Mit Vollmantelgeschossen ist die .500/450 N. E. eine gute Wahl für Dickhäuter. (Fotos: Horst Niesters, Norbert Klups) |
JAGEN WELTWEIT 2/2012
Die für rauchloses Pulver ausgelegte Patrone basiert auf der alten Schwarzpulverpatrone .500/450 und wurde Ende 1890 von der englischen Waffenfirma Holland & Holland auf den Markt gebracht. H & H richtete Doppelbüchsen und Blockbüchsen dafür ein.
Von Norbert Klups
Die .500/450 N. E. zwischen der .450 N. E. Nr. 2 (links) und der .458 Winchester Magnum (rechts) |
Die .500/450 N.E. war eine hervorragende Patrone für die Großwildjagd in den britischen Kolonien und wurde auch von anderen Waffenherstellern gern verwendet. Ein 480 grs. (31 g) schweres Geschoss lässt sich auf 640 m/s Mündungsgeschwindigkeit bringen, was eine Mündungsenergie von etwa 6.300 Joule ergibt. Damit liegt sie im Leistungsbereich anderer bewährter britischer Großwildpatronen, wie etwa der .450 N. E.
Mit Sicherheit hätte sie einen noch größeren Erfolg gefeiert, wenn nicht 1905 alle 45er Jagdpatronen in Indien und dem Sudan von der britischen Regierung verboten worden wären. Durch die Kalibergleichheit mit dem englischen Militärkaliber .577/450 Martini-Henry wurde befürchtet, dass die Rebellen die Geschosse der Jagdpatronen zum Wiederladen der Militärmunition benutzen könnten. Durch diesen Bann in den klassischen Großwildjagdgebieten verlor die .500/450 N. E. 3 ¼ sehr schnell an Bedeutung. Alle daraufhin entwickelten Patronen, wie die .500/465, .470 N. E., .475 N. E. oder .476 N. E., haben fast eine identische Leistung und kopieren die .500/450 N. E. mehr oder minder genau. Nur beim Geschossdurchmesser wurde das verbotene 45er Kaliber vermieden.
Auch heute noch ist eine Doppelbüchse im Kaliber .500/450 N. E. 3 ¼ eine gute Wahl für die Big Game-Jagd. Durch den geringen Gasdruck ist die Patrone optimal für die heißen Jagdländer. Die oft schweren britischen Doppelbüchsen schießen sich damit sehr angenehm. Auszieherprobleme sind kaum zu befürchten. Fabrikmunition wird heute nur noch gelegentlich von W. Romey hergestellt. Romey verwendet die klassischen 480 grs. Geschosse. Es gibt eine Vollmantel- und Teilmantellaborierung mit Woodleigh-Geschossen, die sich an den Leistungsdaten der alten Kynoch-Patronen orientieren.
Der Wiederlader hat durch den heute sehr populären Geschossdurchmesser von Dia .458 noch weitaus mehr Möglichkeiten. Es stehen Geschossgewichte von 300 bis 600 grs. zur Verfügung. Überschwere Geschosse sind aber wenig sinnvoll, da dann die Mündungsgeschwindigkeit sehr gering wird. Viele der leichten Geschosse dieses Geschossdurchmessers sind für ältere 45er Patronen, wie die .45/70 Government, gedacht und haben dünne Mäntel. Diese Geschosse sind nur bei reduzierten Ladungen einsetzbar und sollten nicht auf Großwild verwendet werden. In den alten Doppelbüchsen werden auch die Läufe kaum zusammenschießen. Bei Blockbüchsen spielt das natürlich keine Rolle. Geeignete Pulver sind die langsam abbrennenden Sorten, wie IMR 4350, Hodgdon 4831 oder Kemira N 160. Die große Hülse muss gut befüllt werden, und es sind nur progressive Pulver mit großem Füllvolumen brauchbar. Es wurden ausschließlich Magnum-Zünder eingesetzt. Matrizensätze sind von fast allen Wiederladewerkzeug-Herstellern erhältlich, aber entsprechend der heute geringen Verbreitung der Patrone sehr teuer.
Wenn eine stabile Ladepresse vorhanden ist, bereitet das Laden der .500/450 N. E. 3 ¼ keine großen Probleme. Moderne Hülsen, wie sie bei den Fabrikpatronen von Romey verwendet werden, sind sehr stabil und haben nicht mehr einen so dünnen und empfindlichen Hülsenhals wie die alten Kynoch-Patronen. Auch von Horneber sind Hülsen erhältlich. Wird Munition für eine der alten englischen Doppelbüchsen geladen, muss unbedingt vorher der genaue Laufdurchmesser ermittelt werden. Das ist auch bei der .500/450 N. E. 3 ¼ sehr wichtig, da bekannt ist, dass sich einige Büchsenmacher früher nicht immer an die Maße gehalten haben und es daher Probleme mit modernen .458er Geschossen geben kann. Die Geschosse müssen gecrimpt (Anpressen des Hülsenmundes an das Geschoss) werden.
Als Testwaffe diente eine Blockbüchse mit 65 cm Lauflänge. Mit allen angegebenen Ladungen wurde eine gute Präzision erreicht. Die Geschwindigkeit wurde 3 Meter vor der Mündung gemessen.
Weil keine Garantie dafür besteht, mit welcher Sorgfalt und welchen Komponenten der Wiederlader arbeitet, noch in welchem Zustand sich die Waffe befindet, in der er seine Munition verschießt, erfolgt die Angabe der Ladedaten in jeder Hinsicht ohne Gewähr!