Wenn’s richtig dick kommt

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Wenn es darum geht, Großwild nachzusuchen, kann gar nicht „genug Waffe“ geführt werden. Hier ist „Stopping Power“ gefragt, denn ein angreifender Büffel oder Elefant verträgt eine Menge. Der Autor stellt eine Repetierbüchse im Kaliber .500 Jeffery vor, die eine Mündungsenergie von rund 10.000 Joule liefert und dazu noch nicht einmal ein teures Magnumsystem benötigt

Repetierer im Kaliber .500 Jefferey
Eine Waffe für den Notfall: Repetierer im Kaliber .500 Jefferey

Von Norbert Klups
Das Kaliber .500 Jeffery ist nicht etwa eine Neuschöpfung, sondern stammt aus den 20er Jahren. In Deutschland war es unter dem Namen 12,5×70 Schüler bekannt. Ob nun Schüler oder der Engländer Jeffery diese Patrone zuerst entwickelt hat, ist heute nicht mehr genau nachvollziehbar.

Die Form des Hülsenbodens spricht allerdings für den deutschen Ursprung, denn Richard Schüler ließ sich bereits 1904 ein Patent auf Patronen mit im Verhältnis zum Hülsendurchmesser kleinerem Stoßboden patentieren.

Der Vorteil liegt in der Möglichkeit, großvolumige Patronen in Standardsystemen mit normalem Verschlußkopf verwenden zu können. Die .500 Jeffery, diese Bezeichnung hat sich schließlich durchgesetzt, ist also eine Patrone mit zurückversetztem Rand.

Weit verbreitet war die .500 Jeffery nicht, denn für die große Zeit der Elefantenjagd kam sie bereits zu spät. Von der Firma W.J.Jeffery, London, wurden ganze 23 Großwild-Repetierer in diesem Kaliber hergestellt, von denen die erste Waffe 1927 ausgeliefert wurde.

Mit einer Hülsenlänge von 70 Millimetern und einer Gesamtlänge von 88 Millimetern lässt sich die Patrone mit einigen Modifikationen noch in Standard- Mausersysteme einlegen. Verladen wurde die .500 Jeffery mit 535 Grains schweren Geschossen.

Bei einer Mündungsgeschwindigkeit von 730 m/s. beträgt die Mündungsenergie somit satte 9237 Joule.

Zur damaligen Zeit war dieses Kaliber die stärkste Fabrikpatrone für Repetierbüchsen. Erst moderne Entwicklungen wie die .460 Weatherby brachten bei erheblich höherem Gasdruck mehr Leistung.

Bekannte Großwildjäger wie John „Pandoro“ Taylor waren voll des Lobes über die gewaltige Aufhaltekraft der .500 Jeffery und führten eine solche Büchse als „Backup-Gun“ hauptsächlich bei Nachsuchen.

Auch heute noch aktuell

Als Überlegungen bezüglich einer „potenten“ Repetierbüchse als spezielle Nachsuchenwaffe für Afrika anstanden, fiel bei der Durchsicht alter Munitionskataloge schnell die .500 Jeffery auf.

Reichlich Leistung und die Möglichkeit der Verwendung eines Standardsystems Modell 98, das für die Großwildjagd erste Wahl ist und für „ein paar Hunderter“ auch heute noch problemlos in erstklassiger Qualität zu bekommen ist, sind Argumente, denen man sich kaum verschließen kann.

Erstaunlich ist allerdings, dass die Beschaffung eines Laufes und der Munition überhaupt kein Problem war. Der deutsche Laufhersteller Lothar Walther hat für die .500 Jeffery Läufe im Programm und konnte „ab Lager“ liefern, und Patronen waren auch schnell zur Hand.

Neben der belgischen Firma HWM und Wolfgang Romey (WR-Munition) wird auch A-Square dieses Kaliber demnächst in das Programm aufnehmen.

Die Testmunition stammt von Wolfgang Romey, wo diese Patrone gleich in mehreren Laborierungen im Programm ist.

