Zukunft der Löwenjagd

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Die Jagd auf die Großkatzen in Afrika haben finanzstarke Tierschutz-Gruppen ins Visier genommen. Ist es nicht ein Anachronismus, dass man im 21. Jahrhundert diese große Raubkatze noch bejagt? Ist sie nicht in weiten Teilen Afrikas schon ausgerottet? Steht sie andernorts nicht auch auf der roten Liste? Auch in Deutschland haben viele Gruppen simple Antworten auf solche Fragen parat.

Eine amerikanisch-französische Studie belegt, Löwenjagden, wie hier im tansanischen Selous, kann es weiterhin geben.

Von Hubert Wäller
Noch können Löwentrophäen bei uns ohne Schwierigkeiten eingeführt werden. Bei der letzten Artenschutzkonferenz in Chile 2002 wollten einige Gruppen jedoch den Löwen auf die Tagesordnung setzen mit dem Ziel, den Schutzstatus von Anhang II, wo er sich jetzt befindet, auf Anhang I zu erhöhen. Dies konnte verhindert werden.

Um einen Überblick über den Status und die Situation des Löwen in Afrika zu gewinnen, haben zwei pro-jagdliche Nichtregierungsorganisationen im vergangenen Jahr eine Studie anfertigen lassen und inzwischen veröffentlicht. Es handelt sich dabei um die französische Internationale Wildschutz-Stiftung (Fondation Internationale Pour La Sauvegarde de la Faune) und die amerikanische Conservation Force.

Löwen lassen sich nicht ohne weiteres zählen. Bestandsermittlungen sind daher mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Die Studie stützt sich auf Sekundärquellen und hat Befragungen einer Vielzahl von Fachleuten in Afrika ausgewertet.

Löwen gibt es noch in 32 Staaten südlich der Sahara. In Nordafrika wurden freilebende Löwen ausgerottet. Der nördlichste bekannte Löwe wurde im Tschad am 19. Breitengrad im Jahre 1927 geschossen.

Etwa die Hälfte der Löwen Afrikas leben in Naturschutzgebieten. Die andere Hälfte lebt außerhalb der Parks, das heißt in besiedelten und landwirtschaftlich genutzten Gegenden. Die Situation der Löwen ist in jedem Land, und dort noch je nach Gebiet, verschieden. Der Löwe ist derzeit in Afrika südlich der Sahara nicht vom Aussterben bedroht. Doch es gibt Länder und Regionen, in denen er verschwunden ist.

Die Hauptursache dafür hängt mit dem Menschen zusammen und ist im Verlust von Lebensräumen für die Großkatzen begründet. Die Bevölkerung in Afrika hat sich in den vergangenen 40 Jahren verdreifacht und entsprechend sind die Flächen, die für Besiedlung, Ackerbau und Viehzucht benötigt werden, stark angestiegen. Man kann statistisch nachweisen, dass die Dichte der Löwen mit der Anzahl der Menschen und ihren Aktivitäten umgekehrt korreliert, das heißt: je mehr Menschen, desto weniger Löwen.

Vor allem dort, wo Viehzucht betrieben wird, setzen die Viehzüchter alles daran, Löwen fernzuhalten oder zu vernichten. Ihr Vieh ist ihr ganzer Reichtum, und wenn Löwen Rinder und Ziegen töten, dann bedeutet das große finanzielle Verluste und manchmal Hunger und Armut. Das einfachste Mittel, man vergiftet die Katzen, und das wird auch häufig praktiziert.

