Tansania: Nur noch 43.000 Elefanten

1902


03.06.2015

Das ostafrikanische Tansania hat seit 2009 über 65.000 Elefanten durch Wilderei verloren. Anstatt 110.000 beträgt der Bestand nur noch um die 43.000 Tiere.

 

RS160445_Lehmann_Elefanten_Header.jpg
Der Elefantenbestand schrumpfte offiziellen Angaben zufolge auf nur noch um die 43.000 Tiere (Foto: Heinz Lehmann)
Besonders betroffen ist das Ruaha-Rungwa Ökosystem in Zentraltansania. Statt fast 35.000 Tieren im Jahre 2009 gibt es dort nur noch etwa 8.300. In der Serengeti hat sich hingegen die Population von 3.000 auf 6.000 verdoppelt. Das führen Fachleute aber auch auf Zuwanderung aus dem kenianischen Mara-Gebiet zurück. Zweiter Lichtblick ist das Selous Game Reserve. Hier hat sich der Bestand stabilisiert, wenn auch auf dem im Vergleich zu früher (2005: 70.000 Elefanten) niedrigen Niveau von nur noch 14.000 Tieren.
 Die Zahlen wurden bereits Ende letzten Jahres durch Zählungen aus der Luft erhoben und liegen intern schon seit Februar 2015 vor. Tansanias Tourismusminister Nyalandu hatte sich bisher aber davor gedrückt, sie bekannt zu geben. Stattdessen hatte er noch vor kurzem von „Grund zum Optimismus“ gesprochen.
Nyalandu bewirbt sich derzeit in der Regierungspartei als Präsidentschaftskandidat für die Wahlen im Herbst. Da kommt es ihm nicht gelegen, dass sein völliger Misserfolg bei der Bekämpfung der Wilderei bekannt wird. In seiner Pressekonferenz am 1. Juni flüchtete er sich, wie schon so oft, in Absichtserklärungen, die allerdings Steven Broad, der Direktor des TRAFFIC-Netzwerks, sogleich als „zu wenig und zu spät“ brandmarkte.
TRAFFIC beobachtet im Auftrag der Staatengemeinschaft den illegalen Handel mit Wildtierprodukten und hat beispielsweise festgestellt, das seit 2009 aus Tansania mehr Elfenbein als aus irgendeinem anderen Land in Afrika auf die Märkte in Asien geschmuggelt wurde. Und Broad setzt noch einen drauf: „Es ist unvorstellbar, dass Wilderei auf solch industriellem Niveau bislang weder identifiziert noch angepackt wurde.“
Dass selbst in einem Land mit offensichtlich ineffizienter Wildschutzverwaltung Einzelerfolge möglich sind, zeigt das Beispiel des Selous. Hier konnte im letzten Jahr die Wilderei zwar nicht völlig gestoppt, aber doch erheblich eingeschränkt werden, wie die aktuellen Zahlen zeigen, die sogar einen leichten Anstieg signalisieren. Verantwortlich dafür ist die energische Wildereibekämpfung des zuständigen Wardens, Benson Kibonde. Die Regierung hatte den bereits pensionierten Beamten, der den Selous früher viele Jahre lang erfolgreich geleitet hat, zurückgeholt.
Unterstützt wurde er von einem Notprogramm des Internationalen Rates für die Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC), der Deutschen Gesllschaft für Internationale Entwicklung (GIZ) und der Zoologischen Gesllschaft Frankfurt. In diesem Jahr noch wird die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen ihrer Entwicklungszusammenarbeit mit einem 18 Millionen Euro Hilfsprogramm im Selous beginnen.
rdb
 


ANZEIGEAboangebot