Neben einer Vollmantel- und Teilmantelpatrone mit australischen Woodleigh-Geschossen im Originalgewicht von 535 Grains und einer gewichtsgleichen Laborierung mit Solids aus eigener Herstellung hat Wolfgang Romey auch eine besondere Spezialität zu bieten: .500 Jeffery mit dem 570 Grains schweren Teilmantelgeschoss der .500 NE.

Diese Patrone wird auf Wunsch einer Waffenfirma als besondere Stopping-Load gefertigt und bringt noch etwas mehr Leistung als die 535 Grains schweren Patronen. Und Leistung kann man nie genug haben, wenn man sich mit einem Fünf-Tonner anlegt!

Änderung des Systems

Als System wurde ein 98er System aus DWM-Produktion ausgewählt. Der Kammerstengel wurde gegen einen neuen, längeren ausgetauscht, und die hintere Hülsenbrücke bekam einen kantigen Aufsatz, der sie optisch zu einer „Square-Bridge“ im alten Stil macht.

Gleichzeitig ist dieser Aufsatz prismatisch hinterfräst und dient als Befestigung für ein Tornado-Leuchtpunktvisier.

Der Magazinkasten ist natürlich mit 84 Millimeter Gesamtlänge zu kurz für die .500 Jeffery. Er kann einfach gegen einen größeren Magazinkasten ausgetauscht werden, der von Zulieferfirmen wie Recknagel oder Brownells angeboten wird.

Diese Kästen sind auch entsprechend höher und können drei der dicken Patronen aufnehmen. Etwas Feinarbeit erfordert die Änderung der Zuführung und des Magazindurchbruches.

Die dicken Patronen können nicht mehr im Zickzack liegen, sondern nur übereinander. Der Durchbruch muß so erweitert werden, dass sich die Patronen leicht in das Magazin drücken lassen, aber auch beim Repetieren nicht von selbst herausspringen.

Eine einfache Lösung ist die Montage von zwei gefederten Klammern, die die Patronen im Magazin halten und erst durch den Kammerkopf beiseite gedrückt werden. Dann befindet sich der Patronenrand aber längst unter dem langen Mauserauszieher, und die Patrone wird sicher zugeführt.

Dieses System wird auch von Westley Richards verwandt und erlaubt es sogar, eine Repetierbüchse umgekehrt, also quasi auf dem Kopf, zu repetieren. Die vorliegende Waffe wurde mit solchen Halteclips ausgestattet. Alles andere, wie Schlosshalter und Sicherung, blieb im Originalzustand.

Als Abzug wurde ein Druckpunktabzug von Kepplinger montiert, der bei 1200 Gramm auslöst und einen klar definierten Vorzug hat. Dadurch ist eine hervorragende Abzugskontrolle möglich.

Der dicke Lothar Walther-Lauf, der an der Mündung noch 19,5 Millimeter Durchmesser aufweist, sorgt für das nötige Gewicht der Büchse, das bei 4,7 Kilogramm liegt.

Als Visier dient ein klassisches Expressvisier mit drei zusätzlichen Klappen und ein Messing-Perlkorn mit einem zusätzlich hochklappbarem Dämmerungskorn aus weißem Porzellan. Als Kimmenausschnitt wurde eine weite V-Kimme gewählt, die durch eine feinere U-Kimme der ersten Klappe, die auch auf 50 Meter justiert ist, ergänzt wird.

So ist auch ein präziser Schuß mit feiner Visierung möglich. Die anderen Visierklappen sind als reine Dekoration anzusehen, denn für Weitschüsse über Kimme und Korn ist diese Waffe wirklich nicht gedacht.

Kornträger und vorderer Riemenbügel sind mit zum wuchtigen Lauf passenden Ringen über den Lauf gezogen.

Alle Beschlag- und Visierteile stammen von der Firma Recknagel, Schweinfurt, deren Katalog eine wahre Fundgrube in dieser Hinsicht ist. Die hintere Hülsenbrücke und die dem Schützen zugewandten Flächen des Korn- und Visiersockels wurden vom Rothenburger Graveur Johannes Scharnagel in meisterlicher Weise blendfrei schraffiert.

Er legte als einzigen Schmuck dieses Gebrauchsrepetierers auch die Kaliberbezeichnung in Gold auf dem Lauf ein.