Rückgabe der Beute, entweder durch Besiedlung oder Wilderei, schwächt die Bestände.
Tabellen:
Foto: Max Egger, Jürgen Gauß, Stefan Meyers

 

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Löwen und Menschen

Man darf sich keinen Illusionen hingeben. Die ländliche Bevölkerung lebt mit den Löwen nicht in Harmonie. Großkatzen werden als Gefahr angesehen, und man ist froh, wenn sie verschwinden. Umfragen im ländlichen Afrika beweisen, dass die Bevölkerung am liebsten alle Löwen abschießen lassen würde. Einzäunen sehen sie als eine andere Lösung an. Auch in Gegenden mit niedriger Löwendichte ist die Bereitschaft zur Koexistenz nicht höher.Menschen fressende Löwen treten überall immer wieder auf. Löwen und Menschen scheinen sich gegenseitig auszuschließen, und das ist eine der Hauptgefährdungen für den Löwen außerhalb von Schutzgebieten. Auch der Rückgang des Beutewildes, sei es durch Besiedlung oder Wilderei, schadet den Löwenbeständen. Ein Löwe braucht im Schnitt mindestens fünf Kilogramm Fleisch am Tag. Niedrige Dichten an Beutewild führen automatisch zu niedrigen Löwendichten. Hinzu kommen Krankheiten, die von Haustieren auf Löwen übertragen werden und die zum Zusammenbruch ganzer Bestände führen können.

Überall im ländlichen Afrika werden Menschen von Löwen getötet. Die meisten Fälle werden niemals bekannt. Im südlichen Tansania scheinen die meisten Opfer aufzutreten. Jedes Jahr werden am Rande des Selous-Wildreservats 20 bis 30 Opfer beklagt. Manchmal tritt die Plage konzentriert auf. In Südafrika kamen die illegalen Flüchtlinge aus Mosambik zu zweifelhafter internationaler Berühmtheit. Sie überwanden den Grenzzaun zu Südafrika und liefen durch den Krügerpark. Einige Dutzend wurden dabei von Löwen getötet und gefressen. Ähnliche Fälle werden aus allen Löwengebieten berichtet.

Die Zahl der Löwen, die zur Schadensabwehr getötet werden, ist erheblich. So wurden auf der Galana Ranch in Kenia zwischen 1968 und 1988 jedes Jahr ungefähr 25 Löwen geschossen („zerstört“ ist der Fachausdruck für diese Abschüsse). Das entsprach einem Löwen auf zehn getötete Rinder. Seitdem die Ranch dem kenianischen Staat gehört (der seit 1977 die Jagd verboten hat!), werden die Löwen der Einfachheit halber vergiftet.

Auf Farmland am Rande des Etosha Nationalparks in Namibia wurden zwischen 1965 und 1994 mindestens 1.000 Löwen getötet. Die Zahl liegt möglicherweise viel höher, da diese Abschüsse früher nicht gemeldet werden mussten. Am Rande des Kgalagadi Nationalparks in Südafrika und Botswana wurden pro Jahr rund 25 Löwen zum Schutz des Viehs abgeschossen. Und als in Botswana vor drei Jahren die Regierung sowohl die Jagd als auch den Abschuss von Schadlöwen verbot, sind die Löwenverluste ganz erheblich in die Höhe geschossen. Sie werden jetzt vergiftet, in Schlingen gefangen und heimlich abgeschossen.

Löwen einen Wert geben

Kosten und Nutzen von Löwen für die ländliche Bevölkerung ist eine der entscheidenden Fragen, von deren Beantwortung es abhängen wird, ob freilebende Löwen auch in Zukunft existieren werden. Die Bevölkerung trägt alle Kosten in Form von Verlusten an Vieh und menschlichem Leben und den Verlust an Acker- und Weideland, wenn man Nationalparks einrichtet, um Löwen und anderes Wild zu schützen.Mit Foto- und Jagdtourismus wird viel Geld an Löwen verdient. Daran partizipiert die Bevölkerung bislang jedoch nur in geringem Maße. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass Löwen und anderes Wild gewildert werden und die Bauern versuchen, in den Schutzgebieten zu siedeln oder dort ihr Vieh zu weiden.

Ohne fühlbaren Nutzen werden diese Konflikte sich in Zukunft noch verstärken, und sie werden das Überleben der großen Raubkatzen innerhalb und außerhalb der Schutzgebiete gefährden. Das gilt nicht nur für Länder mit noch großen Löwenvorkommen, sondern trifft genauso auf solche Länder zu, wo es nur noch ganz wenige Löwen gibt wie im Senegal.

