Wiederladen – immer attraktiver

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Munition für Großwildbüchsen ist nicht nur sehr teuer, sondern auch die Auswahl verschiedener Laborierungen ist in vielen Kalibern nicht gerade groß. Entsprechend dem geringen Munitionsangebot sind aber auch Ladedaten für Großwildpatronen seltener zu finden. Hier soll Abhilfe geschaffen werden

Von Norbert Klups
Die Zahl der Jäger und Schützen, die ihre Patronen selbst laden, nimmt ständig zu. Das liegt nicht nur an den steigenden Preisen von Fabrikpatronen, der besseren Präzision von wiedergeladener Munition durch genaue Abstimmung auf die eigene Waffe und das heute hervorragende Angebot an Werkzeugen und Hilfsmitteln, dass das Wiederladen sehr einfach macht, sondern auch an der Tatsache, dass verschiedene Kaliber aus den Herstellerkatalogen fast ganz verschwunden sind.

Patronen, von denen sich im Jahr nur ein paar Tausend verkaufen lassen, lohnen für Munitionsfabriken nicht und werden aus dem Programm gestrichen.

Diese Nische besetzen natürlich Kleinhersteller und gewerbliche Wiederlader, die seltene Kaliber anbieten, doch solche weitgehend in Handarbeit gefertigten Patronen sind sehr teuer und auch nicht immer zu bekommen, denn diese Kleinfirmen können immer nur ein Kaliber laden. Und so werden manche Patronen nur alle zwei oder drei Jahre aufgelegt.

Das kann zu langen Wartezeiten führen, wenn das benötigte Kaliber gerade nicht auf Lager ist. Wer eine Jagdreise plant, kann kaum warten und muß zusehen, woher er Munition für die neue Büchse bekommt. Viele Jäger werden jetzt sagen: „Selbst schuld, mit einem Standardkaliber wäre das nicht passiert.“

Das stimmt natürlich, doch der Trend zu den alten Großwildpatronen ist ungebrochen. Hier spielt auch die Nostalgie und das Flair eine Rolle, das den alten Kalibern anhängt. Nicht nur alte Waffen werden vermehrt auf der Jagd geführt und auf dem Schießstand zum Leben erweckt, sondern auch Neuwaffen werden wieder für alte und bewährte Kaliber eingerichtet.

Doch auch bei modernen Patronen kann es zu Problemen kommen. Bestes Beispiel ist die erste Patrone der neuen Serie, die .416 Remington Magnum. Zur Zeit ist es unmöglich, die Vollmantellaborierung von Remington in Deutschland zu bekommen. Für eine Großwildpatrone ein Unding und für Besitzer von Büchsen in diesem Kaliber, die Dickhäuter bejagen wollen, ein Problem. Wer seine Patronen aber selbst lädt, hat diese Sorgen nicht.

Dazu kommt der Kostenfaktor. Der teuerste Teil einer Patrone ist die Hülse. Sind leere Hülsen von abgefeuerten Fabrikpatronen vorhanden, ist die Ersparnis gerade bei Großwildpatronen enorm. Eine Fabrikpatrone .505 Gibbs kostet zum Beispiel 25 Mark. Das 535 Grains schwere Teilmantelgeschoss von Woodleigh, mit dem auch die Fabrikpatrone laboriert ist, ist für etwa 2,50 Mark zu haben.

Rechnet man noch einmal den gleichen Betrag für Pulver und Zündhütchen dazu, was schon üppig kalkuliert ist, spart der Wiederlader bei jeder Patrone glatte 20 Mark. Da hat sich selbst der knapp 700 Mark teure Custom-Made-Matrizensatz von RCBS sehr schnell amortisiert.

Hinzu kommt die Möglichkeit, durch die Verwendung anderer Geschosse den Anwendungsbereich des Kalibers zu vergrößern. So lässt sich die .505 Gibbs aus unserem Beispiel anstatt mit dem 535 Grains schweren Woodleigh-Geschoss auch mit dem sehr leichten 300 Grains Barnes Kupfer-Teilmantel laden, was nicht nur den Rückstoß enorm senkt, sondern der sonst nur auf kurze Distanzen einsetzbaren Patrone auch zu ungeahnter Rasanz verhilft.

Hier begibt sich der Wiederlader aber oft in einen experimentellen Bereich, denn Ladedaten für solche Laborierungen sind mehr als rar. Besonders, wenn Pulver eingesetzt werden sollen, die in Deutschland auch erhältlich sind.

Die dieser Serie angegebenen Geschwindigkeitswerte wurden alle aus normalen Jagdbüchsen ermittelt, es handelt sich nicht um Messlaufdaten. Bei jeder Folge ist die Testwaffe mit genauer Lauflänge angegeben. Die Mündungsgeschwindigkeit ist daher bis auf die kleinen Schwankungen, die sich aus unterschiedlichen Pulverlosen und der Laufbeschaffenheit ergeben, real.

Was wird benötigt?

 Wer Großwildmunition laden will, muß über eine stabile Ladepresse verfügen, denn die großen und starkwandigen Hülsen verlangen eine gute Kraftübertragung und eine große Zugriffsöffnung. Eine Presse vom Kaliber einer RCBS Rock Chucker, Redding Ultramag oder der von Johannsen vertriebenen Expert Competition sollte es schon sein.

Neben einer guten Pulverwaage und den zur Hülsenbearbeitung und Zündglockenreinigung üblichen Kleinwerkzeugen wird nur noch der passende Matrizensatz mit Hülsenhalter benötigt.

Für den Erwerb der Treibmittel ist ein Sprengstofferlaubnisschein Voraussetzung. Das Wiederladen von Großwildpatronen ist nicht gerade das ideale Gebiet, um in die Wiederladerei einzusteigen. Wer sich hier versucht, sollte möglichst schon etwas Erfahrung mitbringen.

Die angegebenen Ladedaten und Messwerte beziehen sich immer nur auf die genauen Laborierungen. Schon der Austausch des Geschosses gegen das eines anderen Herstellers kann, auch bei gleichem Geschossgewicht, zu Gasdruckssprüngen führen, weil die Manteldicke anders ist und sich damit der Einpresswiderstand ändert. Experimente in dieser Hinsicht sollten also möglichst unterbleiben.

Weil keine Garantie dafür besteht, mit welcher Sorgfalt und welchen Komponenten der Wiederlader arbeitet, noch in welchem Zustand sich die Waffe befindet, in der er seine Munition verschießt, erfolgt die Angabe der Ladedaten in jeder Hinsicht ohne Gewähr!

Hansgeorg Arndt


Hansgeorg Arndt

Fotos: Norbert Klups

Hansgeorg Arndt

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