Trophäentransport eingestellt

1948


Editorial JWW 4/2015
 

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Der 27. Mai 2015 war ein rabenschwarzer Tag für die Auslandsjagd: Lufthansa gab bekannt, dass sie mit sofortiger Wirkung keine Jagdtrophäen mehr aus Afrika transportiert. Der PR-Chef von Lufthansa-Cargo, Andreas Puker, benannte speziell Nashorn, Löwe und Elefant. Auf Nachfrage von JAGEN WELTWEIT stellte sich heraus, dass das Transportverbot für sämtliche Trophäen afrikanischer Wildtiere gilt, also beispielsweise auch für Springbock und Impala oder Zebra sowie Gnu.
Daniel Rossow, Customer Feedback Management der Lufthansa- Cargo begründete diese Entscheidung wie folgt: „Sie wurde sehr sorgfältig abgewogen. Unsere unternehmerische Verantwortung, unseren Kunden Transportmöglichkeiten zu bieten, bzw. in diesem Fall zu verwehren, stand einem hohen Risiko der Rufschädigung und des Imageverlustes gegenüber. Wir reagieren damit auf explizite öffentliche Meinungsäußerungen vieler unserer Kunden. Neben überwiegend positivem Zuspruch erreichen uns auch einige kritische Anmerkungen und Fragen. Diese nehmen wir sehr ernst Selbstverständlich führen wir gern und jederzeit einen offenen Austausch mit Ihnen.“
Auffälllig an dieser Entscheidung ist, dass ausschließlich afrikanische Jagdtrophäen von dem Transportverbot betroffen sind. Kopfschmuck, Felle, Bälge etc. von Wildarten aller anderen 4 Kontinente werden weiterhin von Lufthansa verfrachtet. Das ist inkonsequent. Warum nur afrikanisches Wild betroffen ist, begründet Lufthansa nicht. Es liegt der Verdacht nahe, dass Lufthansa sich gute PR bei den nichtjagenden Fluggästen verschaffen wollte – in der Hoffnung, dass diese nicht weiter nachdenken und ein generelles Transportverbot für Jagdtrophäen vermuten.
Selbst wenn man davon ausgeht, dass Lufthansa mit dem Embargo den illegalen Transport von Elfenbein und Nashorn unterbinden will, bleiben Fragen offen. Denn illegales Elfenbein sowie Nashorn wird stets falsch deklariert und nicht nur per Flugzeug, sondern vornehmlich in Schiffs-containern von Afrika nach Asien geschmuggelt. Insoweit trifft der Boykott nicht Wilderer sowie Schmuggler, sondern die legale Jagdwirtschaft des Schwarzen Kontinents. Und gerade die hat bislang die Bekämpfung der Wilderei mitfinanziert. So kommentiert JWW-Experte Rolf D. Baldus den Vorgang.
Die Tierschutzszene feiert das Embargo als gewaltigen Erfolg und erhöht den Druck auf andere Fluggesellschaften, sich anzuschließen. Und das gelingt ihr auch, etwa bei KLM oder British Airways. Eine vollständige Liste mit Transportverboten für Trophäen finden Sie auf der Homepage von JAGEN WELTWEIT (jww.de).
Meine Konsequenz ist klar. Mit Fluggesellschaften, die den Trophäentransport verweigern, werde ich künftig möglichst nicht fliegen. Sie auch? Jedenfalls bitte ich Sie, Lufthansa-Cargo mit kritischen Briefen oder E-Mails zu bombardieren. Die Vorstandsetage muss merken, dass sie einen groben Fehler gemacht hat.
Ihr
Dr. Rolf Roosen
Chefredakteur
 


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