Neuerdings werden in Ländern wie Tansania, Namibia und Kenia Programme getestet, bei denen der einheimischen Bevölkerung Einnahmen aus der Nutzung von Löwen und anderem Wild zugute kommen, sei es durch Foto-, sei es durch Jagdtourismus. Letztlich wird das Überleben der Löwen von ihrer Akzeptanz durch die Bevölkerung abhängen.

Die Jagd auf den König der Tiere

Die lukrativste Form der Löwennutzung neben dem Fototourismus ist die Löwenjagd durch Touristen. Sie wird in 13 Staaten, das heißt in rund 40 Prozent der Länder mit Löwenvorkommen betrieben. In Westafrika sind dies drei von 15 Ländern, in denen jährlich 18 bis 19 Löwen geschossen werden. In Burkina Faso werden seit 20 Jahren jährlich zwölf Löwen von Trophäenjägern erlegt. Den Autoren erscheint dies ein guter Hinweis darauf, dass die Quote stimmt (siehe aber auch den Bericht über Benin auf Seite 74, der das Gegenteil aussagt).Nur einer von 16 Jägern erlegt tatsächlich auch einen Löwen. Allerdings bejagen die meisten Jäger primär anderes Wild. Dennoch zieht die geringe Chance auf einen Löwen viele zahlende Jagdgäste an. Die Löwenjagd erfüllt deshalb trotz geringer Freigabe einen wichtigen ökonomischen Zweck. Auch im Senegal und in Benin gibt es Löwenjagd. Allerdings wurde sie in Benin vorübergehend eingestellt.

In Zentralafrika werden Löwen in drei von neun Ländern bejagt. Der Löwe spielt hier eine ganz ähnliche Rolle wie in Westafrika und ist kein Hauptjagdwild. 17 bis 18 Löwen werden jährlich erlegt. Löwenjagd ist in Kamerun, im Tschad und in der Zentralafrikanischen Republik möglich, wobei allerdings in der ZAR die Löwenquote auf Null gesetzt wurde. In Ostafrika dürfen nur in zwei von acht Ländern Löwen bejagt werden. In Tansania liegt die Löwenquote jährlich bei 500 Löwen. Davon wird etwa die Hälfte auch tatsächlich erlegt. Der Jagderfolg ist seit Ende der 80er Jahre konstant. Dies spricht für eine nachhaltig erzielbare Quote.

Nach Ansicht der Studie trägt die Trophäenjagd positiv zur einheimischen Wirtschaftsentwicklung bei. Nach neuen, erst kürzlich erlassenen rechtlichen Vorschriften werden die Gemeinden in den Jagdgebieten zunehmend an den jagdlichen Erträgen beteiligt. Dies ist ein Anreiz für die einheimische Bevölkerung, auf Dorfland Wild zu hegen und zu schützen. Indem man Wild einen Wert gibt, fördert man das nachhaltige Management dieser Ressource.

Auch in Äthiopien können Löwen bejagt werden. Uganda und der Sudan geben keine Löwen frei. In Kenia ist ohnehin die Jagd verboten. Auch in Somalia, Ruanda und Burundi können Ausländer nicht jagen.

Im südlichen Afrika können Löwen in fünf von acht Ländern bejagt werden. In Namibia beträgt die Abschussquote für Löwen 0,4 Prozent bis 0,9 Prozent des gesamten Löwenbestandes. Die Löwenquote hängt oft direkt von der Häufigkeit der Probleme mit Löwen ab. In Botswana werden Löwen traditionell bejagt, wobei das Anludern verboten ist. Die Quote im Okavango Delta betrug weniger als ein Prozent des Bestandes. Der Abschuss von Problemlöwen machte den größten Teil aus.