Massiver Schaft

Passend zum wuchtigen Lauf musste jetzt ein Schaft gefunden werden, der genug „Fleisch“ hat, um dieses mächtige Rohr einzulegen. Der Schaft wurde schließlich als Rohling von der Augsburger Firma Schweigert bezogen.

Er hat eine spezielle Form für Großwildbüchsen mit großem Magazinkasten und ist vor dem Abzugsbügel entsprechend hoch gehalten. Der Schaftrücken ist gerade und die Schaftbacke lang gestreckt. Der ganze Schaft fällt überaus massiv aus und wirkt wuchtig.

Abgeschlossen wird er mit einer roten Gummikappe hinten und einem Stück Büffelhorn vorn.

Das System wurde in Kunstharz gebettet und der Schaft mit zwei Querstollenverschraubungen verstärkt. Büchsenmacher Karl-Heinz Ritterbusch brachte anschließend an Pistolengriff und Vorderschaft eine exzellent geschnittene und scharfe Fischhaut an.

Er brünierte anschließend auch alle Metallteile, mit Ausnahme der Kammer, mit einer tiefschwarzen Streichbrünierung.

Die Büchse ist mit einer Gesamtlänge von 119,5 Zentimetern und 4,7 Kilogramm Gewicht eine mächtige Waffe. Sie vermittelt aber auch Vertrauen und wirkt überaus solide.

Um eine Patrone wie die .500 Jeffery ohne bleibende Schäden verschießen zu können, ist eine nicht zu leichte und richtig geschäftete Waffe aber auch unbedingte Voraussetzung.

Auf dem Schießstand

Wer eine .500 Jeffery abfeuert, sollte sich im Klaren sein, was er tut und welche Kräfte er freisetzt. Erfahrung mit großkalibrigen Büchsen sollte schon vorhanden sein, sonst gewöhnt man sich schnell das Mucken an.

Um es einmal rein rechnerisch auszudrücken: Die .500 Jeffery entwickelt aus der vorliegenden Waffe einen Rückstoß von 135 Joule. Zum Vergleich: Eine vier Kilogramm schwere Jagdbüchse im nicht gerade zarten Kaliber .300 Weatherby Magnum, kommt auf etwa 26 Joule und eine 4,5 Kilgramm schwere .416 Rigby, die manche Zeitgenossen ja schon zu den Großwildkalibern rechnen, belastet den Schützen mit etwa 55 Joule.

Wer sich eine .500 Jeffery anschafft, sollte wissen, auf was er sich einläßt: Streicheleinheiten verteilt das Ding nicht. Die Büchse muß an Vorderschaft und Pistolengriff gut festgehalten und in die Schulter gezogen werden.

Präzisionsanschläge, bei der die linke Hand unter dem Hinterschaft oder gar auf dem Schaftrücken liegt, sind nicht zu empfehlen – zumindest nicht, wenn man Wert auf seine Zähne und ein heiles Schlüsselbein legt.

Geschossen wurde die Waffe mit Romey-Patronen, 535 Grains Woodleigh Teil- und Vollmantelgeschossen und der 570 Grains schweren Teilmantel-Laborierung. Die beiden 535 Grains Laborierungen schossen auf 50 Meter perfekt zusammen und lieferten ein 45-Millimeter-Schußbild bei fünf Schüssen.

Über die offene Visierung geschossen ist das ein sehr gutes Ergebnis für diese mächtige Patrone. Die schwere .570er Ladung lag vier Zentimeter tiefer und stand in der Präzision nicht nach.

Die alte Patrone .500 Jeffery erlaubt durch die Verwendung eines Normalsystems den Bau einer relativ preiswerten Repetierbüchse. Büchsenmacherarbeit ist heute natürlich teuer, so dass auch eine in der beschriebenen Weise gefertigte Büchse ohne große Gravuren leicht auf 6000 bis 7000 Mark kommt.

Von der Leistung her braucht die .500 Jeffery keinen Vergleich zu scheuen. Sie ist auch heute noch eine Patrone, mit der ein besonnener Schütze, der seine Waffe beherrscht, jede Situation meistern kann.

 

Tabellen:
Technik auf einen Blick
Fotos: Norbert Klups

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