Über eine Kulisse wird er dort verriegelt.

So sollen Schussleistungsprobleme bei eventuellem Holzverzug ausgeschlossen werden. Per Druckknopf kann entriegelt werden. Dieses System ist nicht nur sehr stabil, es gewährleistet auch hohe Passgenauigkeit und Wiederholbarkeit.

Auch bei häufigem Gebrauch wird ein Verschleiß so gut wie nicht auftreten. Auch hinsichtlich Temperaturschwankungen und Schaftverzug ist es äußerst unempfindlich. So ergab auch die Schussprüfung keine Beanstandungen. Mit der .375 Holland&Holland Magnum wurde ein Streukreis von 34 Millimetern mit fünf Schuss auf 100 Meter erzielt.

Dabei wurde die Waffe vier Mal auseinander genommen und wieder zusammengesetzt. Danach erfolgte der Wechsel zur .458 Lott. Der erste Schuss saß bereits im Zentrum. Drei Schuss ergaben 40 Millimeter Streuung, wobei die Waffe nach dem ersten und zweiten Schuss nochmals zerlegt wurde.

Auch die Leistung der .416 Rigby war hervorragend. Sie streute mit fünf Schuss 52 Millimeter, wobei sie dreimal zerlegt wurde. Die Ritterbusch Take-down Repetierer sind solide Großwildbüchsen im klassischen Stil.

Das Take-down System erwies sich als äußerst zuverlässig mit sehr hoher Funktionalität. Die Waffen waren erstklassig verarbeitet und funktionierten anstandslos. Bei Preisen von rund 14 810 Euro für die Büchse und 2965 Euro für den Wechsellauf kann man das aber auch erwarten.


Tabellen:
Technik auf einen Blick
Kasten:
Vor- und Nachteile
Fotos: Roland Zeitler

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