Die Löwenjagd im trockenen Norden des Landes galt allgemein als nicht nachhaltig. Im Jahre 2000 betrug die Quote für Trophäenjäger 39 Löwen. Im selben Jahr wurde die Löwenjagd vorübergehend eingestellt. Sollten die Bemühungen der Tierrechtler Früchte tragen, wird die Löwenjagd dort auf absehbare Zeit verboten bleiben.

In Süd-Afrika gibt es in beschränktem Maße Löwenjagd in den privaten Wildreservaten am Rande des Krüger Nationalparks. Ansonsten werden von den jeweiligen Naturschutzbehörden einzelne Schadlöwen zum Abschuss freigegeben, die dann aber von Beamten im Rahmen des Dienstes geschossen werden. Ins Kreuzfeuer ist Südafrika aber mit seinen „canned lion shooting“ genannten Jagden auf Löwen in Gattern geraten (siehe Seite 68).

In Simbabwe wurden im Jahre 2000 insgesamt 91 Löwen von Trophäenjägern erlegt. Die Jagdfirmen erzielten damit Einnahmen in Höhe von 1,86 Millionen US-Dollar. Im Jahr 2001 wurden 224 und im vergangenen Jahr 139 Löwen freigegeben. In den ländlichen CAMPFIRE Gebieten trägt die Löwenjagd nur mit zwei Prozent zu den Jagderträgen bei. Dies zeigt, dass es dort nur wenige Löwen gibt. Derzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass die Trophäenjagd irgendeinen nachweisbaren Einfluss auf die Zahl der Löwen im Lande hat.

Im Jahre 2000 wurden in Sambia 78 Löwen gejagt. Auf der Grundlage der Erfahrungen der vergangenen 20 Jahre geht man dort davon aus, dass acht Prozent der erwachsenen Löwen zur Bejagung freigegeben werden können. In Mosambik werden ebenfalls Löwen zur Jagd freigegeben.

Die Autoren weisen darauf hin, wie wichtig es ist, Löwenquoten alljährlich neu festzulegen. Die Bestandszahlen der Löwen schwanken stark von Jahr zu Jahr, je nach Vorhandensein von Beutewild und anderen Faktoren, wie Krankheiten, und durch jährliche Anpassungen der Quoten kann man darauf Rücksicht nehmen.

Jagdverbote kosten Löwenleben

Das Verbot der Löwenjagd oder jeglicher Jagd in einigen Ländern verhindert das Erzielen dringend benötigter Einnahmen. Riesige Gebiete von oft Millionen Hektar Wildnis, die sich kaum für anderen Tourismus eignen, können dadurch nicht genutzt werden. Als Konsequenz breitet sich dort umweltschädliche Viehwirtschaft, Brandrodung und ähnliches aus.Löwenhabitate gehen verloren und dies reduziert die Löwen-Bestände spürbar. Verbote der Löwenjagd, wie vor drei Jahren in Botswana, führen nicht zu einem Rückgang der Abschüsse. In Botswana sind seitdem sehr viel mehr Löwen vernichtet worden als vorher. Es geschieht nur eben illegal und wird den Behörden nicht offiziell bekannt.

In Europa hat der Löwe seit jeher die Aufmerksamkeit der Menschen gefesselt, ist zu einem Symbol geworden und hat Eingang in Literatur und Sprache gefunden. Der Schutz der Löwen als charismatische Tierart ist nicht zuletzt deshalb ein emotionales Thema in der Öffentlichkeit. Ganz anders sehen die ländlichen Afrikaner, die mit Löwen leben müssen, den „König der Tiere“. Aber von ihnen wird es abhängen, ob diese Raubkatze in Afrika eine Zukunft hat.

Phillip Chardonnet
(Herausgeber):
Conservation of the African Lion.
Contribution to a Status Survey.
International Foundation for the Conservation of Wildlife, France &
Conservation Force, USA.

Erhältlich bei: International Foundation for the Conservation of Wildlife,
15 Rue de Teheran,
F-75008 Paris

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